Natürliche Dämmstoffe clever kombinieren − für mehr Energieeffizienz

Einfamilienhaus mit Holzfassade
Fassadendämmung mit Seegras

Sie sind nachhaltig, gesund und energieeffizient: Natürliche Dämmstoffe. Sie gewinnen beim Bauen zunehmend an Bedeutung. Holzfaser, Schafwolle, Hanf & Co. sind eine umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Dämmstoffen aus Erdöl. Durch hervorragenden Dämmwerte tragen sie maßgeblich zur Energieeffizienz von Gebäuden bei. Ihre Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen macht sie besonders umweltfreundlich.

Umso naheliegender ist es, Naturdämmstoffe gezielt zu kombinieren und ihre spezifischen Eigenschaften optimal zu nutzen sowie ein nachhaltiges und gesundes Wohnklima zu schaffen.

In diesem Beitrag:

  1. Vorteile durch die Kombination natürlicher Dämmstoffe
  2. Welche Naturdämmstoffe passen zusammen?
  3. Ökobilanz und Kosten im Blick behalten
  4. Fazit

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Vorteile durch die Kombination natürlicher Dämmstoffe

Natürliche Dämmstoffe sind sehr vielseitig einsetzbar. Holzfaser, Hanf, Kork, Schafwolle, Flachs und Zellulose haben jeweils sehr spezifische Eigenschaften, die sie für bestimmte Anwendungsbereiche prädestinieren. Durch die gezielte Zusammenstellung werden ihre jeweiligen Stärken optimal genutzt und Schwächen ausgeglichen  Das bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:

  • Dämmleistung optimieren: Die Eigenschaften natürlicher Dämmstoffe variieren hinsichtlich Wärmeleitfähigkeit, Wärmespeicherkapazität, Feuchtigkeitsregulierung und Hitzeschutz. Durch die gemeinsame Verwendung verschiedener natürlicher Materialien lässt sich die Gesamtdämmleistung verbessern.
  • Lebensdauer erhöhen: Verschiedene Materialien reagieren unterschiedlich auf äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit oder Temperaturschwankungen. Indem sie kombiniert werden, verlängert sich die Lebensdauer der Dämmung.
  • Verbesserung der Wohngesundheit: Natürliche Dämmstoffe bieten spezifische gesundheitliche Vorteile. Schafwolle wirkt wie ein natürlicher Luftreiniger und bindet Schadstoffe. Kork hingegen ist von Natur aus schwer entflammbar und kommt ohne zusätzliche Chemikalien aus.
  • Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Bauanforderungen: Jeder Bauabschnitt eines Hauses hat unterschiedliche Anforderungen an die Dämmung. Während das Dach eine gute Wärmespeicherung und Schallschutz benötigt, muss der Boden eher gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Durch die Kombination verschiedener Dämmstoffe können die spezifischen Anforderungen jedes Bauabschnitts optimal erfüllt werden.

Mehr über natürliche Dämmstoffe

In diesem Beitrag stellen wir nachhaltige Materialien für Dämmung vor: Holz, Flachs, Hanf, Stroh, Seegras, Schilf, Schafswolle, Baumwolle, Kork und Kokos. Zum Artikel über Naturdämmstoffe »

Dass natürliche Materialien unserer Gesundheit gut tun, wurde sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen. In diesem Beitrag zur Wohngesundheit erfahren Sie, warum das so ist und wie Sie sich selbst eine natürlich wohltuende Umgebung schaffen können.

Welche Naturdämmstoffe passen zusammen?

Ob Dach, Fassade oder Keller – um eine optimale Dämmleistung und Langlebigkeit zu gewährleisten, ist eine sorgfältige Auswahl der Materialien unerlässlich. Die Auswahl der geeigneten Materialien hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise den baulichen Gegebenheiten, den klimatischen Bedingungen und den individuellen Anforderungen des Bauherrn.

Für verschiedene Dämmbereiche im Haus stellen wir hier die Naturdämmstoffe vor, die sich ideal kombinieren lassen.

Dämmung des Daches

Ein Dachstuhl wird mit Holzfaserdämmung isoliert.
Foto: S2 GmbH

Bei der Dämmung des Daches können Holzfaser und Schafwolle gemeinsam verwendet werden.

  • Holzfaserplatten überzeugen durch ihre hervorragende Wärmedämmung, Langlebigkeit und Schalldämmung. Sie schützen den Raum effektiv vor Hitze und Kälte.
  • Schafwolle ergänzt diese Eigenschaften durch ihre feuchtigkeitsregulierenden Fähigkeiten und bietet ebenfalls eine gute Wärmeisolierung. Sie kommt in Form von Matten oder Platten in der Aufsparren- oder Zwischensparrendämmung zum Einsatz. Alternativ sind Einblasdämmung, Zellulose-Flocken sowie Stopfdämmungen, Dämmplatten und -matten aus Hanf geeignet.

Dämmung der Außenwände

Innenansicht eines Hauses, das mit Hanfbeton errichtet wurde. Erkennbar ist auch die Holzständerkonstruktion.
Innenansicht eines Hauses, das mit Hanfbeton errichtet wurde. Erkennbar ist auch die Holzständerkonstruktion.
Foto: Unsplash/Henrik Pauly

Für die Dämmung der Außenwände bietet sich eine Kombination aus Hanfmatten und Korkplatten an.

  • Hanfmatten haben ausgezeichnete feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften und eine gute Luftdichtigkeit, was für Außenwände besonders relevant ist. Die hohe Wärmedämmleistung, der sommerliche Hitzeschutz und der Schallschutz tragen zur Energieeffizienz und zum Wohnkomfort bei.
  • Korkplatten verstärken die Dämmung zusätzlich und bieten einen hervorragenden Schallschutz.

Dämmung der Fassade

Für die Fassadendämmung ist eine Kombination von Holzfaser- und Hanfplatten möglich. Die Holzfaser sorgt für eine gute Wärmespeicherung, während der Hanf die Feuchtigkeitsregulierung verbessert und für zusätzliche Luftdichtigkeit sorgt.

Hanfbeton & Seegras

Im Massivholzbau kommt Hanf vor allem in Form von Hanfbeton zum Einsatz. Es kann ähnlich wie Beton in Schalungen gegossen werden. Er lässt sich auch in Form von vorgefertigten Hanfsteinen produzieren, die sofort auf der Baustelle eingesetzt werden können. In unserem Artikel erfahren Sie mehr Vor- und Nachteile von Hanfbeton »

Ein weiterer, noch weitgehend unbekannter Naturdämmstoff, der vielseitig eingesetzt werden kann, ist Seegras. Hier erfahren Sie mehr über die Verwendungsmöglichkeiten von Seegrasdämmung »

Dämmung von Innenwänden

Für die Dämmung von Innenwänden bieten sich verschiedene natürliche Materialien an, die sich in ihren Eigenschaften ergänzen. Holzfasermatten, Zellulose und Flachs sind hierfür besonders geeignet.

  • Holzfasermatten und Zellulose haben gute Wärmedämm- und Schallschutzeigenschaften.
  • Flachs, in Form von Platten oder Matten, ergänzt diese Materialien durch seine Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung.
  • Hanf kann sowohl als Matte für die Flächendeckung als auch als Stopfhanf zur Dämmung von Hohlräumen eingesetzt werden.
Wohnzimmer im Tiny House mit Kachelofen
Ebenso wie die Holzfaser- und Hanfdämmung reguliert Lehmputz die Luftfeuchtigkeit und schafft damit ein angenehmes Raumklima. Zudem absorbiert er Schadstoffe und neutralisiert Gerüche.
Foto: Christian Grayer

Dämmung des Bodens

Stopfhanfdämmung im Boden
Hanfdämmung wurde im Bodenaufbau verwendet.
Foto: Christian Grayer

Für Boden und Keller- oder Geschossdecken ist eine Dämmung mit Hanffaserplatten und Kork geeignet.

  • Hanffaserplatten sind robust und haben eine gute Trittschalldämmung, was sie ideal für die Fußbodendämmung macht. Sie helfen, den Boden warm zu halten und tragen zur allgemeinen Energieeffizienz des Hauses bei.
  • Korkplatten sind aufgrund ihrer Druckbeständigkeit auch für eine Verlegung unter dem Estrich geeignet und bieten ebenfalls einen exzellenten Schallschutz. Alternativ können Flachs, in Form von Streifen oder Vliesen, sowie Schafwolle eingesetzt werden.

Ökobilanz und Kosten im Blick behalten

Die meisten natürlichen Dämmstoffe lassen sich relativ energiearm herstellen. So besteht Holzfaser aus Sägeresten und Zellulose aus Altpapier, Schafwolle ist ein Nebenprodukt der Weidewirtschaft und Hanf sowie Flachs werden aus nachwachsenden Pflanzen gewonnen.

Einige Naturdämmstoffe benötigen jedoch Zusätze für den Brandschutz. Holzfaser ist als normal entflammbar eingeordnet und Kork ist nur schwer brennbar. Auch reine Schafwolle, die dicht genug ist und einen hohen LOI (limited oxygen index) aufweist, verbrennt erst bei 560 bis 600 Grad Celsius. Zellulose, Flachs und Hanf müssen dagegen mit Brandschutzmitteln wie Borsalz oder Aluminiumsulfat behandelt werden, um die Baustoffklasse B2 zu erreichen, die für normal entflammbare Baustoffe steht. Problematisch bei Wolle sind zudem meist chemische Anti-Motten-Mittel.

Darüber hinaus können die Kosten bei natürlichen Dämmstoffen variieren. Für eine bestimmte Dämmleistung kann die Schichtdicke sehr unterschiedlich sein, was sich wiederum auf den Materialverbrauch auswirkt. Die Materialkosten pro Quadratmeter bei einem Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von 0,24/(m²K) betragen für herkömmliche Dämmstoffe wie Polysterol 14 Euro und Glaswolle 5 bis 9 Euro.

Zum Vergleich: Die Kosten je Quadratmeter für Hanfmatten liegen bei 18 Euro, die für Holzfaserplatten bei 16 bis 45 Euro und für Korkplatten bei 30 bis 75 Euro. Die Einblasdämmung aus Zellulose ist mit 10 Euro pro Quadratmeter recht kostengünstig. (Preisübersicht laut der gemeinnützigen Plattform CO2 Online).

Fazit

Natürliche Dämmstoffe bieten eine hervorragende Kombination aus Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Wohngesundheit. Auch wenn die Kosten höher ausfallen können, lohnt sich die Investition. In jedem Fall ist es sinnvoll, zuvor verschiedene Angebote einzuholen und Fördermöglichkeiten zu prüfen. Auch sollten Qualitätssiegel wie der Blaue Engel berücksichtigt werden, da sie eine zusätzliche Orientierung zur Umweltverträglichkeit und Qualität geben. Wer natürliche Dämmstoffe clever kombiniert, investiert nicht nur in die Langlebigkeit und Effizienz des Gebäudes, sondern auch in die eigene Gesundheit und den Umweltschutz.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag?