Asbest erkennen und entsorgen

Asbest unter der Lupe
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Asbest ist ein zähes, langlebiges, hitzebeständiges und chemisch sehr stabiles Material. Das machte Asbest zum Wunderbaustoff der 1960er- und 70er-Jahre. Asbest hat seine Spuren in vielen alten Häusern – von Fassadenplatten bis zu Putz und Fliesenkleber – hinterlassen. Heute stellt es Sanierer häufig vor viele Probleme, weil das Material hochgradig gesundheitsschädlich und krebserregend ist.

Hier erfahren Sie, wie Sie Asbest in Ihrem Haus finden und erkennen können. Außerdem erklären wir, wann Sie ihn entfernen und wie Sie ihn entsorgen können.

  1. Asbest in Wohnhäusern: Hier steckt er möglicherweise drin
  2. Wann gehen Gefahren von Asbest bei der Sanierung aus?
  3. Eternitplatten: Hier findet sich häufig Asbest in oder an Ihrem Haus
  4. Asbest erkennen: So beauftragen Sie eine Laboranalyse
  5. Asbest entsorgen: die Asbest-Sanierung und ihre Kosten
  6. Fazit: So lässt sich Asbest entsorgen und sanieren

Ein Beitrag unserer Redaktion.

Was ist Asbest und welche Folgen hat Asbest für die Gesundheit?

Der Grund für das Verbot von Asbest in Deutschland waren die immer wieder auftretenden Atemwegs- und Krebserkrankungen, die der Stoff auslöste. In diesem Artikel erklären wir, was Asbest eigentlich ist und welche gesundheitlichen Gefahren von Asbest » ausgehen.

Asbest in Wohnhäusern: Hier steckt er möglicherweise drin

Asbestzement
Große Mengen Asbest sind als Asbestzement in unsere Häuser gelangt (Quelle: Adobe Stock)
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Solange Asbest in älteren Häusern verbaut ist, aber nicht angetastet wird, ist die Gefahr in vielen Fällen zu tolerieren. Das gilt für den sogenannten fest gebundenen Asbest. Darunter sind Materialien zu verstehen, die einen relativ geringen Asbestanteil aufweisen, der fest in das Trägermaterial eingebaut ist.

Beispiele:

  • Dachplatten
  • Fassadenplatten
  • Fallrohre
  • Putze
  • Spachtelmassen
  • Asbestzement
  • Fliesenkleber
  • Asbest-Vinyl-Fußbodenplatten (Floor-Flex)

Problematischer ist schwach gebundener Asbest. Der Asbestanteil liegt hier höher und die Tendenz, sich aus dem Verbund des Materials zu lösen, ist sehr viel größer ist. Sehr problematisch ist der sogenannte Spritzasbest, der häufig zum Brandschutz in Industriegebäuden verwendet wurde. Ein berühmtes Beispiel ist der ehemalige Palast der Republik der DDR, in dem etwa 5.000 Tonnen Spritzasbest verbaut waren und der deshalb vor seinem Abriss aufwendig asbestsaniert werden musste.

Beispiele:

  • Spritzasbest
  • Asbestleichtbauplatten
  • asbesthaltige Wand- und Bodenbeläge („Cushion-Vinyl-Belag“)
  • Gips und Putz für Brandschutzzwecke
  • Heizkesseldämmung
  • unterhängte Decken

Wann gehen Gefahren von Asbest bei der Sanierung aus?

Asbest in Fliesenzement
Asbest in Fliesenzement: Gefährlich wird es, wenn fest gebundener Asbest freigesetzt wird. (Quelle: Adobe Stock)
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Gefährlich wird fest gebundener Asbest, wenn Sie beispielsweise ein älteres Haus sanieren und daran gehen, altes Material herauszureißen, aufzubohren, zu flexen. Das Umweltbundesamt warnt deshalb davor, vorhandenen Asbest auszubauen, wenn er nicht beschädigt ist.

Mit dem Abriss wird der fest gebundene Asbest erst richtig gefährlich, weil die Asbestfasern freigesetzt werden!

Hier lauern Gefahren, die sich meist nur über eine professionelle Asbestsanierung dauerhaft vermeiden lassen. Allerdings: Falls asbesthaltige Fassadenplatten schon vorher brüchig waren, ist es überfällig, sie gegen ein weniger gesundheitsgefährdendes Material auszutauschen.

Asbest erkennen

Zwei Fragen helfen dabei, Asbest in den eigenen vier Wänden aufzuspüren:

  1. Bis wann wurde Asbest verbaut? Wenn Sie ein Gebäude sanieren wollen, dessen Baujahr in den 1950er- bis 1980er-Jahren liegt, können Sie davon ausgehen, dass Asbest verwendet wurde. In dieser Zeit wurden gemäß Umweltbundesamt rund 4,4 Millionen Tonnen Asbest verbaut. Aber das Material kam auch schon ab circa 1930 zur Anwendung und wurde bis zu seinem Verbot im Jahr 1993 verwendet.
  2. Wofür wurde Asbest verwendet? Meist spielt Asbest eine Rolle beim Hitze- oder Brandschutz. Wo immer Material für diesen Zweck gefunden wird – zum Beispiel als Auskleidung von Heizkörpernischen oder Isolierung von Öfen – sollten Sie besonders argwöhnisch sein.

Wann wurde Asbest verboten?

  • In Deutschland ist der Stoff seit 1993 offiziell nicht mehr erlaubt. Seitdem dürfen weder Produkte mit Asbest hergestellt, verkauft oder verwendet werden. Die schädigenden Eigenschaften von Asbest waren aber schon viel früher bekannt – nur war das Material so ein praktisches Produkt und aus Sicht der Industrie schön billig.
  • In der EU gilt das Asbestverbot erst seit 2005.
  • In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ist Asbest nicht verboten und wird weiterhin verwendet – und die Gefährlichkeit meist bewusst ignoriert. Zu den Ländern, die weiterhin Asbest nutzen, gehören: China, Russland, Indien und Brasilien.

Eternitplatten: Hier findet sich häufig Asbest in oder an Ihrem Haus

Besonders verbreitet und sehr asbestverdächtig sind die sogenannten Eternitplatten. Eternit ist eigentlich der Name eines Unternehmens. Gemeint sind in Wirklichkeit Faserzementplatten. Allerdings hat sich dafür auch der Name Eternitplatte eingebürgert. Hergestellt wurden diese Platten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Mischung aus Zement und Asbest. Beides wurde zermahlen, verflüssigt und dann in eine beliebige Form gebracht – beliebt war die von Dächern bekannte Wellenform.

Die besonderen Eigenschaften dieses Werkstoffes – Feuerfestigkeit und Langlebigkeit – gaben ihm den sprechenden Namen. Eternit kommt von Eternity, englisch für Ewigkeit. Vor allem ab den 1960er-Jahren wurde praktisch überall mit Eternitplatten verkleidet, was feuerfest ummantelt werden musste – bis zum Stopp für Asbest im Jahr 1993. Eternitplatten gibt es aber bereits seit 1990 nur noch ohne Asbest – wobei allerdings die Produktion für den europäischen Raum bis in die 2000er-Jahre weiterging. Seit dem Verbot für Asbest werden Eternitplatten nur noch mit Kunststoffen, Glasfaser, Zellulose und Kohlenstoffen als Zusatzstoffen zu Zement hergestellt.

Wie erkennen Sie Faserzement- oder Eternit-Platten? Sie wurden meist in gewellter Form für die Dacheindeckung von Schuppen oder kleineren Häusern, aber auch massenweise für Fassadenverkleidungen verwendet. Unser Beispielfoto zeigt Ihnen das charakteristische Aussehen.

Asbestdachziegel auf einem Haufen
Die typischen gewellten Faserzement-Dacheindeckungen (Quelle: Adobe Stock)
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Wie können Sie herausfinden, ob Sie die Eternitplatten in Ihrem Haus asbesthaltig sind?

Seit dem Verzicht auf Asbest tragen Eternitplatten den Hinweis AF = Asbest Frei. Das Problem dabei: Dieser Hinweis konnte auf den Platten selbst, aber bei Großabnahme auch einfach nur auf der Verpackung angebracht sein. Wenn Sie also etwa Fassadenplatten untersuchen, seien Sie vorsichtig, dass Sie das Material nicht beschädigen.

Das Tückische an Asbest ist, dass es seine Fasern vor allem dann freisetzt, wenn es angerissen oder anderweitig beschädigt wird. Ist das AF-Zeichen nicht eindeutig zu erkennen, bleibt Ihnen nur eine Laboranalyse, die sich auch bei anderen Baustoffen, etwa Asbest in der Wand oder Asbest im Dach anbietet.

Asbest erkennen: So beauftragen Sie eine Laboranalyse

Elektronenmikroskop Asbestanalyse
Eine Analyse unterm Elektronenmikroskop gibt Aufschluss über vorhandene Asbestfasern (Quelle: Adobe Stock)
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Labore wie etwa der TÜV Süd (PDF-Download: Auftragsformular für eine Asbestuntersuchung) helfen Ihnen dabei, herauszufinden, ob in Ihrem Haus Asbest verbaut wurde. Entweder bestellen Sie hierfür Fachleute, die eine Gebäudeschadstoffuntersuchung und eventuell auch eine Messung der Raumluft vornehmen – oder Sie entnehmen selbst eine Probe, die Sie einschicken. Die Analyse einer Einzelprobe kostet meist unter 100 Euro.

So läuft die Analyse ab

Im Labor wird normalerweise eine Aufnahme der Probe mit einem Rasterelektronenmikroskop gemacht, das Asbestfasern nachweisen kann. Mithilfe eines speziellen Verfahrens der Röntgenspektroskopie, das die freigegebene Strahlung von bestimmten Materialien bestimmen kann, lässt sich das Material schließlich einwandfrei bestimmen.

Achtung: Für die Probenentnahme sollten Sie immer sehr vorsichtig vorgehen und eine partikelfiltrierende Halbmaske vom Typ FFP2 sowie Einweghandschuhe tragen. Das Material für die Probenentnahme, also etwa eine Fassadenplatte, muss mit Wasser, das zuvor mit einem Tropfen Spülmittel entspannt wurde, angefeuchtet werden. Der Grund: Durch die Anfeuchtung wird verhindert, dass sich Fasern lösen und in der Luft schweben. Proben von festen Materialien werden am besten mit einem Cutter oder Stechbeitel entnommen. Wenige Gramm genügen.

Bei verdächtigen Farben oder Innenputz sollten mehrere Proben von verschiedenen Stellen im Raum zu einer Mischprobe zusammengeführt werden. Die Probe kommt in einen fest verschließbaren (Zipper-) Beutel aus Plastik. Wichtig: Die Stelle, an der Sie eine Probe entnommen haben, sollte mit Farbe oder Lack überdeckt werden – auch dies verhindert ein weiteres Lösen von möglichen Asbestfasern in der Luft. Das verwendete Werkzeug sollten Sie anschließend gründlich unter fließendem Wasser abspülen.

Asbest entsorgen: die Asbest-Sanierung und ihre Kosten

Wie bereits erwähnt, gibt es seitens des Umweltbundesamtes kein generelles Sanierungsgebot für fest gebundenes Asbest. Handelt es sich aber um spröde werdende Bodenbeläge, Dachziegel oder Fassadenplatten muss der Asbest raus. Hier gelten ganz besondere Regeln für die Sanierung:

  • Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten im Zusammenhang mit Asbest dürfen nur von Unternehmen durchgeführt werden, die einen besonderen Sachkundenachweis führen.
  • Maßgeblich ist die Einhaltung der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 519 (PDF-Download)
  • Qualifizierte Firmen finden Sie etwa über den Gesamtverband Schadstoffsanierung e.V. oder Ihr Gewerbeaufsichtsamt.
  • Die Asbest-Entsorgung erfolgt als Sondermüll, der zuvor fachgerecht verpackt werden muss, damit sich keine Fasern ungehindert verbreiten können.

Asbestsanierung: Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

Die Asbest-Entsorgungskosten durch einen Abfallwirtschaftsbetrieb sind regional sehr unterschiedlich. In einigen Regionen gibt es sogar für Privathaushalte kostenlose Möglichkeiten für die Asbest-Entsorgung. Wer ein ganzes Haus sanieren will, benötigt natürlich eine größere Entsorgungsmenge.

  • Preisbeispiel: In Hamburg liegen die Kosten für einen Abrollcontainer für Asbest mit acht Kubikmetern bei knapp 2.000 Euro. In vielen Regionen muss man pro Kubikmeter Asbest-Entsorgung mit etwa 150 bis 450 Euro rechnen.
  • Der reine Ausbau des asbestverseuchten Materials schlägt mit 30 bis 50 Euro pro Quadratmeter zu Buche.
  • Hinzukommen, falls nötig, Kosten für Gerüstmiete und -aufbau von ca. 8 Euro pro Quadratmeter.
  • Ein weiterer Kostenfaktor: die provisorische Abdeckung eines Daches mit Folie – oder der entsprechende sofortige Belag mit neuen Dachziegeln oder der Einbau neuer Materialien.

Fazit: So lässt sich Asbest entsorgen und sanieren

Asbestentsorgung auf dem Dach
Wer Asbest sanieren will, benötigt eine passende Schutzausrüstung nach TRGS 519 (Quelle: Adobe Stock)
Foto: Luxmetall
  • Fest gebundener Asbest, etwa in Asbestzement, muss nicht unbedingt saniert werden, sofern die Stellen stabil und nicht beschädigt sind.
  • Schwach gebundener Asbest sollte hingegen unbedingt saniert werden.
  • Bei Häusern mit dem Baujahr 1950 bis 1993 besteht eine hohe Gefahr, auf Asbest zu stoßen.
  • Seit 1993 ist Asbest in Deutschland verboten.
  • Sehr häufig wurde Asbest in gewellten oder planen Eternit- bzw. Faserzementplatten verwendet.
  • Asbest-Sanierung und Asbest-Entsorgung darf nur von Spezialunternehmen durchgeführt werden. Die Kosten sind je nach Umfang der Abbruchkosten, Entsorgungskosten und ergänzenden Arbeiten sehr unterschiedlich.