Dachbegrünung – Pflanzen und Tipps für die Umsetzung
Eine Dachbegrünung wertet Garagen, Carports oder Wohnhäuser nicht nur optisch auf, sondern unterstützt die Artenvielfalt, verringert den Energieverbrauch und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Was bei einer Dachbepflanzung zu beachten ist, welche Pflanzen sich dafür eignen und wie die Umsetzung gelingt, erklärt Christian Schaar in diesem Beitrag.
In diesem Artikel:
Die Vorteile einer Dachbegrünung
Grünflächen sind vor allem in dicht bebauten Städten rar, doch Gebäudedächer bieten genügend Platz für ein kleines Stück Natur und sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern haben ebenfalls positive Effekte für Mensch, Tier und Umwelt. Insbesondere Flachdächer bieten sich für die Begrünung an, die damit einen wesentlichen Beitrag zur Entsiegelung leisten. Dachbegrünungen speichern bis zu 90 Prozent des Regenwassers und geben es nur allmählich wieder an ihre Umgebung ab. Das entlastet die städtische Kanalisation und reduziert Abwasserkosten. Ein großflächiges Wurzelsystem reinigt und filtert das Regenwasser zusätzlich, wodurch Schadstoffe besser abgebaut werden.
Das gilt ebenfalls für die Luftqualität; Die Pflanzendecke sorgt durch ihre natürliche Verdunstungsleistung dafür, dass Staub und Schadstoffe in der Luft besser gebunden werden können. Damit helfen sie dabei, den CO2-Anteil in der Luft deutlich zu reduzieren. Auch das Raumklima in den darunter liegenden Wohnräumen profitiert von der Dachbegrünung. Während sie im Winter eine effektive Wärmedämmung bietet, wodurch Heizenergiekosten eingespart werden können, sorgt die Verdunstung im Sommer für eine angenehme Kühlung. Begrünte Flachdächer punkten mit einer längeren Lebensdauer, da sie Wettereinflüssen und Temperaturschwankungen besser standhalten können. Nicht zuletzt werten Begrünungen den ökologischen Wert einer Dachfläche auf, indem sie unter anderem als Trachtquelle und Kinderstube für Insekten dienen und Tieren sowie Pflanzen einen wertvollen Lebensraum bieten. Damit tragen sie zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.
Extensive und intensive Dachbegrünung für das Flachdach
Es gibt zwei verschiedene Arten, mit der Eigenheimbesitzer ihr Dach bepflanzen können; die extensive und intensive Dachbegrünung.
Die extensive Dachbepflanzung eignet sich für Dächer, die nur geringe Lasten zwischen 50 und 170 Kilogramm pro Quadratmeter tragen können. Die Substratschicht ist hierbei lediglich 8 bis 20 Zentimeter hoch und bietet niedrigwurzelnden Pflanzen Platz.
Im Unterschied dazu ist die bei der intensiven Dachbegrünung bis zu ein Meter dicke Erdschicht nicht nur für Rasenflächen, sondern auch Stauden und Sträucher geeignet. Voraussetzung ist allerdings, dass das Dach ein deutlich höheres Gewicht von 200 bis maximal 12.000 Kilogramm pro Quadratmeter tragen kann.
Während die intensive Begrünung nur auf flachen Dächern mit einer maximalen Neigung von 5 Grad umsetzbar ist, lässt sich die extensive Dachbegrünung auch auf Flachdächern mit einem Neigungswinkel von bis zu 45 Grad anlegen. Sie ist zudem wesentlich pflegeleichter und besonders für Carports, Garagen und Mülltonnenhäuschen geeignet.
Einen ausführlichen Beitrag über extensive Dachbegrünung finden Sie hier.
Was ist bei der Pflanzenauswahl für die Dachbegrünung zu beachten?
Die intensive Dachbegrünung bietet ohne weiteres die Möglichkeit, die Grünfläche wie einen Garten anzulegen und zu nutzen. Die Pflanzenauswahl ist hier etwas größer als bei der extensiven Bepflanzung. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Pflanzen robust und pflegeleicht sind, denn sie müssen ohne weiteres Wind, Frost und Hitze standhalten und sich idealerweise allein durch den natürlichen Niederschlag erhalten können. Eine entscheidende Rolle spielt bei der Auswahl der richtigen Pflanzenkombination nicht nur die Region, sondern auch die Lage des Daches. Ein Dach, das im gesamten Tagesverlauf die meiste Zeit im Schatten liegt, bedarf anderer Pflanzen als ein Dach, das permanent der Sonne ausgesetzt ist. In jedem Fall trägt die Dachbegrünung zur Artenvielfalt bei und bietet Insekten und Bienen Nahrung.
Welche Pflanzen eignen sich für ein Gründach?
Für die extensive Bepflanzung ist ein bunter Mix aus verschiedenen Pflanzenarten wie Sukkulenten, Kräutern, Steingartenpflanzen und Gräsern empfehlenswert. Die zu den Sukkulenten zählende Pflanze „Scharfer Mauerpfeffer“ eignet sich besonders gut für Gründächer, da er gut Wasser speichern kann und sehr pflegeleicht ist. Ebenfalls zu den Sukkulenten gehört der Hauswurz, der extreme Bedingungen aushält. In Form von dicken, niedrigen Polstern trotzt er Wind und Wetter und passt bestens auf sonnige und halbschattige Dächer. Polsterschleierkraut und verschiedene Arten von Storchschnabel sind ebenso pflegeleicht und kommen gut mit Trockenheit zurecht.
Bei einer Substrattiefe von mindestens 8 bis 10 Zentimeter sind des Weiteren diverse Kräuter für die Dachbegrünung von sonnigen Dächern geeignet, wie zum Beispiel Salbei, Oregano, Rosmarin, Lavendel, kriechendes Bohnenkraut oder die heimische Pimpinelle, auch kleiner Wiesenknopf genannt. Weitere Pflanzen für sonnenexponierte Dachflächen sind Walderdbeeren, kleiner Sauerampfer, Sandmohn, Silbergras oder Färberkamille.
Auf halbschattigen Dächern gedeihen beispielsweise Klatschmohn, Gewöhnliche Schafgarbe, Echter Dost und Majoran, die vor allem für Insekten, Schmetterlinge und Bienen Nahrung bieten. Die unzähligen Arten des Steinbrech sind besonders anspruchslos und robust und gedeihen ohne Probleme auf sonnigen, halbschattigen oder vollschattigen Dächer.
Ideal für große Dächer sind das filzige Hornkraut, das sich sehr schnell ausbreitet und ein dekoratives Polster bildet, sowie Wolfsmilchgewächse, die viel Platz benötigen. Für ein farbenfrohes Dach im Frühling sorgen Frühblüher wie Krokusse, Osterglocken, Traubenhyazinthen oder Tulpen auch bei der extensiven Dachbegrünung ab einer Substratschicht von 10 Zentimeter.
Dachbegrünung selber machen: Planung, Aufbau und Umsetzung
Bevor es an die Umsetzung einer intensiven oder extensiven Dachbegrünung geht, sind nicht nur die passenden Pflanzen zu wählen und zusammenzustellen. Vorab sind die Statik des Gebäudes und die Tragfähigkeit des Daches durch einen Architekten oder Bauträger ebenso zu überprüfen wie gegebenenfalls örtliche Bauvorschriften. Die erlaubte Dachlast sollte ausreichend sein, um eine intensive oder extensive Dachbegrünung überhaupt zu tragen.
Das Gründach besteht in der Regel aus mehreren Schichten:
- Wurzelschutzfolie
- Speicherschutzmatte
- Drainageschicht
- Filterschicht
- Substrat
- Vegetationsschicht
Vor dem Aufbringen aller Schichten ist zunächst die Position der Abflussrohre zu prüfen und sicherzustellen, dass Wasser- und Stromanschlüsse weiterhin zugänglich sind und das Dach nicht beschädigt ist. Nachdem das Dach mit einem Besen gründlich abgefegt worden ist, wird zunächst die Wurzelschutzfolie aufgebracht, damit die Pflanzen mit ihren Wurzeln das Dach nicht beschädigen. Mit einem Teppichmesser werden die Dachabläufe ausgeschnitten bevor das Schutzvlies und darüber Drainagematten ausgelegt werden. Auch bei diesen Schichten müssen die Abläufe freigeschnitten werden.
Danach folgt ein Filtervlies, damit die kleinen Hohlräume der Drainageschicht nicht verstopfen. Im Anschluss wird ein Streifen Kies entlang der Kante und auf die restliche Dachfläche das Substrat aus Bims, Ziegelsplit, Lava oder Mineralwolle für die Dachbegrünung aufgebracht. Für die Vegetationsschicht können schließlich Pflanzen gesetzt, eine Saatgutmischung ausgebracht oder fertige Sedummatten verlegt werden. Zu Beginn ist es wichtig, das Gründach zu wässern und mindestens drei Wochen feucht zu halten, damit die Pflanzen wachsen können. Danach ist es nur noch in Trockenzeiten notwendig zu wässern und zweimal im Jahr Unkraut zu beseitigen.
Zusammenfassung: intensive vs. extensive Dachbegrünung
Intensive Dachbegrünung | Extensive Dachbegrünung | |
Dachlast | von 200 bis maximal 12.000 Kg pro Quadratmeter | zwischen 50 und 170 Kg pro Quadratmeter |
Neigungswinkel | maximale Neigung von 5 Grad | bis zu 45 Grad |
Substratschicht | bis zu 1m dicke Erdschicht | 8-20 cm |
Bepflanzung | Rasenflächen, Stauden und Sträucher | niedrigwurzelnden Pflanzen, Sukkulenten, Kräuter, Steingartenpflanzen und Gräser |
Auch geeignet für | Dachgarten | Carports, Garagen und Mülltonnenhäuschen |
Welche Pflanzen sind für welche Dächer geeignet:
Extensive Bepflanzung | Scharfer Mauerpfeffer, Hauswurz, Polsterschleierkraut, Storchschnabel |
Bei einer Substrattiefe von mind. 8-10 cm | Salbei, Oregano, Rosmarin, Lavendel, kriechendes Bohnenkraut, Pimpinelle, Walderdbeeren, kleiner Sauerampfer, Sandmohn, Silbergras oder Färberkamille |
Halbschattige Dächer | Klatschmohn, Gewöhnliche Schafgarbe, Echter Dost und Majoran, Steinbrech |
Große Dächer | Filziges Hornkraut, Wolfsmilchgewächse |
Im Frühling, ab einer Substratschicht von 10 cm | Krokusse, Osterglocken, Traubenhyazinthen oder Tulpen |
Bilder, wenn nicht anders angegeben: Pixabay / Pexels / Unsplash
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