Lehm- und Kalkputz beim Hausbau: Vorteile und Tipps
Beim Hausbau und der Gebäudesanierung liegen ökologische und nachhaltige Baustoffe im Trend. Immer mehr Hausbesitzer und Bauherren entdecken natürliche und traditionelle Baumaterialien für sich, darunter Lehm- und Kalkputz, die mit besonderen Vorteilen punkten.
Das sind die Vor- und Nachteile von Lehm- und Kalkputz
Lehm- und Kalkputz gehören zu den mineralischen Putzen.
- Kalkputz besteht vor allem aus Sand, Kalk oder Kalkstein
- Lehmputz setzt sich in erster Linie aus Sand zusammen.
Beide Putze sind diffusionsoffen, das heißt sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf und geben sie bei trockener Raumluft wieder ab. Sie neutralisieren aber ebenfalls Gerüche, wie Zigarettenrauch, Küchendunst oder Gerüche von Haustieren, sowie Schadstoffe.
Kalkputz ist zudem in der Lage, Formaldehyd, Kohlenwasser- und Stickstoffe zu binden und aufgrund seines hohen pH-Wertes Mikroorganismen, Pilz- und Schimmelsporen abzutöten. Daher ist besonders Kalkputz für Allergiker, Familien mit Kindern oder Bauherren interessant, die großen Wert auf gesundheitsbewusstes Bauen und Renovieren legen. Darüber hinaus zeichnen sich beide Putze durch ihre ausgezeichneten brand- und schalldämmenden Eigenschaften sowie durch ihre gute Wärmespeicherung aus.
Während Lehmputz verhältnismäßig preiswert ist, schlägt Kalkputz deutlich teurer zu Buche und ist in der Verarbeitung aufwendiger, da er alkalisch ist und bei der Verarbeitung mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Lehmputz ist allerdings empfindlicher gegenüber Nässe und weder wasser- noch schimmelfest. Auch Kalkputz ist gegenüber direktem Spritzwasser empfindlich, was bei der Verarbeitung im Innenbereich, etwa im Bad, zu berücksichtigen ist. Anders als Kalkputz kann Lehmputz jedoch recycelt und wiederverwendet werden.
Zusammenfassung der Vor- und Nachteile
Vorteile von Lehm- und Kalkputz | Nachteile von Lehm- und Kalkputz |
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Kalkputz im Außenbereich verarbeiten – das ist zu beachten
Kalkputz kann sowohl im Innen- als auch Außenbereich angewendet werden. Im Außenbereich kommt er etwa beim Verputzen der Gefache von Fachwerkhäusern zum Einsatz und kann nach der Austrocknung mit einer Kalkfarbe gestrichen werden. Zu beachten ist, dass die Fassade, auf der der Kalkputz auftragen wird, durch einen ausreichend großen Dachüberstand geschützt ist, damit sie nicht zu stark dem Regen und Wind ausgesetzt ist.
Zudem ist im Außenbereich die Wahl eines Fertigproduktes im richtigen Mischverhältnis empfehlenswert. Hochhydraulischer Kalkputz zeichnet sich durch seine hohe Belastbarkeit und Wetterbeständigkeit aus, wobei es sich hier aber um keinen reinen Kalkputz handelt, sondern um Produkte mit zusätzlichen Beimengungen, wie zum Beispiel Kalkzementmörtel oder Kalkgipsputze. Des Weiteren gibt es fertige Kalkputze mit Holzkohlezusatz, die die Ausgleichsfeuchte begünstigen und dafür sorgen, dass sich keine Moose oder Flechten auf den Putz setzen.
Kalkputz im Bad verarbeiten – das ist zu beachten
Im Innenbereich kann der Kalkputz aufgrund seiner alkalischen Eigenschaften auch in Feuchträumen, wie zum Beispiel dem Bad, eingesetzt werden. Er verhindert beispielsweise in fensterlosen und damit schlecht zu lüftenden Bädern die Bildung von Schimmel, sollte jedoch nicht im unmittelbaren Nassbereich verarbeitet werden. Hier empfiehlt sich sogenannter Tadelakt, der wasserbeständig ist und durch das Verdichten und Hydrophobieren von Kalkputz entsteht.
Beim Auftragen von Kalkputz ist zuvor dafür zu sorgen, dass der Untergrund schmutz-, staubfrei und gleichmäßig ausgetrocknet ist. Übergänge an Holzbalken oder -brettern sind mit selbstklebendem Putzanschlussband abzukleben.
Der Kalkputz wird in der Regel in zwei Lagen als Unter- und Oberputz aufgetragen, wobei die Mindestputzdicke zwischen ein und zwei Zentimeter beträgt. Der Auftrag erfolgt zunächst mit einer Glättkelle und anschließend mit einer Kartätsche. An Fenster-, Tür- oder anderen Maueröffnungen, aber auch auf Mischmauerwerk, eignet sich der Einsatz von Armierungsgewebe, um Rissbildung zu vermeiden.
Nach dem Auftragen der ersten Lage Kalkputz muss dieser mindestens einen Tag lang trocknen, bevor der Oberputz aufgetragen wird. Dieser hat eine Putzschichtdicke von drei bis fünf Millimeter und wird im Anschluss mit einem Filz- oder Schwammbrett gefilzt. Bevor der Kalkputz gestrichen wird, sollte dieser mindestens drei Tage trocknen.
Als Farbe eignet sich am besten Kalk- oder Kalk-Kasein-Farbe, die die positiven Eigenschaften des Kalkputzes nicht einschränken. Kunstharzbasierte oder Silikatfarben sind nicht geeignet, da sie die Feuchtigkeitsregulierung unterbinden.
Lehmputz im Innenbereich verarbeiten, auftragen und streichen
Alternativ zu Kalk- eignet sich ebenfalls Lehmputz für Innenräume, und das nicht nur für Wohn- oder Schlafzimmer, sondern durchaus auch im Bad, da er sehr viel Luftfeuchtigkeit bindet. Vor dem Auftragen des Lehmputzes ist darauf zu achten, dass der Untergrund staubfrei und sauber ist. Zu glatte Oberflächen sind zuvor aufzurauen oder mit einer Haftspachtelung vorzubereiten. Untergründe mit stark saugendem Material sind dagegen vorher leicht anzufeuchten.
Der vorbereitete Untergrund wird zunächst mit Lehmschlämme vorgestrichen. Sie ist eine Art Haftbrücke aus Lehm und Wasser ist, die etwa ein bis zwei Millimeter dick ist. Der frische Lehmputz wird anschließend auf die noch feuchte Lehmschlämme aufgetragen, wobei die Putzschichtdicke bei Unterputz einen Zentimeter und bei Oberputz fünf Millimeter beträgt. Mit einer Kartätsche wird der Lehmputz abgezogen und die Oberfläche nach dem weitgehenden Trocknen mit einem Holzreibe- oder Filzbrett gefilzt. Zum Streichen eignen sich am besten Lehmfarben.
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Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.
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