Wohntrends 2024: So wohnen wir in der Zukunft

Die Krisen der Welt gehen auch an der Baubranche nicht spurlos vorbei. Im Gegenteil, viele Menschen müssen sich aus Kostengründen mit alternativen Lösungen auseinandersetzen. Bezahlbarer Wohnraum ist generationenübergreifend in vielen Regionen Mangelware.

Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, erobern neue Wohnkonzepte wie besonders kleine, energiesparende oder gesellige Wohnformen den Markt. Wir stellen die vielversprechendsten Entwicklungen vor und wagen einen Blick in die Zukunft des Wohnens.

  1. Trend: Minimalistisch wohnen: Micro-Appartements
  2. Trend zur Urbanisierung scheint gebrochen
  3. Trend: Wohnen in der Gemeinschaft gewinnt
  4. Trend: Smarte Wohnkonzepte werden immer beliebter

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

1. Trend: Minimalistisch wohnen in Micro-Appartements

Minimalistisch leben auf wenig Raum? Für immer mehr Menschen nicht Alptraum, sondern Traum.
Foto: Nachelle Nocom

Die meisten Menschen träumten bisher von möglichst großen Wohnungen, um sich zu verwirklichen. Das knappe Angebot an freiem Wohnraum und die hohen Preise haben aber auch hier ein Umdenken eingeleitet. Heute geht es immer stärker darum, den vorhandenen Raum so gut wie möglich zu nutzen. Tiny Houses kommen dem Bedürfnis vieler Menschen, sich auf das Wesentliche zu reduzieren, entgegen. Aufgrund des knappen Baulandes sind sie aber weniger für die Stadt geeignet.

In anderen Ländern gibt es bereits eine hohe Nachfrage nach sogenannten Micro-Appartements. Hierbei handelt es sich um kleine Appartements, die dank intelligenter Möbel und Konzepte das vorhandene Platzangebot bestmöglich nutzen. Besonders innovativ ist die Idee, die Dreidimensionalität eines Raumes verfügbar zu machen. Möbel, die gerade nicht benötigt werden, verschwinden einfach unter der Decke oder im Fußboden und nehmen so keinen unnötigen Raum ein.

Wie nachhaltig sind Tiny Houses?

Das ownhome punktet durch den Einsatz ökologischer Baustoffe und seine energieautarke Bauweise. Die meisten Tiny Houses haben allerdings einen deutlich höheren Energiebedarf als beispielsweise Wohnen, auch an der Dämmung hapert es bei vielen Tiny Houses.

Wie fällt die Klimabilanz von Tiny Houses aus? In diesem kritischen Beitrag geben wir Antwort auf die Frage: Sind Tiny Houses wirklich nachhaltig?

2. Trend zur Urbanisierung scheint gebrochen

Arbeiten oder Studieren von Zuhause aus? Seit Corona eine Selbstverständlichkeit für viele Menschen.
Foto: Andrea Piacquadio

Wohnraum wird vor allem in Ballungsräumen ein immer knapperes Gut und ist für viele Menschen schon heute kaum zu bezahlen. Vor Corona zeichnete sich eine weitere Urbanisierung in vielen Regionen ab. Corona scheint hier bereits ein Umdenken angestoßen zu haben. Bisher zogen die Menschen vor allem in die Städte, um dort zu arbeiten oder von dem besseren Bildungsangebot zu profitieren. Seit Corona und der fortschreitenden Digitalisierung ermöglichen immer mehr Unternehmen oder Bildungseinrichtungen, die Arbeit oder ein Studium von zu Hause durchzuführen.

Gerade jüngeren Generationen kommt dies entgegen. Sie legen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und möchten auf die damit einhergehende höhere Flexibilität nicht mehr verzichten. Ein kürzerer Weg zur Arbeit ist für viele Menschen deswegen kein Grund mehr in die Stadt zu ziehen. Ob sich dieser Trend weiter fortsetzt, wird sich zeigen.

3. Trend: Wohnen in der Gemeinschaft gewinnt

Gesellige Wohnkonzept wie Mehrgenerationenwohnen, das Bauen mit Freunden oder Baugruppen und das Leben in der Wohngemeinschaft werden immer beliebter.
Foto: Maryia Plashchynskaya

Eine weitere Folge der Corona-Pandemie ist eine Aufwertung geselliger Lebensformen. Kollaboratives Wohnen gewinnt seitdem sowohl bei den jüngeren als auch den älteren Generationen an Beliebtheit.

Wohnen in Gemeinschaft wirkt dabei nicht nur Einsamkeit entgegen. Durch die gemeinsame Nutzung von Küche, Wohnzimmer und Co. lassen sich Kosten einsparen. Zudem profitiert jeder Einzelne von der Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft.

Leben im Mehrgenerationenhaus

Ob als Single, junge Familie oder Senior: Mehrgenerationenhäuser schaffen überall Orte für Gemeinsamkeit. Hier unterstützt man sich gegenseitig, nutzt gemeinsame Infrastruktur und lebt somit resilienter – sowohl urban als auch ländlich. Wir stellen Vor- und Nachteile eines Mehrgenerationenhauses gegenüber »

4. Trend: Smarte Wohnkonzepte werden immer beliebter

Steuerung per App: Smarthome-Anwendungen sind viel mehr als unterhaltsame "Gimmicks". Sie helfen, Energie zu sparen und bringen gerade älteren Menschen Erleichterungen im Alltag
Foto: Picjumbocom

Teure Energie und begrenzt zur Verfügung stehender Wohnraum sorgen dafür, dass das vorhandene Angebot noch effizienter genutzt werden muss. Komfortabel und effizient zugleich erweisen sich smarte Technologien innerhalb der eigenen vier Wände. Hierbei werden mehrere Geräte über das Internet miteinander verbunden, sodass die Steuerung von Heizung, Strom und Licht ortsunabhängig erfolgen kann.

Smarte Wohnkonzepte könnten in Zukunft auch Senioren zugutekommen. Die meisten Senioren wünschen sich möglichst lange in den vertrauten vier Wänden zu wohnen. Smarte Technologien könnten genutzt werden, um Gefahrensituationen rechtzeitig zu identifizieren und bei Bedarf Hilfe zu rufen. So könnte künstliche Intelligenz in Zukunft dazu beitragen, die Lebensqualität zu erhöhen und möglichst lange autonom zu leben.

Klima, Kosten, Komfort als ausschlaggebende Faktoren für das Wohnen der Zukunft

Innovative Ideen für das Wohnen der Zukunft gibt es viele. Flächendeckend durchsetzen wird sich am Ende jedoch nur das Konzept, dass den hohen Ansprüchen an Klimaneutralität, Kosteneffizienz und Komfort am ehesten entspricht. Welche Konzepte das sein werden, ist schwer vorherzusagen. Tendenziell zeigt sich in Deutschland aber ein Trend zu kleineren Wohnungen, vor allem um Kosten und Energie einzusparen.  

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Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.