Die 25 Leitlinien der Baubiologie

Foto: iStock/Antonio Guillem

Den Großteil unseres Lebens verbringen wir drinnen. Unsere Wohnräume beeinflussen uns dabei mehr, als wir denken – körperlich, emotional und sogar sozial. Die 25 Leitlinien der Baubiologie bieten schon seit 1980 die umfassendste Grundlage, wie wir in Innenräumen gesund und nachhaltig leben können.

Dabei geht es nicht nur um Aspekte wie schadstofffreie Baustoffe oder gute Luft, sondern auch um gute Lichtverhältnisse, Akustik und die Förderung von Gemeinschaft. Die 25 Leitlinien der Baubiologie beschreiben auch, wie ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen, z.B. Energie und Wasser im Gebäudebereich möglich ist. Die Baubiologie zeigt aus ganzheitlicher Sicht, wie wir Wohlbefinden und Umweltschutz unter einem Dach vereinen.

Die 25 Leitlinien der Baubiologie bilden heute das grundlegende Regelwerk aller Baubiologen. Zugleich sind sie ein Kompass für alle, die gesünder und nachhaltig leben wollen. Sie werden ergänzt von den baubiologischen Richtwerten und Standards. Baubiologen verwenden wissenschaftliche Messverfahren, um die Qualität von Lebensräumen zu bewerten.

In diesem Beitrag:

  1. Baubiologen − Experten für gesundes Wohnen
  2. Die 25 Leitlinien der Baubiologie
  3. Die baubiologischen Richtwerte und Standards

CRADLE
Redaktion

Baubiologen − Experten für gesundes Wohnen

Eine Besonderheit der Baubiologie ist, dass sie sich ganzheitlich mit der Beziehung zwischen Mensch, Gebäude und Umwelt beschäftigt. Sie berücksichtigt alle Faktoren, die das Wohlbefinden der Menschen in Innenräumen beeinflussen können und untersucht, wie Wohn- und Arbeitsräume gestaltet werden sollten, um gesund, umweltfreundlich und nachhaltig zu sein. Dabei fließen Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie Architektur, Umweltwissenschaften, Medizin und Bauphysik ein.

» In diesem Beitrag haben wir genauer erklärt, was Baubiologie ist und womit sich Baubiologen beschäftigen »

Abklärung durch den Profi: Den konkreten Nachweis über mögliche Belastungen in Innenräumen durch Formaldehyd und weitere Gebäudeschadstoffe erbringen qualifizierte Baubiologen.
Foto: Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, www.baubiologie.de

Alle Aspekte für nachhaltiges und gesundes Bauen, Wohnen und Arbeiten sind in den 25 Leitlinien der Baubiologie zusammengefasst. Sie werden ergänzt von den baubiologischen Richtwerten und Standards. Das sind standardisierte Messverfahren, um die Qualität von Lebensräumen zu bewerten.

Der Verband Baubiologie

ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Interessenverband, in dem baubiologisch ausgebildete Experten und Interessierte aus verschiedenen Berufszweigen vernetzt sind. Zugleich ist der Verband eine überregionale Anlaufstelle für alle, die in gesunden Räumen leben und ökologisch bauen möchten.

Auf der Website des Verbands Baubiologie erfahren Sie mehr: Was tun Baubiologen? »

Die 25 Leitlinien der Baubiologie

Die 25 Leitlinien der Baubiologie sind das grundlegende Regelwerk für alle Baubiologen. Sie wurden vom Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN entwickelt.

In 5 Kategorien mit je 5 Leitpunkten verfolgen sie ein Ziel: gesunde, nachhaltige und wohnlich gestaltete Innenräume zu schaffen.

Unter realen Bedingungen können natürlich nicht immer alle Kriterien erfüllt werden. Der Baubiologe geht pragmatisch an seine Aufgabe heran: Im Mittelpunkt steht die Optimierung im individuell machbaren Rahmen. Je mehr die fünf Kategorien zusammenspielen, desto besser wird das Ziel erreicht.

Im Folgenden finden Sie alle 25 Leitlinien der Baubiologie aus allen fünf Kategorien:

  1. Innenraumklima
  2. Baustoffe und Raumausstattung
  3. Raumgestaltung und Architektur
  4. Umwelt, Energie und Wasser
  5. Ökosozialer Lebensraum

Innenraumklima

1. Reiz- und Schadstoffe reduzieren und ausreichend Frischluft zuführen

2. Gesundheitsschädliche Schimmel- und Hefepilze, Bakterien, Staub und Allergene vermeiden

3. Neutral- oder wohlriechende Materialien verwenden

4. Elektromagnetische Felder und Funkwellen minimieren

5. Strahlungswärme zur Beheizung bevorzugen

Innenraumklima: Vertiefende Online-Beiträge auf CRADLE

Baustoffe und Raumausstattung

6. Natürliche, schadstofffreie Materialien mit möglichst geringer Radioaktivität verwenden

7. Auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wärmedämmung, Wärmespeicherung, Oberflächen- und Raumlufttemperaturen achten

8. Feuchtigkeitsausgleichende Materialien verwenden

9. Auf geringe Neubaufeuchte achten

10. Raumakustik und Schallschutz optimieren (inkl. Infraschall)

Baustoffe: Vertiefende Online-Beiträge auf CRADLE

Raumgestaltung und Architektur

11. Auf harmonische Proportionen und Formen achten

12. Sinneseindrücke wie das Sehen, Hören, Riechen und Tasten fördern

13. Auf naturnahe Lichtverhältnisse und Farben achten, flimmerfreie Leuchtmittel verwenden

14. Physiologische und ergonomische Erkenntnisse berücksichtigen

15. Regionale Baukultur und Handwerkskunst fördern

Raumgestaltung: Vertiefende Online-Beiträge auf CRADLE

  • In unserem Beitrag über natürliche Bodenbeläge erfahren Sie, warum natürliche Bodenbeläge die Wohnatmosphäre und das Raumklima positiv beeinflussen.
  • In diesem Beitrag (auf der Website des IBN) stellt die Baubiologin Marlene Korff ein nach baubiologischen Kriterien geplantes Quartier in Holz-Stroh-Lehmbauweise vor.
  • Les Pieds Verts: Dieses Reihenhaus verbindet alle Wohneinheiten mit bioklimatisierten Gewächshäusern − und lässt viel natürliches Licht herein.

Umwelt, Energie und Wasser

16. Den Energieverbrauch minimieren und erneuerbare Energiequellen nutzen

17. Beim Bauen und Sanieren negative Auswirkungen auf die Umwelt vermeiden

18. Natürliche Ressourcen schonen, Flora und Fauna schützen

19. Regionale Bauweisen bevorzugen, Materialien und Wirtschaftskreisläufe mit bestmöglicher Ökobilanz wählen

20. Für optimale Trinkwasserqualität sorgen

Umwelt, Energie und Wasser: Vertiefende Online-Beiträge auf CRADLE

Ökosozialer Lebensraum

21. Bei der Infrastruktur auf gute Nutzungsmischung achten: kurze Wege zum Arbeitsplatz, zum öffentlichen Nahverkehr, zu Schulen, Geschäften etc.

22. Den Lebensraum menschenwürdig und umweltschonend gestalten

23. In ländlichen und städtischen Siedlungen ausreichende Grünflächen vorsehen

24. Nah- und Selbstversorgung stärken, regionale Dienstleistungsnetzwerke und Lieferanten einbinden

25. Baugrundstücke wählen, die möglichst nicht durch Altlasten, Strahlenquellen, Schadstoffemissionen und Lärm belastet sind

PDF-Download: Die 25 Leitlinien der Baubiologie

Das Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit IBN stellt auf der Website einen PDF-Download bereit. Auf einer DIN-A-4-Seite sind übersichtlich alle 25 Leitlinien der Baubiologie zusammengefasst. Hier können Sie das PDF herunterladen »

Die baubiologischen Richtwerte und Standards

Elektrosmog beim Wechselrichter wird überprüft
Elektrosmog überprüft: Der Wechselrichter der Solaranlage ist strahlungsarm, er steht weit weg von Daueraufenthaltsplätzen und alle Kabel sind geerdet
Foto: www.baubiologie.de

Als Grundlage und Bewertungshilfe für baubiologische Untersuchungen gelten der Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) mit den Baubiologischen Richtwerten für Schlafbereiche und messtechnischen Ergänzungen.

Das Einzigartige an den baubiologischen Richtwerten ist auch hier die ganzheitliche Betrachtung aller Umweltfaktoren, die das Wohlbefinden der Menschen in Innenräumen beeinflussen können und die Orientierung an der Natur als Maßstab. In Innenräumen sollten möglichst die gleichen Bedingungen vorliegen, wie in der unbelasteten Natur. Dadurch bieten diese Richtwerte den besten Schutz, auch vorsorglich.

Baubiologen verwenden wissenschaftliche Messverfahren, um die Qualität von Lebensräumen zu bewerten. Dazu gehören z.B.:

  • Schadstoffuntersuchungen: Die Innenraumluft wird von Baubiologen auf leicht und schwerflüchtige Schadstoffe untersucht. Dazu gehören z.B. VOCs (flüchtige organische Verbindungen), Formaldehyd, PAK, PCB, Feinstaub, Fasern und CO2. Das hilft, potenzielle Gesundheitsrisiken zu identifizieren und die Qualität der Raumluft zu bewerten.
  • Feuchtigkeitsmessungen: Die Luft- und Baufeuchtigkeit im Gebäude wird überprüft, um das Schimmelrisiko besser einschätzen zu können und die Ursachen für Feuchteschäden in Gebäuden festzustellen.
  • Messungen zur elektromagnetischen Umweltverträglichkeit: Messungen verschiedener elektromagnetischer Felder, Wellen und Strahlen (EMF) durch Stromleitungen, Geräte und mobile Kommunikation. Menschen, Tiere oder die Umwelt sollen damit vor schädlichen Auswirkungen geschützt werden.
  • Schallmessungen: Erfassung von Geräuschpegeln in und um Wohn- und Arbeitsbereichen, um unerwünschte Geräuschemissionen zu lokalisieren und um sicherzustellen, dass die akustischen Anforderungen erfüllt sind.
  • Lichtmessungen: Die Beurteilung der Lichtqualität erfolgt durch Messungen z.B. des Lichtspektrums, der Spektralverteilung, des Lichtflimmerns sowie der Abgabe elektromagnetischer Felder.

Was leistet eine baubiologische Grundstücksanalyse?

Mit einer baubiologischen Grundstücksanalyse lassen sich gesundheitliche Risikofaktoren bereits vor dem Hausbau zu identifizieren und abmildern. Das Ziel: Wohngesunde Lebensräume zu schaffen. Hier haben wir genauer erklärt, was eine baubiologische Grundstücksanalyse umfasst »

Durch diese exakten Messverfahren können Baubiologen mögliche Gefahrenquellen im Innenraum identifizieren, die Qualität der Innenräume bewerten und fundierte Empfehlungen geben, um gesunde und nachhaltige Lebensräume zu schaffen.

Grundsätzlich ermöglicht es die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung, individuelle Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch gesundheitlich vorteilhaft sind.

Weiterführende Informationen

Der Verband Baubiologie gibt auf seiner Website einen Überblick über die aktuellen Baubiologische Richtwerte und Standards und verlinkt auf die dazugehörigen Dokumente.

Hier können Sie auch direkt nach qualifizierten Baubiologen suchen »

Piktogramme: Christian Kaiser

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag?