Lehmbauplatten: ideal für den ökologischen Trockenbau

Eine Frau trägt mit einer Kelle Mörtel auf eine mit einem Gittergewebe verstärkte Wand auf.
Foto: Naturbo

Lehm ist ein besonders wohngesunder Baustoff. Ein komfortabler Weg, den Lehm ins Haus zu bekommen, ist der Trockenbau mit Lehmbauplatten. Hier kann man meist auf lange Trocknungszeiten verzichten. Welche Vor- und Nachteile das hat und wie die Lehmbauplatten verarbeitet werden, lesen Sie hier.

  1. Welche Vorteile bietet Lehm im Trockenbau?
  2. Anwendungsmöglichkeiten für Lehmbauplatten
  3. Verarbeitung von Lehmbauplatten als Trockenbausystem
  4. Welche Systeme gibt es auf dem Markt?
  5. Das Finish: Lehmbauplatten verputzen
  6. Fazit: Lehmbauplatten als wohngesunde Alternative zu Gipskartonplatten

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Welche Vorteile bietet Lehm im Trockenbau?

Mehrere moderne, hängende Lampen mit runden, gläsernen Schirmen leuchten in einem minimalistischen Raum.
Perfekt für modernes oder klassisches Wohnen – Lehmbauplatten eignen sich für fast jeden Wohnstil.
Foto: Claytec

Lehm ist besonders wohngesund: Er ist absolut schadstofffrei und belastet die Raumluft nicht. Da Lehm Wasser gut speichert, reguliert er die Luftfeuchtigkeit, beugt so Schimmel vor und schafft auch im Winter ein angenehmes Raumklima. Lehm bindet außerdem Schad- und Geruchsstoffe.

Lehm ist ein nachhaltiges Material, da es überall verfügbar ist und beim Mischen keine chemikalischen Zusatzstoffe benötigt werden. Er kann leicht recycelt werden. Lehmmörtel kann auch gelagert und später wieder verwendet werden.

Zu Lehmbauplatten verarbeitet, lässt sich Lehm leicht verarbeiten und trocknet schnell. Allerdings sind Lehmbauplatten teurer wie Gipskartonplatten (ca. dreimal so teuer). Zudem können sie zwar in Feuchträumen, nicht aber im Spritzwasserbereich und zum Fliesen verwendet werden. Das angenehme Raumklima von Lehm wiegt diese Nachteile jedoch häufig auf.

Wie natürliche Materialien die Wohngesundheit verbessern

Natürliche Materialien wie Lehm, Holz, Hanf oder Schafswolle tun unserer Gesundheit gut, das wurde sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen. Wir zeigen in diesem Beitrag, warum das so ist und wie Sie sich selbst eine natürlich wohltuende Umgebung schaffen können.

Durch die gezielte Auswahl natürlich feuchtigkeitsregulierender Baumaterialien kann sogar Schimmel effektiv vorgebeugt werden. Wie das geht, erfahren Sie hier »

Anwendungsmöglichkeiten für Lehmbauplatten

Eine einzelne rechteckige Lehmbauplatte mit einer glatten Oberfläche.
Lehmbauplatten können mit hoher Passgenauigkeit im industriellen Verfahren hergestellt werden und benötigen nur noch dünne Putzschichten. Die Trocknungszeiten sind kurz.
Foto: Lemix

Während gestampfter Lehm im Innenausbau eine lange Trocknungszeit benötigt, können Lehmbauplatten sehr viel schneller eingebaut und bearbeitet werden.

Je nach Hersteller variiert der Lehmanteil in den Bauplatten. Neben Lehm enthalten sie Ton und eine Armierung (Verstärkung) aus Kokosfasern, Stroh, Sägespänen oder Schilfrohrmatten. Soll die Platte besonders leicht sein, wird häufig das Silikat Vermicolit beigemischt.

Lehmbauplatten sind ideal für Umbauten oder Renovierungen im Bestand. Sie können anstelle von Gipskartonplatten im Trockenbau verwendet werden. Hier ergeben sich vielseitige Anwendungsmöglichkeiten:

  • Verkleidung von Innenwänden
    Lehmbauplatten können unansehnliche Rohre und Leitungen verdecken und sind einfach zu verlegen. Außerdem bieten sie einen guten Schallschutz.
  • Errichtung von Raumteilern und Trennwänden
    Soll ein Raum geteilt werden, ist eine Wand aus Lehmbauplatten eine einfache Lösung. Die Trennwände oder Vorsatzschalen lassen sich mithilfe von Holzständerwerken und aufgeplankten Lehmbauplatten errichten. Leichtbauwände aus Lehmbauplatten belasten die Statik des Gebäudes nicht. Trotzdem können mit einer geeigneten Unterkonstruktion auch schwere Gegenstände daran befestigt werden.
  • Dachausbau
    Lehmbauplatten eignen sich ideal für abgehängte Decken, Dachschrägen und Dachausbauten.

Stampflehm

Stampflehm hat zwar eine längere Trocknungszeit als Lehmbauplatten, zugleich aber eine außerordentlich Ätshetik. Hier stellen wir drei herausragende Projekte des Stampflehm-Pioniers Martin Rauch vor »

Verarbeitung von Lehmbauplatten als Trockenbausystem

Eine Hand setzt eine Lehmplatte an eine Wand, wobei die dahinter liegende Dämmung sichtbar ist.
Lehmbauplatten werden häufig im Verbund auf einer Holzkonstruktion verlegt.
Foto: Conluto

Jeder Hersteller macht sein eigenes Ding. Im Handel werden meist schwere und leichte Lehmbauplatten angeboten. Schwere Lehmbauplatten enthalten neben Lehm auch Holzfasern, Jutegewebe oder Ton. Leichte Lehmbauplatten bestehen neben Lehm aus Hanfschäben (Späne) oder Hanffasern.

Vorbereitung

Für das Bauen mit Lehmbauplatten muss der Untergrund trocken, sauber und staubfrei sein. Die Platten können mit einer Handkreissäge zugeschnitten werden.

Verarbeitung

Lehmbauplatten werden (wie Gipskartonplatten) häufig im Verbund auf einer Holzkonstruktion verlegt, die Unebenheiten ausgleichen kann. Sie eignen sich sowohl für den Innenausbau von Altbauten als auch Neubauten. Zur Befestigung können die Platten verklebt und anschließend verschraubt oder direkt Schnellbauschrauben verwendet werden. Häufig sind die Stöße bereits mit Nut und Feder versehen, was die Befestigung erleichtert.

Feinschliff

Füllen Sie die Fugen mit ca. zehn Zentimeter breitem Glasfaser- oder Jutegewebe und verspachteln Sie sie. Feuchten Sie die Lehmbauplatten vor dem Verputzen an.

Eine Hand trägt mit einer Kelle Lehmputz auf ein mit einem Gittergewebe verstärktes Wandstück auf.
Nach dem Verspachteln der Fugen wird noch ein Armierungsgewebe eingearbeitet.
Foto: Conluto

Welche Systeme gibt es auf dem Markt?

Lehmbauplatten werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Hier eine Auswahl der aktuell verfügbaren Systeme:

Naturbo

Das Naturbo-System eignet sich für den Innenausbau und besonders gut für den Holzhausbau. Der Hersteller wirbt damit, dass sein Lehmbausystem sehr schnell trocknet, nämlich in 48 Stunden. Außerdem ist kein vollständiges Verspachteln erforderlich, weil die Fugen zwischen den Platten später nicht sichtbar sind.

Es gibt auch eine Variante mit bereits integrierten Aluverbundrohren, die überputzt sind. Diese Rohre lassen sich direkt an das zentrale Heizsystem anschließen. Dadurch entsteht eine effektive Wand- oder Deckenheizung. Darüber hinaus ermöglicht es die Durchleitung von kaltem Wasser durch die Rohre, um Räume zu kühlen. Der Hersteller bietet 135 verschiedene Farbtöne für den Lehmputz an, der als Finish verwendet wird.

Ein Mann befestigt mit einem Akkuschrauber Lehmbauplatten mit integrierten Heizkreisläufen.
Manche Hersteller bieten Lehmplatten mit integrierten Heizkreisläufen – hier Naturbo therm. Die Installation ist auch für geübte Laien machbar. Der Heizungsinstallateur muss dann nur noch die Heizkreise mit der Heizanlage verbinden.
Foto: Naturbo

Lemix

bietet Platten mit einer Dicke von 16 mm und 22 mm für Verkleidungen und Innendämmungen an. Die Platten gehören zur Baustoffklasse A 1 - nicht brennbar und sind besonders schwer. Der Hersteller verspricht, dass eine Lemix-Lehmplatte bei identischer Wandstärke eine um 60 Prozent höhere Wärme-Speicherkapazität im Vergleich zu einer Leichtlehmplatte besitzt.

Claytec

vertreibt seit 20 Jahren Trockenputzplatten aus Schilf und Lehm zur Verkleidung von Holz und Altputz. Sie können auch in Bädern und Küchen verwendet werden, jedoch nicht im direkten Spritzwasserbereich.

Levita

bietet schwere und leichte Bauplatten an. Besonders interessant ist, dass die schweren Platten auch mit integrierten Rohren zur Wandheizung oder -kühlung ausgestattet werden können, was sie auch für den Einsatz an Decken geeignet macht.

Conluto

bietet verschiedene Lehmbauplatten an, darunter die 16 mm und die 22 mm dicken Platten. Die 16 mm Lehmbauplatte zeichnet sich durch ihre erhöhte Oberflächenhärte aus und eignet sich hervorragend für die Beplankung und Bekleidung von Wänden, Decken und Dachschrägen. Die 22 mm Lehmbauplatte bietet zusätzlich zur Wärmespeicherfähigkeit auch eine erhöhte Stabilität und Schallschutz.

Das Finish: Lehmbauplatten verputzen

Damit die positiven raumklimatischen Eigenschaften des Lehms erhalten bleiben, muss die aufgetragene Wandfarbe oder der Putz atmungsaktiv sein. Latexfarben würden die Wirkung des Lehms zerstören, da sie die Diffusion von Feuchtigkeit behindern. Besser sind spezielle Lehmfarben oder Lehmputze.

Über die Vorteile von Lehm- und Kalkputz sowie die richtige Verarbeitung informieren wir in diesem Artikel »

Fazit: Lehmbauplatten als wohngesunde Alternative zu Gipskartonplatten

  • Lehm ist schadstofffrei, feuchtigkeitsregulierend und umweltfreundlich.
  • Lehmbauplatten benötigen keine langen Trocknungszeiten.
  • Lehmbauplatten werden auf Holzkonstruktionen geklebt oder geschraubt.
  • Es gibt mehrere Hersteller, die sehr ähnliche Systeme anbieten.
  • Die Verschalung aus Lehmbauplatten darf nur mit speziellen Lehmfarben oder Lehmputzen behandelt werden, sonst verlieren sie die positiven Eigenschaften des Lehms.

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag?