Innovativer Holzmodulbau: Hausbau im Schnellverfahren
Mit "Houtkern", einem innovativen Holz-Modulbauverfahren, lassen sich Bauwerke binnen sechs Monaten errichten. Dies zeigt exemplarisch der Natural Pavilion von DP6. Das Bauwerk erfüllt sowohl nachhaltige als auch baurechtliche Bedürfnisse mit hoher Flexibilität.
Das zirkulär rückbaubare Gebäude wurde im April 2022 auf der niederländischen Welt-Gartenbauausstellung Floriade Expo in Almere präsentiert, die unter dem Motto "Growing Green Cities" stand. Die Ideen von "Houtkern" sind wegweisend für den zirkulären Holz-Modulbau.
Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Print-Ausgabe No. 5 von CRADLE.
Neben dem Report über den Natural Pavilion finden Sie in unserem Print-Magazin rund 100 Seiten zu innovativen Vorreiterprojekten wegweisender Nachhaltigkeitsarchitektur.
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Motivierte Modulbauer: Über das DP6 architectuurstudio
Das niederländisches Architekturbüro DP6 mit Sitz in Delft wurde von Chris de Weijer und Robert Alewijnse gegründet. Als Partner kamen Richelle de Jong 2010 und Dick de Gunst 2019 hinzu. Das hierarchiearme Team von rund 20 Designern arbeitet an den unterschiedlichsten Projekten, bei denen das sensorische Erleben von Architektur ein zentraler Ausgangs- und auch Zielpunkt ist. Schon bei ihrem ersten umgesetzten Projekt, der Villa Schipper De Leeuw (2007), war die offensichtliche Montage einer Holzkonstruktion ein ästhetisches Merkmal des Designs.
HoutKern: Nachhaltiger Hausbau im Schnellverfahren
Kern der Lösung ist das Bauverfahren HoutKern (dt. Holzkern) − ein zirkulärer Ansatz, der es ermöglicht, innerhalb kurzer Zeit viele neue Häuser emissionsarm und ressourcenschonend zu bauen: viele Probleme, eine Lösung.
Einfach ist nicht gleich einfach
Die Lösung von DP6 ist so raffiniert, weil sie so einfach ist und konsequent umgesetzt wird. Der Natural Pavilion besteht weitestgehend nur aus zwei Grundbestandteilen: einem Rahmen und seiner Füllung:
- Der Rahmen ist ein Gerüst aus einheimischem Douglasienholz in Form von Cross-laminated timber (CLT) auf einer Holzpfahlgründung.
- Die Füllungen bilden die Wände und Böden.
Modulbauweise ist eine Baumethode, bei der fertige Raumeinheiten (Module) zu einem Gebäude zusammengefügt werden.
Cross-laminated timber (CLT) (Brettsperrholz) ist ein massiver Baustoff aus über Kreuz verleimten, vernagelten oder verdübelten Holzlagen, der weit tragfähiger ist, als es die gleiche gewachsene Holzmenge wäre.
Der Pavillon demonstriert ganz praktisch, dass diese Einfachheit keineswegs Verzicht bedeutet. Die 987 Quadratmeter sind ein Beispiel für nachhaltigen, innovativen Bau, der dazu beiträgt, nachhaltige Lösungen anzuwenden, zu verbreiten und andere dazu zu inspirieren, sie weiterzuentwickeln.
Ein Minimum technischer Einrichtungen verringert den Energiebedarf des Gebäudes und sorgt gleichzeitig für maximalen Komfort: Fenster und Fassaden sind teilweise mit Lamellen bestückt, die für eine optimale Lichtbalance sorgen und dem Überhitzen des Innenraums entgegenwirken. Die Lamellen an den Fenstern lassen sich digital auf die ideale Position einstellen. Für zusätzliche Beleuchtung sorgen die Fenster der vorgefertigten Sheddächer in Holzbauweise, durch die Tageslicht in das Atrium fällt. Somit wird weniger künstliche Beleuchtung benötigt.
Sichtbares Erleben von Architektur
Der gesamte Baukörper des Natural Pavilion ist ein einziges Plug and Play. Die vorgefertigten Module – bestehend aus einem Bodenelement und tragenden Holzsäulen an den Ecken – lassen sich auf der Baustelle ganz einfach mit einem speziell designten universellen Verbindungselement aus Stahl in alle Richtungen frei zusammensetzen – einfach und raffiniert zugleich. Diese schwarzen Verbinder stehen deutlich zwischen den Modulen hervor, was die Konstruktion von außen leicht ablesbar macht. Die Montage wird offensichtlich betont und impliziert De- und Remontage.
Weil die Wände nicht tragend sind, können die Module ohne Probleme zu größeren oder kleineren Volumen verbunden werden. Aber auch die Bestandteile der Module selbst sind Plug and Play, denn die Gerüstbestandteile, die Wände und die Verbindungselemente wurden einzeln hergestellt. Dies verringert die CO2-Emissionen bei der Herstellung und vereinfacht die Zerlegbarkeit. Das Potenzial des zirkulären Bauens kann sich sehen lassen: Es hat nur sechs Monate vom Entwurf bis zur Realisierung des Natural Pavilion gebraucht.
So einfach und schnell wie der Pavillon aufgebaut wurde, wurde er auch wieder abgebaut – und andernorts wieder aufgebaut. Zurzeit dient er als Bürogebäude, aber soll anschließend als Ausstellungshalle und Kinosaal in verschiedenen niederländischen Naturschutzgebieten umherziehen. Ab 2026 wird der Pavillon zum FlevoCampus Think Tank für nachhaltige Lebensmittel in Almere gehören.
CRADLE meint
Mit dem HoutKern-Verfahren geht Bauen umweltschonend, schnell und flexibel. Die Vorfertigung der Module spart Zeit und CO2-Emissionen. Holz aus der Region und die Vielfalt möglicher Ausfachungen in den Wänden sind weitere Pluspunkte für die Nachhaltigkeit. Der traditionelle Fachwerkbau – auch ein, allerdings kaum serieller Montagebau mit Ausfachungen – bekommt hier einen ebenbürtigen Nachfolger. Im Unterschied zu klassischem Fachwerk, für dessen Zerlegung und Wiederaufbau viele Spezialisten benötigt werden, wird Umnutzung oder Replatzierung hier zum Kinderspiel: Plug and Play.
Weiterlesen?
Den kompletten Report finden Sie in der CRADLE-Print-Ausgabe No.5. Denn der Natural Pavilion kann nicht nicht nur schnell, sondern auch nachhaltig, umweltschonend und wiederverwertbar. Im Magazin finden Sie auf rund 100 Seiten dieses mehr mehr innovative Vorreiterprojekte wegweisender Nachhaltigkeitsarchitektur.
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