Energieeffizienter Denkmalschutz im Plusenergie-Gebäude

Nachdem Peter Dransfeld 2013 das über 400 Jahre alte Mesmerhaus in Ermatingen erwarb, schufen dransfeldarchitekten ein Pilotprojekt, das nachhaltiges Bauen und Denkmalschutz durch individuelle Lösungen vereint.

Das Plusenergie-Gebäude zeigt, dass konsequente Nachhaltigkeit mithilfe natürlicher Materialien in der Dämmung – wie Schafwolle oder Zellulose – viele Vorteile bringen kann. Alte Elemente des Hauses wurden mit neuen verbunden und energieeffiziente Komponenten schaffen gezielt ästhetische Mehrwerte.

  1. Nachhaltige Denkmalpflege
  2. Isolierung und Dämmung
  3. Höchste Energieeffizienz
  4. Bautafel

Nina Gyger
Ein Gastbeitrag von dransfeldarchitekten.

Nachhaltige Denkmalpflege

Für das 1610 erbaute Mesmerhaus im Schweizer Kanton Thurgau entwickelte dransfeldarchitekten ein nachhaltiges Erneuerungskonzept. Besonders die energieeffiziente Dämmung sollte hierbei eine zentrale Rolle spielen.

Nach der Trennung des ehemaligen Ost- und Westteils entstanden im Mesmerhaus vier unabhängige Einheiten: Unten liegt ein Lokal, darüber befinden sich drei große Wohnungen, die durch einen zeitgemäßen Anbau hellere Räume erhielten. Ganz im Sinne des verdichteten Wohnens entstanden fast 560 Quadratmeter Bruttogeschossfläche auf 400 Quadratmeter Landfläche.

Lokal im Mesmerhaus
In den vermutlich noch älteren ebenerdigen Keller des Mesmerhauses zog ein gastronomisches Lokal ein.

Damit die Geschichte des Gebäudes sichtbar bleibt, wurde vieles erhalten, wie zum Beispiel die Wandmalereien aus der Erbauungszeit. Außerdem blieb das Kerngebäude in seiner Struktur weitgehend unangetastet.

An den Bauteilen des vermutlich mehrfach veränderten Baudenkmals sind die verschiedenen historischen Phasen ablesbar. So werden, in diesem Plusenergie-Baudenkmal 400 Jahre Baugeschichte erlebbar. Es ist ein Vorzeigeobjekt für die Denkmalpflege und die soziale Aufwertung des Dorfkerns. Soziale Impulse und gezielte architektonische Gestaltung. Diese Kombination bewirkt die positive Ausstrahlung der nachhaltigen Denkmalpflege im Plusenergie-Haus.

moderne Küche im Fachwerkerhaus

Isolierung und Dämmung

Damit ein solches 400 Jahre altes Baudenkmal allerdings nicht nur schön anzusehen, sondern auch bewohnbar ist, muss die Außenhülle stimmen. Diese war zentral, um aus dem Mesmerhaus ein Plusenergie-Gebäude zu machen.

Obwohl nachhaltiges Bauen oft mit Einschränkung und Verzicht assoziiert wird, bieten auch Isolierung und Dämmung innovative und nachhaltige Möglichkeiten. Die bevorzugten Dämmmaterialen, die für das Baudenkmal Mesmerhaus verwendet wurden, sind Schafwolle, Holzfaser und Zellulose. Alle drei Dämmmaterialen haben den Vorteil, dass sie:

  • einen guten sommerlichen Wärmeschutz bieten,
  • vielfältig einsetzbar sind – im Bereich der Dachdämmung, Wand und Außenfassaden – und
  • natürlich nachwachsen beziehungsweise recycelte Materialen sind.
  • Während Schafwolle und Holzfasern darüber hinaus auch feuchtigkeitsregulierend agieren, besitzt Zellulose gute Wärmedämm- und Wärmespeicherfähigkeiten.
Denkmalschutz Haus Sanierung

Höchste Energieeffizienz

Das 2020 fertiggestellte Plusenergie-Baudenkmal setzt ein Zeichen für die Energieeffizienz. Nicht nur im Rahmen der Dämmung wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Das Ziel von dransfeldarchitekten war es beim Umbau minimale graue Energie anfallen zu lassen. Hierfür wurde weitgehend bestehende Bausubstanz verwendet, die an das nachhaltige Erneuerungskonzept angepasst wurde. Um den hohen Ansprüchen an Brand- und Schallschutz sowie Dichtigkeit zu entsprechen, wurden die Decken über den historisch tragenden Balken entsprechend ertüchtigt.

Das Baudenkmal Mesmerhaus ist ein Plusenergie-Gebäude, weil sein Energieverbrauch stark reduziert wurde und es eigene Energie produziert. Eine Solaranlage auf dem Dach erzeugt Strom und an der PVT-Fassade des Anbaus entsteht obendrein Wärme. So produziert das Plusenergie-Baudenkmal jährlich mehr Strom als es benötigt.

Treppe im Denkmalschutz Haus

Ein Haus für die Zukunft

Fazit: dransfeldarchitekten haben ein Plusenergie-Gebäude geschaffen, dass langlebig ist, eine hohe Nutzungsflexibilität besitzt und eine nachhaltige Dämmung besitzt. Im Mesmerhaus gehen Alt und Neu Hand-in-Hand. Das ist, was nachhaltiges Bauen, aber auch Denkmalschutz, attraktiv macht.

Bautafel Mesmerhaus

  • Planung/Bauleitung: dransfeldarchitekten ag
  • Solares-Plus-Energiekonzept: Réne Naef
  • Bauzeit: 2018-2020
  • Bruttogeschossfläche: 560 Quadratmeter
  • Ursprüngliche Fertigstellung: 1610, Keller vermutlich älter
  • Baugattung: Wohnhaus, Gastronomie
  • Ökologie- und Nachhaltigkeitszertifikate: Minergie A Zertifikat, Schweizer Solarpreis 2020

Fotos: Manuel Martini, dransfeldarchitekten