Zirbenholz: Alles über die dufte Holzart
Zirbenholz ist stark gefragt – nicht zuletzt wegen der vielfältigen Wirkungen seines Harzes. Doch wer ist eigentlich der Baum, der dieses Holz liefert, wofür wird es verwendet und welche positiven Eigenschaften hat es noch?
Woher stammt Zirbenholz?
Der Baum, von dem das Zirbenholz stammt, ist die Zirbelkiefer, auch Zirbe oder Arve genannt. Sie ist eine echte Bergbewohnerin und fühlt sich in Höhenlagen um 2000 Meter am wohlsten. In Mitteleuropa findet man sie im zentralen Alpenraum, vor allem in Österreich und der Schweiz, aber auch in Deutschland in den Berchtesgadener Alpen. Zusammen mit der europäischen Lärche, einer weiteren Nadelbaumart, bildet sie oft die natürliche Waldgrenze.
Die Zirbelkiefer ist eine sehr widerstandsfähige Baumart und damit hervorragend an das raue Klima ihres Verbreitungsgebietes angepasst. Sie trotzt Wind und Wetter ebenso wie Kälte bis minus 40 Grad Celsius und ist damit die frosthärteste Baumart der Alpen. Sie wird bis zu 25 Meter hoch und mehrere hundert, manchmal bis zu 1000 Jahre alt.
Steckbrief Zirbelkiefer (Pinus cembra)
Andere Namen: Zirbe, Arve (Schweiz)
Baumart: Nadelbaum, Familie Kieferngewächse (Pinaceae)
Besondere Kennzeichen: Kurztriebe mit 5 Nadeln, dicke, ungeflügelte Samen („Zirbelnüsse“)
Natürliche Verbreitung: Alpen, Karpaten
Standorte: ab ca. 1600 Meter Höhe bis zur Baumgrenze, auf sauren, humosen Steinböden
Nutzung: Holz für Möbel, Innenausbau, Schnitzerei; essbare Samen, ätherisches Öl aus Zapfen (Raumduft, Badezusatz)
Zirbenholz für Tischlerei und Kunsthandwerk: Was Zirbenholz so attraktiv macht
Frisch geschlagenes Zirbenholz ist relativ hell und dunkelt mit der Zeit nach. Splint- und Kernholz unterscheiden sich im Farbton: Splintholz ist gelblich-weiß, Kernholz gelblich-rötlich bis rotbraun. Die Jahresringe sind deutlich sichtbar, der Übergang vom Früh- zum Spätholz ist fließend. Im Holz sind die Harzkanäle erkennbar, die das angenehm duftende Harz der Zirbe führen.
Charakteristisch für das Zirbenholz sind die zahlreichen eingewachsenen Äste, die aufgrund ihrer dunkleren Färbung deutlich hervortreten. Dadurch erhält das Holz eine schöne Zeichnung.
Wegen seines dekorativen Aussehens ist Zirbenholz seit langem als Möbelholz, z.B. für Bauernküchen oder Bauernschränke im alpenländischen Stil oder für Wandverkleidungen und Vertäfelungen beliebt. Letztere findet man in den traditionellen Zirbenstuben von Gasthäusern und Almhütten. In den letzten Jahrzehnten haben auch Möbelhersteller das attraktive Zirbenholz für schlichte, moderne Möbel entdeckt.
Kleine Holzkunde: Was ist der Unterschied zwischen…
- …Früh- und Spätholz? Das im Frühjahr gebildete Frühholz dient der Wasserleitung, das ab Sommer wachsende Spätholz gibt dem Baumstamm Festigkeit
- … Splint- und Kernholz? Splintholz ist die jüngere, meist hellere Holzschicht unter der Rinde, die Wasser und Nährstoffe transportiert. Mit der Zeit „verkernen“ die inneren Holzschichten, sie werden trockener und meist dunkler. Bei der Zirbe wird sowohl Splint- als auch Kernholz verwendet.
Es ist aber nicht nur die Optik, die Zirbenholz für Möbel und Innenausbau so begehrt macht. Obwohl es dichter ist als die meisten anderen Nadelhölzer, ist Zirbenholz weich, leicht und daher gut zu bearbeiten. Durch seine gleichmäßig feine Struktur lässt es sich gut spalten und mit Werkzeugen bearbeiten.
Es eignet sich daher besonders gut für Schnitzarbeiten, von Gebrauchsgegenständen wie Schalen oder Vasen bis hin zu dekorativen Figuren und künstlerischen Skulpturen.
Pinosylvin: Mehr als nur schöner Duft
Für die Verarbeitung zu Möbeln und Gebrauchsgegenständen spielen schließlich auch die „inneren Werte“ des Zirbenholzes eine wichtige Rolle. Verantwortlich dafür ist das im Harz enthaltene ätherische Öl Pinosylvin. Sein angenehmer Duft und die positive Wirkung auf das Nerven- und Herz-Kreislauf-System haben wesentlich zum derzeitigen Boom von Zirbenholz in der Möbelherstellung, insbesondere bei Schlafmöbeln, beigetragen.
Beruhigende Wirkung von Zirbenholz: Stimmt das wirklich?
Der aromatische Duft von Zirbenholz soll eine entspannende und sogar schlaffördernde Wirkung haben − aber was sagt die Wissenschaft dazu? In unserem Beitrag gehen wir der Frage auf die Spur: Beruhigende Wirkung von Zirbenholz: Mythos oder Realität?
Darüber hinaus wirkt Pinosylvin antibakteriell und antimykotisch (gegen Pilze). Aus Gründen der Lebensmittelhygiene eignet es sich daher besonders gut für Schneidebretter. In relativ frischem Zirbenholz hemmt Pinosylvin auch die Entwicklung der Larven von Textilmotten. Ein Kleiderschrank aus Zirbenholz ist somit mit einem natürlichen Mottenschutz ausgestattet.
Welche Nachteile hat Zirbenholz?
Manche Eigenschaften von Hölzern sind einerseits von Vorteil, andererseits aber auch von Nachteil. So auch beim Zirbenholz: Die Tatsache, dass es sich um eine relativ weiche Holzart handelt, macht es leicht zu bearbeiten, führt aber dazu, dass es nur begrenzt belastbar ist. Ein etwas grober Umgang mit Möbeln oder Gegenständen aus Zirbenholz hinterlässt deshalb leicht Dellen oder Kratzer in der Oberfläche. Daher ist es als Bodenbelag oder stark beanspruchte Tischplatte nur bedingt geeignet.
Auch sind Gefäße und Utensilien aus Zirbenholz nicht spülmaschinenfest. Bei der Pflege ist daher besondere Vorsicht geboten: Am besten reinigt man Zirbenholz mit einem weichen Staubtuch oder gelegentlich mit einem feuchten Lappen. Die Verwendung von haushaltsüblichen Reinigungsmitteln auf Zirbenholz kann sogar zu unerwünschten chemischen Reaktionen führen.
Finger weg von Lack und Farbe!
Das Pinosylvin im Zirbenholz kann seine positive Wirkung nur entfalten, wenn die Poren des Zirbenholzes offen sind. Um den Duft und die Wirksamkeit gegen Mikroorganismen zu erhalten, dürfen Zirbenholzoberflächen daher nicht lackiert oder versiegelt werden.
Wie nachhaltig ist Zirbenholz?
Weidewirtschaft und Holznutzung haben den Beständen der Zirbe in Teilen ihres Verbreitungsgebietes stark zugesetzt. In einigen Regionen, z. B. in Vorarlberg, ist die Zirbe deshalb inzwischen eine geschützte Baumart. Insgesamt gilt sie aber derzeit als nicht gefährdet. Die jährlichen Waldzustandserhebungen in Österreich zeigen eine positive Entwicklung, die ökologische Waldbewirtschaftung fördert die Verjüngung der Bestände.
Der beste Verbündete der Förster ist der Tannenhäher, dessen Hauptnahrungsquelle die Zirbelsamen sind. Von den Vorräten, die er von seiner Lieblingsspeise anlegt, findet er nicht alle wieder, sodass ein Teil der Samen zu Keimlingen heranwächst.
Die möglichen Folgen des Klimawandels für die Zirbe sind noch nicht abzuschätzen. So könnte es sein, dass sie durch die Klimaerwärmung auf ihren heutigen Standorten in Zukunft Konkurrenz von anderen Baumarten wie der Buche bekommt und ihre Bestände zurückgehen. Bisher ist dies jedoch noch nicht der Fall.
Was macht nachhaltige Möbel aus?
Weg von Wegwerfprodukten, hin zu langlebigen Dingen, an denen man lange Freude hat − dieser Trend zeichnet sich auch bei Möbeln ab. In unserem Beitrag erfahren Sie, was nachhaltige Möbel auszeichnet und wie man nachhaltiges Holz erkennt.
Fazit: Vor- und Nachteile von Zirbenholz im Überblick
Vorteile von Zirbenholz:
- attraktives Aussehen
- leicht zu bearbeiten
- vielseitig verwendbar
- Duft und natürlicher Schutz gegen Bakterien, Pilze und Schädlinge
- positive gesundheitliche Wirkung
Nachteile von Zirbenholz:
- empfindliche Oberflächen
- positive Wirkung von Baumharz nur ohne Lackierung
- schonende Pflege erforderlich
- nicht spülmaschinenfest
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