Grundstück: Altlasten und Gesundheitsgefahren erkennen

Bagger auf Grundstück
Foto: Pixelio

Bei der Grundstückswahl sollte man den Standort eines Gebäudes vor dem Kauf sorgfältig unter die Lupe nehmen. Denn Altlasten, Strahlenquellen, Schadstoffemissionen und Lärm können das Wohlbefinden und die Gesundheit massiv beeinträchtigen. So bildet die Wahl eines unbelasteten Grundstücks die Grundlage für gesundes Wohnen. Hier erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, um Altlasten und Gesundheitsgefahren rechtzeitig auszuschließen.

In diesem Beitrag:

  1. Altlasten im Untergrund
  2. Strahlenquellen rechtzeitig erkennen
  3. Schadstoffbelastungen in Luft und Wasser
  4. Wie viel Lärm ist zu viel?

Christian Schaar
Fachautor CRADLE und Geschäftsführer der S2 GmbH

Altlasten im Untergrund

Ein Haus ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Die Baubiologie erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Die 25 baubiologischen Leitlinien (die wir in diesem Beitrag näher vorstellen) dienen dabei als Kompass.

Bei der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück sind neben Lage und Größe potenzielle Altlasten ein wesentliches Entscheidungskriterium. Altlasten bezeichnen Flächen oder Bodenbereiche, die durch frühere industrielle, gewerbliche oder militärische Aktivitäten verunreinigt wurden. Gemäß § 2 Abs. 5 des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) handelt es sich dabei um Altablagerungen und Altstandorte, die schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für Mensch und Umwelt haben können:

  • Altablagerungen sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen und Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert wurden, wie zum Beispiel chemische Stoffe, Schwermetalle, Öle, Asbest und andere Giftstoffe.
  • Altstandorte bezeichnen Grundstücke stillgelegter Anlagen, wie Militärgelände, Tankstellen, Mülldeponien oder Chemie- und Industriefabriken.
Ein Bagger reißt ein Gebäude ab, im Vordergrund aufgetürmte Erde, im Hintergrund Industrieanlagen.
Recherchieren Sie vor dem Grundstückskauf: Was stand vorher hier? Das lässt Rückschlüsse auf mögliche Belastungen des Grundstücks zu.
Foto: Pixabay

Um potenzielle Altlasten aufzuspüren, empfiehlt es sich, zunächst die historische Nutzung des Grundstücks zu recherchieren.

  • Gespräche mit Verkäufern, Maklern und Nachbarn liefern erste Hinweise.
  • Eine zuverlässige Informationsquelle ist das Altlastenkataster. Das ist ein von der zuständigen Bodenschutzbehörde geführtes Register, das Altlasten und altlastverdächtige Flächen erfasst.
  • Alternativ oder ergänzend dazu kann ein professionelles Bodengutachten in Auftrag gegeben werden. Bei der Feststellung von Altlasten sind oft umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich, um die Fläche wieder nutzbar zu machen.

Strahlenquellen rechtzeitig erkennen

Mit Strahlung belastete Baugrundstücke können verschiedene gesundheitliche Auswirkungen auf die Bewohner haben, abhängig von der Art und Menge der Strahlung. So ist beispielsweise eine langfristige Exposition gegenüber Radon eine der Hauptursachen für Lungenkrebs bei Nichtrauchern. Radioaktive Strahlung kann unterschiedliche Quellen haben:

  • Natürliche Radioaktivität im Boden: Böden und Gesteine enthalten natürliche Radionuklide wie Uran-238, Thorium-232 und Kalium-40, die zur externen Gammastrahlung beitragen. Gebiete mit granit- oder tuffhaltigem Gestein weisen oft höhere Strahlungsniveaus auf.
  • Radon-Exhalation: Das radioaktive Edelgas Radon-222 entsteht beim Zerfall von Uran-238 und Radium-226. Die Radonbelastung variiert regional und hängt von der geologischen Beschaffenheit des Untergrunds ab.
  • Baumaterialien: Einige Baustoffe, wie Beton, Ziegel und Gips, enthalten natürliche Radionuklide, die zur Strahlenexposition beitragen können, auch wenn die Konzentrationen vergleichsweise niedrig sind.
  • Industrielle Rückstände: In bestimmten Regionen können industrielle Rückstände wie Mansfelder Kupferschlackensteine erhöhte Konzentrationen natürlicher Radionuklide aufweisen.

Ob die Strahlenbelastung innerhalb der zulässigen Grenzwerte liegt, darüber gibt eine geologische Untersuchung Aufschluss. Zudem empfiehlt sich eine Radonmessung, um bei Bedarf frühzeitig Schutzmaßnahmen einzuplanen. Eine wichtige Informationsquelle ist die Historie des Grundstücks. War es möglicherweise Teil eines Altlastengebiets? Solche Gebiete können zu einer erhöhten Strahlenbelastung führen. Und auch die zuständige Strahlenschutzbehörde kann spezifische Informationen über mögliche radioaktive Strahlenquellen in der Nähe des Grundstücks liefern.

Radonkarte des BfS: Konzentration von Radon in der Bodenluft in Deutschland
Radonkonzentration in der Bodenluft
Foto: Bundesamt für Strahlenschutz

Tipp: In diesem Beitrag zeigen wir, wie Sie selber auf Ihrem Grundstück oder im Haus Radonmessungen vornehmen können »

Schadstoffbelastungen in Luft und Wasser

Weniger gefährlich, aber durchaus mit Beeinträchtigungen von Gesundheit und Wohlbefinden verknüpft, sind Schadstoffemissionen:

  • Luftverschmutzung durch nahegelegene Industrieanlagen und Verkehrsknotenpunkte, die Stickoxide, Schwefeldioxid, Feinstaub und Kohlenmonoxid emittieren.
  • Verschmutzte Gewässer und Abwasserkanäle, die Schadstoffe wie Pestizide, Schwermetalle und organische Verbindungen enthalten können.
  • Elektromagnetische Felder aufgrund von Hochspannungsleitungen und Mobilfunknetzen in der näheren Umgebung, die möglicherweise gesundheitliche Auswirkungen haben können.

Umfassende Informationen zu Luftschadstoff-Emissionen in Deutschland liefern beispielsweise Karten zur Luftqualität des Umweltbundesamts. Diese zeigen die Belastung von beispielsweise Stickoxiden und Feinstaub. Es kann zudem sinnvoll sein, lokale Umweltbehörden zu kontaktieren, die Auskunft über potenzielle Schadstoffquellen geben. Grundsätzlich zu beachten ist, dass besonders belastete Gebiete oft in Großstädten und Ballungszentren zu finden sind. Sie weisen höhere Konzentrationen von Luftschadstoffen auf, die durch Verkehr, Industrie und andere Quellen verursacht werden.

Umspannwerk mit Hochspannungsleitungen
Ein Umspannwerk mit Hochspannungsleitungen - aus baubiologischer Sicht keine empfehlenswerte Nachbarschaft.
Foto: Pixabay

Was leistet eine baubiologische Grundstücksanalyse?

Die Umgebung, in der wir leben und arbeiten, hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Nicht zu unterschätzen sind aber auch unsichtbare Faktoren wie Schadstoffe, Strahlung oder Lärm, die unbemerkt, aber kontinuierlich auf uns einwirken. Hier setzt die baubiologische Grundstücksanalyse an. Damit lassen sich mögliche gesundheitliche Risikofaktoren bereits vor dem Hausbau zu identifizieren und abzumildern. In diesem Beitrag erklären wir genauer, was eine baubiologische Grundstücksanalyse umfasst »

Wie viel Lärm ist zu viel?

Lärm wird nicht nur als lästig und störend empfunden. Geht er über bestimmte Pegel hinaus, steigt das Risiko für gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen, Stress, Angstzustände oder sogar Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher Richtlinien festgelegt, die als Maßstab für akzeptable Lärmpegel in Wohngebieten dienen. Demnach sollten durchschnittliche Lärmwerte tagsüber 55 dB(A) und nachts 40 dB(A) nicht überschreiten.

Lärmquellen sind zum Beispiel:

  • Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen mit mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr,
  • Eisenbahnlinien mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 30.000 Zügen pro Jahr,
  • Großflughäfen, die jährlich mehr als 50.000 Flugbewegungen verzeichnen,
  • Industrieanlagen und Gewerbebetriebe,
  • Geräusche aus der unmittelbaren Nachbarschaft.

Wertvolle Einblicke zu Umgebungslärm liefert die Lärmkartierung nach der EU-Umgebungslärmrichtlinie. Zudem verrät der Bebauungsplan der Gemeinde, welche Nutzungen in der Umgebung geplant sind und wo potenzielle Lärmquellen lauern könnten. Doch Vorsicht: Digitale Karten und Pläne können nicht immer ein vollständiges Zeugnis der Bedingungen vor Ort liefern. Daher empfiehlt es sich, das Grundstück zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wochentagen aufzusuchen. Nur so können weitreichendere Erkenntnisse zur tatsächlichen Lärmbelastung gewonnen werden.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.

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