Schafwolle: Vor- und Nachteile des natürlichen Dämmstoffs
Mit natürlichen Dämmstoffen lassen sich Gebäude vor Kälte und Hitze schützen, gleichzeitig verbessert sich das Raumklima. Neben Holz, Kork und Hanf hat sich auch Schafwolle als nachhaltige Alternative etabliert. Hier erfahren Sie, welche Anwendungsbereiche sowie Vor- und Nachteile Wolle als Dämmstoff bietet .
In diesem Beitrag:
Eigenschaften und Vorteile von Schafwolldämmung
Schafwolle ist seit Jahrhunderten als Material zur Herstellung von Textilien bekannt und wird nach wie vor hauptsächlich für Kleidung und Teppiche genutzt. Weniger verbreitet ist ihr Einsatz als natürlicher Dämmstoff – und das, obwohl sie ideale Voraussetzungen mitbringt: Schafwolle besitzt eine geringe Wärmeleitfähigkeit, wirkt hygroskopisch und ist sehr gut belastbar.
Positive Eigenschaften von Schafwolle

- Hervorragende Wärmedämmung: Die gekräuselten Fasern enthalten Luftkammern, die Wärme speichern und für eine effiziente Isolation sorgen.
- Feuchtigkeitsregulierung: Schafwolle kann bis zu 33 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, ohne ihre Dämmleistung zu verlieren. Dadurch eignet sie sich besonders für feuchte Gebäude.
- Verbesserung der Raumluft: Die Keratinstruktur der Fasern bindet Schadstoffe wie Formaldehyd und filtert Gerüche aus der Luft. Das haben Laborversuche zuverlässig nachgewiesen.
- Hohe Schallschutzeigenschaften: Schafwolle absorbiert Schallwellen und eignet sich daher nicht nur für Wärmedämmung, sondern auch für Akustikwände und Trittschalldämmung. Verglichen mit anderen Dämmstoffen überzeugt sie in diesem Bereich besonders und zählt gemeinsam mit Kork zu den effektivsten Materialien für den Schallschutz.
- Nachhaltigkeit: Als nachwachsender Rohstoff mit geringer Umweltbelastung ist Schafwolle eine besonders ökologische Dämmoption. Schafe müssen ohnehin zwei Mal jährlich geschoren werden. Schafwolle muss daher nicht gezielt angebaut werden, sie fällt als Nebenprodukt der Schafhaltung an und wächst kontinuierlich nach. Schafwolle aus regionaler Produktion spart zudem lange Transportwege und CO₂-Emissionen.
Anwendungsbereiche von Schafwolldämmung

Schafwolle wird in Form von Dämmmatten, Vliesen oder Stopfwolle verwendet. Besonders bewährt hat sie sich als Dämmstoff im Dach, etwa bei der Zwischensparrendämmung, wo sie aufgrund ihrer Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung und Wärmespeicherung besonders vorteilhaft ist.
Beim Innenausbau kommt sie als Dämmmaterial für Innen- und Außenwände zum Einsatz, insbesondere im Holz- und Fachwerkbau, da sie diffusionsoffen ist und ein angenehmes Raumklima schafft.
Darüber hinaus wird Schafwolle auch für Decken- und Fußbodendämmungen genutzt. In Holzbalkendecken trägt sie sowohl zur Wärmedämmung als auch zum Trittschallschutz bei.
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Herstellung von Schafwolle als Dämmmaterial

Schafe müssen gemäß Tierschutzgesetz regelmäßig geschoren werden, um sie vor Überhitzung zu schützen. Bevor Schafwolle als Dämmstoff verwendet werden kann, durchläuft sie mehrere Verarbeitungsschritte:
- Schur und Reinigung: Nach der Schur ist die Rohwolle nicht direkt für die Weiterverarbeitung geeignet. Sie enthält noch natürliche Verunreinigungen wie Erde, Pflanzenreste und Schweiß der Tiere und dadurch einen intensiven Eigengeruch. Der Rohstoff durchläuft einen mehrstufigen Reinigungsprozess, wird entfettet und ph-neutralisiert.
- Kardieren: Die gewaschene und entfettete Wolle wird in eine Kardiermaschine gegeben. Diese Maschine besteht aus mehreren Walzen, die mit feinen Zähnen besetzt sind. Die Wolle wird durch die Walzen geführt, wobei die Fasern entwirrt werden. Das Ergebnis ist ein gleichmäßiges, lockeres Vlies, das aus langen, parallelen Wollfasern besteht. Je nach Anwendungsbereich werden die Vliese vernadelt oder durch Hitze verdichtet und in passende Formen geschnitten.
- Mottenschutz: Nachdem die Wolle in die gewünschte Form gebracht wurde, wird sie behandelt, um sie vor Mottenbefall zu schützen. Eine gängige Methode ist die Behandlung mit Natriumborat, einem natürlichen Mineral, das als Insektenschutzmittel wirkt.
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Herausforderungen und Nachteile von Schafwolldämmung
Obwohl Schafwolldämmung viele positive Eigenschaften mit sich bringt, gibt es einige Herausforderungen, die ihre Nutzung als Dämmstoff einschränken.
- Kosten: Mit einem Preis von 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter liegt sie im mittleren bis oberen Preissegment und kann daher teurer sein als konventionelle Dämmstoffe.
- Brandschutz: Schafwolle ist zwar nicht leicht entflammbar, gehört jedoch zur Brandschutzklasse B2 und ist damit nur normal entflammbar. Ihre Entzündungstemperatur liegt zirka bei 560 bis 600 °C, was etwa doppelt so hoch ist wie die von Holz. Hinsichtlich der Entflammbarkeit liegt Schafwolle gleichauf mit anderen natürlichen Materialien. Spezielle Behandlungen können die Feuerbeständigkeit weiter erhöhen, dennoch ist sie etwas leichter entflammbar als herkömmliche Mineralwolle oder Styropor-Platten.
- Verfügbarkeit: Im Vergleich zu synthetischen Dämmstoffen ist die Verfügbarkeit von Schafwolldämmung begrenzt, und es gibt nur eine geringe Anzahl an Herstellern, die sich auf diese nachhaltige Alternative spezialisiert haben.
Schafwolle: Welche Zukunftsperspektive hat der natürliche Dämmstoff?
Schafwolle als Dämmmaterial bietet viele ökologische und bautechnische Vorteile. Sie trägt nicht nur zu einem gesunden Wohnklima bei, indem sie eine effektive Wärmedämmung gewährleistet, sondern reguliert auch die Feuchtigkeit. Daher ist sie besonders für Wohnräume, Arbeitsbereiche und öffentliche Gebäude attraktiv.
Zwar ist Schafwolle als Dämmstoff eher ein Nischenprodukt, doch durch das zunehmende Interesse an nachhaltigen, ressourcenschonenden Bauweisen könnte Schafwolldämmung in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen als bislang. Ihre einzigartigen Eigenschaften und ihr natürlicher Ursprung machen sie zu einer wertvollen Ressource für eine umweltbewusste Bauweise, die sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile miteinander vereint.
Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.
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