Dämmen mit Zellulose: Sanierung zum ökologischen Holzhaus

Tiny House Sanierung
Foto: Hertha Hurnaus

Was im Jahre 2004 als Bau- und Wohnexperiment für eine dreiköpfige Familie begann, wird 16 Jahre später zum Dauerwohnobjekt. Ziel war es, das Haus nicht nur flächenmäßig zu erweitern, sondern auch nachhaltiger zu gestalten. Dies geschah vor allem durch Dämmung mit Zellulose und energieeffiziente Anpassungen der Fassadenverkleidung.

So entstand 2020 das Haus Linalotte. Für beide Lebensphasen des kleinen Gebäudes war das Architekturbüro Caramel verantwortlich. So realisierten Sie den Umbau des Hauses.

  1. Die Ausgangssituation: Verbesserungspotenzial beim Dämmstoff
  2. Zellulose – ein nachwachsender Dämmstoff
  3. Neue Fassade – mehr Durchlüftung für ein besseres Raumklima
  4. Fakten und Grundrisspläne

Caramel Architekten
Ein Gastbeitrag.

Die Ausgangssituation: Verbesserungspotenzial beim Dämmstoff

Die ursprüngliche Wohnbox war mit 55 Quadratmetern als temporäre Wohnstätte für eine dreiköpfige Familie gedacht. Trotz aller Kompaktheit war das kleine Wohnexperiment ausgestattet mit Bad, Küche, Heizung und Warmwasseraufbereitung.

Der gesamte Baukörper wurde am Südwesthang des Linzer Pöstlingbergs in Holzbauweise errichtet und mit Mineralwolle gedämmt. Dieser Dämmstoff hat sich durch einige positive Eigenschaften bewähren können, ließ aber vor allem im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu wünschen übrig.

Vorteile von Mineralwolle Nachteile von Mineralwolle
  • hoher Brandschutz
  • resistent gegenüber Ungeziefer, Schimmel und Fäulnis
  • benötigt nur eine geringe Dämmdicke
  • Bei Nässe verliert Mineralwolle ihre Dämmwirkung
  • schlechte Wärmespeicherkapazität
  • hohes Eigengewicht
  • hoher Energieverbrauch bei der Produktion des Dämmstoffs

In Hinblick auf die Dämmung gab es im Haus Lina also deutliches Verbesserungspotenzial. Durch den Umbau wurde Haus Lina in ein ökologischeres und nachhaltigeres Haus verwandelt.

Wohnzimmer mit viel Licht
Die Südterrasse bringt viel Licht und Wärme ins Haus.
Foto: Hertha Hurnaus

Zellulose – ein nachwachsender Dämmstoff

Als beschlossen wurde, die Wohnbox von 55 auf 87 Quadratmeter zu erweitern, entschied man sich auch dafür, die Art der Dämmung an nachhaltige Konzepte anzupassen. Anstelle der Mineralwolle verwendete Caramel nun Recyclingzellulosedämmstoff aus Altpapier.

Dämmeigenschaften von Zellulose

  • nachwachsender Dämmstoff
  • ausgezeichnete Wärmespeicherfähigkeit (Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/mK
  • ökonomisch günstiger
  • geringer Primärenergieeinsatz − viel weniger verglichen mit Mineralwolle
  • weitere vorteilhafte Eigenschaften: luftdicht, winddicht, feuchtigkeitsausgleichend

Die Zellulosedämmung gleicht die Mängel aus, die die Dämmung von Haus Lina bis dato hatte. Im Haus Linalotte wurde zwischen die Dachsparren des Pultdachs eine 24 Zentimeter dicke Zwischensparrendämmung aus Recyclingzellulose eingebracht.

Eine solche Zwischensparrendämmung ist nötig, wenn ein Dachausbau, aber keine umfassende Dachsanierung vollzogen werden soll. Also genau das, was für dieses Projekt erforderlich war. Auch die Zwischenräume der 16 Zentimeter dicken Holzriegel des Wandaufbaus wurden in Zellulosedämmung eingebracht.

Neue Fassade – mehr Durchlüftung für ein besseres Raumklima

Fichtenholz Fassade dunkel
Die Fassade wurde mit sägerauhem, schwarz lasiertem Fichtenholz verkleidet.
Foto: Hertha Hurnaus

Um den Aufbau der Gebäudehülle von Haus Lina energieeffizienter zu gestalten, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen:

  1. Die vorhandene LKW-Plane wurde entfernt und gegen eine diffusionsoffene Unterspannbahn getauscht. So konnte die Dachdämmung nun besser vor Nässe geschützt werden, da eine Wasserdampfdurchlässigkeit gegeben war.
  2. Eine Hinterlüftungsebene wurde hergestellt, um die Bauteile und das gesamte Raumklima besser zu schützen. Dabei wird zwischen der Wärmedämmung und der Fassadenverkleidung eine Ebene mit Abstand hergestellt, durch die die Luft hindurch strömen kann.
  3. Die Fassadenverkleidung dieses Hauses besteht aus sägerauhem, schwarz lasiertem Fichtenholz. Im Vergleich zu anderen Holzarten, ist Fichte eher weich und elastisch und bringt ein geringes Gewicht mit sich, kann also leicht verarbeitet werden.
  4. Raumseitig wurden OSB Platten angebracht, die als Dampfbremse fungieren. Sie sind im Gegensatz zu anderen Werkstoffen aus Holz viel belastbarer. Je dicker eine Platte ist, desto isolierender wirkt sie. In einem Holzrahmenbau funktionieren die OSB Platten als Dampfbremse. So müssen keine dampfsperrenden Folien verwendet werden. Ein weiterer Punkt für die neue Nachhaltigkeit des Hauses.

Fazit: Aus einem Bau- und Wohnexperiment entwickelte Caramel Architektur einen ökologischen und energieeffizienten Holzbau. Die Dämmung aus nachwachsenden, recycelbaren Rohstoffen und eine darauf ausgerichtete Fassadenverkleidung sowie die Hinterlüftung der Gebäudehülle führen zu einem natürlichen Temperaturausgleich. Auch die im Süden überdachte Terrasse trägt hierzu bei.

Fakten

Grundriss Haus Linalotte

Grundrisspläne von Haus Linalotte

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