Grauwasser-Aufbereitung: Lohnt sich die Nutzung zu Hause?

Blick unter Wasser
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Wasser aus unseren Haushalten fließt in die Kanalisation. Dazu gehört auch das leicht verschmutzte Wasser, das beim Händewaschen, Duschen, Wäschewaschen und Baden anfällt. 55 Liter dieses sogenannten Grauwassers fallen täglich pro Person an. Dieses Wasser einfach wegzuspülen ist Verschwendung, zumal wir mit zunehmender Wasserknappheit rechnen müssen.

Mit einer Grauwasseranlage kann es einfach und hygienisch wiederverwendet werden. Hier erfahren Sie, wie die Grauwasser-Aufbereitung funktioniert und für welche Haushalte sich das lohnt.

  1. Was ist Grauwasser? Und was ist der Unterschied zu Schwarzwasser?
  2. Diese Vorteile hat die Nutzung von Grauwasser
  3. So funktioniert die Grauwasser-Aufbereitung
  4. Kosten: Wann lohnt sich eine Anlage zur Grauwasser-Aufbereitung?
  5. Fazit

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Was ist Grauwasser? Und was ist der Unterschied zu Schwarzwasser?

Grauwasser ist (nach der EU-Norm 12056-1) gering verschmutztes Abwasser, das keine groben Verunreinigungen wie Fäkalien, Feststoffe oder Speisereste enthält. Es ist daher auch kaum bakteriell belastet. Abwasser aus Küche und Toilette hingegen wird wegen seines Fett- oder Fäkalienanteils als Schwarzwasser bezeichnet.

  • Grauwasser kann für die Toilettenspülung verwendet werden. Damit sich die Toilettenschüssel nicht verfärbt, sollte sie einmal im Monat mit warmem Wasser gespült werden.
  • Aufbereitetes Grauwasser kann auch zur Gartenbewässerung verwendet werden. Rund 80.000 Liter verbraucht ein Haushalt pro Jahr für die Gartenbewässerung. Hier lässt sich also viel Geld sparen.
  • Auch zum Wäschewaschen und Putzen kann aufbereitetes Grauwasser problemlos verwendet werden.
Frau wäscht Gemüse unter einem Wasserhahn
Was ist Grauwasser: Zum Beispiel das Wasser, das beim Gemüseputzen in den Abfluss läuft. Es ist viel zu wertvoll, um in der Kanalisation zu verschwinden.
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Woher kommt der Name „Grauwasser“?

Grauwasser wird so genannt, weil es bei längerem Stehen eine graue Farbe annimmt. Es hat einen unangenehmen Geruch, der durch anaerobe Fäulnis und Zersetzung organischer Stoffe wie Seifenschaum verursacht wird.

Diese Vorteile hat die Nutzung von Grauwasser

Eine Dusche mit aufgedrehtem Brausekopf
Aufbereitetes Grauwasser bietet sich perfekt fürs Duschen an. Hier entsteht normalerweise auch neues Grauwasser.
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Die Nutzung von Grauwasser bietet viele Vorteile, sowohl für den Einzelnen als auch für die Umwelt. Hier sind einige der wichtigsten:

  • Durch die Nutzung von Grauwasser lassen sich bis zu 50 Prozent der Kosten für Trinkwasser und Abwasser einsparen. Beispiel: Ein Vier- Personen-Haushalt spart 30 bis 50 Prozent pro Jahr. Das sind immerhin bis zu 90 000 Liter und etwa 300 bis 500 Euro.
  • Die Nutzung von Grauwasser schont die Umwelt. Damit Wasser aus dem Hahn kommt, muss viel Energie und Chemie eingesetzt werden. Durch die doppelte Nutzung kann beides eingespart werden.
  • Durch die doppelte Nutzung des Trinkwassers fällt weniger Abwasser an. Da durch Flächenversiegelung die Abwassermengen steigen, steigen auch die Abwasserkosten. Wer weniger Abwasser verbraucht, kann also sparen. Außerdem gelangt weniger Abwasser in Kläranlagen und Gewässer.
  • Die Grauwassernutzung entlastet auch die Wasserwerke, die aufgrund der zunehmenden Trockenheit in einigen Regionen mit Wasserknappheit zu kämpfen haben.

So funktioniert die Grauwasser-Aufbereitung

Frau und Tochter bestücken eine Waschmaschine
Wäsche waschen – mit Grauwasser kein Problem.
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Grauwasseranlagen sind langlebig und wartungsarm. Sie können im Keller oder als Erdtank im Garten aufgestellt werden. Durch die Grauwasser-Aufbereitung entsteht hygienisch unbedenkliches Brauchwasser:

  1. In mechanischen Systemen werden grobe Verunreinigungen wie Textilflusen oder Haare durch rotierende Keramikscheiben abgetrennt.
  2. In einer zweiten biologischen Reinigungsstufe werden Mikroorganismen und Sauerstoff zugeführt, um im Wasser gelöste Stoffe wie Seife abzubauen.
  3. Anschließend werden die Keime durch UV-Strahlung abgetötet und die Rückstände in die Kanalisation geleitet. Das gereinigte Wasser kann zur Gartenbewässerung oder Toilettenspülung genutzt werden.

Grauwasser-Aufbereitung sorgt für hygienisch einwandfreies Wasser

Skizze einer Grauwasseraufbereitungsanlage mit Bio-Membranfilter
Skizze einer Grauwasseraufbereitungsanlage mit Bio-Membranfilter. In diesem Beispiel wird das Grauwasser exemplarisch für die Toilettenspülung genutzt.
Foto: Ewuaqua

Anlagen mit Biomembranfiltertechnik bestehen aus zwei Behältern: einer Pumpe und einem vom Trinkwasser unabhängigen Leitungssystem. Das Wasser vom Händewaschen oder Duschen wird zunächst in einer Grauwassernutzungsanlage gesammelt, d.h. dieses Wasser fließt über einen Direktablauf in eine separate Leitung zur Grauwasseranlage.

  1. Im ersten Schritt der Grauwasser-Aufbereitung wird das Wasser biologisch und physikalisch gereinigt. Mikroorganismen bauen die meisten organischen Rückstände wie Fette, Öle, Seife und Haare ab.
  2. Anschließend werden die restlichen Schmutzpartikel durch Membranfiltration aus dem Wasser entfernt. Ein Membranfilter mit einer Porengröße von 0,00005 mm hält Keime und Bakterien (diese sind 0,001 mm groß) zurück.

Nach Durchlaufen der Grauwasser-Aufbereitung ist das Wasser hygienisch einwandfrei und wird in den zweiten Tank, den Klarwasserbehälter, gepumpt. Es kann jetzt nicht nur für die Toilettenspülung oder die Gartenbewässerung verwendet werden, sondern auch zum Putzen und für die Waschmaschine. Geht die Wassermenge im Tank zur Neige, wird Trinkwasser nachgespeist.

Tipp: Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine

Der eigene Haushalt ist eine der größten Quellen für umweltschädliches Mikroplastik. Ein Großteil davon entsteht beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern und gelangt mit dem Abwasser in Flüsse und Meere. Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine sollen das verhindern. Hier erfahren Sie, für wen sich das lohnt »

Kosten: Wann lohnt sich eine Anlage zur Grauwasser-Aufbereitung?

Die Kosten für eine Grauwasseranlage liegen bei ca. 5.000 bis 6.000 Euro plus 500 Euro für die fachgerechte Installation. Hinzu kommen die Wartungskosten für die regelmäßige Reinigung der Filter und die Kontrolle der Membranen.

Die Grauwasser-Aufbereitung lohnt sich deshalb nur bei einem hohen Verbrauch mit mehreren Parteien oder einer großen Gemeinschaft. Der Einbau einer Grauwassernutzungsanlage ist sinnvoll beim Neubau von Ein- und Mehrfamilienhäusern oder bei umfassenden Sanierungen. Bei Altbauten wird es jedoch teuer, da nachträglich eine separate Leitung installiert werden muss.

Die Amortisationszeit einer Grauwasseraufbereitungsanlage hängt von den Kosten für die Anlage und Installation, den Wasserkosten in Ihrer Region und dem Wasserverbrauch Ihres Haushalts ab.

Beispielrechnung: Ab wann rechnet sich eine Anlage zur Grauwasser-Aufbereitung?

Angenommen, die Kosten für die Anlage und Installation betragen 6.000 Euro. Wenn Ihr Haushalt mit vier Personen jährlich etwa 90 000 Liter Wasser einspart, und die Kosten für Trink- und Abwasser in Ihrer Region sind etwa 6,67 Euro pro 1000 Liter dann beträgt Ihre jährliche Einsparung:

90 000 Liter × (6,67Euro / 1000 Liter) ​= 600 Euro

Die Amortisationszeit ergibt sich dann so:

6.000 Euro / 600 Euro ​= 10 Jahre

Das bedeutet, dass sich die Investition in die Grauwasseraufbereitungsanlage nach etwa zehn Jahren amortisiert. Wartungskosten sind hier allerdings noch nicht erfasst.

Fazit: Grauwasser-Aufbereitung schont die Umwelt und spart Geld − aber nicht für alle

Zwei Kinder bewässern den Garten
Pflanzen freuen sich: Grauwasser für die Gartenbewässerung zu nutzen, ist umweltfreundlicher, als es ungenutzt in die Kanalisation zu leiten.
Foto: Adobe Stock
  • Was ist Grauwasser? Es handelt sich um nur leicht verschmutztes Wasser vom Duschen oder Hände waschen.
  • Aufbereitetes Grauwasser eignet sich zur Gartenbewässerung und sogar zum Wäsche waschen. Wer Grauwasser nutzt, entlastet Kläranlagen und Wasserwerke und spart dabei bis zu 50 Prozent der Kosten für Trinkwasser und Abwasser.
  • Da der Einbau relativ teuer ist, lohnt sich eine Anlage monetär nur bei hohem Wasserverbrauch.

Cradle meint

Rein wirtschaftlich betrachtet, amortisieren sich Grauwasseraufbereitungsanlagen relativ spät. Generell gilt: Je höher der Verbrauch, desto eher lohnt sich eine Grauwasseranlage. Kann die Anlage auch Wärme zurückgewinnen, amortisieren sich die Anschaffungskosten noch schneller.

Aus Umweltgründen lohnt sich die Grauwassernutzung aber bereits ab dem ersten Liter. Wie so oft im Bereich der Nachhaltigkeit kommt es auch hier auf die Betrachtungsweise an, ob die Aufbereitung als lohnend empfunden wird.

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