Baubiologie – ganzheitlich gesund wohnen und arbeiten
Die ganzheitliche und naturnahe Lehre der Baubiologie hat vor bald 50 Jahren begonnen. Bis heute hat sie viele Spezialisten ausgebildet, die dabei helfen, dass Wohnungen und Arbeitsstätten die Gesundheit erhalten. Gute Baubiologen in Deutschland sind im IBN oder den beiden Verbänden organisiert. Was es genau mit der Baubiologie auf sich hat und wie Sie entsprechende Experten finden, lesen Sie hier.
In diesem Artikel:
- Was ist Baubiologie?
- Baubiologische Aufklärung
- Schöner Leben mit Baubiologie
- Messbare Qualität
- Baubiologische Institutionen
- Passende Baubiolog*innen finden
Ein Beitrag unserer Redaktion.
Was ist Baubiologie?
Kurz gesagt: Das Ziel der Baubiologie ist ein naturnahes, ganzheitlich gesunde Wohnen, Arbeiten, Bauen und Sanieren. Ein Schwerpunkt liegt traditionell auf dem Wohnen, da es schließlich uns alle betrifft.
Seit bald 50 Jahren wird die Baubiologie von einem Netzwerk aus Fachleuten optimiert. Jede*r bringt seine oder ihre persönliche Fachkompetenz ein, bildet sich stetig weiter und hilft im Netzwerk. Das Ziel der Baubiologie ist ein naturnahes, gesundes Wohnen, Arbeiten, Bauen und Sanieren, mit einem Schwerpunkt auf dem Wohnen. Denn Baubiologen verstehen das Wohnumfeld als dritte Haut. Diese sollte so gesund und frei von Giften sein, wie die eigene Kleidung und die eigene Haut. Im Gegensatz zu den einzelnen Gewerken gestalten sie das Wohnumfeld ganzheitlich und möchten es möglichst naturnah erhalten. Als Wohnumfeld verstehen sie dabei die gesamte gebaute Umwelt von der Wohnung bis zur Stadt. Je nach Fachkompetenz beraten Baubiologen beim Planen, Messen oder Bauen.
Baubiologische Aufklärung
Die Baubiologie hat ihr Profil durch Aufklärung über neue umweltmedizinische Forschungen geschärft. Oft musste sie dabei dem Greenwashing von Firmen entgegenarbeiten; wie in den 1970er und 80er Jahren bei den Pestiziden in sogenannten Holzschutzmitteln, beispielsweise in Xylamon. Es enthielt bis 1978 die extrem giftigen Stoffe PCP und Lindan, die sogar heute noch manchen Altbau belasten.
Früh warnten Baubiologen auch vor Schadstoffen wie Asbest, krebserregendem Formaldehyd, Schimmelpilzen oder dem giftigen Flammschutzmittel HBCD in Polystyrol, welches seit 2015 verboten ist. Heute klären sie zudem über schlechtes Licht, ‘Elektrosmog‘ und Radioaktivität auf. In den 25 Leitlinien hat das 1983 gegründete Institut für Baubiologie & Nachhaltigkeit IBN die Grundregeln der Baubiologie formuliert. In den fünf Bereichen „Innenraumklima“, „Baustoffe und Raumausstattung“, „Raumgestaltung und Architektur“ „Umwelt, Energie und Wasser“ sowie „ökosozialer Lebensraum“ ist alles zusammengefasst, was heute zu einem gesund erhaltenden Wohnumfeld gehört.
Die Grafik (Quelle IBN/Christian Kaiser) können Sie hier herunterladen:
Die-25-Leitlinien-der-Baubiologie: Herunterladen
Schöner leben mit Baubiologie
Die zweite Generation von Baubiologen gestalten das Wohnumfeld zunehmend ästhetisch – ein Genuss für die Augen, mit angenehm warmen Oberflächen, Wohlgerüchen für die Nase und stressfreier Akustik. Das zeigen das Buch „Gesundes Bauen und Wohnen – Baubiologie für Bauherren und Architekten“ oder der internationale Fibra Award. Stellschrauben für die Ästhetik sind ökologische Baustoffe wie Holz, Kalk, Lehm oder Stroh sowie auch Farben und Putze. Aber auch Themen wie Wärmedämmung, Heizung und Lüftung sind wichtig für ein gutes Raumklima.
In den Artikeln “Stadl mit Lehm – eine zweite Heimat im Chiemgau” und “Strohboid – nachhaltige Bausysteme für Events” können Sie nachlesen, wie mit den Materialien Lehm, Stroh und Holz gebaut wird. Der Artikel “Recyclinghaus – ein preisgekröntes Wohnprojekt” zeigt, dass man auch mit Recyclingmaterialien gut bauen kann.
Messbare Qualität
Der Erfolg einer baubiologischen Gestaltung ist aber nicht immer zu sehen. Erst Messtechnik macht auch unsichtbare biologisch riskante Umwelteinflüsse sichtbar. Sie erkennt beispielsweise elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder (EMF), auch ‘Elektrosmog’ genannt, oder leicht flüchtige Schadstoffe (VOC). Mit technischer Hilfe spüren Baubiologen auch Schadstoffe wie Radon auf. Bei Schimmel gibt es auch die Möglichkeit, einen Spürhund einzusetzen. Baubiologische Messtechnik kommt bei ganz unterschiedlichen Gebäudegrößen zum Einsatz; in Wohnungen, ganzen Gebäuden oder kompletten Siedlungen. So prüfte und bewertete der Baubiologe IBN Stephan Streil bei der Untersuchung des 22 Hektar großen Grundstücks für das Ecoquartier Pfaffenhofen die Einflüsse von Hochspannungsleitungen, Bahn, Trafohäusern, Mobilfunk, Radon-Bodengas sowie Schallemissionen.
Baubiologische Institutionen
Die Berufsbezeichnung Baubiologe ist in Deutschland nicht geschützt und unterliegt keiner definierten Ausbildung. Das führt dazu, dass neben gut ausgebildeten Baubiologen auch Mitläufer zu finden sind. Eine fundierte Ausbildung und regelmäßige Weiterbildungen bieten folgende Institutionen an:
Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN
Das unabhängige IBN in Rosenheim berät seit mehr als 30 Jahren. Besonders erfolgreich ist es in der Grundausbildung. Die meisten deutschen Baubiologen haben dort mit dem von Anton Schneider gegründeten Lehrgang begonnen. Heute wird es von dem Architekten Winfried Schneider geleitet und bietet einen Fernlehrgang mit digitalen Unterlagen an. (Zu einem Interview mit Winfried Schneider geht es hier.)
Das IBN hat mit an den 25 Leitlinien und dem wichtigen Standard der Baubiologischen Messtechnik gearbeitet. 2015 baute es als Mustergebäude sein neues Büro mit Einliegerwohnung. Das Passivhaus hat ein nachhaltiges Gesamtkonzept und ist konsequent mit baubiologischen Materialien gebaut. So sehen Verbraucher, was heute rund um den gesunden Innenraum und das nachhaltige Bauen möglich und sinnvoll ist. Das IBN vernetzt außerdem weltweit weitere baubiologische Institute.
Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, Rosenheim
Tel.: 08031-353920
E-Mail: institut@baubiologie.de
Homepage: www.baubiologie.de
Verband Baubiologie e.V. VB
Der VB ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Interessenverband der gesundheitlich verträglichen und ökologischen Produkte, Technologien, Baustoffe und Bauweisen propagiert. Er fördert die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch unter den Baubiologen.
Kurzinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden des Verbands Baubiologie Ulrich Bauer (Architekt, Baubiologe):
Warum sind Sie neben Ihrer Profession als Architekt auch Baubiologe?
Die Baubiologie gibt mir die Möglichkeit als Architekt wieder den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und Lebensräume zu schaffen, die alle Sinne ansprechen, behaglich sind und eine hohe Lebensqualität anbieten.
Was ist der wichtigste Schwerpunkt des Verbands Baubiologie?
Die Vision des Verband Baubiologie ist es unumgänglicher Partner bei der gesunden und nachhaltigen Wohn- und Lebensraumgestaltung zu sein. Dazu bilden wir unsere über 400 Mitglieder zu hoch qualifizierten, unabhängigen Experten weiter und machen Öffentlichkeitsarbeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Was sind aktuell die wichtigsten Themen für gesundes Wohnen?
Ein großes Anliegen ist es uns alle unnatürlichen Felder aus dem Stromnetz und Felder aus Funk zu reduzieren. Große Themen sind weiterhin schadstofffreie Gebäude, die Bilanzierung der Herstellungsenergien, Kreislaufwirtschaft und ökosoziales Leben.
VB – Verband Baubiologie, Bad Neuenahr
Tel.: 02641 – 911 93 94
E-Mail: info@verband-baubiologie.de
Internet: www.verband-baubiologie.de
Berufsverband Deutscher Baubiologen e.V. VDB
Der VDB vernetzt Sachverständige bei der Qualitätssicherung von möglichen Risiken in der bebauten Umwelt durch Schimmelpilze, Schadstoffe, elektromagnetische Felder sowie Strahlung. Für Interessierte hat er ein ‘Gesünder-Wohnen-Telefon’ eingerichtet.
VDB – Berufsverband Deutscher Baubiologen, Jesteburg
Tel.: 04183-77 35 301
E-Mail: netzwerk@baubiologie.net
Homepage: www.baubiologie.net
Passende Baubiologen finden
Baubiologen, die vom IBN ausgebildet wurden, sind Generalisten, die zu allen 25 Leitlinien beraten können. Meist haben sie zudem durch eine Berufsausbildung oder ein Studium verschiedene Ausrichtungen und Spezialisierungen. Gute Plattformen, um einen örtlich nahen Baubiologen zu finden, bieten das IBN, der VB sowie der VDB. Dort gibt es nach Postleitzahlen geordnete Verzeichnisse.
Wählt man auf andere Art und Weise einen Baubiologen, so sollte man seine Grundausbildung und die Aktualität seines Fachwissens vor der Beauftragung auf jeden Fall abfragen. Um für eine persönliche Fragestellung den passenden Berater zu finden, haben wir hier eine kleine Auswahl von Beratungsstellen IBN mit Angabe ihrer wichtigsten Spezialisierung angelegt. Telefonische Kurzauskünfte erteilen sie in der Regel kostenlos und vermitteln geeignete Fachleuten, Firmen und Handwerker.
Name | Spezialisierung | online |
Bauer, Ulrich | Schadstoffarme Baustoffe | natuerlich-baubiologisch.de |
Canters, Rolf | Energetische Sanierung | bauplusenergie.de |
Dippold, Uwe | Wasserschäden | baubiologie-nuernberg.de |
Ehm, Christine | Biologische Schädlinge | giftfreie-schaedlingsbekaempfung.de |
Feldbrügge, David | Lehmbaustoffhandel | lehm-laden.de |
Jentner, Pamela | Radonfachperson | radon-protect.com |
Kaiser, Christian | Altbausanierung | zekadesign.de |
Längle, Holger | Verarbeitung von Lehmbaustoffen | erfolgsgeheimnis-lehmbau.de |
Mierau, Dr. Manfred | EMF, Smart Home | maes.de |
Müller, Karlheinz | Baubiologische Grundstücksuntersuchung | baubiologie-verzeichnis.de/adresse/baubiologie-mueller/ |
Schön, Stefan | Holzböden | baubiologie-schoen.de |
Schweighöfer, Sabine | Naturbaustoffhandel | lebensart-freising.de |
Streil, Stefan | Schadstoffe in Fertighäusern | baubio-logisch.de |
von Dall’Armi, Dr. Thomas | Ökologische Baukunst | denkenplanenbauen.de |
Text: Achim Pilz
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