Nachhaltiges Geschirr: Welches ist wirklich umweltfreundlich?
Die Materialvielfalt bei Einweggeschirr und -besteck ist groß. Immer mehr Alternativen zu Kunststoff stehen zur Wahl. Doch auch Ersatzprodukte aus Pappe und Papier haben ihre Tücken. Was also ist wirklich nachhaltig?
In diesem Artikel:
- Nachhaltiges Geschirr fürs Partybuffet
- Papier und Pappe: fast so schlecht wie Einwegplastik
- Vorsicht bei plastikfreien Tellern, Bechern oder Schalen aus Zuckerrohr
- Gute Alternative: Zertifiziertes Einweggeschirr aus Holz oder Bambus
- Essbares Besteck – die wohl nachhaltigste Alternative
- Vorsicht vor Greenwashing
Nachhaltiges Geschirr fürs Partybuffet
- Geschirr: Setzen Sie auf Mehrweggeschirr, damit nichts weggeworfen werden muss. Am besten sind immer noch Porzellanteller, Metallbesteck und Gläser.
- Servietten: Ein gewisser Anteil an Einwegprodukten wie Servietten bleibt – auch aus hygienischen Gründen. Hier sind praktikable Alternativen gefragt, die in ihrem Lebenszyklus möglichst wenig Schaden anrichten. Gut geeignet sind wiederverwendbare Stoffservietten oder recycelbare Servietten aus Graspapier.
- Trinkhalme: am besten sind essbare Trinkhalme, zum Beispiel aus Nudeln oder Apfeltrester. Empfehlenswert sind auch Trinkhalme aus Glas, Bambus oder Edelstahl.
Einweggeschirr seit 2021 von der EU verboten
Ob Weihnachtsfeiern im Vereinsheim oder Silvesterpartys mit Freunden: Jahrzehntelang geriet die Verpflegung bei solchen Anlässen zur Materialschlacht. Minipizzen und Nudelsalat wurden auf Plastiktellern serviert, dazu Plastikbecher und bruchanfälliges Einwegbesteck. Das ist alles andere als nachhaltig, denn allein in Deutschland entstehen durch die Verwendung von Einweggeschirr jährlich rund 350.000 Tonnen Müll.
Bisher gelangen außerdem die wenigsten Plastikprodukte in einen Recyclingkreislauf. Stattdessen landen sie tonnenweise in den Gewässern – und überstehen dort rund 50 Jahre, Plastikflaschen sogar 450 Jahre.
Die EU hat darauf reagiert und im Jahr seit 2021 den Verkauf von Einwegprodukten aus Kunststoff, darunter Plastikteller und –besteck, Trinkhalme und To-Go-Becher, europaweit verboten.
Papier und Pappe: fast so schlecht wie Einwegplastik
Nicht alle Alternativen zum Plastikgeschirr sind umweltfreundlich. Pappe und Papier sind problematisch, weil sie bei der Herstellung viel Energie und Wasser benötigen.
Zudem wird ein Großteil der Primärfasern für die deutsche Papierproduktion importiert. Hinzu kommt, dass Papierteller oftmals mit Kunststoff oder Chemikalien beschichtet sind, um sie wasserundurchlässig, fettbeständig und reißfest zu machen.
Vorsicht bei plastikfreien Tellern, Bechern oder Schalen aus Zuckerrohr
Bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr fällt eine faserige Masse an, die so genannte Bagasse. Sie ist ein Nebenprodukt, aus dem Verpackungen und Einweggeschirr hergestellt werden. Das biobasierte Material hat einige Vorteile: Teller oder Becher aus Bagasse halten Temperaturen von minus 25 bis plus 220 Grad Celsius aus und sind sehr stabil, robust und vollständig kompostierbar. Das ermöglicht eine CO2-neutrale Entsorgung im Biomüll.
Doch Vorsicht ist geboten: Behälter aus Bagasse werden häufig mit Fluorchemikalien oder Melaminharzen behandelt, um sie wasserundurchlässig und fettabweisend zu machen. Diese Chemikalien sind jedoch nicht abbaubar und daher nicht nachhaltig. Hinzu kommen lange Transportwege, da Zuckerohr vor allem in Südostasien oder Brasilien angebaut wird.
Ähnliches gilt für Alternativen aus anderen Naturprodukten wie zum Beispiel Weizenstroh. Auch hier sollten Sie darauf achten, dass keine Chemikalien oder Kunststoffe zugesetzt sind.
Auch Palmblätter haben ihre Tücken
Für die Herstellung von Palmblattgeschirr werden die abgefallenen Blätter der Betanusspalme verwendet. Palmblätter sind zwar ein Naturprodukt, aber in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Monokulturen und Transportwege ebenfalls kritisch zu betrachten. Sie sind zwar von Natur aus wasserabweisend, stabil und hitze- und kältebeständig, können aber auch mit umweltschädlichen Chemikalien beschichtet sein.
Gute Alternative: Zertifiziertes Einweggeschirr aus Holz oder Bambus
Geschirr aus Holz oder Bambus ist im Vergleich zu Pappgeschirr eine nachhaltigere Alternative, da es bei der Herstellung vergleichsweise wenig Energie und Wasser verbraucht. Unbeschichtet ist es in der Regel auch kompostierbar.
Das Holz sollte FSC-zertifiziert sein, um sicherzustellen, dass der Anbau den entsprechenden Standards entspricht. Bambus gehört zur Familie der Gräser und ist – unbehandelt – ein natürlicher, kompostierbarer Rohstoff.
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Essbares Besteck – die wohl nachhaltigste Alternative
Essbares Besteck aus Maisstärke hat den Vorteil, dass der Anbau auch regional möglich ist, was für kurze Transportwege spricht. Verbraucher müssen dieses Besteck nicht unbedingt verzehren, es kann auch im Biomüll entsorgt werden.
Da diese Produkte als essbar deklariert sind, können Sie sicher sein, dass keine chemischen Stoffe zugesetzt sind. Beim Kauf von essbarem Besteck sollte darauf geachtet werden, dass es nicht in Plastik verpackt ist. Mit dieser abwascharmen und nachhaltigen Alternative kann die Festtagszeit kommen.
Vorsicht vor Greenwashing
Selbst umsichtige Konsumenten sind damit überfordert, die Nachhaltigkeit alternativer Produkte zu bewerten. Hersteller, Importeure und Händler müssten daher sicherstellen und nachweisen, dass ihre Geschirr- und Besteckalternativen relevante Nachhaltigkeitsaspekte erfüllen. Die Zertifizierung und Kennzeichnung sind wichtige Instrumente, um für Klarheit zu sorgen.
Auch auf dem Einweggeschirr-Markt besteht die Gefahr der Irreführung und des Greenwashing. Bei Einweggeschirr hört man oft Schlagworte wie biologisch abbaubar, kompostierbar oder klimaneutral.
„Mitunter werben Hersteller mit Nachhaltigkeit, ohne dass etwas dahintersteckt“, sagt Juliane Petrich, Referentin für Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. Der TÜV-Verband begrüßt daher den Green-Claims-Vorschlag der EU-Kommission, der das Werben mit ungeprüften Öko-Attributen verbieten soll. Noch bevor ein Claim auf den Markt kommt, muss er mit wissenschaftlich fundierten Methoden belegt und von einem unabhängigen Dritten bestätigt werden. So wird sichergestellt, dass umweltbezogene Aussagen belastbar sind. Petrich: „Eine Überprüfung von unabhängigen Dritten soll Transparenz schaffen und sicherstellen, dass Verbraucher in Zukunft darauf vertrauen können, dass Aussagen wie „öko“ und „klimafreundlich“ auch wirklich das halten, was sie versprechen.“ Der Vorschlag wird derzeit im EU-Parlament verhandelt.
Ein Gastbeitrag des TÜV-Verbands
Der TÜV-Verband e.V. setzt sich ein für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung.
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