Hitzeschutz fürs Haus: die wichtigsten Maßnahmen im Überblick

Von Sonnenlicht bestrahltes Haus, die Vorhänge an den Fenstern sind zugezogen
Foto: Pexels/Lukas Hartmann

Was tun gegen hohe Innenraumtemperaturen in heißen Sommern? Verschiedene Maßnahmen sind wichtig, wie eine optimale Gebäudeausrichtung, wärmedämmende Materialien und intelligente Sonnenschutzlösungen.

In diesem Beitrag:

  1. Warum kühle Wohnräume für die Wohngesundheit wichtig sind
  2. Worauf es bei der Planung ankommt
  3. Natürliche Bau- und Dämmstoffe für ein gesundes Wohnklima
  4. Mit den richtigen Fenstern Überhitzung vermeiden
  5. Intelligente Sonnenschutz-Lösungen für Innen und Außen
  6. Zuschüsse für mehr Hitzeschutz als Investition in die Zukunft

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Warum kühle Wohnräume für die Wohngesundheit wichtig sind

Frau blickt aus dem Fenster in die sonnige Umgebung
Im Frühjahr freut man sich noch über die ersten Sonnenstrahlen. Im Sommer kann die Hitze allerdings so stark werden, dass man sich nach Abkühlung sehnt.
Foto: Pexels/Tiana

Ein angenehmes Raumklima ist Grundvoraussetzung für unser Wohlbefinden. In besonders heißen Sommermonaten können überhitzte Räume zu Unwohlsein und sogar zu gesundheitlichen Problemen führen, wie zum Beispiel Dehydrierung oder Hitzschlag. Die Schlafqualität leidet bei höheren Temperaturen ebenfalls. Ein gut isoliertes Haus bleibt dagegen kühler und fördert so einen erholsamen Schlaf.

Für Menschen mit Atemwegserkrankungen oder Allergien können spezielle Fenster dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern, indem sie das Eindringen von Schadstoffen und Allergenen reduzieren. Sonnenschutzfolien schützen zudem vor UV-Strahlung, die die Haut schädigen kann. Nicht zuletzt reduziert eine gute Wärmeisolierung den Bedarf an Klimaanlagen und Ventilatoren, was nicht nur die Energiekosten senkt, sondern auch die Umwelt schont. Auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt den Hitzeschutz für Neubauten vor: Gemäß Paragraph § 14 ist dieser nach anerkannten Regeln der Technik sowohl bei der Planung als auch der Ausführung zu berücksichtigen.

Worauf es bei der Planung ankommt

Ein umfassender Wärmeschutz beginnt bereits in der Planungsphase, in der verschiedene Faktoren zu berücksichtigen sind – sei es für den Neubau eines Hauses oder die Sanierung eines Bestandsgebäudes. Eine optimale Gebäudeausrichtung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Räume, die nach Süden ausgerichtet sind, erhalten die meiste Sonneneinstrahlung. Aber auch Ost- und Westseiten können stark aufheizen. Horizontale Bauteile wie Dachüberstände, Vordächer und Balkone sind für diese Gebäudeseiten ein guter Sonnenschutz, die die direkte Sonneneinstrahlung verhindern.

Neben der Gebäudeausrichtung sind weitere Maßnahmen für kühle Innenräume zu bedenken, darunter:

  • wärmedämmende Baumaterialien und Dämmstoffe, insbesondere eine gute Wärmedämmung des Daches,
  • die Größe und Art der Fenster,
  • Sonnenschutzlösungen für innen und außen sowie
  • Bäume und Bepflanzungen.

Natürliche Bau- und Dämmstoffe für ein gesundes Wohnklima

Materialien mit einer hohen spezifischen Wärmekapazität, wie Mauerwerks- und Betonwände aber auch Bodenfliesen, können Wärme speichern und so zu einem ausgeglichenen Raumklima beitragen. Sie nehmen tagsüber große Mengen an Wärme auf und leiten sie nicht so schnell in die Innenräume weiter. In der Nacht, wenn die Temperaturen abkühlen, geben sie diese Wärme wieder ab. Dieser Effekt reduziert Schwankungen der Raumtemperatur. Auch Estrich oder ein Steinboden im Wohnbereich unterstützen den Hitzeschutz und wirken kühlend. Allerdings sollten die Materialoberflächen nicht durch Teppiche oder Möbel zugestellt werden.

Frau steht barfuß auf Fliesenboden im Bad
Ein Fliesen- oder Steinboden im Wohnbereich unterstützt den Hitzeschutz und wirkt kühlend. Allerdings sollten die Materialoberflächen nicht durch Teppiche oder Möbel zugestellt werden.
Foto: Pexels/Cottonbr

Gute Wärmedämmung als Grundvoraussetzung

Eine gute Wärmedämmung verhindert, dass Wärme von außen ins Gebäude eindringt. Besonders wichtig ist die Dämmung des Dachs, da die Sonneinstrahlung hier auf eine besonders große Fläche trifft. Dächer erreichen Temperaturen bis zu 80 Grad Celsius und die darunter liegenden Räume können sich im Sommer stark aufheizen. Bei der Dachdämmung ist auf eine luftdichte Ausführung zu achten, sodass Wärmebrücken vermieden werden. Vorteilhaft sind auch mehrlagig ausgeführte Bekleidungen aus Bauplatten.

Für den sommerlichen Hitzeschutz kommen zahlreiche natürliche Dämmstoffe infrage, die sich zugleich positiv auf die Wohngesundheit auswirken. Holzfaserdämmplatten zeichnen sich durch eine hervorragende Wärmeisolierung, Diffusionsoffenheit und einen guten Wärmeschutz aus. Zudem sind sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Auch Kork, Zellulose, Hanf, Schafwolle und Stroh sind aufgrund ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit, ihrer Feuchtigkeitsregulierung und ihrer Nachhaltigkeit gut geeignet. Diese Materialien schützen nicht nur effektiv vor Wärme, sondern tragen auch zu einem gesunden Raumklima bei.

Zu beachten ist hierbei der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient, kurz U-Wert: Je niedriger er ist, desto geringer ist der Wärmeverlust bzw. -gewinn durch die Außenbauteile.

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Auch begrünte Dächer und Fassaden sowie fassadennahe Bepflanzung können die Aufheizung der Gebäudehülle verringern. Helle Farben für Dächer und Fassaden wiederum reflektieren die Sonnenstrahlen und reduzieren ebenfalls die Wärmeaufnahme.

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Mit den richtigen Fenstern Überhitzung vermeiden

Die Größe und Art der Fenster sind keinesfalls zu unterschätzen. Große Fensterflächen lassen zwar viel Licht ins Innere, können aber auch zu einer starken Aufheizung führen. Der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) der Verglasung ist dabei ein zentraler Faktor. Er gibt an, wie viel Sonnenenergie von außen durch die Fensterscheibe nach innen gelangt. Je niedriger der g-Wert, desto besser ist der Hitzeschutz.

Sind Sonnenschutzfenster sinnvoll?

Spezielle Sonnenschutzfenster verfügen über eine niedrige Gesamtenergietransmission und reduzieren die durchgelassene Sonnenstrahlung erheblich. Bei ihnen sind eine oder mehrere Scheiben im Scheibenzwischenraum mit speziellen Materialien beschichtet, etwa mit Farbstoffen oder Metallen. Sie absorbieren oder reflektieren einen Teil der Sonnenstrahlen.

Starke Sonnenschutz-Beschichtungen in braunen oder blauen Farbtönen schützen besonders gut, können jedoch die Transparenz und Helligkeit im Innenraum reduzieren. In Wohngebäuden sollte die Beschichtung daher so gewählt werden, dass sie noch eine ausreichende Transparenz gewährleistet. Als Richtwert für die optische Transparenz und den Sonnenschutz kann bei Doppelverglasung ein g-Wert von 0,30 bis 0,40 dienen. Bei Dreifachverglasung liegt dieser Wert etwa 30 Prozent höher.

Intelligente Sonnenschutz-Lösungen für Innen und Außen

Arbeitszimmer, in das durch Blätter gedämpftes Licht hereinfällt
Bäume vorm Fenster sind ein hervorragender natürlicher Sonnenschutz. Im Winter und Frühjahr lassen sie sie gewünschte Sonne herein, im Sommer schirmt das Blattlaub die Sonne ab. Allerdings braucht es einige Jahre, bis sie groß genug sind und Schatten spenden – und dann auch nur auf eigenen Grundstücken.
Foto: Pexels/Charlotte May

Auch Sonnenschutzfolien können einen wertvollen Beitrag leisten, insbesondere bei älteren Fenstern. Durch ihre spezielle Beschichtung reflektieren sie einen Teil der Sonnenstrahlung und reduzieren so die Wärmeaufnahme im Innenraum. Allerdings ist bei der Montage darauf zu achten, dass die Folien spannungsfrei angebracht werden, um Schäden am Fensterglas zu vermeiden.

Eine weitere einfache, aber effiziente Möglichkeit besteht darin, die Sonneneinstrahlung bereits vor dem Eindringen in den Raum zu blockieren, beispielsweise durch außenliegende Jalousien, Rollläden und Markisen.

In den letzten Jahren haben sich zudem innovative Innenraumlösungen etabliert. Plissees aus speziellen Materialien, wie zum Beispiel beschichtetem PET, haben eine hohe Hitzebeständigkeit und lassen Sonne und Wärme draußen. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von beschichteten Innenrollläden.

Neben diesen passiven Maßnahmen können zur Kühlung auch aktive Systeme wie Klimaanlagen oder Wärmepumpen mit Kühlfunktion eingesetzt werden, wobei jedoch deren Energieverbrauch zu beachten ist. Alternativen sind Ventilatoren oder die Nutzung natürlicher Belüftungsmöglichkeiten. Eine intelligente Steuerung von Sonnenschutz, Lüftung und Klimaanlage über Smart-Home-Systeme macht eine automatisierte Anpassung an wechselnde Außenbedingungen möglich.

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Zuschüsse für mehr Hitzeschutz als Investition in die Zukunft

Vor dem Bau bzw. der Sanierung lohnt es sich, Fördermöglichkeiten zu prüfen und so gegebenenfalls Kosten zu sparen. Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können beispielsweise Maßnahmen zur Installation oder zum Austausch von außenliegendem Sonnenschutz gefördert werden. Dazu zählen Rollläden, Außenjalousien, Fenster- und Terrassenmarkisen, inklusive entsprechender Steuerungen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst unter anderem Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle, etwa die Dämmung von Wänden, Dach-, Geschoss- und Bodenflächen. Hier finden Sie nähere Informationen zum Förderprogramm »

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt ebenfalls zinsgünstige Kredite für den sommerlichen Hitzeschutz.

Durch diese Fördermöglichkeiten können Bauherren und Sanierer ihre Investitionskosten für Wärmeschutz-Lösungen deutlich reduzieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz und zum Wohlbefinden in ihren Wohnräumen leisten.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.

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