Kreislaufwirtschaft – eine Definition

Symbol Kreislaufwirtschaft liegt auf einem Tisch zusammen mit Hausmodellen
Foto: Pexels/Artem Podrez

Weniger Rohstoffverbrauch, weniger Abfall, weniger Emissionen. Wenn heute über Nachhaltigkeit diskutiert wird, fällt immer häufiger der Begriff Kreislaufwirtschaft. Doch was genau ist darunter zu verstehen? Wir klären, ob es eine verbindliche Definition von Kreislaufwirtschaft gibt, welche Ziele die Kreislaufwirtschaft verfolgt und welche Chancen sie bietet.

  1. Kreislaufwirtschaft: die Definition eines schillernden Begriffs
  2. Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert: Reduce, Reuse, Recycle
  3. Ziele der Kreislaufwirtschaft
  4. Kreislaufwirtschaft Definition: Ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Kreislaufwirtschaft: die Definition eines schillernden Begriffs

Wer bei Kreislaufwirtschaft an Papiercontainer, Wertstofftonnen und den grünen Punkt denkt, liegt nicht falsch. Abfälle nach ihrer Zusammensetzung zu trennen, um sie anschließend für die Herstellung neuer Produkte zu nutzen (statt sie zu verbrennen) − das ist Teil des Konzepts der Kreislaufwirtschaft. Die Abfallverwertung an sich ist aber noch kein geschlossener Kreislauf, sondern nur der letzte Schritt auf dem Weg dorthin.

Definition:

Kreislaufwirtschaft ist ein Modell, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, gemietet, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Dadurch wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.

Kreislaufwirtschaft beginnt also nicht erst beim Abfall, sondern bereits bei der Herstellung von Produkten, deren gesamter Lebenszyklus von Anfang an mitgedacht werden muss. Deshalb spricht man auch von zirkulärer Wirtschaftsweise (was auf den englischen Begriff „Circular Economy“ zurückgeht).

Modell der Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft bedeutet, bei der Auswahl der Materialien, dem Design, der Produktion und dem Gebrauch unserer Produkte auf Nachhaltigkeit zu achten. Nur wenn wir den gesamten Lebenszyklus eines Produkts von Anfang an im Blick haben, können wir Ressourcen besser nutzen, Abfall und Umweltbelastung reduzieren. Wer das Prinzip der Kreislaufwirtschaft in die Produktgestaltung einbezieht, fördert somit auch einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen.

Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert: Reduce, Reuse, Recycle

Auf einem Holztisch liegt ein Buch mit dem Titel Reduce, Reuse, Recycle
Die drei Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft.
Foto: Pexels/Anete Lusina

Um zu verstehen, wie eine Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert, beschreiben wir hier ihre Grundprinzipien. Im Englischen spricht man von den „drei R“ der Kreislaufwirtschaft: Reduce (reduzieren), Reuse (wiederverwenden) und Recycle (recyceln).

1. „Reduce“

Am Anfang der Kreislaufwirtschaft steht das Reduzieren, besser noch die Vermeidung von Abfällen. Schon beim Design und bei der Herstellung von Produkten wird darauf geachtet, dass sie langlebig, wiederverwendbar und recyclingfähig sind.

Damit das funktioniert, wird versucht, auch die Menge der Materialien, die fürs Produkt verwendet werden, zu reduzieren. Denn je weniger Materialien verwendet werden und je einfacher sie später wieder voneinander getrennt werden können, desto einfacher ist letztlich das Recycling.

Was ist nachhaltiges Design?

Klima, Gesellschaft, Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Wiederverwendbarkeit von Ressourcen und Kreislaufwirtschaft sind wichtige Facetten von Sustainable Design. Dabei sollen Produkte so gestaltet und umgesetzt werden, dass sie schonend mit Ressourcen umgehen und die Umwelt nicht schädigen. In diesem Beitrag zeigen wir, was Sustainable Design konkret ausmacht »

Es geht aber auch darum, generell den Konsum zu reduzieren, zum Beispiel die Zahl der Kleidungsstücke, die oft schnell im Altkleidercontainer landen. Oder Dinge wie Auto, Waschmaschine oder Werkzeug zu teilen, statt sie einzeln zu besitzen.

2. „Reuse“

Statt gleich zur stofflichen Verwertung überzugehen, soll in der Kreislaufwirtschaft so viel wie möglich wiederverwendet werden. Klassisches Beispiel ist die wiederbefüllbare Pfandflasche, ein anderes der Second-Hand-Markt oder Kleidertausch. Auch Baustoffbörsen, die komplette Bauteile wie Türen, Fenster, Sanitärobjekte oder intakte Materialien wie Holzbalken oder Dachziegel anbieten, gehören dazu.

Zur Wiederverwendung gehört auch die Reparatur bzw. die Reparaturfähigkeit und -möglichkeit von Geräten. Die Voraussetzungen dafür müssen allerdings schon bei der Herstellung geschaffen werden.

3. „Recycle“

Recycling ist immer mit Energieaufwand verbunden. Deshalb sollte es erst dann einsetzen, wenn eine Wiederverwendung nicht mehr möglich ist. Auch hier ist entscheidend, was bereits beim „ersten R“ passiert ist: Wenige und leicht trennbare Bestandteile erleichtern das Recycling, Verbundstoffe sind oft schwer und nur mit hohem Energieaufwand zu recyceln. Eine hohe Recyclingquote allein macht also noch keine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft aus.

Definition: Was ist Recycling?

Recycling ist das Aufbereiten und Wiederverwerten von Abfällen. Es bedeutet aber viel mehr, als eine alte Glasflasche wiederzuverwenden. Es beschreibt einen Kreislauf, den ein Produkt durchläuft, um für einen neuen Zweck wiederverwendet zu werden.

Wir erklären, was genau man darunter versteht und zeigen die Vor- und Nachteile von Recycling auf.

Was steckt hinter dem Cradle-to-Cradle-Prinzip?

Cradle to Cradle (oder kurz: C2C) ist eng verwoben mit dem Begriff der Kreislaufwirtschaft. Wie in der Natur sollen keine Abfälle produziert werden, indem Produkte von Anfang an so gestaltet werden, dass alle Materialien und Inhaltsstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können, aus dem sie entnommen wurden.

Hier erfahren Sie, was das Cradle-to-Cradle-Prinzip konkret bedeutet und was C2C-Produkte so besonders macht »

Ziele der Kreislaufwirtschaft

Das übergeordnete Ziel der Kreislaufwirtschaft ist nicht weniger als der Schutz des Planeten Erde und seiner Bewohner. Dazu gehören im Einzelnen:

  • Schutz und Erhalt der Umwelt und natürlichen Ressourcen
  • Klimaschutz, indem der CO₂-Ausstoß reduziert wird
  • Rohstoffsicherung, indem Rohstoffe eingespart werden
  • Reduzierung von Schadstoffen

Wie Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden kann

Betonrecycling
Foto: Jan Kortmann, TU Dresden

Beispiel 1: Zirkuläres Bauen

Material- und Rohstoffknappheit machen die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu einem wichtigen Thema. Recycelte Baustoffe wie Beton aus Abbruch oder Zellulose-Dämmstoffe aus Altpapier werden bereits eingesetzt.

Betonrecycling – Bauen statt Deponieren

Mit Betonrecycling gibt es auch für Bauschutt eine Aussicht auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Betonbau. In unserem Beitrag der Hochschule München erfahren Sie mehr zum Betonrecycling »

Auch Urban Mining (die Gewinnung und Nutzung von Abbruchmaterial) und Baustoffbörsen gibt es bereits an vielen Orten.

Was ist Urban Mining?

Beim Urban Mining sollen Materialien, die beim Abriss und Rückbau von Gebäuden anfallen, in einem Kreislaufsystem konsequent als Rohstoffquelle für neue Bau- oder Sanierungsprojekte genutzt werden. Hier erklären wir, wie Urban Mining funktioniert »

Diskutiert wird die Einführung eines Gebäuderessourcenpasses, in dem die Verwendung aller Baustoffe eines Gebäudes dokumentiert wird. Damit könnten bereits in der Planungsphase spätere Wiederverwendungs- und Recyclingmöglichkeiten geschaffen werden. Auch auf der „Reduce“-Ebene gibt es noch viel Potenzial, z.B. Umnutzung, Umbau oder Aufstockung von Gebäuden statt Neubau oder einfachere Bauweisen.

Gebäuderessourcenpass: Wie realistisch ist die Umsetzung?

Ein Gebäuderessourcenpass dokumentiert, welche Materialien beim Hausbau verwendet wurden und ob sie recyclingfähig sind. Doch welchen Nutzen hat das für Bauherren und Eigentümer? Mehr dazu in unserem Artikel zum Gebäuderessourcenpass »

Beispiel 2: Smartphones kreislauffähig machen

Bunte Smartphones
Heute neu, morgen Schrott: Viele Smartphones werden von ihren Herstellern nur eine begrenzte Zeit mit Updates versorgt - obwohl die Hardware selbst viel länger halten würde.
Foto: Samsung

Ein Smartphone wird im Durchschnitt weniger als drei Jahre genutzt, dann landet es im Elektroschrott − und mit ihm wertvolle Edelmetalle wie Gold, Kupfer oder Palladium. Das Recycling ist technisch aufwendig und energieintensiv.

Das wohl größte Hindernis auf dem Weg zum kreislauffähigen Smartphone: Das Gerät veraltet schneller als es sich abnutzt, weil keine Software-Updates zur Verfügung gestellt werden. Geht das Smartphone kaputt, kann es oft nicht oder nur mit hohem Aufwand repariert werden. Das soll sich nun ändern: Smartphones gehören zu den Geräten, für die das EU-Parlament Ende 2023 ein Gesetz zum „Recht auf Reparatur“ verabschiedet hat.

Beispiel 3: Nachhaltige Kreislaufwirtschaft mit Holz

Forwarder im Einsatz bei der Holzernte im Wald
Foto: Creative Commons/Benedikt Wilhelm

Nicht nur einzelne Produkte können nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entwickelt werden, sondern ganze Wirtschaftszweige. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Kaskadennutzung von Holz, die in der Fortwirtschaft bereits Standard ist − mit dem Ziel, den Rohstoff so lange und so effizient wie möglich zu nutzen. Das hat nicht nur viele ökonomische Vorteile, sondern kommt auch unserem Wald zugute.

Wir zeigen, wie die Strategie der Kaskadennutzung von Holz funktioniert »

Kreislaufwirtschaft Definition: Ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit

  • Kreislaufwirtschaft ist ein Konzept, bei dem Materialien und Produkte so lange wie möglich ausgetauscht, vermietet, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden, um ihren gesamten Nutzungszyklus zu verlängern.
  • Die Möglichkeiten der Wiederverwendung und des Recyclings sollten bereits bei der Entwicklung und Herstellung berücksichtigt werden.
  • Ziele der Kreislaufwirtschaft sind Klima- und Umweltschutz, Rohstoffsicherung und Schadstoffminimierung. Damit ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft eng mit Nachhaltigkeit verbunden.
  • Auch Konsumreduktion und Sharing-Modelle können Mittel der Kreislaufwirtschaft sein.