Käferholz als Bauholz – eine nachhaltige Alternative

Käferholz mit Schäden durch Borkenkäfer
Foto: Pixelio/Robert Emmerich

Klimawandel, Lieferengpässe und steigende Preise als Folge des Ukrainekrieges stellen die Baubranche vor enorme Herausforderungen. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit erlangt eine immer größere Bedeutung. Die Suche nach kostengünstigen und zugleich umweltfreundlichen Rohstoffen hat dazu geführt, dass innovative Lösungen entwickelt und erprobt werden, um den ökologischen Fußabdruck der Baubranche zu reduzieren.

Eine vielversprechende Alternative, die zunehmend auch in der Baubranche Beachtung findet, ist der Einsatz von sogenanntem Käferholz. Doch was verbirgt sich hinter diesem als Schadholz bekannten Rohstoff und welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?

  1. Käferholz – was ist das?
  2. Kann man Käferholz als Bauholz verwenden?
  3. Ökologische und ökonomische Vorteile durch die Nutzung von Käferholz
  4. Fazit: Käferholz gewinnt an Popularität

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Käferholz – was ist das?

Käferholz wird auch als Borkenkäferholz, Kalamitätsholz oder Schadholz bezeichnet. Es handelt sich dabei um Holz von Bäumen, die von Borkenkäfern befallen wurden, in der Folge absterben und dann aus dem Wald geschaffen werden müssen. In der Baubranche hat das Käferholz bisher keinen guten Ruf.

Bereits der Begriff „Schadholz“ deutet darauf hin, dass es als Holz minderer Qualität betrachtet wird. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn Käferholz verfügt meist über die gleichen Eigenschaften wie konventionelles Schnittholz.

So entsteht Käferholz

Waldarbeiter transportiert Holz ab
Um die Ausbreitung des Käfers in den Griff zu bekommen, müssen betroffene Bäume schnell gefällt und aus dem Wald entfernt werden.
Foto: Pixelio/Andreas Hermsdorf

Inzwischen gibt es ein Überangebot an Käferholz, dies wiederum als sichtbare Folge des Klimawandels. Denn Stürme und Dürreperioden nehmen zu und wirken sich negativ auf die Waldgesundheit aus. Hitze und Wassermangel machen vor allem den Fichten zu schaffen, denn sie produzieren weniger Harz und können sich so schlechter gegen den Borkenkäfer wehren.

In Deutschland werden Bäume von zwei unterschiedlichen Borkenkäfern befallen: dem Buchdrucker und dem Kupferstecher. Während sich der Buchdrucker vor allem in älteren Fichtenbeständen ausbreitet, bevorzugt der Kupferstecher junges Holz.

Beide Käfer nisten sich direkt unter der Rinde ein und bohren Gangsysteme in das Holz. In diese Gänge legt der Käfer dann seine Eier und züchtet einen Pilz, von dem sich die Larven ernähren. Der Fraß der Käfer und Larven zerstört hauptsächlich das Bastgewebe, sodass der Transport des Wassers und der darin enthaltenen Nährstoffe unterbrochen wird. Dem Baum fehlen diese Nährstoffe, sodass er nach und nach abstirbt. Sobald der Baum tot ist, sucht sich der Käfer einen neuen Baum.

Die Zahlen sind alarmierend: 2019 wurde bereits dreimal so viel Schadholz geschlagen wie im Vorjahr. Doch was soll mit dem Überangebot an Käferholz passieren und wie lässt es sich möglichst ökologisch nutzen?

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Kann man Käferholz als Bauholz verwenden?

Hohe Preise für herkömmliches Rundholz und das Überangebot an Käferholz begünstigen ein Umdenken bei der Bewertung von Käferholz. Bisher hielt sich das Vorurteil, dass Borkenkäferholz von schlechter Qualität sei und keine ausreichende Stabilität besitze. Laien befürchteten weiter, dass Käferpopulationen in dem Holz überleben könnten und sich erneut ausbreiten. Doch beide Befürchtungen können widerlegt werden.

Welche Qualität hat Käferholz?

  • Käferholz hat nahezu die identischen Materialeigenschaften wie herkömmliches Holz,
  • es bietet eine ausreichende Stabilität, sodass es sogar für den Holzbau zugelassen ist.
  • Tatsächlich ist der Borkenkäferbefall für die weitere Verwendung absolut unrelevant, da der Borkenkäfer seine Gänge im Bast direkt unter der Rinde und nicht im tragenden Holzkörper anlegt.
  • Auch die Sorge, dass Schädlinge im Holz überleben können, ist unbegründet. Bei der technischen Trocknung werden verbleibende Populationen abgetötet, sodass der Rohstoff garantiert käferfrei ist.

Nutzungsmöglichkeiten von Borkenkäferholz

Kantholz
Käferholz lässt sich als Kantholz in der Baubranche verwenden. Möglich sind optische Unterschiede zu klassischem Bauholz, dafür ist es eine kostengünstige Alternative.
Foto: Pixelio/Rainer Sturm

Bisher ging ein Großteil des Käferholzes per Container nach China oder wurde als Verpackungsholz genutzt und dann verbrannt. Dabei gibt es deutlich umweltfreundlichere Möglichkeiten der Verwendung. Immer mehr Beachtung findet es dabei in der Baubranche und im Möbelbau. Inzwischen gilt es sogar als ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative zu anderen Holzarten.

Jedes Stück Schnittholz wird unabhängig von seiner Herkunft oder Vorgeschichte bewertet und muss die Kriterien der Norm DIN 4074 erfüllen, um in einem Gebäude zum Einsatz zu kommen.

  • Da die Fräßgänge des Borkenkäfers selten mehr als 2 mm Durchmesser betragen, ist solches Holz oft ohne Einschränkungen für Kantholz, Bretter, Bohlen und Latten in allen Sortierklassen S7, S10 und S13 zulässig.
  • Strenger sind die Kriterien der DIN 68365 (2018: 12 „Schnittholz für Zimmerarbeiten – Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz“). Das Holz wird hier entsprechend der Sichtqualität in Güteklassen unterteilt. Käferholz mit Insektenfraß und Fräßgängen unter 2 mm ist hier nur zulässig für Kantholz der Güteklassen 2 und 3 sowie bei Bohlen und Brettern der Güteklasse 3.

Die Einschränkungen bei der Verarbeitung in sichtbaren Gebäudeteilen ergeben sich durch die gelegentlich auftretenden optischen Unterschiede von Käferholz. Da mit dem Borkenkäferbefall oft ein Pilz eingeschleppt wird, verfärbt sich das Holz leicht bläulich.

Es handelt sich hierbei lediglich um einen optischen Mangel, das Holz ist gemäß DIN 4074 unbegrenzt zulässig. Ist diese Farbnuance nicht gewünscht, wird solches Holz bevorzugt im nicht sichtbaren Bereich eingesetzt. Es gibt inzwischen aber auch Unternehmen, die genau diese optische Besonderheit betonen und aus diesem Holz einzigartige Saunen, Gartenhäuser oder Tiny Houses bauen.

Ökologische und ökonomische Vorteile durch die Nutzung von Käferholz

Baumstämme Fortwirtschaft
Wer Käferholz nutzt, das ohnehin gefällt werden muss, schont den Holzeinschlag in gesunden Wäldern.
Foto: Pixelio/Rainer Sturm

Käferholz galt bisher eher als Abfallprodukt und erlebt nun aufgrund hoher Holzpreise und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit eine Aufwertung. Zu Recht, denn nach entsprechender Aufbereitung und Trocknung kann es in verschiedenen Bereichen der Baubranche eingesetzt werden.

Durch die Verarbeitung von Käferholz kann der Holzeinschlag in gesunden Wäldern reduziert werden. Da es ein Überangebot an Käferholz gibt, muss weniger frisches Holz geschlagen werden und wertvolle Waldflächen bleiben erhalten. Dies wiederum trägt dazu bei, den gesamten Wald zu schützen und seine ökologische Balance aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus ist Käferholz kostengünstiger als frisches Holz, da es aufgrund des Befalls durch den Borkenkäfer in großen Mengen vorhanden ist. Frischholz ist meist doppelt so teuer. Durch den Einsatz von Käferholz können Bauunternehmen Materialkosten senken und Projekte effizienter umsetzen.

Fazit: Käferholz gewinnt an Popularität

Die Tatsache, dass immer mehr Käferholz anfällt, ist zwar ein alarmierendes Zeichen des fortschreitenden Klimawandels. Trotzdem sollten die Chancen, die sich dadurch ergeben, bestmöglich genutzt werden. Der Einsatz von Käferholz ermöglicht eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen, reduziert den Holzeinschlag in gesunden Wäldern und bietet ökonomische Vorteile.

Durch die Förderung und Unterstützung des Käferholzeinsatzes können Bauunternehmen und Verbraucher einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten und den Anforderungen an nachhaltiges Bauen besser gerecht werden. Auf Qualität und Ästhetik muss dabei keinesfalls verzichtet werden.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.