Dämmung mit Kork: Vor- und Nachteile des Naturstoffs
Immer mehr Bauherren legen Wert auf Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Ein spannender Kandidat für ein gesundes Zuhause ist Kork. Viele kennen ihn als guten Schallschutz, aber er eignet sich ebenfalls als Wärmedämmung. Erfahren Sie hier mehr über die Eigenschaften, Vorteile, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven dieses besonderen Dämmstoffs.
In diesem Beitrag:
Von der Rinde zum Dämmstoff
Kork wird aus der Rinde der Korkeiche (Quercus suber) gewonnen, die vornehmlich im westlichen Mittelmeerraum wächst und bis zu 200 Jahre alt werden kann. Die mehrere Zentimeter dicke Baumrinde wird mit Schneideäxten geschält, ein Prozess, der alle 9−12 Jahre wiederholt werden kann, ohne den Baum zu fällen. Diese Fähigkeit zur Regeneration macht Kork zu einem nachhaltigen Baumaterial. Darüber hinaus enthält Kork von Natur aus viel Harz, sodass für seine weitere Verwendung meist keine zusätzlichen Bindemittel beigefügt werden müssen. Bei der Weiterverarbeitung ist zwischen Backkork und Presskork zu unterscheiden:
- Für Backkork wird die Rinde geschrotet und mit heißem Wasserdampf behandelt, wodurch sich das Volumen vergrößert. Während der Korkschrot quillt und sich ausdehnt, kann er in die gewünschte Form gebracht werden. Backkork wird vornehmlich für die Wärmedämmung eingesetzt.
- Für Presskork wird die Korkrinde aus der zweiten Schälung zu einem Granulat zermahlen, mit einem künstlichen Bindemittel vermischt und in Form gepresst. Er eignet sich für Bodenbeläge, Pinnwände oder Flaschenkorken.

Ein Multitalent: Die positiven Eigenschaften von Kork
Als nachwachsender Rohstoff weist Kork eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften auf, die ihn zu einem umweltfreundlichen und effektiven Dämmstoff machen:
- Schädlingsresistent: Kork ist gegen Schädlinge sowie Pilzbefall geschützt. Das bedeutet, dass keine chemischen Behandlungen zum Schutz vor Insekten und Schädlingen erforderlich sind.
- Diffusionsoffen: Kork ist fähig, Feuchtigkeit aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben. Dieser Effekt trägt maßgeblich zur Prävention von Schimmelbildung bei und schafft ein ausgeglichenes Innenraumklima. Insbesondere bei der Sanierung von Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden, bei denen bauphysikalische Aspekte eine zentrale Rolle spielen, ist diese Eigenschaft sehr vorteilhaft.
- Feuchtigkeitsresistent: Durch seine feuchtigkeitsabweisenden Eigenschaften kann Kork auch in potenziell feuchten Umgebungen eingesetzt werden.
- Schimmelresistent: Zudem ist er von Natur aus antimikrobiell und resistent gegen Schimmelbildung, Fäulnis und Verrottung, was seine Langlebigkeit weiter erhöht.
- Gute Dämmeigenschaften: Im Inneren hat Kork zahlreiche Hohlräume, was sich vorteilhaft auf seine Dämmeigenschaften auswirkt. Seine hohe Wärmespeicherkapazität macht ihn zu einem guten sommerlichen Hitzeschutz.
- Sehr guter Schallschutz: Die zahlreichen Hohlräume sorgen ebenfalls für einen optimalen Schallschutz, wodurch Kork sehr gut als Trittschalldämmung oder Fassadendämmung in Gegenden mit hohem Verkehrsaufkommen geeignet ist. Er kann die Lärmbelastung in einem Gebäude um bis zu 20 Dezibel senken.
- Gute Brandschutzeigenschaften: Abhängig von der Verarbeitung lässt sich Kork der Baustoffklasse B1 oder B2 zuordnen und gilt damit als schwerentflammbar bzw. normalentflammbar.
- Langlebig und gesundheitlich unbedenklich: Korkdämmung ist sehr langlebig und behält ihre positiven Eigenschaften über Jahrzehnte. Als Naturprodukt enthält Kork keine schädlichen Chemikalien, wodurch er auch keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat.

Baustoff-Innovation: Hanfbeton
Im Massivholzbau kommt Hanf vor allem in Form von Hanfbeton zum Einsatz. Hanfbeton kann ähnlich wie Beton in Schalungen gegossen werden. Er lässt sich auch in Form von vorgefertigten Hanfsteinen produzieren, die sofort auf der Baustelle eingesetzt werden können. In unserem Artikel erfahren Sie mehr über die Eigenschaften sowie die Vor- und Nachteile des innovativen Baustoffs Hanfbeton »
Anwendungsbereiche: Kork als Dämmstoff in der Praxis
Kork findet aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften als Wärmedämmung und Schallschutz in verschiedenen Formen Anwendung. So eignen sich Korkplatten für die Außendämmung von Dach und Fassade. Hierbei ist zu beachten, dass die Dämmschicht an der Fassade mindestens 18 cm dick sein muss, um den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu entsprechen. Korkgranulat ist ideal für die Hohlraumdämmung, beispielsweise für die Zwischensparrendämmung des Dachs, in zweischaligen Wänden oder Zwischendecken.
Darüber hinaus kommt Kork für die Innendämmung und die Dämmung von Kellerdecken zum Einsatz. Seine Anpassungsfähigkeit an individuelle Bauformen und seine Druckbelastbarkeit ermöglichen den Einsatz in stark beanspruchten Bereichen wie Decken und Böden. Durch die Kombination mit anderen natürlichen Dämmstoffen wie Hanf, Schafwolle, Zellulose und Holzfaser kann die Dämmleistung, Feuchtigkeitsregulierung und Nachhaltigkeit von Kork weiter verbessert werden. So gibt es beispielsweise Verbundstoffe mit Lehm und Kork, die in Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden für eine diffusionsoffene Dämmung der Innenwände eingesetzt werden.
Nachhaltige Wärmedämmung mit Naturdämmstoffen
Neben Baumwolle gibt es noch weitere natürliche Dämmstoffe, beispielsweise Zellulose, Stroh, Flachs, Hanf, Seegras, Schilf, Baumwolle, Kork oder Kokos. Hier stellen wir verschiedene nachhaltige Dämmmaterialien vor »
Vor- und Nachteile von Kork als Dämmstoff
Korkdämmung liegt preislich im mittleren bis höheren Segment und variiert je nach Ausführung und Verarbeitung. Mit Preisen von 30 bis 110 Euro pro Quadratmeter ist Kork teurer als viele herkömmliche Dämmstoffe. Eine weitere Herausforderung betrifft die Wärmeleitfähigkeit von Kork, die im unteren Mittelfeld liegt. Um die aktuellen Energieeffizienzbestimmungen zu erfüllen, ist tendenziell ein höherer Materialverbrauch notwendig. Auch die Nachhaltigkeit ist nicht uneingeschränkt gegeben, da die oft langen Transportwege die Ökobilanz belasten können.
Und dennoch ist Kork ein vielversprechender natürlicher Dämmstoff mit Zukunft. Seine natürlichen Eigenschaften und die Möglichkeit, ein wohngesundes Raumklima zu schaffen, sprechen immer mehr umweltbewusste Bauherren an. Mit fortschreitender Technologie und einer möglichen Erhöhung der Produktionsmengen könnten künftig auch die Kosten sinken und die Verfügbarkeit steigen. Auch angesichts des zunehmenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit im Bauwesen und der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Baustoffen stehen die Zeichen gut, dass der Markt für Korkdämmstoffe weiterwächst und diese ihr Potenzial als ökologische Alternative voll entfalten.
Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.
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