Lehmbauplatten: ideal für den ökologischen Trockenbau
Lehm ist ein besonders wohngesunder Baustoff. Ein komfortabler Weg, den Lehm ins Haus zu bekommen, ist der Trockenbau mit Lehmbauplatten. Hier kann man meist auf lange Trocknungszeiten verzichten. Welche Vor- und Nachteile das hat und wie die Lehmbauplatten verarbeitet werden, lesen Sie hier.
Welche Vorteile bietet Lehm im Trockenbau?
Lehm ist besonders wohngesund: Er ist absolut schadstofffrei und belastet die Raumluft nicht. Da Lehm Wasser gut speichert, reguliert er die Luftfeuchtigkeit, beugt so Schimmel vor und schafft auch im Winter ein angenehmes Raumklima. Lehm bindet außerdem Schad- und Geruchsstoffe.
Lehm ist ein nachhaltiges Material, da es überall verfügbar ist und beim Mischen keine chemikalischen Zusatzstoffe benötigt werden. Er kann leicht recycelt werden. Lehmmörtel kann auch gelagert und später wieder verwendet werden.
Zu Lehmbauplatten verarbeitet, lässt sich Lehm leicht verarbeiten und trocknet schnell. Allerdings sind Lehmbauplatten teurer wie Gipskartonplatten (ca. dreimal so teuer). Zudem können sie zwar in Feuchträumen, nicht aber im Spritzwasserbereich und zum Fliesen verwendet werden. Das angenehme Raumklima von Lehm wiegt diese Nachteile jedoch häufig auf.
Wie natürliche Materialien die Wohngesundheit verbessern
Natürliche Materialien wie Lehm, Holz, Hanf oder Schafswolle tun unserer Gesundheit gut, das wurde sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen. Wir zeigen in diesem Beitrag, warum das so ist und wie Sie sich selbst eine natürlich wohltuende Umgebung schaffen können.
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Anwendungsmöglichkeiten für Lehmbauplatten
Während gestampfter Lehm im Innenausbau eine lange Trocknungszeit benötigt, können Lehmbauplatten sehr viel schneller eingebaut und bearbeitet werden.
Je nach Hersteller variiert der Lehmanteil in den Bauplatten. Neben Lehm enthalten sie Ton und eine Armierung (Verstärkung) aus Kokosfasern, Stroh, Sägespänen oder Schilfrohrmatten. Soll die Platte besonders leicht sein, wird häufig das Silikat Vermicolit beigemischt.
Lehmbauplatten sind ideal für Umbauten oder Renovierungen im Bestand. Sie können anstelle von Gipskartonplatten im Trockenbau verwendet werden. Hier ergeben sich vielseitige Anwendungsmöglichkeiten:
- Verkleidung von Innenwänden
Lehmbauplatten können unansehnliche Rohre und Leitungen verdecken und sind einfach zu verlegen. Außerdem bieten sie einen guten Schallschutz. - Errichtung von Raumteilern und Trennwänden
Soll ein Raum geteilt werden, ist eine Wand aus Lehmbauplatten eine einfache Lösung. Die Trennwände oder Vorsatzschalen lassen sich mithilfe von Holzständerwerken und aufgeplankten Lehmbauplatten errichten. Leichtbauwände aus Lehmbauplatten belasten die Statik des Gebäudes nicht. Trotzdem können mit einer geeigneten Unterkonstruktion auch schwere Gegenstände daran befestigt werden. - Dachausbau
Lehmbauplatten eignen sich ideal für abgehängte Decken, Dachschrägen und Dachausbauten.
Stampflehm
Stampflehm hat zwar eine längere Trocknungszeit als Lehmbauplatten, zugleich aber eine außerordentlich Ätshetik. Hier stellen wir drei herausragende Projekte des Stampflehm-Pioniers Martin Rauch vor »
Verarbeitung von Lehmbauplatten als Trockenbausystem
Jeder Hersteller macht sein eigenes Ding. Im Handel werden meist schwere und leichte Lehmbauplatten angeboten. Schwere Lehmbauplatten enthalten neben Lehm auch Holzfasern, Jutegewebe oder Ton. Leichte Lehmbauplatten bestehen neben Lehm aus Hanfschäben (Späne) oder Hanffasern.
Vorbereitung
Für das Bauen mit Lehmbauplatten muss der Untergrund trocken, sauber und staubfrei sein. Die Platten können mit einer Handkreissäge zugeschnitten werden.
Verarbeitung
Lehmbauplatten werden (wie Gipskartonplatten) häufig im Verbund auf einer Holzkonstruktion verlegt, die Unebenheiten ausgleichen kann. Sie eignen sich sowohl für den Innenausbau von Altbauten als auch Neubauten. Zur Befestigung können die Platten verklebt und anschließend verschraubt oder direkt Schnellbauschrauben verwendet werden. Häufig sind die Stöße bereits mit Nut und Feder versehen, was die Befestigung erleichtert.
Feinschliff
Füllen Sie die Fugen mit ca. zehn Zentimeter breitem Glasfaser- oder Jutegewebe und verspachteln Sie sie. Feuchten Sie die Lehmbauplatten vor dem Verputzen an.
Welche Systeme gibt es auf dem Markt?
Lehmbauplatten werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Hier eine Auswahl der aktuell verfügbaren Systeme:
Naturbo
Das Naturbo-System eignet sich für den Innenausbau und besonders gut für den Holzhausbau. Der Hersteller wirbt damit, dass sein Lehmbausystem sehr schnell trocknet, nämlich in 48 Stunden. Außerdem ist kein vollständiges Verspachteln erforderlich, weil die Fugen zwischen den Platten später nicht sichtbar sind.
Es gibt auch eine Variante mit bereits integrierten Aluverbundrohren, die überputzt sind. Diese Rohre lassen sich direkt an das zentrale Heizsystem anschließen. Dadurch entsteht eine effektive Wand- oder Deckenheizung. Darüber hinaus ermöglicht es die Durchleitung von kaltem Wasser durch die Rohre, um Räume zu kühlen. Der Hersteller bietet 135 verschiedene Farbtöne für den Lehmputz an, der als Finish verwendet wird.
Lemix
bietet Platten mit einer Dicke von 16 mm und 22 mm für Verkleidungen und Innendämmungen an. Die Platten gehören zur Baustoffklasse A 1 - nicht brennbar und sind besonders schwer. Der Hersteller verspricht, dass eine Lemix-Lehmplatte bei identischer Wandstärke eine um 60 Prozent höhere Wärme-Speicherkapazität im Vergleich zu einer Leichtlehmplatte besitzt.
Claytec
vertreibt seit 20 Jahren Trockenputzplatten aus Schilf und Lehm zur Verkleidung von Holz und Altputz. Sie können auch in Bädern und Küchen verwendet werden, jedoch nicht im direkten Spritzwasserbereich.
Levita
bietet schwere und leichte Bauplatten an. Besonders interessant ist, dass die schweren Platten auch mit integrierten Rohren zur Wandheizung oder -kühlung ausgestattet werden können, was sie auch für den Einsatz an Decken geeignet macht.
Conluto
bietet verschiedene Lehmbauplatten an, darunter die 16 mm und die 22 mm dicken Platten. Die 16 mm Lehmbauplatte zeichnet sich durch ihre erhöhte Oberflächenhärte aus und eignet sich hervorragend für die Beplankung und Bekleidung von Wänden, Decken und Dachschrägen. Die 22 mm Lehmbauplatte bietet zusätzlich zur Wärmespeicherfähigkeit auch eine erhöhte Stabilität und Schallschutz.
Das Finish: Lehmbauplatten verputzen
Damit die positiven raumklimatischen Eigenschaften des Lehms erhalten bleiben, muss die aufgetragene Wandfarbe oder der Putz atmungsaktiv sein. Latexfarben würden die Wirkung des Lehms zerstören, da sie die Diffusion von Feuchtigkeit behindern. Besser sind spezielle Lehmfarben oder Lehmputze.
Fazit: Lehmbauplatten als wohngesunde Alternative zu Gipskartonplatten
- Lehm ist schadstofffrei, feuchtigkeitsregulierend und umweltfreundlich.
- Lehmbauplatten benötigen keine langen Trocknungszeiten.
- Lehmbauplatten werden auf Holzkonstruktionen geklebt oder geschraubt.
- Es gibt mehrere Hersteller, die sehr ähnliche Systeme anbieten.
- Die Verschalung aus Lehmbauplatten darf nur mit speziellen Lehmfarben oder Lehmputzen behandelt werden, sonst verlieren sie die positiven Eigenschaften des Lehms.
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