Was ist Upcycling?

Großaufnahme von Händen, die eine Konservendose upcyceln
Foto: Pixabay/Jörn

Aus alt mach neu – aber kreativ!

Die natürlichen Ressourcen der Erde werden knapper, ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit hat längst stattgefunden. Upcyceln statt Wegwerfen ist angesagt. Aber was heißt das genau?

Es geht um die kreative Weiterverwendung alter Gegenstände, die sonst im Müll gelandet wären. Verpackungen wie Dosen oder alte Kleidungsstücke werden liebevoll in einzigartige Geschenke oder Hingucker für Haus und Garten verwandelt. Dadurch wird zwar Müll vermieden, doch ist das auf Dauer wirklich nachhaltig?

  1. Was bedeutet Upcycling?
  2. Was ist der Unterschied zwischen Recycling und Upcycling?
  3. Welche Vor- und Nachteile hat Upcycling?
  4. Welche Materialien eignen sich überhaupt für Upcycling?
  5. Gibt es Beispiele für professionelles Upcycling?
  6. Cradle meint: lieber upcyceln als wegwerfen!
  7. Fazit: Das ist Upcycling!

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Was ist Upcycling?

Beim Upcycling werden Abfälle oder nicht mehr benötigte Materialien in neue Produkte oder Gegenstände mit höherem Wert oder Nutzen (daher "up") umgewandelt. Dabei werden vorhandene Ressourcen genutzt, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Die neu geschaffenen Gegenstände dienen meist einem anderen als dem ursprünglichen Zweck.

Der Begriff Upcycling setzt sich aus den Wörtern Up (= "nach oben", wegen der Aufwertung von Abfallstoffen zu hochwertigen Gegenständen) und Recycling (= "Wiederverwertung") zusammen. Er wurde erstmals in einem Artikel der englischen Zeitschrift „Salvo“ verwendet. Darin forderte ein Ingenieur die Methode des Upcyclings, bei der Baustoffe aufgewertet werden, statt sie einfach zu zerschlagen. Später übernahmen auch die Wirtschaft sowie Kunst und Design den Begriff.

Was ist der Unterschied zwischen Recycling und Upcycling?

Upcycling und Recycling sind beides Methoden zur Wiederverwendung von Materialien. Allerdings unterscheiden sie sich in ihrer Herangehensweise und ihrem Endprodukt.

  • Recycling ist ein Prozess der Industrie, bei dem Materialien wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden. Ein Beispiel ist die Wiederverwertung von Plastikfaschen. Diese werden zerkleinert, eingeschmolzen und zu neuen Plastikflaschen umgeformt.
  • Upcycling ist eine Form des Recyclings, bei der Gegenstände aufgewertet und für einen anderen Zweck verwendet werden. Zum Beispiel kann man aus einer alten Jeans ein Portemonnaie fertigen.
  • Wenn ein Produkt recycelt wird und dadurch zu einem minderwertigeren Produkt wird, spricht man von Downcycling. Altpapier wird zum Beispiel zu Toilettenpapier downgecycelt.

Definition: Was ist Recycling?

Recycling ist das Aufbereiten und Wiederverwerten von Abfällen. Es bedeutet aber viel mehr, als eine alte Glasflasche wiederzuverwenden. Es beschreibt einen Kreislauf, den ein Produkt durchläuft, um für einen neuen Zweck wiederverwendet zu werden.

Wir erklären, was genau man darunter versteht und zeigen die Vor- und Nachteile von Recycling auf.

Welche Vor- und Nachteile hat Upcycling?

Für wen eignet sich Upcycling? Das sind die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente:

Pro Upcycling

Contra Upcycling

Gut für die Umwelt, denn es werden keine neuen Ressourcen benötigt.

Die notwendigen Materialien sind eventuell nicht erhältlich.

Sie können kreative Ideen umsetzen und haben Spaß dabei!

Selbstgemachte Upcycling-Produkte gefallen nicht jedem – das ist natürlich subjektiv.

Alte, langweilige oder unbenutzte Gegenstände werden wieder interessant.

Sie brauchen handwerkliches Geschick, Zeit und Geduld.

Es entstehen kreative, einzigartige Geschenke.

Die Upcycling-Produkte funktionieren im Alltag manchmal  nicht so gut wie gekaufte.

Sie schaffen Unikate, die man nicht kaufen kann.

Je nach Verarbeitung und Wahl der Materialien halten sie nicht so lange.

Ihre Wertschätzung für die liebevoll gestalteten Dinge steigt.

Auch Upcycling-Produkte werden irgendwann weggeworfen.

Kritiker bemängeln, dass Upcycling das Abfallproblem langfristig nicht löst. Außerdem werden beispielsweise neue Verpackungen produziert, wenn alte Verpackungen anders verwertet werden und dem Kreislauf nicht mehr zur Verfügung stehen: Wenn jeder PET-Flaschen zu Blumentöpfen oder Vasen umfunktioniert, erhält die Industrie weniger recycelbaren Nachschub und ist gezwungen, neues Plastik aus Erdöl herzustellen.

Welche Materialien eignen sich überhaupt für Upcycling?

Alte Jeanshosen auf einem Haufen
Alles geht! Selbst aus gebrauchten Jeans lassen sich noch Taschen oder Portemonnaies machen.
Foto: Pixabay/Linda Lioe

Prinzipiell alles. Das Tolle am Upcycling ist, dass alles mit allem neu verbunden werden kann. Es braucht nur Energie und einen Spritzer Kreativität. Aus Holz, Pappe, Papier, Stoff, Glas oder Metall kann man tolle Dinge basteln. Auch alte Verpackungen eignen sich hervorragend.

Ein paar Anregungen:

  • Tetrapaks werden zu Windlichtern.
  • Leere Gläser verwandeln sich beklebt oder bemalt in zauberhafte Blumenvasen.
  • Konservendosen werden mit Kordeln oder Farbe zu stimmungsvollen Lichtern.
  • Obstkisten und Paletten lassen sich zu robusten Gartenmöbeln umbauen.
  • Weinflaschen leben als originelle Kerzenhalter weiter.
  • Aus einem alten Autoreifen kann man eine Schaukel machen.
  • Aus einer Leiter wird ein Bücherregal.
  • LKW-Planen machen sich gut als wetterfeste Taschen.
  • Kleidungsstücke wie ausgediente T-Shirts oder Kissenbezüge lassen sich zu hübschen Stoffbeuteln umnähen.
  • Möbel oder Möbelteile können neu zusammengesetzt werden, zum Beispiel können Schubladen aufeinandergestapelt werden, um einen praktischen Beistelltisch zu erhalten.

Anleitungen fürs Upcycling

...gibt es in Hülle und Fülle. Auch auf Cradle: Ein paar tolle Upcycling-Ideen speziell für den Garten haben wir hier für Sie zusammengestellt: Ausgefallene Upcycling-Ideen für den Garten »

Gibt es Beispiele für professionelles Upcycling?

Person trägt eine Upcycling-Tasche
Schicke Upcycle-Tasche aus Brandenburg von „tjuuB“ – der Name verrät, woher die Materialien fürs upcyceln kommen. Es handelt sich um alte Fahrradschläuche (englisch „tubes“).
Foto: tjuuB

Ja, Upcycling fristet allerdings bislang eher ein Nischendasein. Es findet in zahlreichen kleineren Initiativen, Workshops oder Läden statt.

Das Start-up „upcycle“ vertreibt beispielsweise eine Kollektion von handgefertigten Taschen. Die Taschen werden aus upgecycelten Materialien wie Fahrradschläuchen, Werbebannern und Rettungsbooten hergestellt.

Einen ähnlichen Weg geht auch „tjuub“ aus Brandenburg an der Havel. Die beiden Gründer des Düsseldorfer Workshops „Planet Upcycling Annekathrin und Frank Metzler kommen beide aus dem Designbereich und entwerfen und fertigen in ihrer Werkstatt neue Produkte aus alten Fahnen, Werbebannern, Schlauchbooten und abgetragenen Uniformen. Ihr Ziel ist es, schöne Produkte zu schaffen, die gut für Mensch und Umwelt sind.

Die Frage „Warum müssen wir uns eigentlich Gedanken über Upcycling machen?“ beantworten sie so: ,,Weil bereits genügend Materialien da sind, aus denen man stylische und nachhaltige Produkte machen kann! Und anstatt sie wegzuwerfen oder zu verbrennen, geben wir ihnen ein hochwertiges zweites Leben und halten sie so im Kreislauf.”

Die Kunst des Upcyclings

Der Upcycling-Kunstpreis ist eine Auszeichnung für kreative Einzelprojekte. Die Circular Art Society verlieh ihn erstmals im Jahr 2021. Der Preis würdigt innovative Kunstwerke, die Alltagsgegenstände wiederverwenden oder recyceln. Durch den Preis entsteht eine Plattform für Künstler, Designer und andere kreative Menschen, die ungenutzte oder abgelegte Materialien verwenden. Jeder kann am Upcycling-Kunstpreis teilnehmen.

Frau besprüht alte Flaschen mit Goldlack
Der Klassiker des Upcyclings: Alte Flaschen bekommen ein neues Leben als Blumenvasen.
Foto: Freepik

Cradle meint: lieber upcyceln als wegwerfen!

Beim Upcycling arbeitet man meist von Hand. Das spart im Gegensatz zur industriellen Aufbereitung Energie und Wasser und ist somit umweltfreundlich und nachhaltig. Allerdings ist es nicht mehr nachhaltig, wenn dafür viele neue Materialien gekauft werden müssen oder bei der Verarbeitung Schadstoffe entstehen. Zudem kann es vorkommen, dass ein Gegenstand durch das Upcycling später nicht mehr recycelbar ist.

Überlegen Sie vorher, ob der Gegenstand nach dem Upcycling nützlich oder eine Freude für Sie oder jemand anderen ist. Nichtsdestotrotz: Wenn ein Gegenstand aufgewertet werden kann, ohne viele neue Materialien zu benötigen, ist Upcycling sehr sinnvoll. Falls damit das zweite (oder dritte) Leben eines ausgedienten Produktes gesichert und Abfall vermieden wird, ist Upcycling eine gute Idee. Also, was ist Ihr nächstes Projekt?

Fazit: Was ist Upcycling?

  • Beim Upcycling werden Abfallstoff wieder- und zugleich zu einem neuen Produkt aufgewertet und erhalten eine neue Funktion.
  • Upcycling ist sinnvoll, wenn dafür keine neuen Wertstoffe verbraucht werden.
  • Upcycling macht Spaß, fördert die Kreativität und rettet Gegenstände vor der Mülldeponie.
  • Allerdings sind manche hergestellten Dinge nicht jedermanns Sache, sie können Ressourcen verbrauchen, die anderswo besser verwertet werden könnten und landen am Ende möglicherweise doch im Müll.