Café in Barcelona begeistert mit 3D-Druck-Möbeln aus Kaffeesatz

Eine moderne Kaffeebar mit warm beleuchteten Tresen und eleganter Inneneinrichtung, einschließlich Pflanzen und einer kunstvollen Beleuchtung.
Foto: Lowpoly

Dieses Café im Herzen Barcelonas ist einfach unglaublich: Die Tresen, Möbel und Lampen wurden mit einem 3D-Druck-Verfahren aus recyceltem Kaffeesatz hergestellt. Sie zeigen eindrucksvoll, wie 3D-Druck nachhaltiges Design revolutionieren kann. Sehen Sie selbst, wie Kaffeegenuss nicht nur im Gaumen, sondern auch in Möbeln zu Geltung kommt: im D·Origen Café in der Casa Calvet von Antoni Gaudí.

  1. Nachhaltiges Design aus der Kaffeetasse
  2. Von Müll zu Möbeln
  3. Künstliche Intelligenz trifft auf 3-D-Druck im Großformat
  4. Fazit: Das nachhaltige Café aus dem 3-D-Drucker

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Nachhaltiges Design aus der Kaffeetasse

Die Fassade der Casa Calvet in Barcelona mit dekorativen Balkonen und kunstvollen Details, das sich gegen einen klaren Himmel abhebt.
Die Casa Calvet in Barcelona
Foto: Adobe Stock

Wer vor der Casa Calvet in Barcelona steht, wird sie auf den ersten Blick nicht für einen Entwurf von Antonio Gaudi halten. Natürlich ist das Gebäude schön. Aber welches Gebäude in Barcelona ist das nicht? Manche sprechen ihm beim Vergleich mit anderen, imposanteren Bauten des Meisters sogar die Genialität ab. Zu konventionell, lautet dann der Vorwurf.

Trotzdem sollte man hier innehalten − und besser noch eintreten. Dann umweht den Besucher nicht nur ein Hauch von Geschichte, sondern auch das Aroma frisch gebrühten Kaffees und obendrein mehr als nur eine Prise Innovationskraft.

Möbel aus Kaffee

Der Innenraum des Cafés mit einer leuchtenden Theke im Vordergrund und einer Sitzgruppe im Hintergrund, die von eleganten Lampen beleuchtet wird.
Café der Zukunft: In der Casa Calvet genießt man seinen Cortado an einer Theke aus recyceltem Kaffeesatz.
Foto: Lowpoly

Im Café von D-Origen in Barcelona, das sich hier niedergelassen hat, duftet es nicht bloß nach Kaffee – auch die Möbel sind aus Kaffee gefertigt. Die Theken, Lampen und Hocker wurden von Lowpoly, einem Spezialisten für 3-D-Druck aus Madrid, aus recyceltem PLA und Kaffeesatz hergestellt. Das Café der Casa Calvet demonstriert damit eindrucksvoll die Möglichkeiten des 3-D-Drucks im Zeichen der Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Materialien für den 3D-Druck

3D-Druck gilt als zukunftsweisende Technologien des Bauens. Industrie und Forscher beschäftigen sich mit der Entwicklung von nachhaltigen Materialien für den 3D-Druck im Bauwesen. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung »

Von Müll zu Möbeln

Eine stilvolle Kaffeebar mit modernen Kaffeemaschinen und einem leuchtenden Tresen, umgeben von einem eleganten Interieur.
Der organische Anteil des Recyclats kann mit verschiedenen Polymeren kombiniert werden, um unterschiedliche Farbtöne und Texturen zu erhalten.
Foto: Lowpoly

Herzstück des Cafés ist die Theke aus einem von Lowpoly entwickelten Material aus PLA und recyceltem Kaffeesatz. Das biologisch abbaubare und erdölfreie Material besteht zu 98 Prozent aus organischen Bestandteilen und kann durch die Kombination mit verschiedenen Polymeren unterschiedliche Farbtöne erzeugen.

Besonders beeindruckend ist die transluzente, bernsteinfarbene Textur des Materials, die bei Hinterleuchtung faszinierende Lichteffekte erzeugt und die für dieses Material typischen Unregelmäßigkeiten zu besonderen Designmerkmalen werden lässt.

Was ist PLA?

PLA steht für Polylactid oder Polymilchsäure. Es handelt sich dabei um einen biologisch abbaubaren Kunststoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt wird. PLA gehört zur Gruppe der Polymere und wird häufig in der Verpackungsindustrie, im 3-D-Druck sowie in der Medizintechnik verwendet.

Aber warum Kaffeesatz?

Gianluca Pugliese, Gründer von Lowpoly, betont die Umweltrelevanz dieses Ansatzes: „Kaffee ist weltweit das am zweithäufigsten konsumierte Getränk. Jährlich werden 110 bis 120 Millionen 60 kg-Säcke konsumiert, was etwa 2,25 Milliarden Tassen pro Tag entspricht. Bei diesem Verbrauch fallen jährlich rund 60 Millionen Tonnen Kaffeesatz an, von denen der größte Teil auf Mülldeponien landet“.

Lowpoly und D-Origen wollen mit dem Projekt zeigen, dass aus diesem Abfall innovative Materialien für Design und Konstruktion werden können.

Künstliche Intelligenz trifft auf 3D-Druck im Großformat

Eine Nahaufnahme eines 3-D-Druckers, der den Tresen der Kaffeebar aus recyceltem Kaffeetrester herstellt.
Der Einsatz von Industrierobotern sorgt für Präzision und ermöglicht die Herstellung von sehr individuellen Möbeln.
Foto: Lowpoly

Die Struktur der Theke im Café sieht faszinierend aus. Die Schichten des 3-D-Druckers sind deutlich sichtbar – und das soll so sein.

Die architektonische Vision für die Theke entstand aus dem Fließen des Kaffees und seinen verschiedenen Farbnuancen – sattes Braun, helle Crema –, als hätte jemand das Fließen des Kaffees eingefroren. Um diese sinnliche Erfahrung in greifbare Formen zu übersetzen, nutzte Lowpoly in Zusammenarbeit mit dem Designer Arturo Tedeschi künstliche Intelligenz und parametrisches Design. Die geometrisch darauf abgestimmten Leuchten runden das harmonische Gesamtbild ab.

Eine gemütliche Café-Szene mit einer beleuchteten Theke und Gästen, die an hohen Fenstern mit Blick auf die Straße sitzen.
Das parametrische Design der Theke lässt sie organisch wirken.
Foto: Lowpoly

Dem Zufall überlassen: parametrisches Design

Parametrisches Design ist ein Designansatz, der auf der Verwendung von Parametern und Algorithmen basiert, um komplexe und oft organische Formen zu erzeugen. Im Gegensatz zum traditionellen Design, bei dem spezifische Formen direkt entworfen werden, wird beim parametrischen Design eine Reihe von Regeln oder Parametern definiert, die das endgültige Design beeinflussen. Diese Parameter können numerische Werte, geometrische Beziehungen oder andere Variablen sein, die miteinander in Beziehung stehen.

Ein detailreicher, brauner Hocker mit einer einzigartigen, organischen Form, der auf einem Teppich in einem modern gestalteten Innenraum steht.
Einer der Hocker, der an die Form einer Kaffeebohne erinnert.
Foto: Lowpoly

Für die Produktion der Möbel setzt Lowpoly auf großformatigen 3-D-Druck. Industrieroboterarme mit speziellen Extrudern (das sind Düsen, aus denen das Material Schicht für Schicht das Werkstück formt) ermöglichen die Verarbeitung der organischen Materialien und die Herstellung der Möbel. Ein wichtiger Vorteil des 3-D-Drucks ist, dass bei der Produktion kein Materialabfall entsteht. Eine wirklich köstliche Idee!

 

Video zum Kaffee-Café

Auf unserem Instagram-Kanal können Sie sich ein Kurzvideo zur Produktion der Kaffeemöbel ansehen »

Lowpoly – Pioniere des nachhaltigen Designs

Lowpoly mit Sitz in Madrid ist ein Unternehmen, das sich der Robotik und dem großformatigen 3-D-Druck verschrieben hat, um Abfälle in Produkte umzuwandeln. Lowpoly hat sich auf die Verwendung von Materialien aus organischen Abfällen wie Oliven, Trauben, Bananen, Orangen und natürlich Kaffeesatz spezialisiert. Bei der Umsetzung seiner Projekte arbeitet das Unternehmen mit verschiedenen Künstlern und Architekten zusammen.

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