Öffentliche Parks: Die grünen Lungen unserer Städte
Öffentliche Parks sind die grünen Lungen unserer Städte. Grüne Oasen in den Städten schützen diese vor Hochwasser, verbessern die Luftqualität, bieten wertvolle Lebensräume. Klimawandel und Nutzungskonflikte allerdings bringen die städtischen Grünanlagen zunehmend unter Druck. Ein Forschungsprojekt zeigt den den ökologischen und gesellschaftlichen Wert des Grüns in der Stadt auf und zeigt neue Strategien zu seiner Förderung auf.
In diesem Artikel:
Was Parks für Stadt und Bewohner leisten
Öffentliche Parks und Grünanlagen in den Städten erfüllen eine ganze Reihe von ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Funktionen, die man auch als Ökosystemleistungen bezeichnet. Zu den bedeutendsten gehören:
Ökologische Funktionen
- Verbessertes Mikroklima durch Regulierung von Temperaturen
- Schutz vor Überschwemmung durch Speichern von Regenwasser im Boden
- Bessere Luftqualität, weil das Blattwerk Feinstäube und Schadstoffe ausfiltert.
- Artenvielfalt durch Lebensräume für Tiere und Pflanzen
- Klimaschutz, weil Bäume, Sträucher und Gräser CO2 binden.
Soziale und kulturelle Funktionen
- Gesundheitsvorsorge durch Bewegung und Erholung an der frischen Luft.
- Ruhezonen durch Dämpfung des Verkehrslärms
- Räume für Begegnungen und Aktivitäten mit anderen Menschen
- Naturerfahrungen in der Nachbarschaft zum Wohnort
- Aufwertung des Stadtbilds und Standortvorteil für Städte
Was sind Ökosystemleistungen?
Ökosystemleistungen ist ein Sammelbegriff für die vielfältigen Beiträge, die zum Wohlbefinden von Menschen liefern. Man unterscheidet versorgende (Trinkwasser, Nahrungsmittel), regulierende (Wasserspeicherung, CO2-Bindung), kulturelle (Erholung, Kontakt zur Natur) und unterstützende (Bodenbildung, Erhaltung biologischer Vielfalt) Ökosystemleistungen.
Herausforderungen: Klimawandel und Nutzungskonflikte
Damit öffentliche Parks und Grünflächen ihre vielfältigen Dienstleistungen zum Wohl der Stadtbewohner auch erfüllen können, brauchen sie Förderung und Unterstützung. Das gilt heute mehr denn je, angesichts großer aktueller Herausforderungen durch:
Klimawandel
Erhöhte Temperaturen, Hitzesommer und Trockenheit setzen auch die Parkvegetation unter Stress. Durch veränderte Wachstumsbedingungen werden einige Arten verdrängt. Auch Schäden durch extreme Wetterereignisse wie Stürme nehmen zu. Damit sich Stadtgrün an die veränderten Bedingungen anpassen kann, werden zukünftig mehr Pflege und auch Nachpflanzungen nötig sein.
Parks als Reallabore: Zwei Beispiele
Im Kienbergpark in Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf wurden Aufräumaktionen mit Naturführungen verbunden.
Im Park am Gleisdreieck experimentierte man noch zu Pandemiezeiten mit Tanztreffs an Sommerabenden und versuchte gleichzeitig, Lautstärke und Müllaufkommen niedrig zu halten.
Nutzungskonflikte
Wie unterschiedliche Nutzungsansprüche – etwa: Ruhe vs. Aktivität – in Parkanlagen zu Konflikten führen können, ließ sich mancherorts während der Coronapandemie beobachten, wo sich mangels Alternativen besonders viele Aktivitäten im Freien abspielten. Auch abseits dieser Ausnahmesituation gilt: Die Ansprüche an Grünanlagen sind vielfältiger geworden, zumal sie für Stadtbewohner, die vielleicht nur oder nicht einmal einen eigenen Balkon haben, die einzigen schnell erreichbaren Freiflächen sind. Konkurrierende Nutzungen in der Parkgestaltung zu vereinbaren wird eine Zukunftsaufgabe.
Politischer Stellenwert
Auch auf politischer Ebene gibt es ein Konkurrenzproblem: In der Stadtplanung stehen Parks und Gärten im Wettbewerb etwa mit Bau- und Infrastrukturprojekten. Experten beklagen, dass Grünflächen immer noch nicht durchgängig als Teil der Daseinsvorsorge anerkannt sind.
Warum grüne Städte so wertvoll sind: 3 Beispiele
- Grüne Dächer und Fassaden sind nicht nur ein optisches Highlight in den Betonwüsten der Stadt. Sie kommen auch der Gesundheit der Menschen und der Umwelt zugute. Hier erfahren Sie, welche Vorteile Dach- und Fassadenbegrünungen bieten »
- Städte werden im Sommer zu wahren Hitzeinseln, die sich deutlich stärker aufheizen als das ländliche Umfeld. Dabei ließe sich mit Parks, Grünflächen und Kletterpflanzen wirksam gegensteuern. Wir stellen grüne Lösungen gegen städtische Hitzewellen vor »
- Der Klimawandel wird immer deutlicher spürbar. Und so schauen Wissenschaftler heute auf Regionen, wo es schon länger heiß und trocken ist – und finden klimaresistente Zukunftsbäume für die grünen Lungen unserer Städte »
Das Forschungsprojekt GartenLeistungen
Hier setzt das vom Bundesforschungsministerium geförderte Forschungsprojekt GartenLeistungen an. Sein Ziel ist, die positiven Wirkungen von urbanem Grün in Verwaltung, Planung und Politik sichtbarer werden zu lassen, um nachhaltige Stadtentwicklung zu stärken und fördern. Dabei hat die Projektgruppe vor allem zwei Ansätze verfolgt:
- Ökonomische Bewertung des ökologischen und gesellschaftlichen Nutzens von Stadtgrün. Die Forschenden haben Stoffströme (beispielsweise Wasser oder Biomasse), ökologische Auswirkungen auf Stadtklima oder Biodiversität und soziale Aspekte wie Lebensqualität oder Bildung analysiert und quantifiziert. Die Ergebnisse wurden vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IWÖ) in Geldwert umgerechnet. Hier floss auch eine repräsentative Befragung von Nutzer öffentlicher Grünflächen in Berlin und Stuttgart ein.
- Realexperimente zusammen mit Projektpartnern vor Ort. In mehreren Parkanlagen und Gemeinschaftsgärten in Berlin und Stuttgart wurden neue Ansätze und Ideen zu Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten städtischen Grüns erprobt und wissenschaftlich begleitet.
Der Geldwert von Parks – das Beispiel Hasenheide
Der knapp 50 Hektar große Berliner Volkspark Hasenheide …
- bindet pro Jahr 190 Tonnen CO2 – eine Klimaschutzleistung im Wert von 33.000 Euro.
- Zudem filtert er jährlich 2000 Kilo Schadstoffe aus der Luft und vermeidet damit Gesundheitskosten von 20.000 Euro.
- Bei Starkregen kann der Park ungefähr 4500 Kubikmeter Niederschlag Das spart der Stadt pro Jahr 170.000 Euro, die sonst in den Ausbau der Kanalisation fließen müssten.
Öffentliches Grün besser fördern
Am Ende der ersten Projektphase kommt das Team von GartenLeistungen zu folgenden Ergebnissen:
- Je nach Größe und Ausstattung stellen Parks Ökosystemleistungen im Wert von jährlich mehreren Hunderttausend Euro bis zu zweistelligen Millionenbeträgen bereit.
- Die Budgets für städtisches Grün fallen im Verhältnis zu dessen Nutzen häufig zu niedrig aus.
- Beispiele von bürgernah gestalteten Parks in Stuttgart und Berlin zeigen, dass sich Grünräume nicht nur in Euro bezahlt machen, sondern darüber hinaus unmittelbar Spaß und Wohlbefinden erzeugen.
- Flächen, Geld und administrative Unterstützung sind notwendig, um Parks und andere Grünflächen in den Städten in Zeiten von Klimawandel und Krisen zu fördern und ihre Leistungen zu erhalten.
„Zwar kostet eine gute Parkpflege Geld, doch die grünen Oasen geben der Gesellschaft ein Vielfaches davon zurück“, sagt Projektleiter Jesko Hirschfeld vom IWÖ, „in diesen Mehrwert sollten Städte investieren und ihre Grünflächenämter deutlich besser ausstatten.“
Weitere Initiativen für die grüne Stadt
Grün in die Stadt ist eine Initiative des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL), die sich als Informationsplattform für alle Interessierten versteht und Kommunen dabei hilft, passende Förderprogramme zu finden.
Grün Berlin GmbH ist ein landeseigenes Unternehmen, das Mitmachaktionen gemeinsam mit Parknutzer entwickelt mit dem Ziel, Parks mit mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit füreinander und für die Natur zu nutzen. Grün Berlin war Projektpartner von GartenLeistungen bei den Realexperimenten.
Fazit: Was Stadtgrün leistet und wie man es fördert
- Der vielfältige Nutzen von städtischen Grünflächen zahlt sich in Geld ebenso wie in Wohlbefinden aus.
- Stadtbewohner nutzen ihre Parks und Grünanlagen regelmäßig für Bewegung, Erholung und soziales Miteinander.
- Klimawandel und Nutzungskonflikte sind große Herausforderungen für städtische Grünanlagen.
- Mehr Förderung und höhere Budgets sind notwendig, damit Stadtgrün auch zukünftig seine Aufgaben erfüllen kann.
Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag?
Jetzt unseren Newsletter abonnieren – und eine Gratisausgabe des CRADLE-Magazins erhalten!
Newsletter abonnieren