Mikroplastik im Körper: Kann es uns schaden?

Kleine Plastikteilchen auf einem Löffel
Foto: Adobe Stock

Mikroplastik, also kleine Kunststoffpartikel, sind häufig in Haushaltsprodukten und mittlerweile fast überall in der Umwelt zu finden. Auf verschiedenen Wegen können sie über unsere Nahrung auch in den menschlichen Körper gelangen. In einer ersten Studie wurde Mikroplastik sogar im menschlichen Blut nachgewiesen.

Aber wie gefährlich sind die kleinen Mikroplastikpartikel für uns und was bedeutet das für unsere Gesundheit? Und was können wir gegen Mikroplastik tun?

  1. Was ist Mikroplastik?
  2. Mikroplastik im menschlichen Körper
  3. Wie gefährlich ist Mikroplastik im Körper?
  4. Cradle meint: Vorsicht: ja, Panik: nein!
  5. So vermeiden Sie Mikroplastik

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Was ist Mikroplastik?

Blaues Kleidungsstück aus Polyesterfleece
Von solchen Kleidungsstücken wird Mikroplastik beim Waschen freigesetzt.
Foto: Ina Schmidt/GNF

Als Mikroplastik werden Partikel aus synthetischem Kunststoff bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Man geht davon aus, dass diese Partikel zwar weiter zerkleinert, aber nicht vollständig abgebaut werden können.

Mikroplastik entsteht beispielsweise,

  • wenn sich Kunststoffabfälle (wie Tüten, Flaschen und Verpackungen) zersetzen,
  • durch den Abrieb von Reifen oder beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern,
  • über zugesetzte Bindemittel oder Schleifkörper in Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika oder Medizinprodukten.

Inzwischen ist Mikroplastik fast überall in der Umwelt zu finden. Von Mülldeponien können die winzigen Partikel durch den Wind leicht verteilt werden. Aus dem Haushalt gelangen Mikroplastikpartikel vor allem über das Abwasser in Flüsse und Meere. Sie wurden unter anderem in Wasser-, Boden- und Luftproben sowie in tierischen Organismen nachgewiesen. So fand man Mikroplastik im Blut, Fett und Muskelgewebe von Meerestieren.

Lohnen sich Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine?

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Mikroplastik im menschlichen Körper

Mikroplastik ist heutzutage allgegenwärtig. So ist es nicht verwunderlich, dass Mikroplastik auch in den menschlichen Körper gelangt. Seit Mikroplastikpartikel in menschlichen Stuhlproben gefunden wurden, gilt es als gesichert, dass wir Mikroplastik mit der Nahrung aufnehmen. Beispielsweise wenn wir Fisch und anderen Meerestieren essen, aber auch über Lebensmittel, in denen sich Abrieb von Plastikverpackungen oder Flaschen befindet.

Im Jahr 2022 fanden Forscher der britischen Universität Hull erstmals Mikroplastikpartikel in der Lunge. Sie hatten das Lungengewebe von 13 operierten Patienten untersucht und wurden bei 11 von ihnen fündig. Das lässt darauf schließen, dass wir Mikropartikel auch über die Atmung aufnehmen.

Im selben Jahr wiesen Forscher der Freien Universität Amsterdam erstmals Mikroplastik in menschlichen Blutproben nach. Vermutlich gelangen die Kunststoffpartikel über die Schleimhäute des Verdauungstraktes oder der Atemwege ins Blut.

Mann mit Reagenzglas und Pipette
Mikroplastik lässt sich mittlerweile auch im menschlichen Blut nachweisen. Ob es die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, ist noch ungewiss.
Foto: Pexels/Ivan Samkov

Studie: Mikroplastik im Blut

Die Forschergruppe der Freien Universität Amsterdam untersuchte 22 Blutproben von Freiwilligen und fand in 17 davon Plastikrückstände. Am häufigsten fanden sie PET, das zum Beispiel in Getränkeflaschen enthalten ist, aber auch Polystyrol und Polyethylen, das in Verpackungen und Folien für Lebensmittel verwendet wird. Über Anzahl und Größe der Partikel kann die im Fachmagazin „Environment International“ veröffentlichte Studie » keine Aussagen machen, auch nicht darüber, ob sich das Mikroplastik im Körper anreichert.

Wie gefährlich ist Mikroplastik im Körper?

Mikroplastik im Körper: Partikel
Mikroskopaufnahme von Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk-Partikeln (EPDM). Dieser Kunststoff wird beispielsweise für Dichtungen in Wasserarmaturen und für Kabelummantelungen verwendet.
Foto: Hildebrandt et al

Mikroplastik im Blut könnte über das Gefäßsystem durch den Körper wandern, in verschiedene Organe gelangen oder sich an Proteine und Fette im Körper anlagern. Besorgniserregend wäre es, so die niederländischen Forscher, wenn die Kunststoffpartikel Immunzellen für ihren Transport durch das Gefäßsystem nutzen würden. Dies könnte unter Umständen die Immunregulation oder die Veranlagung für immunbedingte Krankheiten beeinflussen. Die Wissenschaftler weisen aber auch darauf hin, dass noch nicht klar ist, ob die Teilchen im Plasma oder in spezifischen Zellen, zum Beispiel Immunzellen, transportiert werden. Auch müssten erst größere Populationen auf Mikroplastik im Blut untersucht werden, denn die Amsterdamer Studie ist mit 22 Probanden recht klein.

Dass im Körper gespeichertes Mikroplastik für den Menschen potenziell gefährlich sein kann, legen auch Tierversuche, zum Beispiel mit Ratten, nahe. Ob sich diese aber auch auf den Menschen übertragen lassen, ist noch offen. So gibt es noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse dazu, ob Mikroplastikpartikel die Blut-Hirn-Schranke, also die Grenze zwischen Blut und zentralem Nervensystem, überwinden können. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) geht nach derzeitigem Kenntnisstand davon aus, dass dies bei Partikeln mit einer mittleren Größe von mehr als zwei Mikrometern nicht der Fall ist.

Bekannt ist auch, dass der Mensch über natürliche Mechanismen verfügt, um kleinste Partikel in den Schleimhäuten von Mund, Nase, Rachen oder Darm abzuwehren. So funktioniert zum Beispiel der Schutz vor versehentlich verschluckten Sandkörnern. Ob dies auch für Mikroplastik gilt, ist noch unklar.

Forschung: Wie kommt Mikroplastik in die Lunge?

Mikroplastik im Körper nachzuweisen ist eine Sache. Zu erklären, wie es dorthin gelangt, eine andere. Nach der Entdeckung von Plastikpartikeln in der Lunge von Patienten, die im Jahr 2022 operiert wurden, machte sich eine Gruppe von Physikern daran, diesen Weg nachzuvollziehen. Als Methode wählten sie die Computersimulation, gefüttert mit Daten über verschiedene Partikelgrößen und -formen. Das Ergebnis der Simulation: Mikropartikel sammeln sich vor allem in der Nasenhöhle und im Rachen, wo sie aufgrund der komplizierten Anatomie leicht hängen bleiben.

CRADLE meint: Vorsicht: ja, Panik: nein!

Plastikmüll mit PET-Flaschen
PET-Flaschen stehen schon lang e im Verdacht, eine Quelle von Mikroplastik zu sein.
Foto: Adobe Stock

Derzeit sind noch viele Fragen zu den Risiken von Mikroplastik im Körper offen. Grund zur Panik besteht nach derzeitigem Forschungsstand sicher nicht. Dennoch zeigt die Mikroplastikproblematik, dass wir der Entstehung und Verbreitung von Plastikmüll und der Verwendung von Mikroplastik entgegenwirken sollten. Die EU hat das erkannt und ein schrittweises Verbot von Mikroplastik in bestimmten Produkten ab Oktober 2023 auf den Weg gebracht.

Aber auch jeder Einzelne kann etwas gegen die Plastikflut tun. Mit Kleidung, die aus Naturmaterialien besteht, verringern wir den Eintrag von Mikroplastikpartikel ins Abwasser. Sinnvoll ist es, wenn möglich, auf Verpackungen und Getränkeflaschen aus Kunststoff zu verzichten.

Mikroplastik aus der Flasche

Eine Studie der Universität Münster hat in allen 38 untersuchten Wasserflaschen Mikroplastikpartikel gefunden, viele davon kleiner als ein rotes Blutkörperchen. Interessant dabei: Mehrwegflaschen aus Kunststoff enthielten mehr Partikel als PET-Einwegflaschen. Vermutlich begünstigt die bis zu 50-malige Wiederverwendung die Ablösung von Kunststoffpartikeln. Wer also Gesundheit und Umwelt schonen will, greift zur Glasflasche.

So vermeiden Sie Mikroplastik

Partikel aus Mikroplastik finden sich fast überall in der Umwelt, in Tieren und auch im Menschen. Sie stellen eine wachsende Gefahr für uns dar. Im Jahr 2022 wurde erstmals Mikroplastik in menschlichen Blutproben gefunden.

Dabei kann jeder mit dazu beitragen, dass weniger Mikroplastik entsteht und selbst das Risiko verringern, Mikroplastik aufzunehmen. Hier ein paar Anregungen:

  • Einwegplastik vermeiden: Verwenden Sie statt Plastiktüten, -flaschen oder -geschirr wiederverwendbare Alternativen wie Stofftaschen, Edelstahlflaschen oder Porzellangeschirr. Tipp: In diesem Artikel stellen wir nachhaltige Alternativen zum üblichen Einweg-Partygeschirr vor.
  • Augen auf bei Kosmetika: Vermeiden Sie Kosmetika und Waschmittel, die Mikroplastikpartikel enthalten. Alternativ können Sie auch einen Mikroplastikfilter für die Waschmaschine nutzen. Wie das geht, lesen Sie hier.
  • Kleidung bewusst kaufen: Bevorzugen Sie Kleidung aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Wolle oder Leinen. Diese natürlichen Stoffe bieten viele Vorteile und tragen dazu bei, dass unsere Kleidung umweltfreundlicher und nachhaltiger wird. Baumwolle ist beispielsweise ein atmungsaktives Material, das angenehm auf der Haut liegt und Feuchtigkeit gut absorbiert. Wolle hingegen ist wärmeregulierend und isolierend, was sie zu einer idealen Wahl für kalte Wintertage macht. Leinen wiederum ist besonders leicht und luftig, perfekt für den Sommer.
  • Verpackungsmüll reduzieren: Bevorzugen Sie Lebensmittel mit möglichst wenig Plastikverpackungen. In diesem Artikel haben wir die Vor- und Nachteile eines Unverpackt-Ladens beschrieben.
  • Plastik richtig entsorgen: Entsorgen Sie Plastikmüll ordnungsgemäß, um sicherzustellen, dass er recycelt werden kann.

Bakterien als Plastikfresser?

Recycling oder Müllvermeidung allein reichen nicht, um die Umwelt vor Schäden zu schützen. Doch wie lösen wir das Problem mit dem Plastikmüll im Meer? Forscher haben jetzt einen sensationellen Weg aus dem Dilemma gefunden. Sie wollen Bakterien und Pilze einsetzen, um Plastikmüll endgültig aus der Welt zu schaffen: Sie fressen den Plastik einfach auf. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel zu Bakterien als Plastikfresser »