Betonfrei bauen: Die Titelstory aus der aktuellen Ausgabe von CRADLE

Im Hausbau ist die Verwendung von herkömmlichem Beton noch weit verbreitet – zum Leid der Umwelt. Beim Tversted-Haus in Dänemark wurde eine biobasierte Bauweise umgesetzt mit einer Bodenplatte aus zu 100 Prozent recyclebarem Glas.

Lesen Sie diesen Auszug aus der Titelstory der aktuellen Ausgabe 6 von CRADLE.

CRADLE
Redaktion

Dies ist ein (gekürzter) Beitrag aus der aktuellen Print-Ausgabe No. 6 von CRADLE.

Neben diesem Report finden Sie in unserem Print-Magazin rund 100 Seiten zu innovativen Vorreiterprojekten wegweisender Nachhaltigkeitsarchitektur.

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Der Wunsch nach einem nachhaltigen Haus

Die Luftaufnahme zeigt das Atelier im Vordergrund und den Wohnbereich hinten.

Die dänische Keramikerin Dorthe Hansen wünschte sich ein neues Wohnhaus mit integrierter Keramikwerkstatt. Aus dem Wunsch eines Hauses in einer beton- und plastikfreien Bauweise entstand Hansens neues Eigenheim, das grob in drei Bereiche eingeteilt werden kann: Aussichtsturm, Wohnen und die Keramikwerkstatt.

Realisiert wurde das Projekt von den Architekten Alexandra Nikolova und Jonas Aarsø, einem dänischen Architektur- und Designstudio aus Kopenhagen, das sich auf biobasierte Bauten spezialisiert hat.

„Ich bin es leid, dass die Menschen nur darüber reden, etwas zu verändern, es aber schlussendlich nicht tun, und ich kann jetzt eine derer sein, die das, was sie sagt, auch endlich umsetzt.“

Dorthe Hansen

Schaumglasplatten statt Beton

Einer der umweltschädlichsten Bestandteile von Bauwerken ist das Fundament, das üblicherweise aus Beton gegossen wird. Eine Alternative zu Beton als Fundamentmaterial sind die Schaumglasplatten der deutschen Firma Glapor aus 100 Prozent Recyclingglas, die sowohl als Boden- als auch als Wärmdämmung genutzt werden können.

Ein weiterer Vorteil der Montage ist, dass sie einfach zuzuschneiden sind und somit von Zimmerleuten oder Bauherren eigenständig errichtet werden können. Man ist nicht auf Betonbauer angewiesen. Somit können Bauwerke schneller, einfacher und auch in abgelegenen Standorten mit eingeschränkten Zufahrtswegen gebaut werden.

Durch die Möglichkeit des klebefreien Verbindens der Schaumglasplatten mittels eines Vlieses sind diese komplett rückbau- und wiederverwendbar. Aufgrund dieser Eigenschaften – der reduzierten CO2-Emissionen und der Wiederverwendbarkeit – wurden die Glasschaumplatten bei dem Bau des Tversted-Hauses eingesetzt.

Auch beim Ausbau wurden biobasierte oder recycelte Materialien genutzt.

Biobasierte Baumaterialien

Auch der Rest des Hauses wurde aus biobasierten Baumaterialien gebaut. Um eine möglichst lange Lebensdauer zu erreichen, wurde auf 100 Jahre alte, traditionelle Bautechniken zurückgegriffen, die als Grundlage für moderne, neue Baupraktiken dienen. So sind die Fassade und das Dach mit Holz nach der japanischen Shou‑Sugi‑Ban‑Methode verkleidet.

Shou-Sugi-Ban ist eine traditionelle japanische Holzerhaltungsmethode, die zur Erhöhung der Lebensdauer und Steigerung der Feuerbeständigkeit von Holz beiträgt. Hierbei wird das Holz durch kontrolliertes Verbrennen karbonisiert und im Anschluss versiegelt. So erhält das Holz seine besondere schwarze Farbe. Die Fenster sind aus Eiche und die Fußböden sind mit Kalkstein und Eichendielen belegt, während die Wände und Decken mit Lehm in verschiedenen Texturen und Schattierungen verputzt sind. All diese Materialien verstärken „die organische Ästhetik und fördern die Verbindung zwischen der gebauten Umwelt und der umgebenden Landschaft“, so die Architekten.

CRADLE meint

Eine umweltschonende Bauweise sollte mittlerweile die Norm sein. Der Verzicht auf ein Betonfundament, für das erst metertief Boden ausgehoben werden muss, was sowohl kosten-, ressourcen-, und zeit- als auch CO2-intensiv ist, ist ein großer Gewinn beim Klimaschutz und dem Entgegentreten der Erderwärmung. Wie das Tversted-Haus zeigt, gibt es bereits gute Alternativen zu einem Betonfundament, wie beispielsweise auch Schraubfundamente. Im gesamten Baukörper auf Kunststoffe und Beton zu verzichten, mag noch anspruchsvoll sein, sollte aber als ein mögliches Ideal von allen Bauenden in Betracht gezogen werden. Weitgehend biobasiert oder aus Recyclingprodukten zu bauen, ist zumindest bei Einfamilienhäusern schon heute möglich.

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Fotos: Adam Mørk

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