Nachhaltige Wärmedämmung mit Naturdämmstoffen
Angesichts des steigenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, gibt es inzwischen einen regelrechten Trend zu hochwertigen ökologischen Baumaterialien. Vor diesem Hintergrund setzen Bauherren und Hausbesitzer immer häufiger Dämmungen aus natürlichen Rohstoffen bei Hausbau und -sanierung. Das schont nicht nur Umwelt und Klima, sondern wirkt sich ebenfalls positiv auf die Wohngesundheit aus. Damit Sie den passenden Naturdämmstoff finden, stellen wir Ihnen sechs nachhaltige Dämmmaterialien vor.
In diesem Artikel:
- Vorteile von Naturdämmstoffen
- Dämmen mit Holz
- Dämmen mit Flachs und Hanf
- Dämmen mit Stroh und Seegras
- Dämmen mit Schilf
- Dämmen mit Schafswolle und Baumwolle
- Dämmen mit Kork und Kokos
Ein Gastbeitrag von Christian Schaar.
Dämmen mit Naturdämmstoffen
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Arten von Naturdämmstoffen, die Feuchtigkeit unterschiedlich gut aufnehmen und unterschiedliche Wärmespeicherkapazitäten sowie Wärmeleitfähigkeiten aufweisen. Nachhaltige Dämmstoffe sind zum Beispiel Holz, Zellulose, Flachs, Hanf, Stroh, Seegras, Schilf, Schafwolle, Baumwolle, Kork oder Kokos, die zu losem Material oder Platten weiterverarbeitet werden. Die Wahl des richtigen Naturdämmstoffes hängt vom Verwendungszweck ab. Da sich die Naturmaterialien aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften nur für bestimmte Bauteile und Einsatzbereiche eignen, sollten Hausbesitzer und Bauherren bei der Wahl des richtigen Dämmstoffes für Dach, Decke, Wände oder Boden unbedingt auf den Verwendungszweck achten.
Vorteile von Naturdämmstoffen gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen
Anders als fossile und mineralische Rohstoffe schonen natürliche Dämmstoffe durch ihre CO2-neutrale Ökobilanz Ressourcen und Klima. Auch der Energieverbrauch bei der Herstellung von Dämmstoffen aus Holz, Flachs, Stroh oder Kork ist um einiges niedriger als bei herkömmlichen Dämmmaterialien. Zudem stammen viele Naturdämmstoffe aus der regionalen Land- und Forstwirtschaft: es sind keine langen Transportwege notwendig, die die Umwelt belasten. Nicht zu unterschätzen sind auch die positiven Effekte auf die Wohngesundheit. Natürliche Dämmmaterialien haben auszeichnete feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften und verbessern das Raumklima.

Im Gegensatz zu industriellen Dämmstoffen gleichen sie Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen besser aus. Neben einer optimalen Isolierung gegen Kälte bieten sie einen effektiven Hitzeschutz und haben schalldämpfende Eigenschaften. Bei Dämmmaßnahmen mit natürlichen Materialien ist jedoch zu bedenken, dass diese der Baustoffklasse 2 angehören und damit normal entflammbar sind. Das heißt, dass viele natürliche Materialien vor ihrer Verwendung als Dämmstoff unter anderem mit Brandhemmern und künstlichen Bindemitteln behandelt werden. Des Weiteren sind aufgrund der höheren Wärmeleitfähigkeit dickere Materialstärken erforderlich.
Naturdämmstoffe und allen voran Holzfaserprodukte haben beim sommerlichen Hitzeschutz aufgrund der größeren Phasenverschiebung, die ungleich größer als bei Mineralfaserdämmstoffen ist, ganz entscheidend die Nase vorn. Das ist vor allem angesichts des wärmer werdenden Klimas ein wichtiges Argument.
Nachhaltige Naturdämmstoffe im Überblick
Naturdämmstoff Holz
Holz ist ein klassischer Naturdämmstoff, der im Sommer und Winter nicht nur Hitze- bzw. Kälte-, sondern als Bodendämmung auch Schallschutz bietet. Für die Dämmung von Häusern wird Holz in Form von Holzfasern, -platten oder Zellulose eingesetzt. Holzfasern, die aus Sägeresten und Hackschnitzeln von Nadelhölzern stammen, können als loses Dämmmaterial verwendet oder zu Holzfasermatten verarbeitet werden.
Holzfaserdämmstoffe haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,040 Watt pro Meter und Kelvin und können als Holzweichfaserplatte für die Dachdämmung, als Putzträgerplatte für die Fassadendämmung oder zur Innendämmung zum Einsatz kommen. Holz reguliert die Luftfeuchtigkeit in den Räumen und erzeugt ein angenehmes Raumklima. Zudem besteht die Option, die Fassade mit Holz zu verkleiden. Das ist nicht nur eine optische Aufwertung, sondern bietet zusätzlichen Dämmschutz. Eine Wärme- bzw. Außendämmung ist dennoch notwendig, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Dämmen mit Flachs und Hanf

Flachs und Hanf eignen sich für die Dämmung des Daches, der Wände und Böden. Während Flachs in Form von Matten an Dächern und Geschossdenken zum Einsatz kommt, ist Hanf auch für die Dämmung der Wände bestens geeignet. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von rund 0,040 Watt pro Meter und Kelvin, bieten die Naturdämmstoffe einen sehr guten Wärmeschutz. Da Flachs und Hanf gute Schalldämpfungseigenschaften aufweisen, eignen sie sich ebenfalls gut als Trittschalldämmung.
Stroh und Seegras als natürliches Dämmmaterial

Der Energieaufwand für Stroh ist besonders niedrig, denn der Dämmstoff wird aus Weizen, Hafer, Roggen oder Gerste hergestellt. Für die Dämmung wird das Stroh so dicht zu Ballen gepresst, dass der Feuchtigkeitsgehalt nur noch höchstens bei 15 Prozent liegt. Mit seiner sehr guten Wärmespeicherkapazität eignet sich Stroh vor allem für Dächer oder das Auffüllen von Hohlräumen an Türen und Fenstern. Durch seine guten Schallschutzeigenschaften bietet sich die Dämmung aber ebenso für Fußböden an.
Eine Alternative zu Stroh als Naturdämmstoff ist Seegras, das eine Wärmeleitfähigkeit von 0,042 Watt pro Meter und Kelvin hat. Die zerkleinerten und gereinigten Fasern werden für die Dämmung in Decken, Innen- und Außenwänden oder Dächern eingesetzt, wo sie in die Hohlräume gestopft oder eingeblasen werden. Das immer wieder nachwachsende Seegras an der Ostsee und am Mittelmeer lässt sich besonders umweltfreundlich ernten, wobei die Herstellung und Aufbereitung nur wenig Energie verbraucht.
Naturdämmstoff Schilf

Als traditioneller Dämmstoff kommt Schilf bereits seit einigen Jahrhunderten beim Hausbau zum Einsatz. Es nimmt keine Feuchtigkeit auf und verrottet kaum, sodass sich keine Fäulnis oder Pilze bilden können. Durch den hohen Kieselsäuregehalt hat es ebenfalls brandhemmende Eigenschaften. Gepresste Schilfrohre werden mit Drähten oder Schnur zu Platten verbunden, die sich bestens als Deckmaterial oder Putzgrund eignen.
Mit Schafwolle und Baumwolle dämmen
Schafwolle ist der einzige Dämmstoff aus tierischen Fasern, der in Form von Vlies, Filz, Matten, Wollballen oder Platten für die Dämmung von Wänden, Böden und Dächern zum Einsatz kommt. Die Wolle kann bis zu 33 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und speichert Wärme aufgrund ihrer vielen Hohlräume besonders gut. Sie hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,045 Watt pro Meter und Kelvin und ist ebenfalls als Trittschalldämmung geeignet. Dank des Eiweißproteins Keratin kann Schafwolle zudem Schadstoffe binden, wie zum Beispiel Formaldehyd, und die Raumluft reinigen.
Sowohl Schaf- als auch Baumwolle eignen sich zum Stopfen von Hohlräumen in Böden, Wänden, an Fenstern und Türen. Baumwolle wird unter anderem in Form von Dämmmatten und -filzen für die Dämmung von Hohlräumen oder Trittschalldämmung verwendet. Um Schimmelbildung und Insektenbefall zu vermeiden sowie die Brandschutzeigenschaften zu verbessern, werden die Baumwollfasern mit Borsalz imprägniert.
Dämmen mit Kork und Kokos
Auch Kork ist ein nachwachsender Rohstoff, der vielseitig als Dämmmaterial verwendbar ist, ob in Form von Korkgranulat für die Zwischensparrendämmung, als Backkorkplatten für die Aufdachdämmung oder für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS). Der Naturdämmstoff wird aus der Korkeiche gewonnen, die alle neun bis zehn Jahre geschält wird. Da er kaum Nässe aufnimmt, eignet sich Kork für feuchtigkeitsanfällige Bereich.
Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,45 bis 0,055 Watt pro Meter und Kelvin ist Kokos ebenfalls ein effektiver Dämmstoff, der aus den äußeren Fasern der Kokosnuss gewonnen wird. Diese werden zu Matten, Filzen oder Platten weiterverarbeitet. Kokos kommt vor allem in der Innendämmung zum Einsatz, zum Beispiel im Dach zwischen den Sparren. Im Außenbereich eignet sich das Naturmaterial für die Fassadendämmung
Text: Christian Schaar, S2 GmbH
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