Landesanstalt für Bienenkunde ist „Bau des Jahres 2022“

Bienenforschung mit eigener Imkerei: Die Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Sie forscht an nachhaltigen Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Bienenhaltung.

Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzt nun auch ihr Gebäude: Der Neubau ist das erste Laborgebäude in Baden-Württemberg, das als Holzhybrid-Bau konzipiert wurde und nach dem Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen“ in „Silber“ zertifiziert werden soll. Die Leserschaft von german-architects.com wählt den Neubau an der Uni Hohenheim zum "Bau des Jahres 2022".

  1. Innovativer Holz-Hybrid-Bau in Stuttgart
  2. Landesanstalt leistet wichtigen Beitrag zum Schutz der Honigbiene

Ein Gastbeitrag der Universität Hohenheim.

Innovativer Holz-Hybrid-Bau in Stuttgart

Bienenforschung mit eigener Imkerei: Die Landesanstalt für Bienenkunde (LAB) an der Universität Hohenheim in Stuttgart setzt Maßstäbe in Sachen Bienen- und Insektenschutz. Nun wurde auch das Gebäude der Forschungseinrichtung ausgezeichnet: In der Abstimmung um den „Bau des Jahres 2022“ haben die Leser der Internet-Plattform german-architects.com es auf den ersten Platz gewählt. Zur Auswahl standen bei der Abstimmung 51 hochkarätige Bauprojekte aus dem gesamten Bundesgebiet.

Der innovative Holz-Hybrid-Bau von Lanz Schwager Architekten vereint auf über 1.200 Quadratmetern Nutzfläche Labore, einen Imkerei- und Werkstattbereich sowie Büros und Seminarräume. Auf dem begrünten Flachdach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage. Das Land investierte 10,4 Millionen Euro in den Neubau.

In der Eingangshalle erwartet die Besucher eine handwerklich gefertigte Holzschnitzerei mit dem Titel „Schafgarbe im Paradies“, die sich auf einer Sichtbetonwand über beide Etagen erstreckt.

Nachhaltige und wohngesunde Bauweise mit Holz

Mit dem Neubau wollen die Universität und das Land Baden-Württemberg mit dem Neubau gleich zwei Zeichen setzen: Zum einen soll der hohe Stellenwert des Bienenschutzes betont werden, zum anderen sollen nachhaltige, zukunftstaugliche Bauweisen unterstützt werden.

Bei der Planung und Durchführung wurden sämtliche Aspekte des nachhaltigen Bauens berücksichtigt, gleichzeitig war es durch die innovative Holz-Hybrid-Bauweise möglich, die im Holzbau üblichen Schwachstellen wie sommerlichen Wärmeschutz zu verbessern. Tragwerk, Fassade und Innenwände des Baus sind aus Holz gefertigt, für die massiven Elemente kam Recyclingbeton zum Einsatz.

Im Innenbereich sind die Holzteile mit zertifizierten Produkten lasiert oder lackiert, nach der Fertigstellung wurden die Ausdünstungen der eingesetzten Materialien genau untersucht. „Jeder nicht sachgemäß verwendete Kleber hätte sich in diesen Messungen gezeigt“, so der Architekt Nicolas Schwager im Gespräch mit german-architects. „Es hat sich aber bestätigt, dass die Innenluft sehr sauber und schadstofffrei ist.“

Kontrast zwischen dunkler Außenhülle und hellem Innenleben als zentrales Entwurfsmotiv

Die Fassade aus Weißtannenholz wurde mit einer fungizidfreien Lasur behandelt.

Die „offene Türen“ und die Verglasung im Haus erzeugen optisch größere Räume und ermöglichen den Blick durch das Gebäude und in die Landschaft. Für die kurzen Wege im Institutsalltag wurden die Räume dreibündig um eine Mittelspange mit Serviceräumen und Treppenhaus angeordnet.
Foto: Andreas Koerner

Helle Innenräume sorgen für ideale Arbeitsbedingungen

„Als Nutzer des Gebäudes können wir bestätigen, dass es nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit ausgezeichnet ist. Wir freuen uns jeden Tag über die hellen und großzügigen Räume mit Ausblick in die Natur, in denen wir exzellente Bedingungen für unsere Arbeit vorfinden“, erzählt Kirsten Traynor, die Leiterin der Landesanstalt.

Hier wird geforscht, gelehrt, Imker geschult, Honig produziert, Honigqualität und Sortenreinheit geprüft: Die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim hat viele Facetten. Dafür braucht sie öffentlich zugängliche, aber auch streng kontrollierte Zertifizierungsbereiche mit empfindlichen Laboren, Büros und Seminarräume, Lager und Werkstätten.

Diese vielen verschiedenen Funktionen und Ansprüche unter ein Dach zu bringen, ist der Bauherrenvertretung und den Architekten gelungen. Sie setzten von Beginn an auf eine nachhaltige, zukunftstaugliche Bauweise. Der „Bau des Jahres 2022“ erfüllt den Passivhausstandard und soll nach dem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) in Silber zertifiziert werden.

Geplant und umgesetzt wurde der Neubau durch Lanz Schwager Architekten BDA PartGmbB, Konstanz. Verantwortlich für den Bau ist das Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim.

Landesanstalt leistet wichtigen Beitrag zum Schutz der Honigbiene

Die Landesanstalt für Bienenkunde ist als angewandte Bienenforschungseinrichtung mit eigener Imkerei an einer Universität einzigartig in Deutschland. In den Laboren finden u.a. Auftragsanalysen zur Qualität von Honig und Rückständen statt, um die regionale Vermarktung und dadurch auch die Imkerei im Land zu unterstützen. Die Labore werden künftig auch für molekularbiologische Forschung zu Fragen der Bienengesundheit ausgebaut. So wird beispielweise zur Bekämpfung der Varroamilbe geforscht, die eine Gefahr für die einheimischen Bienen darstellt.

Im Wachs- und Schleuderraum der Imkerei geht es dagegen robuster zur Sache. Die Seminarräume wiederum werden für bienenkundliche Lehrveranstaltungen und Blockmodule der Universität, aber auch für Fortbildungen für Imker und Gartenbaubetriebe genutzt.

Im Fokus steht jedoch nicht nur die Honigbiene, sondern auch der Erhalt der Artenvielfalt insgesamt. „Eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Haltung der Honigbiene ist im Hinblick auf den Wandel hin zu einer insekten-freundlichen Agrarlandschaft wichtiger denn je“, betonte die heutige Wissenschaftsministerin Petra Olschowski bereits 2021 anlässlich der Einweihung des Neubaus.

Die Lage am Rande der Hohenheimer Gärten könnte idyllischer kaum sein. Auch wenn man das Gebäude betritt, spürt man förmlich die Verbindung zur umgebenden Natur. Dafür sorgt u.a. die gelungene Kombination aus Holz und Glas, die sich von der Außenfassade stimmig ins Gebäudeinnere fortsetzt.