Barbara Buser: Pionierin des zirkulären Bauens in der Schweiz

Foto: SBB/Martin Zeller

Barbara Buser ist eine der führenden Stimmen für zirkuläres Bauen in der Schweiz. Inspiriert durch ihre Erfahrungen in Afrika, setzt die Architektin auf Wiederverwendung und Erhalt des Bestehenden statt Abriss und Verschwendung.

In diesem Beitrag:

  1. Barbara Buser: Pionierin des zirkulären Bauens in der Schweiz
  2. Wie die Architektin zur Kreislaufwirtschaft fand
  3. Behalten, was da und wiederverwendbar ist
  4. CRADLE meint

Nina Gyger
Fachautorin CRADLE

Dies ist ein (gekürzter) Beitrag aus der aktuellen Print-Ausgabe No. 5 von CRADLE.

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Barbara Buser: Pionierin des zirkulären Bauens in der Schweiz

Barbara Buser
Barbara Buser

Mit ihren Mitstreitenden vom baubüro in situ ist Barbara Buser eine der treibenden Kräfte, wenn es darum geht, die Schweiz in ein Land der baulichen Kreislaufwirtschaft zu verwandeln.

Grundsatz des Entwerfens: Es braucht keinen Schnickschnack, es muss Raum zum Leben geboten werden.

In Basel geboren, absolvierte Barbara Buser ein Architekturstudium an der ETH Zürich, machte einen MBA an der Henley Business School im Vereinigten Königreich und, zurück in der Schweiz, ein Nachdiplomstudium in Energietechnik an der FHNW Muttenz. Nach Einsätzen in Afrika gründete Buser 1995 mit Klara Kläusler den Verein Bauteilbörse Basel und gemeinsam mit Max Honegger den Thinktank Denkstatt sàrl. Gemeinsam mit Eric Honegger entstand 1998 das baubüro in situ – mit mittlerweile drei Standorten und einem Projektbüro in der Schweiz hat sich Buser mit ihrem Team zirkulärem Bauen verschrieben.

Wie die Architektin zur Kreislaufwirtschaft fand

Afrikaner repariert Fahrradreifen
Wiederverwenden statt neu kaufen: In vielen afrikanischen Regionen oftmals pragmatisch gelebte Realität.
Foto: Pexels/Illustrate Digital Ug

Ihr eigenes Wertefundament legte die Architektin Barbara Buser sich in einem Jahrzehnt in Afrika zu: Im Rahmen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit betreute sie im Südsudan Brunnenprojekte und in Tansania die Renovierung einer Universität. In Gebieten wie diesen ist die Materialnot so groß, dass bereits Vorhandenes umso mehr wertgeschätzt wird – in der Praxis bedeutet das, dass alte Bauteile mit einer uns ungewohnten Selbstverständlichkeit auseinandergenommen, geputzt und wiederverwertet werden.

Dieses Erlebnis prägte die Architektin. Barbara Buser schrieb sich für die noch vor ihr liegende berufliche Laufbahn Wiederverwertung, Umnutzung und Ressourcenschonung auf die Fahnen, um der Verschwendung in ihrem Schweizer Heimatland entgegenzuwirken.

"Es muss nicht perfekt sein, es muss funktionieren."

Barbara Buser, Pionierin der baulichen Kreislaufwirtschaft in der Schweiz

Behalten, was da und wiederverwendbar ist

Halle Q, Zürich
Bauen im Bestand: Die Halle Q als Teil der Werkstadt Zürich wurde vom baubüro in situ ressourcenschonend umgebaut.
Foto: SBB/Martin Zeller

3.000 bis 4.000 Häuser werden in der Schweiz jährlich dem Erdboden gleichgemacht. Daraus ergeben sich sekündlich 500 Kilogramm Bauabfall voller grauer Energie − und nur ein Buchteil dessen schafft den Übergang in die Kreislaufwirtschaft der Architektur.

In einem filmischen Portrait, das 2020 im Zuge der Ehrung mit dem Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim gedreht wurde, gibt das Architekten-Duo Barbara Buser und Eric Honegger einen Einblick in seine Pionierarbeit. „Es ist schwierig, mit benutzten Bauteilen zu bauen – es benötigt eine ganz andere Art des Denkens. Man geht von einem Teil aus, das kurzfristig wiederverwendet werden kann, und passt daran die Ursprungsidee an", erzählt Buser.

Unter die Lupe der Nachhaltigkeit genommen, geht dieses Konzept mehr als auf: Durch Recycling gelingen lediglich drei bis fünf Prozent an CO2-Einsparungen, mit Materialwiederverwendungen hingegen 60 bis 80 Prozent.

Halle Q, Zürich: Um die denkmalgeschützte Grundsubstanz der mehr als 100 Jahre alten Halle bei der Sanierung zu erhalten, werden architektonische und atmosphärische Qualitäten des Bestands in Szene gesetzt und ergänzt. Die Organisation des Innenraums erfolgtemit verstellbaren Holztrennwänden, die flexibel eingerichtet werden können.

Foto: SBB/Martin Zeller

„Die ganze Einstellung zur Bauwirtschaft ist nach wie vor linear – wir denken an einen unerschöpflichen Planeten. Wäre es gängige Praxis, könnte jedes künftige Ende eines bestehenden Gebäudes zum Neuanfang des nächsten werden."

Barbara Buser, Pionierin der baulichen Kreislaufwirtschaft in der Schweiz

CRADLE meint

Um Stoffkreisläufe zu schließen, müssen günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden – erst wenn zirkuläres Bauen ökonomisch attraktiv wird, kann ein nachhaltiger Paradigmenwechsel stattfinden. Selbst wenn mit gebrauchten Materialien Baukosten gespart werden können, wird dies durch zusätzliche Arbeitskosten oftmals wieder neutralisiert.

Zudem ist die Bauteilsuche aufwendig: Es gibt nach wie vor kein Verzeichnis für Bauten, die abgerissen werden. Auch werden Regelungen oder Mustervereinbarungen benötigt, die dem nicht standardisierbaren Charakter wiederverwendeter Bauteile und -stoffe hinsichtlich Materialfehlern und Handwerker-Gewährleistung gerecht werden.

Den bürokratischen Baustellen zum Trotz scheint es jedoch ein immer größer werdendes gesellschaftliches Bedürfnis zu sein, die „Wegwerfkultur“ zu überwinden. Pionierinnen wie Barbara Buser zeigen, wie sich neue ressourcenschonende Lösungsansätze finden lassen

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