Kaffeekapsel-Innovation: Kompostierbare "Kaffeebälle"

100.000 Tonnen Abfall jährlich − diese unglaubliche Müllmenge wird weltweit durch Kaffeekapseln verursacht. Die meisten bestehen aus Plastik oder Aluminium, der Großteil landet im Müll. Eine ungeheure Verschwendung von Ressourcen.

Jetzt zeichnet sich eine Wende ab, die die Kaffeeindustrie nachhaltig verändern könnte: Das Zero-Waste-Produkt CoffeeB bietet das weltweit erste Kaffeekapsel-System, das gänzlich ohne Kapsel auskommt. Und nicht nur das: Der kleine Ball aus gepresstem Kaffee ist nicht nur komplett müllfrei, sondern auch vollständig kompostierbar. Durch den Wegfall der Aluminium- oder Plastikkapseln können enorme Abfallmassen vermieden werden.

  1. So funktioniert der "Kaffeeball"
  2. Blick ins Kaffeelabor: Wie CoffeeB entstand
  3. Vollständig kompostierbare Kaffeebälle
  4. Und die Kaffeemaschine?

Ein Beitrag unserer Redaktion.

So funktioniert der "Kaffeeball"

CoffeeB ist ein kleiner Ball aus gepresstem Kaffee, der von einer patentierten, rein biologischen Schutzschicht ummantelt wird. Sie verleiht dem Coffee Ball nicht nur Stabilität, sondern bildet zugleich eine Sauerstoffbarriere, die vor Aromaverlust schützt, so wie man es von Aluminium kennt.

Wie der Kaffee selbst ist auch die Schutzschicht natürlichen Ursprungs und somit vollständig gartenkompostierbar. Innerhalb von wenigen Wochen zersetzt sich der Coffee Ball zu wertvollem Humus, er kann einfach auf die Gartenerde gegeben werden.

Die Coffee Balls lassen sich genauso portionieren wie gewöhnlicher Kapselkaffee - aber komplett müllfrei. CoffeeB wurde von der Migros Tochterfirma Delica AG entwickelt.

Red Dot Award 2023 für CoffeeB

CoffeeB überzeugte auch beim renommierten Red Dot Award als «Best of the Best» in der Kategorie «Küchengeräte und Küchenzubehör». Die Red Dot Jury besteht aus rund 50 internationalen Designexperten.

Die Jury lobt insbesondere die Nachhaltigkeit des Produkts, das zugleich heutige Nutzergewohnheiten berücksichtigt: "Als Kapselsystem ohne Kapseln verbindet sie auf intelligente Weise eine vertraute Zubereitungsart mit größtmöglicher Nachhaltigkeit."

Blick ins Kaffeelabor: Wie CoffeeB entstand

In der neuen Erfindung steckt jahrelange Arbeit, erzählt Fabrice Zumbrunnen, CEO von Migros. "Von der Idee bis zur Lancierung hat es fünf Jahre gedauert und in diesen gab es zahlreiche Misserfolge. Die Vision, ein abfallfreies Kapsel-System zu entwickeln, war aber stets stärker."

Im Schweizer Kaffeelabor löste das Entwicklerteam gleich mehrere Probleme. Im ersten Schritt wurden die Kaffeebohnen geröstet und gemahlen, anschließend zu Kaffeebällen gepresst. So weit, so gut. Doch es gab einen Haken: Ein solch gepresster Kaffeeball ist zu zerbrechlich und empfindlich. Wenn man zu fest zudrückt, zerplatz der Ball, eignet sich somit nicht zum Verkauf.

Schließlich fand das Team die Lösung: Die Kaffeebälle werden mit einem Schutzfilm aus Alginat überzogen − das ist ein geschmacksneutraler Stoff, der aus Algen gewonnen wird. Er verleiht dem Kaffeeball und die notwendige Stabilität und schützt zugleich vor Aromaverlust.

Zum Geheimnis gehört auch, dass der Kaffeeball noch etwa eine Viertelstunde im Ofen getrocknet wird − das Ergebnis ist ein vollständig kompostierbarer Kaffeeball.

Übrigens: Das Wissensmagazin «Galileo» widmete dem Coffee Ball einen ganzen Beitrag »

Was ist Alginat?

Alginat wird aus Braunalgen gewonnen. Es ist ein vielseitiger Stoff, der wegweisend sein könnte für viele weitere nachhaltige Produkte der Zukunft. Bereits heute kommt Alginat in verschiedenen Anwendungen zum Einsatz:

  • In der Lebensmittelindustrie wird Alginat etwa als Verdickungs- und Geliermittel verwendet. In Desserts, Eiscreme, Saucen und Backwaren verbessert Alginat die Textur und Konsistenz der Speisen.
  • In der Zahnmedizin hilft Alginat, Abdrücke von Zähnen zu nehmen, die als Grundlage für die Herstellung von Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Prothesen dienen.
  • Auch in der Wundversorgung kommt Alginat zum Einsatz, um spezielle Wundverbände herzustellen, die eine feuchte Umgebung fördern und den Heilungsprozess unterstützen.
  • Darüber hinaus findet Alginat in der Kosmetikindustrie Verwendung. Es wird beispielsweise in Gesichtsmasken eingesetzt, um die Haut zu beruhigen und mit Feuchtigkeit zu versorgen.

Vollständig kompostierbare Kaffeebälle

Dank der Kapselportionierung bleibt die bequeme und vertraute Art der Kaffeezubereitung erhalten, während gleichzeitig Müll wie Plastik oder Aluminium vermieden wird.

Die wichtigste Besonderheit des Coffeeballs ist, dass er vollständig kompostierbar ist. Nach dem Aufbrühen kann er einfach im Garten oder im Topf einer Zimmerpflanze kompostiert werden und spendet wertvolle Nährstoffe. Denn tatsächlich ist Kaffeesatz ein perfekter Dünger und vertreibt sogar Schädlinge. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel von Mein EigenHeim: Kaffeesatz im Garten: Tausendsassa für bessere Pflanzen

Nach dem Gebrauch spenden die Kaffeebälle wertvollen Dünger für Ihre Garten- oder Zimmerpflanzen. Der biologische Kreislauf schließt sich.

Dieses Video zeigt, wie schnell sich die biologischen Kaffeebälle im Vergleich zu konventionellen Kaffeekapseln zersetzen:

Die Kompostierbarkeit der Kaffeebälle ist bislang einzigartig. Es gibt zwar auch Kaffeekapsel-Anbieter, die versprechen, dass ihr Produkt recyclebar ist, aber dabei handelt es sich um eine rein industrielle Recyclingfähigkeit, die zudem oft nicht gut funktioniert.

"Wir sind überzeugt, dass wir mit CoffeeB eine Technologie entwickelt haben, die den heutigen Bedürfnissen der Konsumenten entspricht und eine positive Wirkung auf die Umwelt haben wird", gibt sich Fabrice Zumbrunnen, CEO von Migros überzeugt.

Die Kaffeebohnen entstammen nachhaltigem Anbau und sind, je nach Aroma, entweder Rainforest Alliance oder Bio und Fairtrade zertifiziert. Sämtliche Verpackungen sind recyclebar.

Der erste Stuhl aus Kaffeekapseln

Einen anderen Weg in Sachen Müllreduktion bei Kaffeekapseln geht Kartell mit dem Re-Chair "Eleganza". Er wird komplett aus recycelten Kaffeekapseln gefertigt, die als Ausschuss bei der Produktion anfallen. Ebenso wie CoffeeB wurde das Produkt beim Red Dot Award 2023 in der Kategorie "Best of the Best" für Design und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Hier stellen wir den Re-Chair vor »

Und die Kaffeemaschine?

Zum CoffeeB-System gibt es auch die dazugehörige Kaffeemaschine, Globe. Die Maschine selbst besteht zu einem großen Anteil aus recyceltem Kunststoff. Auf eine Lackierung wurde verzichtet, um ein problemloses Recycling am Ende der Lebensdauer zu gewährleisten.

Dank modularer Maschinenkonstruktion können zudem einzelne technische Komponenten ausgetauscht und repariert werden.

Auch auf die Energieeffizienz der Globe wurde geachtet: Nach 20 Sekunden ist das System einsatzbereit und sparsam im Stromverbrauch.

„Der Verzicht auf Plastikkapseln löst das größte Problem bei der vorportionierten Kaffeezubereitung. Darüber hinaus korrespondiert die runde, geschwungene Formgebung der Globe sehr gut mit den Balls“, lobt die Jury des Red Dot Award auch das Design.

Wo ist das Produkt erhältlich?

CoffeeB wird bislang in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland vertrieben. Hier ist es in den Edeka-Märkten sowie bei Mediamarkt und Saturn erhältlich.

Alle Fotos: CoffeeB

Die Kaffeebecher-Innovation: Essbarer Kaffeebecher to go

Wer einen Kaffee zum Mitnehmen kauft, bekommt entweder einen Papp- oder einen Mehrwegbecher. Der eine verursacht unnötigen Müll, der andere ist schnell lästig: Wohin mit dem benutzten Gefäß? Was tun? „Einfach aufessen“, dachte sich das Start-up AllCup aus Münster. Sie entwickelten einen hitze- wie wasserbeständigen Trinkgefäß, das sogar noch richtig lecker ist. Hier stellt die FH Münster das innovative Produkt vor »

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