Vinylböden: Vor- und Nachteile im Überblick

Vinylböden fürs Bad
Foto: Meisterwerke

Vinylböden sind als Alternative zu Parkett oder Laminat stark gefragt. Doch welche Vorteile hat der Kunststoffbelag gegenüber anderen Bodenmaterialien? Wir betrachten auch die Nachteile von Vinylböden und klären, für welche Räume sie geeignet sind − und wie es mit der Wohngesundheit aussieht.

  1. Vinylböden: Vom Billigboden zum Designbelag
  2. Die Vorteile von Vinylböden
  3. Nachteile von Vinylböden
  4. Vinylböden und Schadstoffe: Immer noch ein Problem?
  5. Alternativen zu Vinylböden
  6. Fazit: Vor- und Nachteile von Vinylböden im Überblick

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Vinylböden: Vom Billigboden zum Designbelag

Vinylböden: Vorteile und Nachteile außergewöhnliche Optik
Unterschiedliche Haptik und Designs: für Vinylböden kein Problem.
Foto: Meisterwerke

Lange Zeit war Vinyl so etwas wie das „Schmuddelkind“ unter den Bodenbelägen. PVC-Boden, so die damals noch übliche Bezeichnung, galt als billig und praktisch, aber im Vergleich zu Massivparkett oder Laminat als minderwertig. Hinzu kam, dass Vinylböden wegen der in den 1970er- und 1980er-Jahren bei der Produktion verwendeten Schadstoffe in Verruf geraten waren − heute gibt es dafür schadstoffarme Alternativen.

Entscheidend für den aktuellen Boom ist sicherlich die unglaubliche Designvielfalt moderner Vinylböden. Den Bodenbelag gibt es zum Beispiel mit täuschend echt wirkenden Holz-, Beton- oder Steindekoren, die von ihren Vorbildern kaum zu unterscheiden sind. Dank moderner Prägetechnik lässt sich nicht nur die Optik, sondern auch die Haptik der Kunststoffoberflächen authentisch nachbilden.

Weiteres Plus: Vinyl-Bodenbeläge sind nach wie vor unempfindlich und preiswert, auch wenn die Preisspanne zwischen einfachen und hochwertigen Produkten wie den sogenannten Luxury Vinyl Tiles (LVT) groß ist.

Was ist eigentlich Vinyl?

Vinyl ist eine andere Bezeichnung für Polyvinylchlorid (PVC) − ein Kunststoff aus Erdöl (43 %) und Salz (57 %). Da das Material an sich hart und spröde ist, werden ihm bei der Herstellung Weichmacher und Stabilisatoren zugesetzt, um es formbar zu machen.

Vinylböden gehören zu den elastischen Bodenbelägen, zu denen auch Linoleum und Kautschuk gehören. Es gibt drei Arten von Vinyl-Bodenbelägen:

  1. Massiv- oder Vollvinyl ist ein bis zu 5 Millimeter dicker Bodenbelag, der als Rolle oder Diele erhältlich ist.
  2. Vinyl auf HDF-Trägerplatte (Holzfaserplatte) ist etwa 10 Millimeter dick und ähnlich wie Laminat aufgebaut.
  3. Hartvinyl hat eine Trägerplatte aus SPC, einem Stein-Kunststoff-Gemisch, das den Boden besonders robust macht.

Massivvinyl und Hartvinyl können verklebt oder schwimmend (meist mit Steckverbindung) verlegt werden, Vinyl auf HDF-Träger nur schwimmend.

Vorteile von Vinylböden

Haptik bei Vinylböden
Hightech: Moderne Designböden ahmen nicht nur das Design von Holz nach, sie bilden durch feine Hebungen und Senkungen auch die Haptik des Naturstoffs perfekt nach – und sind dabei weich und fußwarm.
Foto: Tilo

Der elastische Kunststoffbelag punktet mit einer ganzen Reihe von Vorteilen. So ist er:

  • preiswert
  • pflegeleicht, er lässt sich feucht reinigen und benötigt keine spezielle Behandlung wie etwa beim Ölen von Parkett
  • unempfindlich und strapazierfähig
  • einfach zu verlegen mit Klebe- oder Klicksystem, auch für Heimwerker geeignet
  • im Gegensatz zu Laminat feuchtigkeitsbeständig; Massivvinyl ist sogar fürs Badezimmer geeignet
  • fußwarm, angenehm zu begehen und leise − durch die Elastizität entstehen weniger Gehgeräusche als z.B. bei Laminat.
  • wegen der geringen Aufbauhöhe für Renovierungen geeignet
  • für Fußbodenheizung geeignet, am besten als vollflächig verklebtes Massivvinyl
Vinylböden: Vorteile und Nachteile Aufmacher
Robust und pflegeleicht: Designböden aus Vinyl.
Foto: Gerflor

Vinylboden und Designboden – was ist der Unterschied?

Im Zusammenhang mit Vinylböden taucht häufig der Begriff Designboden auf. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition für diesen Begriff. Er kann sowohl hochwertige Vinylbeläge wie Luxury Vinyl Tiles (LVT) als auch PVC-freie elastische Beläge auf der Basis von Kunst- oder Naturstoffen wie Holzfasern bezeichnen. Der gelegentlich verwendete Begriff „Vinyl ohne PVC“ ist jedoch technisch unsinnig.

Nachteile von Vinylböden

Wie alle Bodenbeläge haben auch Vinylböden einige Nachteile, die ihre Verwendungsmöglichkeiten einschränken können. Dazu gehört, dass sie

  • auf punktuelle Belastung, zum Beispiel durch Füße schwerer Möbel oder Rollen mit Druckstellen reagieren
  • zum Verlegen einen sehr ebenen Untergrund benötigen
  • in verklebter Form schwer zu entfernen sind
  • nicht auf jedem alten Bodenbelag verlegt werden können: Altes Parkett, Laminat, oder schwimmend verlegtes Vinyl sollte zuvor entfernt werden
  • starke Hitze nicht gut vertragen und deshalb für Räume mit Öfen sowie Sauna oder Wintergärten nicht geeignet sind
  • als Produkt auf Erdölbasis nur bedingt nachhaltig sind
  • immer noch schädliche Weichmacher enthalten können, vor allem wenn der Boden nicht in der EU hergestellt wurde.

Wie nachhaltig sind Vinylböden?

Grundsätzlich gilt für PVC: Es wird aus Erdöl hergestellt, einem nicht erneuerbaren Rohstoff. Die Herstellung von PVC erfordert Energie und produziert Treibhausgase.

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung von Vinylböden: Denn das Recycling von PVC ist nicht sehr verbreitet. So werden PVC-Produkte am Ende ihres Lebenszyklus in der Regel verbrannt − was schädliche Emissionen erzeugt. Das Deponieren von PVC kann ebenfalls problematisch sein, da es sehr lange dauern kann, bis es sich zersetzt.

Tipp: Informieren Sie sich auch über umweltfreundlichere Alternativen, wenn Sie auf nachhaltige Produkte Wert legen.

Vinylböden und Schadstoffe: Immer noch ein Problem?

Wohngesundheit ist für Bauherren und Renovierer ein wichtiges Thema. Deshalb ist auch heute noch bei vielen die Sorge groß, dass Vinylböden Schadstoffe enthalten könnten, die die Gesundheit schädigen. Hier hat sich aber tatsächlich den letzten Jahren viel getan. So gibt es inzwischen Ersatzstoffe für die früher eingesetzten gefährlichen Weichmacher.

Dennoch ist ein Risiko nicht komplett auszuschließen. Vor einigen Jahren fand das Magazin „Öko-Test“ in 6 von 12 untersuchten Vinylböden aus dem Baumarkt (= keine als schadstoffarm ausgezeichneten Designböden) noch bedenkliche Werte der inzwischen gesetzlich reglementierten Phthalate. Die übrigen Produkte enthielten bis auf eines Ersatzweichmacher, die nach Meinung der Öko-Tester noch nicht ausreichend auf gesundheitliche Risiken untersucht seien.

Tipps: So finden Sie schadstoffarme Vinylböden

  • Achten Sie beim Kauf auf EU-Herkunft achtenV
  • Bevorzugen Sie Produkte renommierter Hersteller oder
  • greifen Sie alternativ zu PVC-freien Kunststoffbelägen (zum Beispiel aus Polypropylen, Polyurethan oder Designböden auf Basis von Naturstoffen, wie beispielsweise Kork). Darunter finden sich auch Produkte, die nach Natureplus oder dem Blauen Engel zertifiziert sind.
Vinylböden Nachteile Schadstoffe
Wohngesunde Vinylböden tragen den Blauen Engel, wie hier ein Designboden von Gerflor.
Foto: Gerflor

Welche Weichmacher in Vinyl sind gefährlich?

Früher wurden zur Herstellung von Polyvinylchlorid vor allem Stoffe aus der Gruppe der Phthalate verwendet. Einige von ihnen, insbesondere das lange Zeit am häufigsten verwendete DEHP, schädigen das menschliche Hormonsystem und können die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Andere sind vor allen Dingen für die Schädigung der Leber verantwortlich. In der EU ist die Verwendung von Phthalaten in bestimmten Kunststoffprodukten verboten. Für einige Stoffe gelten Grenzwerte.

Alternativen zu Vinylböden

Linoleumböden: Linoleum wird aus natürlichen Rohstoffen wie Leinöl, Korkpulver und Holzmehl hergestellt. Es ist biologisch abbaubar, recycelbar und in der Regel frei von schädlichen Chemikalien.

Bambusböden: Bambus ist ein schnell nachwachsender Rohstoff und eine umweltfreundliche Option. Bambusböden sind strapazierfähig und sehen ähnlich aus wie Hartholzböden. Sie sind jedoch möglicherweise nicht so widerstandsfähig gegenüber Feuchtigkeit wie Vinyl.

Korkböden: Kork wird aus der Rinde von Korkbäumen gewonnen, ohne die Bäume zu fällen. Korkböden sind weich, schalldämmend und isolierend. Sie sind eine nachhaltige Wahl und biologisch abbaubar.

Holzböden: Massivholz- und Parkettböden aus zertifiziert nachhaltig bewirtschafteten Wäldern sind eine umweltfreundliche Option. Sie verleihen Räumen einen natürlichen, warmen Look.

Fliesenböden: Fliesen aus Keramik oder Porzellan sind langlebig und leicht zu reinigen. Sie können aus recycelten Materialien hergestellt werden und sind in der Regel frei von schädlichen Chemikalien.

Kautschukböden: Kautschukböden werden aus Naturkautschuk oder recyceltem Kautschuk hergestellt. Sie sind langlebig und strapazierfähig. Achten Sie darauf, dass sie frei von schädlichen Chemikalien sind.

Fazit: Vor- und Nachteile von Vinylböden im Überblick

  • Vinylböden sind vielseitig im Design, strapazierfähig, pflegeleicht, gut zu verlegen, angenehm zu begehen, für viele Zwecke geeignet und preisgünstig.
  • Auf unebenem Untergrund und alten Bodenbelägen ist Vinyl unter Umständen schwierig zu verlegen.
  • Vinylböden enthalten heute weniger Schadstoffe als früher, sofern sie in der EU hergestellt werden.
  • Als Alternativen zu Vinylböden bieten sich PVC-freie Kunststoffböden oder nachhaltige Bodenbeläge auf Basis pflanzlicher Rohstoffe an, beispielsweise Kork, Bambus oder Linoleum.