Dämmung mit Seegras: So vielseitig lässt es sich einsetzen

Seit einigen Jahren erfährt Seegras als Dämmstoff eine Renaissance. Dieser über Jahrhunderte bewährte Rohstoff direkt aus der Natur braucht nicht extra angebaut zu werden − er muss nur eingesammelt und mit einfachen Mitteln, wie Waschen und Trocknen, aufbereitet werden. Das reine Naturmaterial ist bereits das Produkt, es bedarf keinerlei Zusätze. Seegras ist von Natur aus resistent gegen Schimmel und Schädlinge und brennt nicht. Das macht Seegras zu einem besonders nachhaltigen Dämmstoff, vielleicht zum nachhaltigsten der Welt.

Aber was ist Seegras eigentlich? Wie wird es geerntet? Warum ist es der ideale Dämmstoff für die Bauwende? Wir zeigen die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Seegras dämmung.

In diesem Artikel:

  1. Was ist Seegras?
  2. Seegras als Retter in der Klimakrise
  3. Einfache Ernte- und Aufbereitungstechnik
  4. Seegras als Dämmmaterial
  5. Seegrasdämmung: die 5 besten Dämmvarianten
  6. Beispiele für seegrasgedämmte Häuser
  7. Ausblick der Autoren

Swantje Streich und Jörn Hartje
Ein Gastbeitrag von Seegrashandel.

Was ist Seegras?

Bei Seegras denken manche vielleicht spontan an das Gras, das auf Dünen wächst – Strandhafer. Gemeint ist jedoch ein Gras, das in großen Wiesen am Meeresgrund wächst, und zwar in einer Tiefe von bis zu zehn Metern. Die Familie der Seegrasgewächse ist auf der ganzen Welt verbreitet.

Im Herbst stirbt ein Teil der Blätter der mehrjährigen Pflanzen ab, das bewegte Wasser reißt sie fort und sie treiben in großen Mengen ans Ufer. Vor allem an der Ostseeküste gehört Seegras zum Strandbild − genau wie die Bagger, die sich in den frühen Morgenstunden bemühen, es möglichst gründlich zu beseitigen, bevor die Touristen den Strand erobern. Denn wenn es in großen Haufen mit Algen vermischt liegen bleibt, fängt es nach einiger Zeit an, einen intensiven Küstengeruch zu verströmen. Und wer badet, möchte auch nicht gerne durch Tangschwaden waten.

Allein die Gemeinde Scharbeutz (nördlich von Lübeck) beseitigt so jedes Jahr 8.000 Tonnen Seegras. Man kann man sich vorstellen, dass die Gesamtmenge an der deutschen Ostseeküste gigantisch ist.

Was passiert damit? Seegras gilt als problematisch: Es ist schwer verrottbar, nicht brennbar und muss entsorgt werden. Das geschieht zum Teil durch Verstreuen auf Äcker, allerdings wird das durch verschärfte Auflagen immer schwieriger. Dabei gäbe es eine sehr sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten für Seegras als Dämmstoff.

Seegras als Retter in der Klimakrise

Grünes Seegras am Strand
Seegras wird häufig in sehr reiner Form an den Strand gespült.

Seit einigen Jahren verbreitet sich das Wissen um die fantastische Unterwasserwelt der Ostsee. Sowohl im vitalen Zustand (grün am Meeresgrund) als auch als getrocknetes Treibsel steckt Seegras voller Wunder.

Seegras ist die einzige Meerespflanze, die Sand durchwurzelt und dadurch riesige Meeresgrundflächen in Lebensraum für viele verschiedene Tiere schafft. Es speichert gigantische Mengen an CO₂ ein (35-mal mehr als der tropische Regenwald auf derselben Fläche), versorgt das Meereswasser mit Sauerstoff und gesundhaltenden Enzymen und mindert die Kraft der Wellen. Um diese Superkraft für den Klimaschutz nutzbar zu machen, gibt es immer mehr Initiativen, die Seegraswiesen aufforsten möchten.

Verwendet man das angespülte Seegras als Dämmstoff, kann man das darin enthaltene CO₂ dauerhaft speichern.

Einfache Ernte- und Aufbereitungstechnik

In Dänemark und Deutschland wird Seegras von Landwirten geerntet. Ihre Grundstücke grenzen an die Ostsee. Die Küste besteht dort aus einem schmalen Kiesstreifen. Regelmäßig werden große Massen aus über 90% reinem, grünem Seegras angeschwemmt.

Die Landwirte fahren mit ihren Traktoren an den Ufersaum und nehmen mit einem Greifer das nasse Seegras auf. Dabei wird es möglichst sortenrein aufgenommen, also ohne Sand, Müll und älterem Seegras. Aus den bis zu etwa zwei Meter hohen Haufen sickert das meiste Meerwasser einen Tag lang heraus. Danach wird das Seegras mit normalen landwirtschaftlichen Geräten auf den angrenzenden Wiesen verteilt, wo es je nach Jahreszeit wenige Tage bis etliche Wochen dauert, bis es nach mehrmaligem Wenden trocken ist.

Seegrasernte am Strand
Seegras wird von Seegrasbauern am Ufer geerntet und anschließend auf den Feldern verteilt.

Die Seegrasbauern achten darauf, dass das Seegras ausreichend vom Regen gewaschen wird, denn das äußerlich anhaftende Meersalz und Plankton soll abgespült sein, damit der Dämm- und Polsterstoff später keine Feuchtigkeit aus der Luft zieht und geruchsneutral ist. Sobald der erwünschte Trockenheitsgrad (unter 20%) erreicht ist, werden ca. 150 bis 200 kg schwere Rundballen gepresst.

Seegras hat eine sehr gute Ökobilanz

  • es braucht nicht extra angebaut werden,
  • ein Abfallprodukt wird wiederverwertet,
  • es wird von Regenwasser gewaschen und von Sonnenenergie getrocknet,
  • Ernte und Trockenflächen liegen direkt beieinander.

Seegras als Dämmmaterial

Eigenschaften von Seegrasdämmung

Seegras hat einen guten Dämmwert (Wärmeleitfähigkeit 0,045 W/mK), daher erreicht man mit einer etwa 20 cm dicken Seegras-Dämmschicht den KFW-55-Standard und kann damit die Anforderungen des Gebäude-Energiegesetzes (GEG) einhalten. Wegen seiner relativ hohen Dichte ist Seegrasdämmung auch ein guter sommerlicher Hitzeschutz.

Darüber hinaus hat Seegras gute Schallschutzwerte, ist resistent gegen Insekten und schwer entflammbar. Seegras kann bei Bedarf Feuchtigkeit aufnehmen, was sehr wichtig für das Raumklima ist.

Solange es wieder austrocknen kann, bleibt die Dämmwirkung erhalten. Die genannten Eigenschaften hat Seegras von Natur aus, es müssen nicht – wie bei vielen anderen (Natur-)Dämmstoffen – Salze oder andere Chemikalien zugesetzt werden.

Worauf ist beim Einsatz von Seegrasdämmung zu achten?

Seegras kann überall dort als Dämmstoff verwendet werden, wo es nicht in direktem Kontakt mit Wasser und feuchter Erde steht.

Zu empfehlen ist ein diffusionsoffener Wandaufbau (bzw. Decken-/Bodenaufbau), weil so die Vorzüge von Seegras voll ausgeschöpft werden: Seegras kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Außerdem besteht weniger Gefahr der Durchfeuchtung der Dämmung, weil sowohl Feuchtigkeit aus der Raumluft nach außen abgeführt wird als auch eventuell von außen eindringende Feuchtigkeit wieder austrocknet. Dieser Wandaufbau ist auch aus baubiologischer Sicht sinnvoll, weil ein angenehmes Raumklima entsteht.

Wichtig: die Dämmung muss immer von innen und außen winddicht eingebaut werden, damit sich die Wärme in der Dämmung hält, ähnlich wie bei einem Wollpullover: Mit winddichter Jacke darüber wärmt er viel besser. Außerdem sollte der Grad der Diffusionsoffenheit von innen nach außen zunehmen.

Nachhaltiger Dämmstoff

Heutzutage ist die Bedeutung eines Materials für den Klimaschutz von besonderer Wichtigkeit. Neben dem Einsparen von Heizenergie wird auch die aufgewendete Energie bei der Herstellung und Entsorgung sowie die Recyclingfähigkeit immer wichtiger (graue Energie, Gesamtenergiebilanz).

Mittlerweile stecken bei Neubauten 2/3 der aufgewendeten Energie in den Baustoffen und „nur“ noch 1/3 in der Heizenergie während der Nutzungsphase. Da bei Neubauten kaum noch stärker gedämmt werden kann, ergibt es Sinn, den Energieaufwand für die Herstellung der Baumaterialien zu reduzieren. Hier bieten nachwachsende Rohstoffe (wie Seegras) besondere Vorteile: Sie sind in der Herstellung meist wenig energieaufwendig und binden CO₂ dauerhaft im Gebäude.

Seegrasdämmung: die 5 besten Dämmvarianten

Seegras kann als Dämmung vielseitig eingesetzt werden. Wir stellen die sechs besten Anwendungsmöglichkeiten vor:

  1. Fassadendämmung im Neu- und Altbau
  2. Innendämmung
  3. Obere Geschossdecke
  4. Dach
  5. Schallschutz für die Innenwände
Verschiedene Seegras-Dämmvarianten: Dachschräge, Obere Geschoßdecke, Außenwand, Innenwand und Fassade.

1. Fassadendämmung mit Seegras im Neu- und Altbau

Die Dämmung der Fassade im Neu- und Altbau ist ähnlich aufgebaut. Sie besteht aus einem Holzständerwerk, welches innen und außen mit einer winddichten Ebene abgeschlossen wird. Bei einem Neubau übernimmt das Holzständerwerk zusätzlich die tragende Funktion und die äußere oder innere winddichte Ebene dient zusätzlich der Aussteifung.

Die im Altbau wohl am häufigsten nachträglich durchgeführte Dämmmaßnahme ist die Fassadendämmung mit Holzvorhangfassade. Dabei wird die Dämmung außen an die Fassade angebracht. Wenn das alte Mauerwerk aus zwei Mauern mit einer Hohlschicht besteht, wird empfohlen, auch die Hohlschicht zu dämmen, weil sonst die Fassadendämmung nur eingeschränkt wirken kann.

Für die Fassadendämmung mit Seegras wird ein Ständerwerk an der Fassade angebracht und von außen mit einer Platte (Holzfaserplatte) oder Folie (diffusionsoffen und für Einblasdämmstoffe zugelassen) verschlossen, der Zwischenraum wird direkt bis ans alte Mauerwerk mit Seegras ausgefüllt. Darüber wird dann die Fassadenverkleidung mit Abstand für die sogenannte Hinterlüftung angebracht

Bildergalerie: Fassadendämmung mit Seegras mit hinterlüfteter Holzverschalung

Bildergalerie: Einfamilienhaus mit seegrasgedämmter Fassade

Wer eine verputzte Fassade bevorzugt, kann auf die Hinterlüftung verzichten und außen Platten (verputzbare Holzfaserplatten oder Schilfmatten) anschrauben und dann einen Kalkputz aufbringen.

Wenn das Einbringen der Seegrasdämmung und das Anbringen der Platten in zwei Arbeitsschritten nacheinander erledigt werden soll, kann das Seegras auch im ersten Schritt mit Jutebahnen befestigt und die Platten später angebracht werden. Fester komprimierbar ist Seegras aber, wenn man Meter für Meter von unten nach oben Platten oder Bretter und gleichzeitig die Seegrasdämmung einbringt. Wie das Bild mit der Wärmebildkamera zeigt, ist die Dämmwirkung von Seegras sehr gut.

Bildergalerie: Seegrasdämmung mit verputzter Fassade

Neubau Holzständerwerk mit Seegrasdämmung
Neubau: Holzständerwerk mit eingebrachter Seegrasdämmung

Um eine ganze (neue) Wand mit Seegras zu dämmen, verwendet man am besten ein Holzständerwerk (Holzrahmenbau). Hier wird innen wie außen eine winddichte Ebene an die Holzständer angebracht. Eine der Ebenen dient zusätzlich zur Aussteifung der gesamten Konstruktion. Die dafür häufig verwendeten OSB-Platten sind allerdings kaum diffusionsoffen und enthalten viel Klebstoff. Eine ökologischere Alternative sind z.B. winddichte Platten aus Brettern (GFM-Platten), die durch ihre Schräglattung auch die Aussteifung des Holzständerwerks gewährleisten.

Für den Abschluss nach außen eignen sich Holzfaserplatten oder Folien (für die Variante mit hinterlüfteter Lärchenholzfassade) oder Schilfmatten (für die Putzvariante). Wer ein Fan von Steinhäusern ist, bevorzugt es vielleicht, ein Holzständerwerk hinterlüftet zu verklinkern.

Tipp: Der kurze Film „The Modern Seaweed House" (rund 9 Min.) über ein Seegrashaus in Dänemark zeigt die Dämmung einer Hauswand mit Seegras sehr anschaulich.

The Modern Seaweed House - Reportage über ein Seegrashaus in Dänemark

2. Innendämmung

Normalerweise ist es immer besser, Außenwände nachträglich von außen zu dämmen. Bei historischen und denkmalgeschützten Häusern ist das aber meist nicht möglich und auch nicht erwünscht. Dann ist die Innendämmung eine Alternative. Dabei muss aber ein kapillar wirksamer Dämmstoff verwendet werden, der Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen abführen kann.

Wer von innen dämmen möchte, bringt die Seegras dämmung in ein innen angebrachtes Holzständerwerk ein. Innen wird eine Dampfbremse angebracht (beispielsweise mit entsprechenden Folien, Lehm- oder Kalkputz oder als Dampfbremse geeigneten Plattenwerkstoffen).

Innendämmung mit Seegras und Wandheizung in Lehmputz
Innendämmung mit Seegras und Wandheizung in Lehmputz

Tipp: Besonders zu empfehlen ist das zusätzliche Anbringen einer Wandheizung, weil diese die Wand zusätzlich austrocknet, wodurch der Dämmwert steigt.

3. Dämmung der oberen Geschossdecke

Häufig wird die obere Geschossdecke bei der energetischen Sanierung vernachlässigt. Dabei ist diese Dämmmaßnahme sehr sinnvoll, wenn der Dachboden nicht genutzt und somit nicht geheizt wird. Denn wenn der Raum darunter geheizt wird, steigt die Wärme durch die oft dünnen Decken und heizt den ungedämmten Dachboden unnützerweise mit, Heizenergie wird verschwendet.

Weitere Vorteile bei der Dämmung der oberen Geschossdecke sind, dass sich die Dämmung meist sehr einfach einbringen lässt, es zu keiner Beeinträchtigung der Fassadenansicht kommt und es kaum Raumverlust gibt.

Um die Seegrasdämmung in die obere Geschossdecke einzubringen, werden entweder die vorhandenen Deckensparren bis zur Oberkante mit Seegras aufgefüllt oder es werden neue Sparren zum Verfüllen eingezogen.

Obere Geschoßdecke mit Seegrasdämmung
Dämmung der oberen Geschossdecke mit Seegras. Wird der Dachboden nicht genutzt, kann die Dämmung nach oben hin einfach offen bleiben. Wer den Dachboden begehen möchte, kann die Sparren mit einer diffusionsoffenen Platte oder Dielen belegen. Die Seegrasdämmung dient dann zugleich als Trittschalldämmung. Von OSB-Platten ist abzuraten, da sie nicht diffusionsoffen sind.

4. Dachdämmung

Vor allem wenn man den Dachboden ausbauen möchte, ist die Dämmung der Dachschräge als Wärmedämmung, Schallschutz und sommerlicher Hitzeschutz notwendig.

Diese Dämmvariante bietet sich sowohl bei einem Neubau als auch bei der nachträglichen Dämmung eines Altbaus an, wenn das Dach ohnehin neu eingedeckt werden soll. Mit Seegras kann man entweder zwischen den Sparren dämmen und (zusätzlich oder ausschließlich) auf den Sparren. Auch hier erstellt man einen Rahmen aus von innen nach außen diffusionsoffener werdenden Materialien und schafft außen eine Hinterlüftungsebene.

Bildergalerie: Dachdämmung mit Seegras

Um die Hinterlüftungsebene herzustellen, wird von außen eine Unterspannbahn (oder einseitig gewachste Holzfaserplatten) auf den Dachsparren befestigt. Beide Materialien sind diffusionsoffen und dicht gegen eindringendes Wasser von außen. Zwischen den Dachsparren werden Stücke diffusionsoffener Plane oder genau zugeschnittene Holzfaserplatten zwischen den Dachsparren angebracht. Nach innen kann man wieder mit einer verputzten Sparschalung arbeiten oder als Dampfbremse geeignete Platten verwenden.

5. Schallschutz für die Innenwände

Die Dämmung der Innenwände dient vor allem dem Schallschutz, sie nützt aber auch bei starkem Temperaturgefälle zwischen zwei Räumen (etwa wenn in einem Raum quasi Außentemperatur herrscht und im Raum daneben Normaltemperatur − dann sollte der gleiche Aufbau wie für eine Außenwand gewählt werden).

Das I-Tüpfelchen eines jeden Seegrashauses sind natürlich noch Seegraskissen oder sogar Seegrasmatratzen. Heute gibt es mehrere Matratzenhersteller, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, moderne Seegrasmatratzen zu entwickeln.

Beispiele für seegrasgedämmte Häuser

In den letzten elf Jahren konnten bereits über 500 Baustellen mit Seegras beliefert werden. Hier drei Beispiele für seegrasgedämmte Häuser:

Bestands- und historische Gebäude

Gerade für die Sanierung von alten und historischen Gebäuden ist Seegras sehr gut geeignet, weil

  • man den Dämmstoff sehr gut in alle (krummen) Ecken stopfen kann,
  • Seegras gut zu anderen historischen Baustoffen wie Lehm, Holz oder Reet passt,
  • es bei diesen Gebäuden häufig schwierig ist, eine Dämmung komplett dicht einzubauen − daher muss die Dämmung tolerant gegenüber Feuchtigkeit sein. Dafür ist Seegras eine sehr gute Wahl.

Beispiel: Alter Bahnhof Walsbüll

Alter Bahnhof Walsbüll, mit Seegras gedämmt, www.alter-bahnhof-wallsbuell.de

Tiny House

Den meisten Tiny-House-Besitzern liegen Minimalismus und Ökologie am Herzen. Hier bietet sich auch Seegras an, denn es ist mit minimalem Aufwand „hergestellt“ und verarbeitet wird das reine Naturprodukt.

Beispiel: Ferienhaus an der Ostsee

Seegras Ferienhaus an der Ostsee, www.meerleben-feriendorf.de/ferienhaus/warumnicht

Neubau

Auch als zeitgemäßer Baustoff im Neubau hat Seegras seinen Platz. Hier ist die Verwendung vor allem im Holzrahmenbau sinnvoll, aber auch neu gebaute Steinhäuser können eine Vorhangfassade mit Seegras bekommen. Um die Arbeit auf der Baustelle zu minimieren, ist es sinnvoll, Elemente während der Fertigung mit Seegras zu füllen und diese dann auf der Baustelle zusammenzubauen.

Beispiel: Einfamilienhaus mit Seegrasdämmung

Seegrasträume mit Einfamilienhaus auf Schraubfundamenten, zur Baubeschreibung auf hanfingenieur.de »

Ausblick der Autoren

Seegras hat sich bereits über Jahrhunderte als Dämm- und Baustoff bewährt. Angesichts der aktuellen Herausforderungen (Klimaschutz, Verzicht auf künstliche Materialien) bietet es ein großes ökologisches Potenzial, um Bestands- und Neubauten energieeffizient zu ertüchtigen.

Zudem ist Seegras ein (wenn nicht sogar der nachhaltigste) ökologischer Dämmstoff, der eine große Rolle bei energieeffizienten Bauvorhaben spielen kann und sollte. Es hat bereits viele Bauherren/-frauen überzeugt. Seit der Gründung vom Seegrashandel 2012 wurden mehr als 500 Häuser mit Seegras gedämmt. Die Rückmeldungen nach den ersten Erfahrungen mit Seegras waren allgemein sehr positiv.

In letzter Zeit ist die Nachfrage nach Seegras stark angestiegen. Daher ist es jetzt eine große Herausforderung, mehr Seegras in guter Qualität zu ernten und aufzubereiten. Noch wird erst ein Bruchteil des Potenzials, dass das Seegras der Ostsee bietet, ausgeschöpft und es wird hier und dort nur als störender Ballast gesehen. Daher möchten wir auch das an der deutschen Ostseeküste angespülte Seegras nutzen und planen ein Pilotprojekt, bei dem Seegras gewaschen, getrocknet und gereinigt wird.

Wer uns bei der Umsetzung so eines Projektes unterstützen möchte, kann sich gerne an uns wenden. Es gibt bereits positive Signale von Politikern, die das Projekt unterstützen wollen. Wir wünschen sehr, dass eine neue Kultur der Seegrasnutzung aufblüht und dass dies in respektvollem Umgang mit der Natur geschieht.

Die Autoren Swantje Streich und Jörn Hartje lernten Seegras als Dämmstoff bei der Renovierung ihres hundertjährigen Hauses kennen. Aufgrund fehlender Anbieter haben sie sich 2012 entschlossen, ihre eigene Firma „Seegrashandel“ zu gründen. Dabei greifen sie auf das traditionelle Wissen und das geerntete Seegras dänischer und deutscher Landwirte zurück. Der Seegrashandel war 2022 im „Projekt Nachhaltigkeit“ des Rates für nachhaltige Entwicklung unter den drei Preisträgern.

Alle Bilder: Seegrashandel

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag?