So erkennen Sie nachhaltiges Holz

Urwald in Rumänien
Foto: Pexels/Zhang Kaiyv

Holz ist nicht gleich Holz. Verbraucher sollten auf eine nachhaltige und ökologische Herkunft achten, um Raubbau in den Wäldern zu vermeiden. Hier erfahren Sie, wie Sie nachhaltiges Holz erkennen.

  1. Ist Holz nachhaltig?
  2. Holz ist nicht gleich Holz: Raubbau zerstört Biodiversität und Klima
  3. Raubbau wird in vielen Regionen der Welt in großem Stil betrieben
  4. Auf Herkunft und transparente Lieferketten achten
  5. Holz regional denken, lokal kaufen und wenn möglich recyceln
  6. Fazit: So erkennen Sie nachhaltiges Holz

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Ist Holz nachhaltig?

Regenwald
Wälder liefern die Luft, die wir atmen. Fünf Bäume reichen aus, um genug Sauerstoff für ein ganzes Menschenleben zu produzieren.
Foto: Unsplash/Boudhayan Bardhan

Holz ist nicht nur tragendes Element in Gebäuden, sondern kommt auch als Isolierung, Möbelstück und dekoratives Element zum Einsatz. Doch jenseits seiner ästhetischen und funktionalen Vorzüge bietet Holz einen weiteren entscheidenden Vorteil: Es ist ein nachwachsender Rohstoff. Das macht Holz prinzipiell zu einer nachhaltigen Wahl.

Während seines Wachstums bindet Holz CO₂ und trägt so aktiv zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. Im Vergleich zu anderen Baumaterialien wie Beton oder Stahl ist die Herstellung von Holzprodukten energieeffizienter und verursacht weniger Emissionen. Am Ende seiner Lebensdauer kann Holz zudem recycelt oder kompostiert werden, was es zu einer umweltfreundlichen Option macht.

Doch allein durch die Verwendung von Holz wird das Bauprojekt nicht automatisch nachhaltig und ökologisch. Es kommt auch auf die Herkunft an. In diesem Zusammenhang ist es unerlässlich, die dunkle Seite der Holzgewinnung zu betrachten: den Raubbau der Holzindustrie.

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Holz ist nicht gleich Holz: Raubbau zerstört Biodiversität und Klima

Raubbau liegt vor, wenn Waldressourcen übermäßig und nicht nachhaltig genutzt werden, ohne Rücksicht auf die Regenerationsfähigkeit des Waldes. Im Kontext der Forstwirtschaft bedeutet das, dass Bäume in einem Tempo gefällt werden, das schneller ist als ihre natürliche Nachwuchsrate. Dadurch sind die Wälder nicht in der Lage, sich selbst zu erneuern.

Nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung werden jedes Jahr mehr als zehn Millionen Hektar Wald durch den Menschen zerstört. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wurden zwischen 1990 und 2020 weltweit 420 Millionen Hektar Wald durch Abholzung vernichtet, was einer Fläche entspricht, die so groß ist wie die Europäische Union.

Die Auswirkungen sind verheerend: Entwaldung, Verlust der Biodiversität, Störung des Wasserhaushalts und Klimaveränderungen, da Wälder als wichtige Kohlenstoffspeicher dienen. Die Wälder der Welt beherbergen einen Großteil der Artenvielfalt an Land und bilden für die Menschheit eine besonders wichtige Existenzgrundlage. Insbesondere als CO₂-Speicher zur Bekämpfung der Klimakrise und ihren verheerenden Folgen spielen Wälder eine elementare Rolle.

Kahlschlag im Wald
Durch Kahlschlag entstehen enorme Schäden in der Natur.
Foto: Pexels/Aleksey Kuprikov

Raubbau wird in vielen Regionen der Welt in großem Stil betrieben

Besonders betroffen sind große Regenwälder in Südamerika, Afrika und Südostasien, wo Raubbau in großem Stil betrieben wird. Urwälder weichen dort nicht nur der Holzproduktion, sondern auch für große landwirtschaftliche Flächen, etwa für den Anbau von Ölpalmen (Palmöl) und Soja sowie die Viehzucht.

Der Amazonasregenwald, auch grüne Lunge der Erde genannt, ist ein besonders bekanntes Beispiel für großflächige Entwaldung über viele Jahre. Er stellt einen bedeutenden Kipppunkt beim Klimawandel dar.

Doch Raubbau ist nicht nur ein Problem Südamerikas oder Asiens, auch in europäischen Wäldern findet er praktisch direkt vor der Haustür statt. In Rumänien etwa, wo die es die letzten großen Urwälder Europas gibt, werden geschützte Flächen illegal gerodet und verkauft – und verschwinden nach und nach.

Um dies nicht zu unterstützen, das Klima und die Artenvielfalt zu schützen, ist es von besonderer Bedeutung, auf nachhaltige Quellen für Holz zu achten – sei es beim Hausbau, der Renovierung oder dem neuen Kleiderschrank.

Amazonas-Regenwald
Der Amazonasregenwald ist der weltweit größte tropische Regenwald und berühmt für seine Artenvielfalt.
Foto: Pexels/David Riaño Cortés

Auf Herkunft und transparente Lieferketten achten

Durch nachhaltige Holzgewinnung können die negativen Auswirkungen des Raubbaus vermieden werden. Dafür können Verbraucher auch auf vertrauenswürdige Zertifizierungen achten, etwa durch Naturland und FSC.

Naturland Logo Siegel

Naturland, größter internationaler Verband für ökologischen Landbau aus Deutschland, setzt nach eigenen Angaben einen Standard, der hinsichtlich der nachhaltigen und naturverträglichen Waldbewirtschaftung über die Gesetzesregelungen hinaus geht.

Er setzt sich ein für die Wiederherstellung und den Erhalt naturnaher Wälder, den Erhalt und Schutz der Biodiversität und Walddynamik sowie eine schonende und ökologisch verträgliche Walderschließung und -ernte.

fsc logo siegel

Auch das international geltende FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) legt strenge Richtlinien fest, die von Forstbetrieben und Unternehmen in der Holzverarbeitung eingehalten werden müssen. Dazu gehören beispielsweise das Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen und Pestizide, der Schutz seltener Arten, die Erhaltung von Biotop- und Totholzbäumen. Weltweit gelten die gleichen Basisanforderungen für die Zertifizierung. Jährliche Kontrollen durch unabhängige Auditoren sollen die Einhaltung der Standards sowohl in Forstbetrieben als auch in der Verarbeitungskette gewährleisten.

In Deutschland verbietet der FSC-Standard darüber hinaus Kahlschläge als Mittel der Holzernte. Er fordert, dass FSC-Wälder sich an der natürlichen Waldgesellschaft orientieren und sich zu einer solchen hin entwickeln.

Holz regional denken, lokal kaufen und wenn möglich recyceln

Trotz seiner hohen Anforderungen ist das FSC-Siegel nicht frei von Kritik. Ein Hauptanliegen von Umweltorganisationen ist, dass es das Abholzen von Urwäldern nicht grundsätzlich verbietet.

Daher ist es wichtig, dass Verbraucher beim Holzkauf nicht nur auf das FSC-Siegel achten, sondern auch auf die genaue Herkunft des Holzes. Eine transparente Lieferkette ist hierbei entscheidend, um sicherzustellen, dass es aus nachhaltigen Quellen stammt und nicht über Umwege aus Raubbau gewonnen wurden. Orientieren können sich Verbraucher auch an lokalen Händlern, die ebenfalls sehr häufig FSC-zertifiziert sind und Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Einheimische Hölzer wie Fichte oder Eiche sind oft eine gute Wahl. Als besonders langlebig und robust gelten zudem Lärche und Douglasie.

Zusätzlich stellt Holzrecycling eine immer relevantere Alternative dar. Durch das Wiederverwenden von Altholz werden nicht nur wertvolle Ressourcen geschont, sondern auch die Notwendigkeit der Abholzung neuer Bäume reduziert. Recyceltes Holz kann in vielen Bereichen wiederverwendet werden, von der Möbelherstellung bis hin zur Energiegewinnung. Das Recycling von Holz vermindert zudem den CO₂-Fußabdruck, da der Prozess der Holzgewinnung und -verarbeitung mit erheblichen Emissionen verbunden ist. Daher sollten Verbraucher nicht nur auf Herkunft und Zertifizierungen achten, sondern auch in Betracht ziehen, recycelte Holzprodukte zu kaufen oder selbst Altholz wiederzuverwenden, um einen noch größeren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Baumstämme Fortwirtschaft
Wer Käferholz nutzt, das ohnehin gefällt werden muss, schont den Holzeinschlag in gesunden Wäldern.
Foto: Pixelio/Rainer Sturm

Auch Käferholz ist eine nachhaltige Alternative. Gemeinhin als Schadholz angesehen, hat es einen schlechten Ruf. Tatsächlich hat es − abgesehen vom optischen Makel − die gleichen Materialeigenschaften wie herkömmliches Holz, ist aber deutlich kostengünstiger. In diesem Artikel lesen Sie mehr über die Einsatzmöglichkeiten von Käferholz als Bauholz »

Fazit: So erkennen Sie nachhaltiges Holz

  1. Achten Sie auf vertrauenswürdige Zertifizierungen, z.B. Naturland und FSC.
  2. Bevorzugen Sie lokale Händler, möglichst mit transparenter Lieferkette.
  3. Greifen Sie auf einheimische Hölzer zurück, z.B. Fichte, Eiche, Lärche oder Douglasie.
  4. Verwenden Sie Altholz oder recyceltes Holz.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.

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