Bautrends 2024: Nachhaltiges Bauen der Zukunft

Foto: Vecislavas Popa
Energieeffizienz ist Pflicht bei Neubau und Sanierung, gesetzlich geregelt durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Die Baubranche ist im Wandel. Digitalisierung, Klimawandel, steigende Energiepreise und höhere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden prägen das Bauen auch im neuen Jahr. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit steht weiterhin im Fokus und ist ein absoluter Zukunftstrend.

Beim nachhaltigen Bauen spielt der Einbau einer ressourcenschonenden Heizung ebenso eine zentrale Rolle wie umweltfreundlicher Baustoffe und moderne Smart-Home-Systeme. Diese Zukunftstrends erwarten uns ab 2024.

  1. Trend: Energieeffiziente Heizsysteme
  2. Trend: Nachhaltige Baustoffe
  3. Trend: Fassadenbegrünung
  4. Trend: Smart Home ohne Elektrosmog dank LiFi

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

1. Trend: Energieeffiziente Heizsysteme

Bauen und Wohnen soll energieeffizienter werden. Das unterstreichen auch die neuen Vorschriften des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG), das am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. So müssen in allen Neubauten, unabhängig von deren Nutzung, mindestens 65 Prozent des Wärmebedarfs aus regenerativen Energiequellen gedeckt werden. Im besten Fall sollen Wärme und Strom selbst erzeugt werden – und zwar mit einem möglichst geringen Energieverbrauch und ohne Wärmeverluste.

Wärmepumpe im Keller
Wer sich für eine umweltfreundliche Wärmepumpe entscheidet, kann von staatlichen Zuschüssen profitieren.
Foto: Stiebel Eltron

Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen besonders beliebt

Kernpunkt des neuen GEG ist der Austausch eines veralteten Heizsystems gegen ein modernes und energieeffizientes System. Dazu zählen unter anderem Erd- und Luftwärmepumpen, Solarthermieanlagen und Pelletheizungen oder Kaminöfen.

Vor allem die Wärmepumpe liegt im Trend. 2022 wurden laut Statistischen Bundesamt (Destatis) in über der Hälfte aller neu errichteten Wohngebäude eine Wärmepumpe als primäre Heizenergiequelle installiert. Sie nutzt die in Luft, Grundwasser oder Erdreich gespeicherte Energie, um ein Gebäude zu heizen. Allerdings benötigt sie eine geringe Menge Strom als Antriebsenergie. Aus diesem Grund kann sich die Kombination mit einer Photovoltaikanlage lohnen, die den Stromverbrauch reduzieren kann.

Die Wärmepumpe als umweltfreundliche Alternative zur Klimaanlage

Ist die Wärmepumpe reversibel, lässt sich der Heizkreislauf sogar umkehren. Statt nur zu heizen, eignet sie sich dann auch zum Kühlen im Sommer. Wie das funktioniert erklären wir in diesem Beitrag: Die Wärmepumpe zum Kühlen nutzen »

Bei den sekundären Heizenergiequellen ist und bleibt die Solarthermie einer der wichtigsten alternativen Energieträger. Solarthermieanlagen fangen über Dachkollektoren die Sonnenwärme ein und erwärmen damit das Wasser, das sowohl für den Warmwasseranschluss als auch das Heizungssystem verwendet werden kann.

Eine umweltfreundliche Heizung allein genügt jedoch nicht, um Energieeffizienz zu gewährleisten. Sie muss mit einer guten Dämmung von Dach, Wänden und Fußboden einhergehen, um Wärmeverluste zu minimieren und den Energieverbrauch zu senken. Bei der Wärmedämmung rücken künftig verstärkt natürliche Ressourcen in den Fokus, wie Wolle, Zellulose und Hanf.

2. Trend: Nachhaltige Baustoffe

Nachhaltiges Bauen schließt auch ökologische Baumaterialien ein, die umweltfreundlicher sind als herkömmliche. Ein nachhaltiger Trendbaustoff, der immer mehr nachgefragt werden, ist beispielsweise Hanf, aber auch andere ökologische Baustoffe sind immer mehr im Kommen.

Hanf

Hanfbeton kommt zum Beispiel beim Mauern von Wänden, Erstellen von Fertigteilen oder Dämmung zum Einsatz.
Foto: Wikimedia Commons/Romancito77

benötigt als schnell wachsende Kulturpflanze nur wenig Wasser und Dünger, wodurch die Umweltbelastung im Vergleich zu anderen Materialien deutlich geringer ist.

Hanf ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel als Dämmstoff für Wände, Decken und Dächer, als Fassadenbekleidung oder Bodenbelag. In Form von Hanfbeton, einem Verbundwerkstoff aus einem Hanfanteil, Wasser und einem kalkhaltigen Bindemittel, eignet er sich auch als Mauerwerkstein. Hanf ist nur schwer entflammbar, sodass er sogar zur Brandsicherheit von Gebäuden beiträgt.

Baustoff-Innovation: Hanfbeton

Im Massivholzbau kommt Hanf vor allem in Form von Hanfbeton zum Einsatz. Hanfbeton kann ähnlich wie Beton in Schalungen gegossen werden. Er lässt sich auch in Form von vorgefertigten Hanfsteinen produzieren, die sofort auf der Baustelle eingesetzt werden können.

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über die Eigenschaften sowie die Vor- und Nachteile des innovativen Baustoffs Hanfbeton »

Holz

ist ebenfalls ein nachwachsender Rohstoff, der sich gut recyceln und wiederverwerten lässt und bei dessen Herstellung weniger Energie benötigt als für andere Baustoffe. Beim Hausbau ist es vielseitig einsetzbar und kann als Dämmstoff, Fassadenbekleidung, Bodenbelag oder tragende Konstruktion von Wänden und Decken verwendet werden.

In unserem Beitrag erfahren Sie, welche Vorteile der Baustoff Holz bietet und geben Tipps für den Hausbau mit Holz »

Nachhaltiger Wärmeschutz durch Holzbau: die Lernlandschaft der GIZ
Foto: Achim Birnbaum Fotografie

Schad- oder Käferholz

Käferholz mit Schäden durch Borkenkäfer
Foto: Pixelio/Robert Emmerich

ist von Käfern befallenes Holz, das als ressourcenschonender Baustoff bereits seit einigen Jahren zum Einsatz kommt. Als Alternative zu herkömmlichem Holz ist es ebenfalls als Tragwerk für Wände, Decke und Dach, für die Dämmung oder den Innenausbau geeignet. Durch die technische Trocknung wird sichergestellt, dass sich keine verbleibenden Käfer-Populationen im Holz finden.

Hier erklären wir, was die Vorteile von Käferholz sind und welche Einsatzmöglichkeiten der Baustoff bietet »

Lehm

Das Wohnhaus von Martin Rauch und seiner Familie ist ganz aus dem Boden der Baugrube gestampft. Nachhaltiger ist bauen nicht möglich.
Foto: Beat Bühler

als natürlicher Rohstoff wird bereits seit Jahrhunderten verwendet. Er ist feuerfest, hat ausgezeichnete Dämmeigenschaften und eine natürliche antibakterielle Wirkung. Dadurch ist es ein gesundes Baumaterial, das das Raumklima verbessern kann, wärmedämmend, feuchtigkeitsregulierend und CO2-neutral ist. Er findet für Wände, Decken und Böden, bei der Fassadengestaltung und dem Innenausbau Verwendung.

In diesem Beitrag stellen wir einzigartige Projekte aus Stampflehm von Martin Rauch vor »

Ökobeton

Foto: Unsplash/Note Thanun

ist Beton, der mittels umweltfreundlicher Verfahren und alternativer Rohstoffe, wie zum Beispiel Schlacke, Flugasche oder Recyclingmaterial hergestellt wird. Dadurch reduziert sich der Anteil an Zement, dessen Herstellung sehr energieintensiv ist. Ökobeton verbraucht dagegen weniger Ressourcen und verursacht weniger Treibhausgasemissionen.

In diesem Artikel stellen wir sechs Lösungen für den zukünftigen klimafreundlichen „grünen“ Beton vor »

Recycling-Baustoffe
werden aus recyceltem Baumaterial hergestellt, beispielsweise Glas, Beton, Stahl oder Holz. Auch sie sind umweltfreundlicher und können dazu beitragen, Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.

Ziegel aus Lehm oder Recyclingmaterialien
sind eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Ziegeln und punkten mit sehr guten Dämmeigenschaften und Langlebigkeit.

Welche neuen nachhaltigen Baustoffe gibt es noch?

In diesem Artikel stellen wir die vielversprechendsten Trendbaustoffe vor und werfen einen Blick auf ihre Nachhaltigkeit. Trendbaustoffe im Überblick »

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3. Trend: Fassadenbegrünung

Für die Gestaltung der Gebäudehülle kommen in Zukunft nicht nur verstärkt ökologische Baumaterialien zum Einsatz, sondern auch Pflanzen. Die Fassadenbegrünung erfreut sich großer Beliebtheit und ist ebenfalls ein Trend in der Baubranche, bei dem Natur und Architektur eine harmonische Verbindung eingehen. Sie ist nicht nur eine optische Aufwertung und bietet Vögeln, Insekten und anderen Tieren einen Lebensraum, sondern verbessert ebenfalls die Luftqualität und trägt dazu bei, die Außen- und Innenraumtemperaturen zu regulieren.

Lesen Sie hier, welch immensen Vorteile Dach- und Fassadenbegrünungen insbesondere in der Stadt haben »

Ein besonders spektakuläres Beispiel ist der Bosco Verticale in Mailand. Wie es dem Architekten Stefano Boeri mit seinem Team gelang, über 800 Bäume und Tausende weitere Pflanzen an seiner Fassade wachsen zu lassen, erfahren Sie hier: Bosco Verticale: Waldtürme zum Wohnen »

Vertikale Hausbegrünung
Weil in der Stadt die Horizontale bebaut ist, lassen sich Wälder auch in die Vertikale pflanzen – an Häusern. Hier zu sehen am Beispiel des Bosco Verticale.
Foto: Adobe Stock

4. Trend: Smart Home ohne Elektrosmog dank LiFi

Das Zuhause soll zukünftig aber nicht nur nachhaltig, sondern auch intelligent sein. Smart Homes können dabei helfen, Energie zu sparen und die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern, indem sich Haushaltsgeräte, Lampen und Thermostate automatisch oder von der Ferne aus via Smartphone oder Tablet ausschalten lassen, wenn sie nicht benötigt werden. Damit das funktioniert, sind sie auf eine stabile WLAN-Verbindung angewiesen.

Aber auch das könnte sich bald ändern. Wer elektromagnetische Wellen und Elektrosmog vermeiden möchte, hat mit LiFi eine wohngesündere Alternative. Light-Fidelity, kurz LiFi, ist eine Alternative zu WLAN, bei der die Datenübertragung durch für das menschliche Auge nicht sichtbares Infrarotlicht erfolgt.

Was ist Lifi?

Auf Grundlage von Messergebnissen aus einem Pilotprojekt kann hierbei eine Beeinflussung des menschlichen Organismus ausgeschlossen werden. Während hochfrequente elektromagnetische Strahlung beim WLAN gesundheitliche Auswirkungen haben kann, wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwäche, sind derartige Beeinträchtigungen beim optischen Datentransfer bislang nicht bekannt.

Da bei LiFi jeder Raum mit einem Sender und Empfänger ausgestattet werden muss, ist die sorgfältige Planung eines ökologischen Smart Homes das A und O. Auf diese Weise können Hausbewohner nicht nur von der digitalen Vernetzung verschiedener Geräte und Systeme profitieren, sondern ebenfalls von einer gesunden Wohnumgebung ohne Elektrosmog.

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Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.