Architektur und Wasserverbrauch im öffentlichen Raum

Wie hängen Architektur und Wasserverbrauch zusammen?

Große und wichtige Trends, wie Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit, gehen Hand in Hand mit reduziertem Wasserverbrauch und Luftreinhaltung. Diese Themen, verbunden mit Minimalismus und dem Streben nach deren aktiver Umsetzung im öffentlichen Raum, ergeben den „Taikoo Hui SD Washroom“ von Ida&Billy Architects. Preisgekrönt und jedermann zugänglich befindet sich dieser in TaiKoo Hui, Guangzhou, in China.

In diesem Artikel:

  1. Wasserverbrauch in Deutschland
  2. Der „Sustainable-Design Washroom“
  3. Architektur und Wasserverbrauch
  4. Ida&Billy Architects
  5. Auszeichnungen, Preise und Pläne

Chris van Uffelen
Leitung Print-Redaktion CRADLE

Wasserverbrauch in Deutschland

In Deutschland geht der Wasserverbrauch, also die Wassernutzung seit über 15 Jahren zurück. In den letzten drei Jahren schwankt der tägliche Wasserverbrauch zwischen 120 und 123 Litern Trinkwasser pro Person. Dies ist im Vergleich zu anderen Industriestaaten ein niedriger Wert. Deutschland gehört außerdem zu den wasserreichen Ländern. Trotzdem gilt es den Wasserverbrauch zu reduzieren und mit Wasser sorgsam umzugehen. Um den Wasserverbrauch zu senken, sollte in erster Linie, Abwasser und Energie für die Wasserver- und Abwasserentsorgung eingespart werden. Gleichzeitig sollte beim Wasserverbrauch darauf geachtet werden, das Wasser nicht unnötig zu verschmutzen und zu verunreinigen. Diese und noch mehr Informationen zum Wasserverbrauch in Deutschland gibt es auf der Website des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Gesenkter Papier- und Wasserverbrauch im „Sustainable-Design Washroom“

Aufgrund von Hanglagen, Bodenschichten, Erosion und anderen Problemen ist es schwierig, Chinas Wasserressourcen zu erschließen und zu nutzen. (Zhou Yinghua, Director, Development Division, Department of Development and Planning, Ministry of Agriculture, China). Daher ist es dort besonders wichtig, den Wasserverbrauch zu minimieren und die Ressource so nachhaltig wie möglich zu nutzen. Hierfür ist der Taikoo Hui SD Washroom ein gutes Beispiel, da er im öffentlichen Raum einen reduzierten Wasserverbrauch hat.

Wasserlose Urinale, wassersparende WCs & Vakuumtoiletten reduzieren das Abfallvolumen und tragen zu einem verminderten Wasserverbrauch bei.
Wasserlose Urinale, wassersparende WCs & Vakuumtoiletten sparen Wasser und reduzieren das Abfallvolumen.

Dementsprechend ist der Waschraum mit wasserlosen Urinalen, wassersparenden Wasserklosetts und Vakuumtoiletten ausgestattet, um den Wasserverbrauch um 80 % zu senken. Auch das das tägliche Abfallvolumen wird durch in den Wasserhahn integrierte Händetrockner um 60 % reduziert. Für Nachhaltigkeit und Sauberkeit wird sowohl Tropfwasser auf den Arbeitsplatte und dem Boden vermieden, als auch Platz und Papier für Handtücher gespart. Die All-in-One-Waschtischstation fügt nahtlos das Corian-Becken, den Spiegel, die LED-Lichtleiste und die Decke zu einem Stück zusammen, wobei die fortlaufende, geschwungene Form an die Sammlung von Grauwasser für die Bewässerung der Pflanzen erinnern soll, die den Wasserverbrauch dafür erheblich verringert.

Der Sustainable Design Washroom für weniger Wasserverbrauch ähnelt einer hellen Grotte, sie ist eine  Abstraktion der Natur.
Die Toilette ähnelt einer hellen Grotte, sie ist eine zeitgenössische Abstraktion der Natur. Die Waschtischplatte wölbt sich, die Decke und Wand verbindend, mit einem baumförmigen Symbol nach oben, das an die Sammlung von Grauwasser für die Bewässerung erinnert.

Architektur und Wasserverbrauch

Die helle Grotte ist eine zeitgenössische Abstraktion der Natur zur Erfrischung der Kunden inmitten von Kleidungsstücken und Waren. Dieser Premium-Waschraum mit geringem Wasserverbrauch soll inmitten von Top-Markengeschäften ein Erlebnis von Alleen und Plätzen im Freien schaffen, eine Reminiszenz an europäische Eleganz und Feinheit.

 

Die runden und quadratischen Säulen sind so lackiert, dass sie eine homogene weiße Masse bilden und den Raum mit einzigartigen Formen und Winkeln einnehmen, die die darunterliegenden Strukturen andeuten. Die weiße ‘Cyclorama’-Verkleidung sorgt für eine helle, saubere Umgebung und eliminiert dunkle, schmutzige Kanten. Die Wände schließen durch Rundungen (Hohlkehle) nahtlos an die Decke an und sind mit recycelbaren, glasfaserverstärkten Gipskartonplatten verkleidet, die das Licht für die Pflanzen und die allgemeine Beleuchtung streuen.

 

Die ursprüngliche Wandverkleidung wurde entfernt, um die Struktur freizulegen.
Die ursprüngliche Wandverkleidung wurde entfernt, um die Struktur freizulegen. Die "gefundenen" runden und gekippten, quadratischen Säulen sind weiß gestrichen. Der Raum mit seinen einzigartigen Formen und Winkeln, die die darunter liegenden Strukturen andeuten, wird dadurch zu einer homogenen Masse.

Die Zimmerpflanzen werden angebaut, um die Luft zu reinigen und den Sauerstoffgehalt im Raum zu erhöhen. Sie befinden sich über Kopfhöhe an den Wänden um die Zugänglichkeit und Ordnung nicht zu behindern. Die Bewässerung erfolgt mit Grauwasser, das aus den Waschbecken gesammelt wird, unterstützt durch ein lokales Filtersystem, wodurch zusätzlicher Wasserverbrauch vermieden wird.

Um den Wasserverbrauch einzugrenzen werden die Zimmerpflanzen mit gefiltertem Grauwasser bewässert
Die Zimmerpflanzen werden zugunsten der Ordnung und Verwaltung über Kopfhöhe angepflanzt. Die Töpfe sind im Inneren der GRG-Verkleidung versteckt, damit die Pflanzen reine Grüntupfer bilden können.

Zudem besteht der Boden aus einem neu gegossenen dunkel-grauen Terrazzostein, der mit zerkleinerten Zuschlägen gemischt wurde, die aus den ursprünglichen Sandstein- und grauen Fliesenbelägen recycelt wurden. Dadurch entstehen einzigartige silbergraue Flecken in den Fließen, die die Idee des Recyclings verdeutlichen.

 

Die Toilette bildet einen integrierten Grottenraum
Die Toilette bildet einen integrierten Grottenraum, mit einem spielerischen Sinn für Verstecken und Suchen. Der Boden besteht aus einem neu gegossenen dunkelgrauen Terrazzostein, in den graue Splitter aus den ursprünglichen Bodenfliesen eingearbeitet wurden.
Vom Eingang aus betrachtet, setzen der geknickte Durchgang und die vereinfachte Version der Bögen die Grottenidee fort.
Vom Eingang aus betrachtet, setzen der geknickte Durchgang und die vereinfachte Version der Bögen die Grottenidee fort.

Ida&Billy Architects

Das Team von Ida&Billy Architects bestehend aus Billy Chan, Ida Sze, Michelle Tam, Shann Yong gestaltete den Wasserverbrauch reduzierenden Waschraum im Jahr 2016. Das Büro selbst befindet sich in Hong Kong und wurde 2013 gegründet. Das Ziel des Unternehmens ist es, architektonisch Probleme zu lösen und interessante Projekte zu schaffen, welche sich durch Einfachheit und ein integriertes Ganzes auszeichnen.

Um die Bedeutung und das Potenzial der einzelnen Projekte herauszufinden, analysieren sie die Anforderungen, den Charakter des Programms, die Kunden, die Nutzer und die Orte genau. Diese Bedeutungen und Potenziale werden zu einer reichhaltigen Quelle von Ideen, die sie wiederum entwickeln und mit welchen sie experimentieren, um eine echte Identität für jedes einzelne Projekt zu schaffen. Die Gründer Ida Sze und Billy Chan haben einen vielfältigen kulturellen Hintergrund, mit über 20 Jahren Arbeitserfahrung in Hongkong, Peking und Basel (Schweiz). Ihre Projekte umfassen Pavillons, Clubhäuser, Häuser, Wohntürme, institutionelle Gebäude, Museen, Gemeindezentren, Stadien, sowie Stadterneuerung.

Auszeichnungen, Preise und Pläne des Waschraums mit geringem Wasserverbrauch

2016 Good Design Award Japan     Gewinner
2016 Reddot Communication Design Award     Gewinner
2016 Iconic Award     Gewinner
2016 Global Design Awards (HKDA)     Exzellente / hervorragende Leistung
2016, Italien Sustainable & Green Design category, A’Design Award     Silber
2016/17 Interior, HKIA Annual Award     Finalist
2016, Australien Architectural design – Interior design, Good Design Award     Finalist

Sustainable Design Washroom Layout-Plan: hier herunterladen

Bilder: Ida&Billy Architects

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