Wärmepumpe mit Lüftungsanlage – wie sinnvoll ist die Kombination?

Foto: epr/Stiebel Eltron

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen beim Bau von neuen Wohnungen mehr denn je im Fokus. Neubauten sind inzwischen bereits so gut gedämmt, dass zur Nutzung deutlich weniger Energie verbraucht werden muss.

Die immer dichtere Gebäudehülle hat aber auch einen Nachteil: Der natürliche Luftaustausch fehlt. Aus diesem Grund gehören Lüftungsanlagen immer häufiger zur Ausstattung von modernen Gebäuden. Doch Lüftungsanlagen können mehr als Räume ausschließlich mit frischer Luft zu versorgen. Kombiniert mit einer Wärmepumpe ermöglichen Lüftungsanlagen eine noch effizientere Nutzung von bereits vorhandener Wärmeenergie.

  1. Warum Luftaustausch in Gebäuden so wichtig ist
  2. Funktionsweise von Wärmepumpe und Lüftungsanlage
  3. Abluftanlage und Warmwasserbereitung
  4. Lüftungsanlage mit integrierter Luftheizung
  5. Wärmepumpe mit Lüftungsanlage: Vor- und Nachteile
  6. Fazit: Lohnt sich die Kombination von Wärmepumpe und Lüftungsanlage?

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen beim Bau von neuen Wohnungen mehr denn je im Fokus. Neubauten sind inzwischen bereits so gut gedämmt, dass zur Nutzung deutlich weniger Energie verbraucht werden muss.

Die immer dichtere Gebäudehülle hat aber auch einen Nachteil: Der natürliche Luftaustausch fehlt. Aus diesem Grund gehören Lüftungsanlagen immer häufiger zur Ausstattung von modernen Gebäuden. Doch Lüftungsanlagen können mehr als Räume ausschließlich mit frischer Luft zu versorgen. Kombiniert mit einer Wärmepumpe ermöglichen Lüftungsanlagen eine noch effizientere Nutzung von bereits vorhandener Wärmeenergie.

  1. Warum Luftaustausch in Gebäuden so wichtig ist
  2. Funktionsweise von Wärmepumpe und Lüftungsanlage
  3. Abluftanlage und Warmwasserbereitung
  4. Lüftungsanlage mit integrierter Luftheizung
  5. Wärmepumpe mit Lüftungsanlage: Vor- und Nachteile
  6. Fazit: Lohnt sich die Kombination von Wärmepumpe und Lüftungsanlage?

Ein Gastartikel von Christian Schaar.

Warum Luftaustausch in Gebäuden so wichtig ist

Der regelmäßige Luftaustausch ist für ein gesundes Raumklima und die eigene Gesundheit essenziell. Verbrauchte Luft enthält viel Feuchtigkeit. Kann diese Feuchtigkeit aus einem Raum nicht nach außen entweichen, steigt das Risiko für Schimmelbildung in den eigenen vier Wänden.

Des Weiteren ist der CO₂-Gehalt von verbrauchter Luft besonders hoch. Wird kein neuer Sauerstoff zugeführt, kann sich dies negativ auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden auswirken.

Bisher war das sogenannte Stoßlüften üblich, um den gewünschten Luftaustausch zu erzielen. Doch selbst bei korrekter Durchführung geht dabei wertvolle Wärmeenergie verloren, schließlich wird mit der Abluft immer auch Wärme nach außen abgeleitet. Um diese Abwärme sinnvoll zu nutzen, bietet sich die Kombination der Lüftungsanlage mit einer Wärmepumpe an.

Am effektivsten ist das Querlüften. Dabei sollten gegenüberliegende Fenster und Türen im Raum oder noch besser in der ganzen Wohnung drei- bis viermal am Tag komplett geöffnet werden, um durch den natürlichen Luftzug den Luftaustausch zu beschleunigen.
Foto: epr/Weru

Doch lohnt sich ein solches System nur beim Neubau oder auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Und welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch die Kombination?

Funktionsweise von Wärmepumpe und Lüftungsanlage

Um zu verstehen, wie Lüftungsanlage und Wärmepumpe kombiniert werden können, sind Kenntnisse über die Funktionsweise jedes einzelnen Systems ratsam.

Funktionsweise der Wärmepumpe

Die Wärmepumpe ist aktuell in aller Munde, denn sie gilt als besonders sparsam und energieeffizient. Und tatsächlich benötigt sie keinen Brennstoff, sondern speist die notwendige Energie aus der Umwelt. Je nach Modell dient die Luft, Erdwärme oder das Grundwasser als Energiequelle.

Das Funktionsprinzip ist dabei immer gleich:

  1. Der Energiequelle wird Wärme entzogen und auf ein Kühlmittel übertragen, bis dieses gasförmig ist.
  2. Über einen Kompressor wird das Gas verdichtet und die Temperatur weiter erhöht.
  3. Mittels eines Wärmetauschers wird die Wärmeenergie dann in den Heizkreislauf übertragen.
  4. Das Wärmemittel kühlt ab, wird wieder flüssig und der Kreislauf beginnt erneut.

Funktionsweise der Lüftungsanlage

Lüftungsanlagen spielen inzwischen vor allem in Niedrigenergiehäusern oder Effizienzbauten eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen den notwendigen Luftaustausch und verhindern gleichzeitig, dass wertvolle Energie über geöffnete Fenster nach außen gelangt. Komplett auf das Öffnen von Fenstern und Türen muss auch bei einer Lüftungsanlage nicht verzichtet werden. Schließlich erfrischt eine Brise durch das geöffnete Fenster spürbarer als der kontinuierliche Luftaustausch einer Lüftungsanlage.

Trotzdem ist es sinnvoll, den Luftaustausch zu einem Großteil über die Lüftungsanlage abzudecken. Sonst benötigt die Heizung kurzfristig deutlich mehr Strom, um den Wärmeverlust auszugleichen und  den Raum nach dem Lüften auf die gewünschte Temperatur zu bringen.

Kombination von Lüftungsanlage und Wärmepumpe

Während eine Wärmepumpe der Umwelt Wärme entzieht und diese ins Innere des Hauses leitet, führt eine Lüftungsanlage mit der verbrauchten Luft auch einen Teil der Wärme wieder nach draußen.

Es liegt also nahe, beide Systeme so zu kombinieren, dass die bereits vorhandene Wärme effizient genutzt werden kann. Im Idealfall gewinnt die Wärmepumpe ausreichende Energie aus der warmen Abluft eines Raumes und nutzt diese für die Heizung und/ oder Warmwasserbereitung. Experten sprechen in diesem Fall von der Wärmerückgewinnung. Grundsätzlich ist eine Kombination aber nur dann sinnvoll, wenn genügend warme Abluft vorhanden ist.

Zentrale Wohnungslüftungssysteme gewinnen die in der Abluft enthaltene Wärme fast vollständig zurück. In Kombination mit einem Wärmepumpen-Kompaktgerät eignen sie sich besonders für neue Gebäude.
Foto: epr/Viessmann

Abluftanlage und Warmwasserbereitung

Die sogenannte Brauchwasserwärmepumpe gehört zu den beliebtesten Kombinationen von Wärmepumpe und Lüftungsanlage. Zum Erwärmen von Brauchwasser, zum Beispiel für die Dusche oder Badewanne, wird der Umgebungsluft von Innenräumen Wärme entzogen.

Für eine gute Leistung sollte die Brauchwasserwärmepumpe in Räumen mit einer starken Wärmeentwicklung stehen, wie dem Heizungskeller. Sie eignet sich deswegen besonders für Altbauten, aber weniger für energieeffiziente Neubauten, da hier keine ausreichende Abwärmequelle vorhanden ist. Um auch bei Verbrauchsspitzen zuverlässig ausreichende Wärme zu entwickeln, verfügt die Wärmepumpe über integrierte Heizstäbe, die dann zum Einsatz kommen.

Lüftungsanlage mit integrierter Luftheizung

In gut gedämmten Passivhäusern kann auf eine konventionelle Warmwasserheizung komplett verzichtet und stattdessen mit Luft geheizt werden. Bei dieser sogenannten Luft-Luft-Wärmepumpe wird die Zuluft so stark erhitzt, dass diese auch zum Beheizen der Räume verwendet werden kann.

Da Luft im Vergleich zu Wasser die Wärme schlechter speichern kann, muss eine solche Anlage sehr leistungsstark sein. Zudem ist für die Warmwasserbereitung ein separates, wenn auch kleineres Heizgerät erforderlich.

Die Renson Healthbox – eine zentrale Lüftungsanlage mit natürlicher Frischluftzufuhr – lässt sich bequem per Smartphone auf die eigenen Bedürfnisse einstellen.
Foto: epr/Renson

Wärmepumpe mit Lüftungsanlage: Vor- und Nachteile

Die Kombination von Wärmepumpe und Lüftungsanlage zahlt sich vor allem während der Heizperiode aus. Zu den wichtigsten Vorteilen der Kombination gehört die hohe Effizienz. Wärmeverluste können reduziert werden, sodass der Energiebedarf insgesamt sinkt. Dies entlastet nicht nur die Umwelt, sondern in Zeiten hoher Energiepreise langfristig auch den Geldbeutel.

Trotzdem fallen Anschaffungskosten an. Je nach Model ist mit Kosten zwischen 8.000 und 15.000 Euro zu rechnen. Bei der Sanierung einer Bestandsimmobilie sorgt die Kombination beider Anlagen aber für eine günstigere energetische Bewertung des Gebäudes. Diese wiederum steigert den Wert der Immobilie.

Ein weiterer Vorteil liegt in den Möglichkeiten der umfassenden staatlichen Förderung. Beim Einbau einer Wärmepumpe unterstützt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Zuge der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit einer Förderung über 25 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Fördersatz steigt auf 35 Prozent, wenn die Wärmepumpe eine alte Heizung ersetzt. Seit Januar 2023 gibt es zudem einen Bonus von 5 Prozent bei der Förderung von Wärmepumpen, wenn diese mit einem natürlichen Kältemittel betrieben werden.

Durchatmen und wohlfühlen: Die Be- und Entlüftungsanlage sorgt jederzeit für frische Luft.
Foto: epr/allkauf haus

Fazit: Lohnt sich die Kombination von Wärmepumpe und Lüftungsanlage?

Ob sich die Kombination beider Systeme lohnt, ist vor allem vom Zustand der Immobilie abhängig. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollte immer ein Energieexperte zurate gezogen werden. Stimmen die Voraussetzungen, gewährleistet die Kombination von Wärmepumpe und Lüftungsanlage einen kontinuierlichen und somit energiesparenden Betrieb der Heizung. Da gewöhnliches Lüften über Fenster und Türen weitestgehend entfällt, muss die Heizung Wärmeverluste nicht mehr ausgleichen.

Zudem reduziert sich dank Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage die benötigte Gesamtenergie. Die bereits vorhandene Wärme wird optimal genutzt und das Raumklima optimiert. Somit verbessert die kombinierte Anlage nicht nur Effizienz und Nachhaltigkeit, sondern auch das Wohlfühlklima.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.