Wie giftig ist Formaldehyd im Haus?

Bild: Eine Hand öffnet ein weißes Kunststofffenster mit Blick auf einen bewölkten Himmel und Bäume im Hintergrund.
Foto: Adobe Stock

Formaldehyd wird in der Industrie als Desinfektionsmittel und Klebstoff verwendet. Überraschend viele Materialien im Haus wie Laminatböden, Deckenverkleidungen, Türblätter und Möbel enthalten Formaldehyd. Ist die Konzentration in der Raumluft zu hoch, können die Schleimhäute gereizt oder sogar Krebs ausgelöst werden. Doch keine Sorge. Mit der richtigen Behandlungsweise lässt sich das verhindern.

In diesem Artikel:

  1. Was ist Formaldehyd?
  2. Ist Formaldehyd giftig oder krebserregend?
  3. Wo kommt giftiges Formaldehyd in unseren Häusern vor?
  4. Wie riecht es, wie lange gast es aus und gibt es ein Messgerät für giftiges Formaldehyd?
  5. Wie macht sich eine Formaldehyd-Vergiftung bemerkbar und was passiert, wenn man Formaldehyd einatmet?
  6. Fazit: Formaldehyd ist giftig, aber die Belastung in Innenräumen lässt sich reduzieren.

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Was ist Formaldehyd?

Formaldehyd (CH2O) ist ein bei Raumtemperatur stechend riechendes Gas, das bei unvollständigen Verbrennungen und anderen Oxidationen kohlenstoffhaltiger Stoffe entsteht. Formaldehyd wirkt desinfizierend und keimtötend und wird seit Jahrhunderten als Konservierungsmittel verwendet. Es kann als Bestandteil von Klebstoffen in Holzwerkstoffen, Möbeln oder anderen Baumaterialien vorkommen.

Ist Formaldehyd giftig oder krebserregend?

Ja, Formaldehyd kann giftig sein. Wird die Verbindung eingeatmet, kann sie die Schleimhäute schädigen und zu Krebs in der Nasenhöhle führen. Hohe Konzentrationen können auch die Augen reizen. Ob Formaldehyd auch Asthma auslösen kann, ist noch nicht geklärt.

Formaldehyd wurde jahrelang in die Kategorie 2 der EU-CLP-Verordnung („kann vermutlich Krebs erzeugen“) eingestuft. Die CLP-Verordnung befasst sich mit der Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen. Der Begriff steht für "Classification, Labelling and Packaging" (Klassifizierung, Kennzeichnung und Verpackung).

Aufgrund neuer Erkenntnisse wird Formaldehyd seit 2014 in die Kategorie 1B „kann Krebs erzeugen“ eingestuft. Das bedeutet, dass die Gefährlichkeit des Stoffes heraufgestuft wurde. Die Kategorie 1B umfasst Stoffe, bei denen „ausreichende Nachweise für eine Krebs erzeugende Wirkung bei Tieren vorliegen, aber die Beweise für den Menschen noch begrenzt sind“.

Formaldehyd schädigt die Zellen, sodass der Körper mit starkem Zellwachstum reagiert und Wucherungen entstehen. Auch die Erbinformation kann verändert werden, wenn zu viel Formaldehyd eingeatmet wird. 124 Mikrogramm in der Raumluft gelten als unbedenklich.

Wo kommt giftiges Formaldehyd in unseren Häusern vor?

Bild: Ein modernes Schlafzimmer mit einem grauen Bett, das mit schwarzen und weißen Kissen und Decken dekoriert ist, daneben ein Beistelltisch mit einer Tasse und einem Laptop. MAn kann den Echtholzfußboiden gut erkennen.
Ein massiver Holzfußboden, der vollständig aus natürlichem Holz besteht und keine verleimten Schichten oder Sperrholzanteile enthält, ist von Natur aus frei von zugesetztem Formaldehyd sein. Holz enthält zwar geringe Mengen natürlich vorkommenden Formaldehyds, aber diese Mengen sind normalerweise vernachlässigbar und unbedenklich für die Gesundheit.
Foto: Osmo

Giftiges Formaldehyd ist in manchen Möbeln, bestimmten Dämmstoffen und Bodenbelägen enthalten. Denn: Formaldehyd ist Ausgangsstoff für Harze, Grundstoff für die Kunststoffindustrie und Bindemittel für Holzwerkstoffe wie in Sperrholz-, Tischler- oder Spanplatten. Es kommt deshalb in Möbelteilen, Platten für den Ausbau wie Decken oder Fußbodenbelägen wie Laminat oder Fertigparkett, Fußbodenleisten, Türblättern vor. Auch in Dämmstoffen oder Ausschäummaterial ist es oft vorhanden.

Im Haushalt findet sich Formaldehyd in Desinfektionsmitteln, Haushaltsreinigern, Textilien, Farben, Lacken und Kosmetikartikeln.

Außerdem findet man giftiges Formaldehyd in Anstrichen aus Farben, Lacken und der Parkettversiegelung.

Es findet sich auch in Stoffen, etwa bestimmten Vorhängen, Bettwäsche und Kissenbezügen. Sogar einigen Teppichen und Teppichböden wird Formaldehyd zugesetzt, um die Fasern zu stabilisieren, damit sie knitterfrei werden und beim Waschen nicht einlaufen. Teppiche können durch den Einsatz von Formaldehyd besser mit dem Trägergewebe verbunden werden.

Brennende Kerzen, Kamine, Gasöfen und Tabakrauch setzen Formaldehyd frei. Dies ist bedenklich, da zusätzlich zu den ohnehin ausgasenden Stoffen der Grenzwert schnell überschritten werden kann.

Wie riecht es, wie lange gast es aus und gibt es ein Messgerät für giftiges Formaldehyd?

Bild: Eine Frau kniet in einem Wohnzimmer mit gemusterten Wänden und einem Fernseher, während sie Geräte und eine Kamera auf einem Stativ überprüft. Sie erstellt eine Messung der Raumluft.
Abklärung durch den Profi: Den konkreten Nachweis über die möglichen Belastungen von Innenräumen durch Formaldehyd und verwandte Stoffe erbringen qualifizierte Baubiologen.
Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH

Während Farben und Lacke nur kurzzeitig Partikel an die Raumluft abgeben, können Holzwerkstoffplatten bis zu 20 oder 30 Jahre lang ausgasen, da sich der Leim in den Platten langsam zersetzt.

Mit Handmessgeräten und tragbaren Formaldehyd-Detektoren kann die Formaldehydkonzentration in der Raumluft gemessen werden. Dabei wird die Änderung der elektrischen Leitfähigkeit gemessen. Diese enthalten chemische Stoffe oder Absorptionsmittel, die Formaldehyd absorbieren und speichern. Die aufgenommene Formaldehydmenge kann später im Labor bestimmt werden.

Wie macht sich eine Formaldehyd-Vergiftung bemerkbar und was passiert, wenn man Formaldehyd einatmet?

Bild: Eine Frau steht vor einem geöffneten Fenster, durch das grünes Laub und blauer Himmel zu sehen sind, während sie weiße Vorhänge zur Seite hält.
Lüften hilft: Wenn sich die Raumluft mit giftigem Formaldehyd anreichert, kann ein Luftaustausch Wunder wirken.
Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH

Versuche mit Ratten, die Formaldehyd über einen längeren Zeitraum einatmeten, zeigten, dass sich Tumore in der Nasenhöhle gebildet haben. Andere Studien konnten den Zusammenhang jedoch nicht nachweisen.

Das Einatmen hoher Konzentrationen von Formaldehyd kann zu Schleimhautreizungen, Husten, tränenden Augen bis hin zu Atemnot führen. Außerdem können Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Übelkeit, Durchfall mit Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten. Auch Langzeitschäden an Leber, Lunge und Nieren konnten nachgewiesen werden. Enthält die Raumluft weniger als 124 Mikrogramm, ist Formaldehyd unbedenklich.

Regelmäßiges Lüften ist das beste Mittel für eine gute Raumluft. Grünpflanzen können Formaldehyd in Innenräumen in begrenztem Umfang neutralisieren. Es gibt auch Luftreinigungssysteme mit Photokatalysatoren und Aktivkohlefiltern, die Formaldehyd aus der Luft filtern.

Formaldehyd hat eine sehr kurze Halbwertszeit und konnte im Tierversuch nur eine bis 1,5 Minuten im Blut nachgewiesen werden. Der Körper baut Formaldehyd zu CO2 und Formiat ab und scheidet es mit dem Urin aus.

Formaldehyd ist giftig: So gehen sie ihm aus dem Weg

Wenn Sie Formaldehyd vermeiden wollen, achten Sie auf schadstoffgeprüfte Materialien.

Fazit: Formaldehyd ist giftig, aber die Belastung in Innenräumen lässt sich reduzieren

  • Formaldehyd ist ein stechend riechendes Gas. Es reizt die Schleimhäute und kann krebserregend wirken.
  • Die EU stuft Formaldehyd in der Kategorie 1B „kann Krebs erzeugen“ ein.
  • Im Haus kommt Formaldehyd in Möbeln, Laminatböden, Deckenverkleidungen und Textilien vor. Spanplatten oder Fußböden können über viele Jahre hinweg Formaldehyd ausgasen.
  • Vor allem regelmäßiges Lüften verbessert die Raumluft, außerdem haben einige Grünpflanzen eine luftreinigende Wirkung.

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