Praktische Tipps: So reduzieren Sie Elektrosmog
Raus mit dem Elektrosmog ! Wie riskant elektromagnetische Felder von Geräten und Kabeln, Handys und Funkmasten für die Gesundheit sind, ist umstritten. Doch gerade in der eigenen Wohnung kann man viel tun, um ihren Einfluss vorsorglich stark zu reduzieren.
In diesem Artikel:
Elektrosmog im eigenen Zuhause
Wir alle werden fast ständig von verschiedensten elektromagnetischen Feldern und Signalen umschwirrt, ohne sie sinnlich wahrnehmen zu können. Sie sind unsichtbar, erzeugen kein Gefühl auf der Haut, geben keine Gerüche ab und auch keine Geräusche. Nur gelegentlich kann ein störendes Knattern und Brummen im Lautsprecher zeigen, dass der „Feldsalat“ von Handys und ihren Masten, schnurlosen Telefonen, WLAN-Netzen und sämtlichen elektrischen Geräten permanent präsent ist – und auch mal unerwünschte Effekte auslösen kann.
Allein dieses Gefühl, selbst im eigenen Zuhause solchen unsichtbaren Kräften ausgeliefert zu sein, kann belasten und sogar krank machen. Doch gibt es schädliche Wirkungen, die darüber hinausgehen? Viele Menschen sind überzeugt, dass der „Elektrosmog“ ihren Schlaf stört und bei ihnen Beschwerden wie starke Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit auslöst. Überraschend wäre das nicht, schließlich funktionieren fast alle Vorgänge in lebenden Organismen über elektrische Spannungsänderungen; sämtliche Nervensignale, der Herzschlag, die Energieversorgung der Zellen.
Doch wie groß das Risiko elektromagnetischer Strahlen und Felder tatsächlich ist, wird von Experten durchaus unterschiedlich bewertet und muss zudem für jeden Frequenzbereich einzeln betrachtet werden. Einig sind sich alle zumindest in einem Punkt: „Man sollte die Exposition so gering wie möglich halten“, sagt etwa die Biologin Dr. Gunde Ziegelberger, Leiterin der Arbeitsgruppe Elektromagnetische Felder beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). „Und gerade bei den stärksten Einflüssen kann jeder selbst ganz viel tun.“
Strahlungsquelle Internetrouter: So lässt sie sich stark reduzieren
Wenn Messtechniker wie Johannes Schmidt, Referent am Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit in Rosenheim, ihre Prüfgeräte einschalten, geben sich die verborgenen elektromagnetischen Felder zu erkennen. So weist ein Knattern darauf hin, dass der WLAN-Router eingeschaltet ist. Der arbeitet mit hochfrequenten Signalen, die nicht gleichbleibend senden, sondern gepulst.
Umweltmediziner und Baubiologen sehen das kritisch: „Es gibt Hinweise, dass solche gepulsten Signale den Herzrhythmus negativ beeinflussen können“, so Schmidt. „Versuchen zufolge kann sich das Herz auf den Takt des Routers einschwingen, statt variabel dem eigenen Rhythmus zu folgen.“
Da Fritzbox & Co. permanent senden, ist die potenzielle Belastung in der Wohnung hoch. Was viele Nutzer nicht wissen; Sie lässt sich deutlich reduzieren – bei gleichbleibendem Komfort. Schmidt erläutert, welche Möglichkeiten es gibt:
- Datenkabel statt WLAN in der Wohnung verlegen – das geht auch nachträglich, entweder als Aufputzleitung oder in oft bereits vorhandene Leerrohre.
- Zusätzlich lassen sich sogenannte Femtozellen in den Zimmern errichten – das sind nur dort aktive WLAN-Netze, die mit äußerst geringer Sendeleistung auskommen und sich nach Bedarf einzeln aktivieren und deaktivieren lassen.
- Die Strahlungsintensität des Routers lässt sich manuell deutlich verringern, ohne dass sich Datenladegeschwindigkeit und Empfang verschlechtern. Für kleinere Wohnungen reichen meist 6 Prozent der ab Werk eingestellten vollen Sendeleistung. Für eine weitere Abdeckung (zum Beispiel inklusive Garten) muss man ausprobieren, wie weit sich die Sendeleistung des Routers reduzieren lässt. Diese lässt sich in den Grundeinstellungen ändern.
- Abends sollte der Router ausgeschaltet werden, entweder manuell oder automatisch (ebenfalls über die Grundeinstellungen). So lässt er die Bewohner wenigstens im Schlaf unbehelligt. „Die Nachtruhe dient der Regeneration, deshalb sollten Menschen in dieser Zeit besonders geschützt sein“, sagt der Baubiologe Schmidt.
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Schnurlostelefone und Babymonitore
Auch Schnurlosgeräte senden hochfrequente gepulste Signale – und zwar beim üblichen DECT-Standard sogar dann, wenn sie nicht benutzt werden.
- Geräte mit „Eco-DECT“-Standard senden nur während des Telefonats, zudem ist die Sendeleistung um 90 Prozent reduziert – was meist völlig ausreicht. Bei Geräten mit „Eco-Mode +“ strahlt auch die Basisstation nicht, wenn nicht telefoniert wird. Wichtiger Hinweis von Johannes Schmidt: „Dieser Modus muss allerdings auch aktiviert sein.“
- Bei Babyphonen statt eines DECT-Modells lieber ein analoges Gerät wählen und mindestens zwei Meter Abstand zum Kind einhalten.
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Elektrosmog von Handystrahlen
Obwohl auch Fernseh- und Radioprogramme über elektromagnetische Signale in die eigene Wohnung gelangen, sind es vor allem Sendemasten für Handys, die von vielen skeptisch betrachtet werden. „Es gibt jedoch bisher keine nachgewiesene Wirkung, die geltende Grenzwerte infrage stellen würde“, fasst die Biologin Ziegelberger den Stand der Forschung zu den Mobilfunkstrahlen zusammen.
Dabei wurde in etlichen Studien sogar untersucht, wie diese auf Menschen wirken, die sich selbst als elektrosensibel einstufen. In einer Untersuchung bewerteten sie ihre Schlafqualität, die zugleich per EEG dokumentiert wurde, während sie unter einem schützenden Baldachin lagen. Sowohl die subjektiven als auch die objektiven Aufzeichnungen zeigten, dass die Schlafqualität unabhängig davon war, ob der Baldachin die Probanden wirklich oder nur scheinbar von den Strahlen abschirmte.
In einer anderen Studie wurde ein norddeutsches Dorf im Funkloch mit einem neuen Sendemasten ausgestattet. Es zeigte sich sowohl in den Protokollen als auch im EEG; Wer sich über die Strahlung Sorgen machte, schlief messbar schlechter – aber die Schlafqualität war unabhängig davon, ob die Station sendete oder ausgeschaltet war.
Wichtiger als die ziellosen Mobilfunkstrahlen in der Umgebung sind jedoch die, welche direkt mit dem eigenen Gerät ausgetauscht werden. Dadurch entstehen direkt am Körper die höchsten Feldstärken, denen Menschen im Alltag ausgesetzt sind. Die wichtigste Sorge ist die vor der tumorfördernden Wirkung. „Bislang gibt es keinen Nachweis, dass Mobilfunkstrahlung Krebs auslösen kann. Gerade in Bezug auf langjährige, intensive Handynutzung können wir es aber nicht sicher ausschließen, denn viele Tumoren haben eine lange Latenzzeit“, sagt Gunde Ziegelberger. Wer das Handy bewusst nutzt, kann viel für den eigenen Schutz tun.
Empfehlung zur Reduktion von Elektrosmog
- Den ständig im Hintergrund laufenden Funkverkehr drastisch reduzieren und WLAN, GPS und/oder Datenverkehr nur einschalten wenn nötig. Nachts können Sie mit dem Flugmodus sogar alle Funksignale des eigenen Geräts kappen und es trotzdem zum Beispiel als Wecker benutzen.
- Abstand halten, also beispielsweise Freisprecheinrichtungen nutzen. Das gilt vor allem bei schlechtem Empfang; Die höchsten Feldstärken entstehen, wenn das Gerät eine Verbindung sucht und der nächste Mast schlecht erreichbar ist.
- Handy nutzen, dessen SAR-Wert (Maß für die Strahlungsintensität) möglichst weit unter dem Grenzwert von 2,0 Watt pro Kilogramm (W/kg) liegt.
Welchen Effekt haben elektromagnetische Felder?
Die gute Nachricht zuerst: Hochspannungsleitungen in der Nähe des Hauses sind laut BfS unbedenklich. Bei dem gelegentlich hörbaren Knistern und Summen handelt es sich um Entladungen, zu denen es bei feuchtem Wetter kommen kann. Für den Menschen sind sie unschädlich.
Im Hinblick auf den Strahlenschutz ist etwas anderes wichtiger: „Die Stärke des elektromagnetischen Feldes nimmt mit jedem Meter stark ab“, sagt Ziegelberger. Dagegen wirken die Felder all der elektrischen Geräte in jeder Wohnung durchaus auf die Bewohner ein. „Es handelt sich um ein niedriges Frequenzspektrum, das aber gerade im Bereich dessen liegt, was die Zellen in einem lebenden Organismus auch nutzen“, sagt der Baubiologe Johannes Schmidt.
Sich dem völlig zu entziehen, ist in einem Land wie Deutschland fast unmöglich, doch wenigstens der Bettplatz sollte so weit wie möglich frei von den elektromagnetischen Feldern und Wellen sein. „Schließlich halten wir uns an keinem anderen Ort so viele Stunden hintereinander auf“, sagt Schmidt. Zudem wird diskutiert, dass Felder und Wellen die Produktion des Hormons Melatonin beeinflussen und so den Schlaf beeinträchtigen könnten.
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Gunde Ziegelberger vom BfS beschäftigt etwas anderes mehr: „Epidemiologische Studien geben teils Hinweise auf einen Zusammenhang von niederfrequenten Feldern und Leukämie im Kindesalter“, berichtet sie. In diesen Studien lag die Belastung der von Leukämie betroffenen Kinder mit 0,3 bis 0,4 Mikrotesla bis zu viermal höher als das Hintergrundlevel. Wegen der geringen Fallzahlen ist jedoch bisher nicht bewiesen, ob es sich um einen ursächlichen Zusammenhang handelt. „Bislang konnte das in experimentellen Studien nicht bestätigt werden“, so die Expertin Ziegelberger. Es laufen jedoch derzeit mehrere Studien, die genau diese Frage untersuchen.
Die Physik hinter Elektrosmog
Strahlen und Felder sind eigentlich Schwingungen, die man sich wie Wellen vorstellen kann. Tatsächlich sind sie (unter anderem) durch ihre „Wellenlänge“ charakterisiert, genauer; wie dicht die Spitzen der Wellenberge aufeinanderfolgen.
Das Maß dafür ist die Frequenz, die gemessen in Hertz (Hz) die Anzahl der Spitzen pro Sekunde angibt. Sendemasten und Empfangsgeräte senden hochfrequente Signale aus, während durch den Hausstrom niederfrequente elektromagnetische Felder entstehen.
Die Stärke aller elektromagnetischen Felder wird in Tesla gemessen. Dabei gelten 0,1 Mikrotesla (µT) beziehungsweise 100 Nanotesla (nT) als „Hintergrundlevel“ für die durch elektrische Geräte verbreiteten Felder. Das Erdmagnetfeld hat hierzulande eine Stärke von etwa 48 µT.
Geschützter Schlaf – so geht’s
Wer auf die Ergebnisse nicht warten will, hat verschiedene Möglichkeiten, die Schlafplätze der Wohnung vor Elektrosmog zu schützen:
- Keine elektrischen Geräte nah am Bett betreiben. Wichtig: Das gilt auch für solche, die sich auf der anderen Seite der Schlafzimmerwand befinden, vor allem, wenn diese auch nachts laufen, zum Beispiel der Kühlschrank.
- Manche Geräte wie Nachttischlampen erzeugen sogar dann ein Feld, wenn sie ausgeschaltet und nur an eine stromführende Steckdose angeschlossen sind. Einen Ausweg bieten sogenannte Netzfreischalter, die man im Sicherungskasten einbauen lassen kann. „Das bedeutet: Wenn der letzte Stromverbraucher – meist die Nachttischlampe – ausgeknipst wird, schaltet die Stromversorgung auf 12 V Gleichstrom um, die für den Körper unbedenklich sind“, erläutert Schmidt. „Schaltet man ein Gerät ein, ist die volle Leistung sofort wieder da.“ Ein Messtechniker sollte vorab prüfen, welche Stromkreise Einfluss auf den Bettplatz haben.
- Sollten die Strahlenquellen beim Nachbarn liegen, gibt es Möglichkeiten der Abschirmung, die jedoch der Fachmann planen und überprüfen sollte.
- Verbannen Sie Geräte mit Transformatoren, beispielsweise Niedervoltlampen, möglichst aus Ihrer Wohnung – sie können im Nahbereich von rund einem Meter starke magnetische Felder verursachen.
Manchmal kann sogar das Bett selbst zur Störquelle werden. Häufig sind die Federkerne von Matratzen magnetisiert, manchmal auch andere Metallteile am Bett oder den Lattenrosten. Erkennbar sind die magnetischen Gleichfelder daran, dass z. B. ein auf dem Bett liegender Kompass sie anzeigt. Als Gegenmaßnahme hilft nur, weitgehend metallfreie Betten und Matratzen zu kaufen.
Text: Kirsten Segler mit fachlicher Beratung von Johannes Schmidt und Dr. Gunde Ziegelberger
Bilder: Unsplash und Pixabay
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