Tipps fürs Wandern mit Kindern

Wandern mit Kindern Aufmacher
Foto: Deutscher Alpenverein e.V.

Wandern gehört nicht unbedingt zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Kindern. Wer es richtig angeht, kann aber mühelos auch Kinder und Jugendliche fürs Wandern begeistern. Mit der richtigen Vorbereitung wird daraus ein tolles Familienerlebnis in der Natur, das allen Spaß macht. Wir geben Tipps, damit Ihr nächster Wanderausflug auch bei Ihren Kindern gut ankommt.

  1. Regel Nummer eins: Kinder beim Wandern nicht überfordern
  2. Regel Nummer zwei: Abwechslung ist Pflicht
  3. Was gehört in den Rucksack?
  4. Motivation in jedem Alter: Wecken Sie Abenteuerlust beim Wandern mit Kindern!
  5. Abseits der Massen: Wandern ist das perfekte Mikroabenteuer für Kinder
  6. Fazit: So wird die Wandertour mit Kindern zum Erfolg.

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Regel Nummer eins: Kinder beim Wandern nicht überfordern

Beim Wandern mit Kindern gilt grundsätzlich: Der Weg ist das Ziel. Planen Sie die Tour so, dass Sie viel Zeit haben, um die Natur mit ihnen zu erkunden. Ständiges Antreiben zum Weitergehen nimmt ihnen schnell die Lust.

Die Wandertour muss sich am Können der Kinder ausrichten. Die Formel lautet: Lebensjahr x 1,5 = maximale Streckenlänge

Touren nicht zu anstrengend planen! Während Erwachsene 200 Höhenmeter in 45 Minuten schaffen, ist das für Dreijährige eine Tagestour. Vierjährige schaffen 400 Höhenmeter. Touren für Vorschulkinder sollten in der Regel nicht länger als vier Stunden dauern, für Grundschulkinder nicht länger als fünf Stunden mit maximal 600 Höhenmetern.

Denken Sie auch an die Sicherheit und die Länge der Tour inkl. Pausen. Im Sommer sollten Sie eher schattige Wege wählen. Im Frühling und Herbst sollten Sie besser weniger Waldwege einplanen, damit die Familie auch Sonne abbekommt. Und im Winter – na klar! – den Schlitten mitnehmen.

Für die Pausen eignet sich ein schattiges Plätzchen im Wald, auf einer Bergwiese oder an einem Bach, das zum Ausruhen oder Toben einlädt. Ein Picknick mit süßem Nachtisch ist der krönende Abschluss.

Regel Nummer zwei: Abwechslung ist Pflicht

Allgäu mit Kindern Reiseführer
Literatur für die Vorbereitung, zum Beispiel die Bücher des „Naturzeit Reiseverlages“. Sie sind von Eltern für Eltern speziell für das Wandern mit Kindern geschrieben und gibt es für unterschiedliche Regionen.
Foto: Naturzeit Reiseverlag

Kinder wollen keine langweiligen breiten Wirtschaftswege entlanglaufen. Sie wünschen sich eine abwechslungsreiche Strecke. Schmale Pfade im Wald oder am Bach sind spannend, holprige Wege mit Baumwurzeln zum Drüberklettern machen Spaß. Planen Sie Touren, die abenteuerlich sind, ohne gefährlich zu sein. Sorgen Sie für eine abwechslungsreiche Strecke durch Wiesen und Wälder, zu spannenden Zielen wie einer Ruine, einer Berghütte mit Einkehr, einem Wasserfall oder Badesee.

Auf gute Planung kommt es an

Um diese spannenden Wege zu finden, können Sie Wanderführer in Buchform nutzen (am besten mit GPS-Daten als GPX-Daten zum Download). Die Wegstrecke können Sie sich auf einer digitalen Karte oder in einer App als Wegführung anzeigen lassen. Oder alternativ gleich eine App wie Kompass, Outdooractive oder Komoot nutzen. Ebenfalls gut für die Vorbereitung sind Wanderreiseführer fürs Wandern mit Kindern. Darüber hinaus finden Sie im Internet zahlreiche Inspirationen in Blogs und auf Social Media.

Wandern mit Kindern: Wecken Sie Freude an der Natur

Die Natur ist einzigartig und kann niemals durch eine künstliche Welt ersetzt werden. Beim Wandern können Sie Kindern die Schönheiten der Natur zeigen und ihnen vorleben, dass die Natur schützenswert ist. So lernen Ihre Kinder von klein auf, wie man sich in der Natur verhält.

Kinder wollen die Welt erforschen und sich dabei auch einmal schmutzig machen dürfen. Erlauben Sie Ihnen, die Natur mit allen Sinnen zu erfahren, zum Beispiel durch Barfußlaufen im Wald.

Wenn es sich anbietet, reisen Sie umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Bahn- und Busfahren macht Kindern besonders Spaß und Sie haben Zeit, ein Buch anzuschauen oder sich zu unterhalten. Feste Abfahrtszeiten von Bahn oder Bus verhindern Trödeln und die Kinder erleben, dass man auch ohne Auto gut zurechtkommt. Mit Brotdosen und Trinkflaschen, die die Kinder bereits aus Kindergarten und Schule kennen, vermeiden Sie unnötigen Müll.

Was gehört in den Rucksack?

Sonnenschutz fürs Wandern mit Kindern
Unbedingt einpacken: Sonnenschutz und Wechselkleidung, wenn es unterwegs mal ein Matschbad gibt oder es gilt, einen Bach zu durchqueren.
Foto: Deutscher Alpenverein e.V.

Kinder sind stolz, wenn sie ihren eigenen Rucksack mit Proviant tragen dürfen. Das Gewicht des Rucksacks sollte aber ein Zehntel des Körpergewichts nicht überschreiten. Als Erwachsener sollten Sie das meiste Gepäck tragen.

  • Essen und Trinken sind besonders wichtig, denn Wandern ist Sport und macht hungrig. Nehmen Sie reichlich belegte Brote, Obst oder Nüsse und eine Kleinigkeit zum Naschen mit. Für jedes Familienmitglied sollten Sie einen Liter Wasser oder Fruchtschorle einplanen.
  • Wechselkleidung für die Kinder, eine Matschhose und Fleecejacke sind von Vorteil.
  • Ein kleines Spielzeug wie eine Lupe, ein Kompass oder GPS-Gerät sind empfehlenswert.
  • Denken Sie auch an das Erste-Hilfe-Set. Gehen Sie morgens rechtzeitig los, denn Kinder ermüden schnell und wollen nicht in der Mittagshitze wandern.
  • Bei heißem Wetter brauchen Sie zusätzlich einen Sonnenschutz. Sonnenhut und Sonnenbrille gehören ebenso dazu wie Sonnencreme oder leichte Kleidung, die die Haut bedeckt.
  • Für alle Fälle, vor allem bei Bergtouren, sollte Regenbekleidung im Gepäck sein, da das Wetter schnell umschlagen kann.

Motivation in jedem Alter: Wecken Sie Abenteuerlust beim Wandern mit Kindern!

Wandern mit Kindern und Kraxe
Mit der Kraxe auf die Hütte: Gerade kleine Kinder lieben es, getragen zu werden. Tragehilfen sind dafür ideal.
Foto: Deutscher Alpenverein e.V.

Babys und Kleinkinder

können Sie in einer Kraxe bzw. Kindertrage tragen. Stellen Sie aber sicher, dass Sie trittfest sind. Achten Sie auf die Witterungsbedingungen und schützen Sie Ihr Kind vor Auskühlung und Überhitzung.

Ein Kleinkind sollte maximal drei Stunden am Tag in einer Trage verbringen. Legen Sie genügend Bewegungspausen ein, in denen das Baby strampeln und das Kleinkind ein wenig herumlaufen kann. Damit es zwischendurch nicht langweilig wird, singen Sie dem Kind etwas vor. Mit altersgerechten Büchern oder Apps können Sie Kinder auf eine geplante Wanderung vorbereiten. Schon bei Zweijährigen können Sie mit Bilderbüchern über die Berge Vorfreude wecken.

Vorschulkinder

wollen selbst etwas erforschen. Sie freuen sich über eine Becherlupe für unterwegs oder ein Kinderwanderbuch. Am meisten Spaß haben jüngere Kinder, wenn sie gar nicht merken, dass sie gerade wandern. Waten Sie mit ihnen durch kalte Gebirgsbäche, balancieren Sie über Baumstämme und sammeln Sie Blätter und Stöckchen, um später damit zu basteln.

Wandern mit Kindern ist ein Abenteuer für Schulkinder
Kleine Forscher: Machen Sie für Grundschulkinder die Wandertour zum Abenteuer.
Foto: Freepik / Rawpixel

Grundschulkinder

freuen sich über eine Rallye. Überlegen Sie sich Fragen. „Welche Tiere und Pflanzen siehst du unterwegs?“, „Auf welcher Höhe sind wir gerade?“ Mit Becherlupe, Taschenmesser oder Fernglas sind Grundschulkinder beim Wandern mit Feuereifer bei der Sache und es kommt keine Langeweile auf.

Kinder ab zehn Jahre sind motorisch geschickter und ausdauernder. Sie können sechs bis sieben Stunden wandern und haben Spaß an körperlichen Herausforderungen. Auch mehrtägige Wanderungen sind dann möglich.

Am meisten motiviert sind aber kleine Wanderer, wenn sie in der Gruppe gehen. Unser Tipp: Verabreden Sie sich mit anderen Familien! Die Kinder spornen sich gegenseitig an und machen nicht so schnell schlapp. Es gibt inzwischen auch Themenwege für Familien, auf denen Kinder Rätsel oder Aufgaben lösen können.

Geocaching beim Wandern mit Kindern
Geocaching und seine Varianten sind die modernen Ableger der Schatzsuche. Damit halten Sie auch Teenager bei der Stange. Oder mit ungewöhnlichen Perspektiven für die eigene Insta-Story.
Foto: Adobe Stock

Ältere Kinder und Jugendliche

lieben Geocaching, eine Schatzsuche mit GPS-Daten. Sie sind auch stolz, wenn man sie in die Planung der Tour einbezieht und unterwegs gemeinsam auf der Wanderkarte nach dem richtigen Weg sucht. Pfade an einem Wasserfall, einer Schlucht oder Klamm wecken die Abenteuerlust.

Zwischendurch können Sie mit Teenagern „Hyperlapse-Videos“ – also Zeitraffer-Videos, auf denen zum Beispiel die Dämmerung hereinbricht oder Wolkenformationen in Windeseile vorbeiziehen – oder witzige Stunt-Einlagen für ihre Story auf Instagram oder einfach als Erinnerung drehen.

Eine gute Motivation kann auch das Ziel der Wandertour sein. Für Kinder ist der Kaiserschmarrn auf der Hütte manchmal attraktiver als eine schöne Aussicht …

Wandern mit KIndern und Anreise mit der Bahn
Anreise mit der Bahn: Entspannter und in vielen Fällen nachhaltiger als die Autotour.
Foto: Adobe Stock

Abfälle wie Eier- und Bananenschalen sowie Verpackungen nehmen Sie ausnahmslos wieder mit. Bei der Ausrüstung empfiehlt es sich, Dinge wie einen guten Wanderrucksack erst einmal zu leihen. Sollten Sie Wandern doch nicht mögen, steht er nicht in der Abstellkammer herum.

Abseits der Massen: Wandern ist das perfekte Mikroabenteuer für Kinder

Mikroabenteuer überall
Wandern mit Kindern in den Bergen: Mikroabenteuer lauern an jeder Ecke.
Foto: Deutscher Alpenverein e.V.

Zwar gibt es überall in Deutschland Möglichkeiten zu wandern und sich eine Auszeit zu gönnen. Doch manche Ausflugsziele sind sehr überlaufen. Suchen Sie sich lieber Wanderrouten abseits der Massen, um Ihren Kindern ein stressfreies Erlebnis zu bieten. Es müssen nicht die spektakulären Ziele sein, jeder unscheinbare Wald eignet sich für ein Mikroabenteuer.

Aber denken Sie daran: Der Wald ist das Zuhause von Tieren, die nicht gestört werden möchten. Machen Sie die Kinder darauf aufmerksam, wenn das Verlassen der Wege oder Pflücken der Pflanzen verboten ist. Machen Sie ihnen klar, dass sie Wild- und Weidetiere nicht füttern und keinen Lärm machen dürfen. Besonders im Winter, bei Hitze, in der Brunft-, Balz- und in der Brutzeit brauchen die Tiere einen Rückzugsort.

Tipp: In diesem Artikel stellen wir noch viele weitere tolle Ideen für Mikroabenteuer mit Kindern vor »