Raumklima – Gesundheit schützen, Viren reduzieren

Ein gesundes Raumklima durch Silikatfarbe. So kann man Viren reduzieren.
Auch Silikatfarben wie bei ‘The LOFT’ in Amsterdam sind wohngesund (Bild: entertheloft.com)

Ein optimales Raumklima ist wichtig für die Gesundheit in den eigenen vier Wänden. Eine mittlere Luftfeuchtigkeit, Flächenheizungen, ein regelmäßiger Luftaustausch und zügig trocknende Oberflächen sind Faktoren, die sogar (Corona-)Viren reduzieren können.

In diesem Artikel:

  1. Zusammenhang zwischen Raumklima und Gesundheit
  2. Faktoren, die Raumklima und Gesundheit beeinflussen
  3. Verbreitung von Coronaviren
  4. Mittlere Luftfeuchtigkeit
  5. Wenig Luftbewegung
  6. Richtiges Lüften
  7. Trockene Oberflächen
  8. Zimmerpflanzen und Feinstaubbelastung
  9. Zusammenfassung

Ein Beitrag unserer Redaktion, mit Tipps der Zeitschrift natürlich gesund und munter.

Raumklima, Viren und Gesundheit

Jeder Mitteleuropäer hält sich normalerweise mindestens 21 Stunden täglich in Räumen auf; zum Wohnen, Schlafen oder Arbeiten. Durch die Corona-Pandemie wurde es bei den meisten noch einmal länger. Das richtige Raumklima kann helfen, die Virenhäufigkeit in Innenräumen zu reduzieren. Deshalb sollten alle Innenräume so gestaltet sein, dass sie unmittelbar das Wohlbefinden verbessern und langfristig die Gesundheit unterstützen. Im wissenschaftlichen Sinne spricht man bei einer solchen Gestaltung von einem guten Raumklima.

Die Qualität des Raumklimas ist dabei von vielen Faktoren abhängig, die teilweise individuell wahrgenommen werden (siehe Tabelle unten). Erfrischend wirken gesundes Licht und saubere Luft ohne Schadstoffe. Besonders bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit gibt es individuelle Vorlieben, die sich aber alle innerhalb des Behaglichkeitsfeldes befinden.

 

Bei mittleren Feuchtegehalten und Temperaturen wird das Raumklima allgemein als angenehm empfunden. Unbehaglich sind schwüle und austrocknende Kombinationen.
Bei mittleren Feuchtegehalten und Temperaturen wird das Raumklima allgemein als angenehm empfunden. Unbehaglich sind schwüle und austrocknende Kombinationen. (Bild: Grafik nach K. Sedelbauer, K. Breuer, A. Kaufmann)

In Zeiten einer Pandemie ist es besonders wichtig, dass das Raumklima vor den vermehrten biologischen Angriffen schützt. Der Verband Ausbau und Fassade qualifiziert deshalb seine Mitglieder zu „Meistern des Raumklimas“. Ihr Ausbilder Karl-Heinz Weinisch vom Institut für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene (IQUH.de) warnt: „Das Raumklima kann – vor allem am Ende der Winterzeit – ein entscheidender und mitauslösender Faktor für Infektionserkrankungen sein“.

 

Faktoren, die das Raumklima und die Gesundheit beeinflussen

chemisch physikalisch biologisch individuell
VOC Licht Schimmelpilze Psychische Belastung
MVOC Ionen Hefepilze Empfindlichkeit
Biozide Schall Bakterien Zufriedenheit
Aerosole Luftwechsel Parasiten Geschlecht
Tabakrauch Elektrostatik Viren Allergien
Endotoxine Luftbewegung   Asthma
  Temperaturen    
  relative Luftfeuchtigkeit    

Das Raumklima wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst

Verbreitung von Coronaviren

Der Hauptübertragungsweg der neuartigen Coronaviren SARS-CoV-2 ist die Tröpfcheninfektion. Dabei gelangen die Viren schon beim Atmen und Sprechen, vermehrt jedoch beim Niesen und Husten von infizierten Personen in winzigen Sekrettröpfchen in die Luft. Die Tröpfchen sind so klein, dass sie ungeeignete Masken einfach durchdringen. Anschließend können sie von einem anderen Menschen eingeatmet und über die Schleimhäute aufgenommen werden. Auch eine Kontakt- oder Schmierinfektion, die zum Beispiel beim Händegeben oder über kontaminierte Oberflächen geschieht, ist möglich. Beide Übertragungswege – Luft und Oberflächen – lassen sich durch bauliche Vorsorge so gestalten, dass die Anzahl der aktiven Viren stetig abnimmt.

Aspekte des Raumklimas Ziel Weg
relative Luftfeuchtigkeit 40 - 60 % feuchtepuffernde Baumaterialien und Feuchterückgewinnung bei Lüftungsanlagen mit Wärmetauschern
Luftbewegung möglichst gering große Heizflächen mit niedrigeren Temperaturen
Oberflächen trocken benetzbare Oberflächen und feuchtepuffernde Untergründe
Frischluft mindestens alle 2h Komplettaustausch mechanisches Lüften oder täglich mehrmaliges Stoßlüften

Besonders wichtige Aspekte, die über das Raumklima Viren reduzieren können

Mittlere Luftfeuchtigkeit

Eine relative Luftfeuchtigkeit um 50 % hat viele positive Einflüsse (siehe Grafik unten). Am wichtigsten in Zeiten der Pandemie ist, dass sie die Lebensfähigkeit vieler Bakterien und Viren verringert. Bei normalen Raumlufttemperaturen liege der für den Menschen komfortabelste Bereich der Luftfeuchtigkeit in der Mitte zwischen 40 und 60 %, stellt Prof. em. U. Marmai fest. Solch eine mittlere Luftfeuchtigkeit reduziere biologische Eindringlinge wie Bakterien, Viren, Pilze sowie Milben. Ebenso mildere sie Asthma, Allergien und Husten.

Eine mittlere Luftfeuchtigkeit verringert außerdem den Feinstaubgehalt der Luft, aktiviert die Abwehrfähigkeit der Haut gegenüber Mikroben und reduziert Geruchsbelästigungen sowie störende elektrostatische Aufladungen.

 

Tipp der natürlich gesund und munter Redaktion:
Klassiker der Luftbefeuchtung sind Wassergefäße, die auf die Heizung gestellt oder an ihr aufgehängt werden. Zusätzlich gibt es weitere Möglichkeiten zur Luftbefeuchtung: Verdunstungsgeräte befeuchten die Luft passiv über nasse Filtermatten; Verdampfer erhitzen Wasser bis zum Siedepunkt und verströmen den dabei entstehenden Wasserdampf; Ultraschallvernebler zerstäuben Wasser in einen feinen Nebel, der die Luft befeuchtet. Auch das Aufstellen von Raumluftreinigungsgeräten, die die Luft „waschen“ und dabei kleinste Partikel entfernen, ist eine geeignete Maßnahme, um das Infektionsrisiko zu verringern.

Feuchtepuffernde Baumaterialien können die Luftfeuchtigkeit ausgleichen. Sie speichern die Feuchtigkeit, die bei alltäglichen Aktivitäten wie Kochen, Baden sowie Putzen entsteht, und geben sie in trockenen Zeiten wieder ab. In Lüftungsanlagen sorgen Wärmetauscher mit Feuchterückgewinnung für eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit. Vor allem in der kalten Infektionszeit wird dadurch eine zu trockene Luft im Innenraum verhindert.

Eine mittlere relative Luftfeuchte reduziert auch die Wirksamkeit von Viren auf den Menschen
Eine mittlere relative Luftfeuchte reduziert auch die Wirksamkeit von Viren auf den Menschen (Bild: Scofield und Sterling, ASHRAE Journal 34)

Wenn man von aktiver Luftbefeuchtung spricht, muss man auch vor Schimmel warnen – vor allem in Altbauten. Das Institut für Baubiologie & Nachhaltigkeit in Rosenheim gibt hier einige Hinweise, wie Luftfeuchte und Schimmelpilze zusammenhängen und die Gesundheit vor Schimmel geschützt werden kann.

Wenig Luftbewegung

Mehr oder weniger heiße Radiatoren bringen die Raumluft in Bewegung und halten somit Sekrettröpfchen mit Viren in der Luft. Flächig abstrahlende Heizungen minimieren hingegen Luftbewegungen. Diese heizen mit geringeren Temperaturen und größeren Flächen wie Fußböden, Wänden oder Decken. Auch im Wohnbau werden inzwischen Decken zum Heizen im Winter sowie Kühlen im Sommer herangezogen. Auch für Hausstauballergiker und Asthmatiker ist eine Flächenheizung vorteilhaft. Denn durch sie ist die Luft zudem staubarm.

 

Richtiges Lüften

In geschlossenen Räumen kann die Anzahl von Viren schon durch den Atem von infizierten Personen ansteigen. Der regelmäßige Austausch von durch Tröpfchen beladener Luft mit sauberer Luft senkt das Ansteckungsrisiko. Zudem verbessert Lüften die übrigen Kriterien der Luftqualität wie CO²-Gehalt. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät auf ihrer Internetseite „infektionsschutz.de“ neben dem regelmäßigen Händewaschen zum ausreichenden Lüften. Dies kann entweder mechanisch geschehen oder durch täglich mehrmaliges Stoßlüften.

Tipp der natürlich gesund und munter Redaktion:
Lüften Sie Ihre Räume drei- bis viermal täglich für zehn Minuten so richtig durch. Am besten gelingt das mit Stoßlüften, bei dem idealerweise Durchzug entsteht. Das Fenster zu kippen, kühlt die Räume nämlich lediglich aus, zu einem Luftaustausch kommt es dabei nicht.

Trockene Oberflächen

Oberflächen aus Lehm, Kalk- und Silikatfarben sowie aus nachwachsenden Rohstoffen und offenporiges Holz sind benetzbar. Sie lassen Feuchtigkeit in den Untergrund und sind dadurch trockener. Nicht nur deshalb werden sie oft wohngesund genannt. Um ihre volle Wirkung entfalten zu können, muss der Untergrund selbst trocken sein. Zudem sollte er Feuchte gut puffern können. Laut einer Studie, die mitunter auch das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR veröffentlicht hat, kann das Coronavirus SARS-CoV-2 auf glatten Oberflächen wie Stahl oder Plastik bis zu 3 Tage infektiös bleiben.

 

Ein gesundes Raumklima durch Silikatfarbe. So kann man Viren reduzieren.
Auch Silikatfarben wie bei ‘The LOFT’ in Amsterdam sind wohngesund (Bild: entertheloft.com)
für das optimale Raumklima (Gesundheit) sind Kaseinfarben gut geeignet
Kaseinfarben aus nachwachsenden Rohstoffen lassen sich zudem mit zarten Pflanzen-Farbtönen lasieren (Bild: Aglaia)

Auf trockenen Oberflächen hingegen seien die Viren „nicht besonders stabil.“ Verallgemeinernd kann man sagen: je benetzbarer eine Oberfläche, umso trockener. Auf benetzbarem Holz oder Stoff bleiben die Viren beispielsweise deutlich kürzer infektiös, so die Studie. Das gleiche gilt für Oberflächen aus alkalischem Silikat und Kalk sowie aus Lehm (Hier geht es zum Beitrag "Lehm- und Kalkputz beim Hausbau: Vorteile und Tipps"). Nur auf bakterizidem Kupfer, wie es auch für Türklinken und Lichtschalter eingesetzt wird, ist die Ansteckungsgefahr noch geringer. Dort seien die Viren schon nach 4 h inaktiv.

Raumklima: Gesundheit unterstützen mit Kalkfarbe
Kalk als Farbe und Schlämme sorgt bei dieser Sanierung durch das Architekturbüro Manderscheid für trockene Oberflächen (Bild: Johannes-Maria Schlorke)
Mit Lehmfarbe können Raumklima und somit die Gesundheit optimal verbessert werden
Lehm hat eine brillante mineralische Farbigkeit und gleicht die Luftfeuchtigkeit aus (Bild: Claytech)

Zimmerpflanzen und Feinstaubbelastung

natürlich gesund und munter über Feinstaub und Atemwegsinfekte:
Wintersmog ist ein weiterer Faktor für die Zunahme von Atemwegsinfekten. Er entsteht vor allem bei Inversionswetterlagen in der kalten Jahreszeit, also wenn eine warme Luftschicht wie ein Deckel über einer kalten Luftschicht liegt. Der sichtbare Dunst, der sich in der unteren Luftschicht sammelt, besteht vor allem aus Feinstaub. „Dieses Stoffgemisch aus Schwebepartikeln ist für die Lunge hochgradig gesundheitsgefährdend, weil es Krankheitserreger bis tief in die unteren Atemwege transportiert und dort akute und chronische Entzündungen auslösen kann“, erklart Dr. Kai-Michael Beeh, Internist, Pneumologe und Grunder des Instituts für Atemwegsforschung in Wiesbaden. „Zudem erhöht der Feinstaub die Infektiosität von Viren und Bakterien.“

Die Reduzierung des Feinstaubs in der Luft ist deshalb eine weitere Präventionsmaßnahme, zu der jeder Einzelne seinen Teil beitragen kann; Verzichten Sie wann immer möglich auf Fahrten mit dem Auto und heizen Sie bei Feinstaubalarm nicht mit Kaminöfen. Auch auf das Rauchen sollten Sie verzichten: Der Rauch einer einzigen Zigarette entspricht der Feinstaubmenge, die freigesetzt wird, wenn ein alter Dieselmotor ohne Katalysator eine Stunde lang im Leerlauf läuft.

Tipp der natürlich gesund und munter Redaktion:
Grüne Zimmerpflanzen mit großen Blattern geben durch permanente Verdunstung mehr als 90 Prozent des aufgenommenen Gießwassers an die Raumluft ab. Damit lasst sich die Luftfeuchtigkeit um etwa fünf Prozent erhöhen. Besonders gut gelingt das dem Zyperngras, das an sonnigen Sommertagen mehrere Liter Gießwasser umsetzen kann. Auch Zimmerlinde, Ficus, Nestfarn, Kolbenfaden und Aralien sind empfehlenswert.

Hier geht es zu unserem Beitrag "Nachhaltige Zimmerpflanzen erkennen und kaufen".

Grüne Zimmerpflanzen mit großen Blattern geben durch permanente Verdunstung mehr als 90 Prozent des aufgenommenen Gießwassers an die Raumluft ab.
Der beliebte Ficus Benjamina ist nicht nur ein natürlicher Luftbefeuchter. Er filtert auch Schadstoffe aus der Luft (Links). Pflanzen mit großen Blättern wie der Kolbenfaden geben besonders viel Wasser an die Raumluft ab (Mitte). Die Sumpfpflanze Zyperngras saugt mit ihren Wasserwurzeln viel Feuchtigkeit auf, die über die Blätter verdunstet (Rechts). (Bilder: Pixabay und Unsplash)

Optimales Raumklima für die Gesundheit gestalten

Generell beeinflussen viele Faktoren das Raumklima. Dementsprechend sollten alle Bauweisen und -stoffe auf ihre positiven Wirkungen darauf ausgesucht werden. Eine mittlere Luftfeuchtigkeit, ausreichender Luftwechsel, wenig Luftbewegung und trockene Oberflächen reduzieren zudem die Anzahl der aktiven Viren. In Zeiten drohender Pandemien sollte deshalb das Raumklima besonders überdacht und umsichtig gestaltet werden.

Wissenswertes über die Zusammenhänge zwischen einem gesunden Raumklima, ätherischen Ölen, einer aktiven Unterstützung der Schleimhäute sowie dem Vitamin-D-Spiegel können Sie in dieser Ausgabe von natürlich gesund und munter (06 2020) nachlesen.

 

Text: Achim Pilz, mit Tipps der natürlich gesund und munter Redaktion