Alte Farbe entsorgen: So geht's umweltgerecht
Frische Farbe in die Wohnung bringen oder alte Möbel mit Lack aufpeppen, ist eine gute Idee. Doch wohin mit den Farbresten nach dem Renovieren − in den Hausmüll, auf den Recyclinghof oder einfach in der Toilette? Leider sind viele Farben und Lacke nicht umweltfreundlich. Sie enthalten Lösungsmittel wie Erdöl oder Benzin, Farbpigmente können sogar giftig sein.
Wir zeigen Ihnen, wo Sie Farben und Lacke umweltgerecht entsorgen können.
Was ist an Farben und Lacken so gefährlich?
Farben machen das Leben bunt. Doch Farben und Lacke bestehen aus verschiedenen chemischen Stoffen, von denen viele umweltschädlich sind. Die Farbpigmente enthalten oft Nickel, Chrom, Cadmium, Blei und Zinkchromat. Hinzu kommen Bindemittel, Füllstoffe. Verdickungsmittel und Konservierungsstoffe.
Lacke versiegeln Oberflächen mit einer undurchlässigen Schicht. Sogenannte VOC (Volatile Organic Compounds) sind flüchtige organische Verbindungen, die aus Farben und Lacken verdunsten und in die Luft gelangen können. Sie können gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Reizungen der Augen, der Nase und des Rachens sowie langfristige Auswirkungen auf die Atemwege verursachen. Einige Inhaltsstoffe von Farben und Lacken können auch allergische Reaktionen hervorrufen, insbesondere bei Personen, die auf bestimmte Chemikalien empfindlich reagieren.
Denken Sie nun, dass die Entsorgung von alten Farben ein Riesenaufwand ist? Nein − ganz und gar nicht. Dispersionsfarben, die bei normalen Renovierungsarbeiten anfallen, können mit ein wenig Vorbereitung sogar über den Hausmüll entsorgt werden. Es gibt also wirklich keinen Grund, die Kanalisation zu belasten. Ein wenig Produktkenntnis ist allerdings erforderlich: Achten Sie auf die Deklaration auf Farbeimern und Lackdosen.
Alte Farbe entsorgen: So geht's umweltgerecht
- Eingetrocknete Farben und wasserbasierte Acryllacke können im Hausmüll entsorgt werden.
- Das gilt auch für Dispersionsfarben oder Latexfarben zum Streichen von Bad und Küche. Tipp: Einfach den Farbeimer offenstehen lassen, bis die Farbe eingetrocknet ist. Eine Handvoll Sand beschleunigt den Vorgang.
- Leere Farbdosen und Farbeimer können über den Gelben Sack entsorgt werden.
- Alle flüssigen, also nicht ausgehärteten Farben und Lacke gehören in den Sondermüll.
- Auch alle lösungsmittelhaltigen Kunstharzlacke müssen über den Wertstoffhof, den Recyclinghof oder die Schadstoffsammelstelle entsorgt werden. Diese Stellen nehmen Lacke und Farben in haushaltsüblichen Mengen von 60 l oder 60 kg an.
- Einige Händler nehmen auch ungebrochene Restbestände zurück. Berechnen Sie also im Vorfeld der Renovierung, wie viel Farbe Sie benötigen. Unter Umständen kann es sich lohnen, zwei kleinere Gebinde zu kaufen und – wenn es nicht benötigt wird – das Reservegebinde zum Händler zurückzubringen. Informieren Sie sich beim Kauf und bewahren Sie den Kassenbon auf.
Was passiert mit den entsorgten Altlacken – gibt es so etwas wie Recycling?
Altfarben und Altlacke werden in der Regel in Sondermüllverbrennungsanlagen entsorgt. Einige Altfarben können jedoch auch zu Brennstoff für Zementwerke aufbereitet werden.
Ins WC kippen? Wie man alte Farbe und Lacke nie entsorgen sollte
Die Entsorgung von Altlacken und -farben ist gesetzlich geregelt. Ziel ist es, eine Belastung der Umwelt über das Abwasser zu vermeiden, aber auch noch verwertbare, also recyclingfähige Abfälle nicht zu verunreinigen.
Wichtig: Die Entsorgung über die Toilette oder die Kanalisation ist verboten, da Altlacke und -farben giftige oder explosive Stoffe bilden und die Kläranlagen angreifen können. Außerdem sind sie giftig für die Mikroorganismen im Klärbecken und gefährden dadurch unser Wasser.
Selbstverständlich dürfen Sie alte Farbe auch nicht im Boden entsorgen, also vergraben. Die Schädigung von Bodenorganismen kann immens sein.
Und verbrennen? Auch das ist eine große Umweltverschmutzung, denn es entstehen gefährliche Dämpfe und Rauch, die gesundheitsschädlich für Menschen und die Umwelt sind.
Farbe wild entsorgen kann teuer werden
Das illegale Abladen von Farben oder das Entsorgen von Farbeimern in der Natur wird mit einem Bußgeld geahndet. Die Bußgelder sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Besonders ernst nimmt man es in Hamburg, wo der Bußgeldkatalog für die Entsorgung von Schadstoffen „über 2 Liter oder 2 Kilogramm (u. a. Medikamente, Leuchtstoffröhren, Lösemittel, Farbreste)“ Bußgelder bis zu 5.000 Euro vorsieht.
Gibt es umweltfreundliche Alternativen für schädliche Farben und Lacke?
Am besten ist es natürlich, wenn durch gute Planung und Kalkulation gar keine Farbreste anfallen. Sollten nach der Renovierung dennoch Farben und Lacke übrigbleiben, so lagern Sie diese in luftdichten Behältern an einem trockenen und kühlen Ort, um sie später wiederzuverwenden. Die Farben und Lacke sind dann mindestens ein Jahr haltbar.
In den letzten Jahren haben sich auch wasserlösliche und damit umweltfreundliche Farben und Lacke gegenüber den herkömmlichen lösemittelhaltigen Farben und Lacken durchgesetzt.
Auch für die besonders problematischen Lösemittel gibt es umweltfreundliche Alternativen wie Zitrusschalenöl und Balsamterpentin. Sie werden häufig in Naturfarben und -lacken eingesetzt. Sie dienen dazu, die enthaltenen Harze zu lösen oder Öle zu verdünnen. Balsamterpentin, auch Terpentinöl genannt, wird beispielsweise durch Destillation aus dem Balsam von Kiefern und Lärchen gewonnen. Bei den Ersatzstoffen handelt es sich um nachwachsende Rohstoffe, die energiesparend hergestellt werden können und eine gute CO₂-Bilanz aufweisen.
Auch bei den Bindemitteln gibt es umweltfreundliche Alternativen. Statt Erdöl werden pflanzliche Öle wie Holz-, Lein-, Rizinus- oder Sojaöl oder natürliche Harze wie Baumharz oder Bienenwachs verwendet. Umweltfreundliche Farben erkennen Sie zum Beispiel am „Blauen Engel“ auf der Verpackung.
Produktkennzeichen für umwelt- und gesundheitsverträgliche Farben und Lacke
Es gibt verschiedene Labels, die die Nachhaltigkeit von Wandfarben und Lacken zertifizieren. Achten Sie bei Farben und Lacken darauf.
Den Blauen Engel gibt es für verschiedene Produkte wie Wandfarben, Lacke, aber auch Tapeten, Holz und Holzwerkstoffe. Er garantiert niedrige Schadstoff- und Lösungsmittelgehalte, hohe Recyclingquoten und nachhaltige Forstwirtschaft.
Das natureplus-Label steht für gesundheitlich unbedenkliche und umweltverträgliche Produkte wie Bodenbeläge, Holz und Holzwerkstoffe sowie Farben und Beschichtungsstoffe. Es berücksichtigt auch die Energieeffizienz und das Entsorgungskonzept der Produkte.
Das europäische Umweltzeichen gibt es für harte Bodenbeläge sowie für Farben, Lacke und Lasuren. Die damit versehenen Produkte minimieren umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe und berücksichtigen Umweltaspekte bei der Herstellung.
Fazit: So lässt sich alte Farbe sicher entsorgen
- Farben enthalten giftige Bestandteile wie Chrom und Nickel und Lacke Lösungsmittel wie Benzin und Erdöl. Deshalb sind Altfarben und Altlacke häufig Sondermüll und dürfen nie in der Kanalisation entsorgt oder verbrannt werden.
- Wasserlösliche Farben (wie Dispersion-, Latex- oder Naturfarben) sind umweltfreundlich. Sie sind häufig auch am „Blauen Engel“ erkennbar. Sie können über den Hausmüll entsorgt werden, sobald sie eingetrocknet sind.
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