Beruhigende Wirkung von Zirbenholz: Mythos oder Realität?

Zirbenbett im Zirbenzimmer mit Zirbenkissen
Foto: AdobeStock/st1909

Der Duft von Zirbenholz hat auf viele Menschen eine entspannende und beruhigende Wirkung. Der Schlaf in einem Zirbenbett soll deshalb besonders erholsam sein − so sagt es zumindest der traditionelle Volksglaube. Aber was sagt die Wissenschaft dazu: Ist die wohltuende Wirkung der Zirbe nur eingebildet oder tatsächlich nachweisbar?

  1. Studie zur Wirkung von Zirbenholz: Sorgt es tatsächlich für besseren Schlaf?
  2. Zirbenduft als Wellness- und Genussmittel
  3. Auch andere Nadelbäume haben eine ähnliche Wirkung wie die Zirbe

Monika Hopfensitz
Ein Gastbeitrag der Zeitschrift natürlich gesund und munter.

Studie zur Wirkung von Zirbenholz: Sorgt es tatsächlich für besseren Schlaf?

Zirbenbaum
Die Zirbe wächst in hochalpinen Regionen. Sein charakteristisches Aroma behält das Holz über Jahrzehnte, nachdem die Bäume gefällt wurden.
Foto: iStock/pwmotion

Der aromatische Duft von Zirbenholz soll entspannend und beruhigend wirken, und sogar den Schlaf fördern. Doch ist der Schlaf im Zirbenbett tatsächlich so entspannend und tief, wie ihm nachgesagt wird?

Professor Maximilian Moser bekam im Jahr 2021 den Auftrag, die Wirkung von Zirbenholz wissenschaftlich zu überprüfen. Als Leiter des Grazer Forschungsteams im Hightech-Labor des damaligen Joanneum Research Instituts (heute Human Research Institut) sollte er eine von der EU im Interreg-Programm finanzierte Studie durchführen.

Die Zirbenholz wirkung sollte anhand dieser Fragen objektiv überprüft werden:

  1. Ist der Schlaf im Zirbenbett tatsächlich so erholsam?
  2. Fühlt man sich in einer Zirbenstube wohler als in einem nicht mit Holz verkleideten Raum?

Das Team von Professor Moser wurde zum einen ausgewählt, da er als Chronobiologe seit Jahren den Schlaf und die sogenannte innere Uhr erforschte. Zum anderen verfügte das Institut über hochpräzise Herzfrequenz-Messgeräte zur Untersuchung des vegetativen Nervensystems und die Möglichkeit, mit Elektroenzephalogrammen die Gehirntätigkeit im Schlaf mobil aufzuzeichnen. Fragebögen zur persönlichen Befindlichkeit der Probanden sollten die Studie abrunden. Die Studie zum Schlaf wurde in Zirbenholzbetten durchgeführt und mit dem Schlaf in optisch ähnlichen Spanplattenbetten verglichen.

Die Ergebnisse der Studie

Zirbenbett im Schlafzimmer
Zirbenholz fördert den Schlaf, da der Duft beruhigend und entspannend wirkt. Dies wurde durch den Volksglauben übermittelt und ist mittlerweile durch Studien belegt.
Foto: epr/BluTimes

Die Auswertung der Probanden ergab, dass nicht nur die Herzfrequenz beim Schlaf im Zirbenholzbett am niedrigsten war, sondern auch der Vagustonus am höchsten. Der Vagus schützt das Herz, ermöglicht optimale Entspannung und fördert die Regeneration. Vor allem der erste Schlafzyklus, der tiefe
Erholungsschlaf, in dem die stärkste Erholung stattfindet und die Immuntätigkeit angeregt wird, dauerte im Schnitt 20 Minuten länger. Die Versuchspersonen
fühlten sich morgens besser ausgeschlafen, die Schlafeffizienz war höher.

Die Studie zeigte somit eine deutlich messbare Zirbenholz wirkung: Der Schlaf im Zirbenbett war nicht nur besser, sondern man wachte am nächsten Morgen auch erholter auf.

Zirbenholz: Alles über die dufte Holzart

Zirbenholz ist stark gefragt – nicht zuletzt wegen der vielfältigen Wirkungen seines Harzes. In unserem Beitrag über Zirbenholz erfahren Sie mehr über die Zirbe sowie die positiven Eigenschaften, aber auch Nachteile des Holzes.

Zirbenholz fördert die soziale Geselligkeit

Die Zirbenholz wirkung zeigte sich aber auch bei Tage. „Menschen fühlen sich in der Umgebung von Zirbenholz geselliger und kommen besser ins Gespräch”, erzählt Professor Moser.

Die Zunahme von Extrovertiertheit und Ausgeglichenheit konnte in einer weiteren Studie an den Testpersonen festgestellt und durch Befragungen sichtbar gemacht werden: Beim Betreten eines Büros mit Zirbenvollholz sank bei allen Probanden die Herzfrequenz messbar. In Räumen mit Spanplattenfurnier war das nicht der Fall. Nach wenigen Minuten im Zimmer aus reinem Zirbenholz lag die Herzfrequenz bei ein und derselben Person um drei bis vier Schläge pro Minute unter der Frequenz im Holzdekorraum.

Dass in Räumen, die mit Zirbenholz ausgekleidet sind, schnell Entspannung einsetzt, ist aber auch einem weiteren Effekt zu verdanken: Der warme gelblich-rötliche Ton des Holzes absorbiert den blaugrünen Anteil des Lichts. Das dadurch reflektierte Licht ist warm und wirkt sich abends positiv auf die Produktion des Schlafhormons Melatonin aus.

Zirbenduft als Wellness- und Genussmittel

Sauna aus Zirbenholz
Stilvoller Look: Die naturnahen Kabinen werden in Tirol und Südtirol aus ausschließlich heimischen Zirben- und Fichtenhölzern gebaut.
Foto: epr/Olymp Werk GmbH

Die positive Wirkung von Zirbenholz macht man sich auch bei bei Gesundheits- und Wellnessanwendungen zunutze. Der würzige und zugleich erfrischende Duft der Zirbe liegt zunehmend im Trend. Zur Raumbeduftung und für Aufgüsse in der Sauna wird ätherisches Zirbenöl verwendet, das aus den Nadeln und dem Holz gewonnen wird. In der Schweiz, in Österreich, Bayern und Südtirol werden Zirbenkissen oder -rollen mit speziell gehobelten Spänen aus Zirbenholz gefüllt. Man nimmt sie mit ins Bett, wo sie ihre Wirkung entfalten können, die einen geruhsameren Schlaf verspricht.

All dies basiert auf alten Traditionen, denn schon im 18. Jahrhundert wurden Extrakte der Zirbe als Heilmittel verwendet. Versuche, das ätherische Öl der Zirbe synthetisch herzustellen, gab es zwar, aber Maximilian Moser ist überzeugt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Naturstoffe wie die ätherischen Öle eines Baumes oder Extrakte aus Pflanzen sind Vielstoffgemische, in denen Hunderte verschiedener Substanzen zusammenwirken.“ Somit ist das natürliche Produkt immer die beste Wahl.

Tipp: Entdecken Sie die entspannende Wirkung von Zirbenholz − beim Wandern auf dem Zirbenweg

Der Zirbenweg in Österreich bei Innsbruck führt als Panoramaweg durch einen der ältesten und größten geschlossenen Zirbenbestände Europas. Die kräftigsten Zirben sind hier 250 Jahre alt, die älteste Zirbe im Ampasser Kessel zählt sogar mehr als 700 Jahre. Der Wanderweg verläuft leicht an- und absteigend entlang der Waldgrenze auf mehr als 2000 Metern Seehöhe und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Inntal und das Karwendelgebirge. Hier finden Sie nähere Infos und die Wegbeschreibung »

Leckereien aus Zirbensamen

Zirbenzapfen
Zirbenzapfen blühen alle sechs bis zehn Jahre von Mai bis Juli und sind im Herbst des Folgejahres voll ausgebildet.
Foto: AdobeStock/Chamois huntress

Auch die nahrhaften Samen der Zirben werden seit alten Zeiten sehr gern verzehrt. Die „Nißln“ werden bei geselligen Zusammenkünften in der Pfanne geröstet und zum Wein gegessen. Sie ähneln den Pinienkernen, ihr Geschmack erinnert jedoch eher an Walnüsse. Sie können als Leckerei oder zum Backen verwendet werden. Eine Spezialität aus der Steiermark sind beispielsweise Plätzchen mit Zirbennussfüllung.

Sehr bekannt ist in Österreich auch der „Zirbeler“ oder Zirbengeist, der Zirbenöl enthält und verdauungsfördernd wirkt. Er wurde traditionell bei Erkrankungen der Atemwege angewandt und sollte Asthma, Bronchitis oder grippale Infekte lindern. Auch andere Spezialitäten wie Zirbengelee, Zirbenlikör und Zirbengin sind inzwischen sehr populär.

Zirbenschnaps vor Bergpanorama
Zirbenschnaps wird aus den Zirbenzapfen hergestellt.
Foto: Pixelio/Eugen Haug

Auch andere Nadelbäume haben eine ähnliche Wirkung wie Zirbenholz

Zirbenprodukte erfreuten sich vor allem in den Jahren nach den Studien des Teams von Professor Moser einer großen Beliebtheit, und der Preis des Holzes stieg. Da die Ergebnisse der Studie zunächst von Skeptikern angezweifelt wurde, ging das Team von Professor Moser in mehreren Folgestudien der Frage nach, ob auch andere Nadelhölzer, wie beispielsweise die Fichte, einen vergleichbaren Effekt auf den Organismus haben könnten.

Das Ergebnis der Studie

Auch andere Nadelhölzer mit ätherischen Ölen haben einen ähnlichen Einfluss auf unsere Körperfunktionen, beruhigen das Herz und verbessern den Schlaf, wenn auch nicht so stark wie die Zirbe.

Auch internationale Studien aus Japan, Korea und Kanada mit verwandten Baumarten bestätigen mittlerweile die Untersuchungen des Teams von Professor Moser. Seine Studie wurde im renommierten Fachjournal peer-reviewed publiziert und fand großen Anklang bei Forschern, die auf dem Gebiet der Umweltmedizin arbeiten. Die positive Zirbenholz wirkung ist heute belegt. Für Maximilian Moser war danach der Beleg erbracht, dass Nadelbäume viel mehr sind als nur Rohstofflieferanten.

»Diese schwingenden Baumriesen bringen Energie und Gesundheit in alle Bereiche unseres Daseins, für sie ist das CO2, das wir ausatmen, Dünger, aus dem sie für uns mit Hilfe des Sonnenlichts Sauerstoff, Heilmittel und Holz machen. Nadelbäume mit ihren ätherischen Ölen wirken auf Menschen beruhigend und schützen uns vor Krankheiten und Schlaflosigkeit. Ganz besonders aber ist die Wirkung der Zirbe. Sie verfügt über Eigenschaften, die unsere Lebensqualität nachhaltig verbessern können.«

Prof. Dr. Maximilian Moser

Tipp: Mehr über die Zirbe erfahren

Den kompletten, ausführlichen Beitrag zur Heilkraft der Zirbe können Sie in in der Zeitschrift natürlich gesund und munter, Ausgabe 01/2024 lesen. Weitere Beiträge der Ausgabe sind beispielweise: Natürliche Helfer gegen Husten und Erkältung, Vitalstoffe bei Covid und Tipps gegen Angststörungen.

Hier können Sie das Heft bestellen »

Buchtipp: Die Kraft der Zirbe

Maximilian Moser, Professor an der Medizinischen Universität Graz, hat sein großes Wissen über die Zirbe im Buch Die Kraft der Zirbe zusammengetragen. Darin verbindet er das alte Wissen über die Heilkraft der Bäume und die Volksmedizin mit dem neuesten Stand der Gesundheitsforschung.

Maximilian Moser: Die Kraft der Zirbe
ISBN: 978-3-442-22315-2, 10 Euro, Goldmann Verlag