Elektrosmog durch Smart Home - Risiken und Empfehlungen

Was ist ein Smart Home und mit welchen Risiken ist es verbunden? Wir zeigen Ihnen, wie Sie ein gesünderes Smart Home mit einem geringeren Strahlungsrisiko einrichten können.

In diesem Artikel:

  1. Strahlungsbelastung durch Smart Home
  2. Gesundheitsrisiken durch Funk
  3. Baubiologische Empfehlungen

Ein Beitrag unserer Redaktion.

Strahlungsbelastung durch Smart Home

Unsere Häuser werden immer "smarter" – Geräte und Installationen funken oder haben smarte Funktionen, um sie zu kontrollieren und zu steuern. Haushaltsgeräte, Multimediageräte, Beleuchtung, Installationen oder Haustechnik interagieren miteinander und können oft auch aus der Ferne gesteuert werden. Der dafür erforderliche Datenaustausch erfolgt sehr häufig per Funk, wobei Smartphones oder Tablets oft als ‘Fernbedienung’ fungieren.

es handelt sich um das Konzept der Home Automation

Es ist zudem Trend, Sendemodule in mehr oder minder jedes Gerät im Haus einzubringen. Einige Anwendungen sind praktisch und sinnvoll, zum Beispiel optimiertes oder automatisiertes Heizen oder Lüften. Vieles ist allerdings aus baubiologischer Sicht nachteilig.

Smart Home-Anwendungen gibt es in vielen verschiedenen Bereichen, beispielsweise bei Alarmsystemen, zur Heizung, Belüftung, Verschattung, aber auch häufig im Entertainment-Bereich, beispielsweise bei Elektronikgeräten, Beleuchtung, TV, Audio und Spielen.

Bei Komplettsystemen ist eine Zentraleinheit nötig, welche oft Router, Zentrale oder Gateway genannt wird. Diese kann ein Dauersender sein, muss es aber nicht. Bei Einzelanwendungen hingegen gibt es häufig nur Kontakt zwischen zwei Sendern (beispielsweise zwischen Funkschalter und Lampe oder dem Smartphone und der Kaffeemaschine). Oft, aber nicht immer, ist der Kontakt nur aktionsgesteuert und damit selten funkend.

Elektrosmog im Alltag: mögliche Anwendungen in einem Smart Home
Elektrosmog im Alltag: Mögliche Strahlungsquellen im Haushalt (Bild: diagnose:funk)

Arten der Datenübertragung

  1. Übertragung über Datenkabel. Dabei treten in der Regel keine elektromagnetischen Belastungen auf
  2. Übertragung über Stromleitungen (dLAN, Powerline). Die Strahlungsstärken sind dadurch meist geringer als bei vielen Funksystemen
  3. Übertragung per Funk

Gesundheitsrisiken durch Funk

Risiken durch Funk eines smarten Gebäudes

Risiken durch Funk sind seit Jahren bekannt, sowohl aus der baubiologischen Praxis wie auch durch diverse Studien. Auch bei einem Smart Home bestehen diese Risiken.

Die WHO hat 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder in die Gruppe 2B krebserzeugender Substanzen eingestuft. Die medizinische EUROPAEM EMF-Leitlinie forderte 2016 niedrige Werte für WLAN, DECT und Mobilfunk, die den baubiologischen Richtwerten weitgehend entsprechen. Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz mahnt: „Wo man Dauerbelastungen durch elektromagnetische Felder herabsetzen kann, da sollte man es tun.“

Weitere Smart Home Risiken

Neben Funkbelastungen werden des Weiteren die Themen Datenschutz und Sicherheit diskutiert – denn bei einem Smart Home besteht das Risiko, in seinen eigenen vier Wänden ‘gläsern’ zu werden.

Außerdem könnten Kriminelle Zugriff auf hausinterne Geräte und Dienste bekommen.

Auch der Stromverbrauch wird offenbar zu einem Problem: Laut einer aktuellen BUND-Studie sind europaweit langfristig 70 TWh pro Jahr für den zusätzlichen Stromverbrauch bei ‘smarten’ Küchen- und Haushaltsgeräten sowie der Beleuchtung zu erwarten – deutlich mehr als die Stromerzeugung aller deutschen Windkraftanlagen 2013.

Baubiologische Empfehlungen für ein gesünderes Smarthome

  • Vor dem Kauf von ‘smarten’ Geräten oder Smart Home-Komponenten überprüfen, was diese tun, insbesondere ob und wann sie funken (Leistung, Dauer, Häufigkeit) – im Zweifel sollten Sie dies nachmessen.
  • Möglichst nur leitungsgebundene Geräte und Funktionen einsetzen.
  • Bei Neu- oder Umbauten Netzwerk-, BUS- oder sonstige Datenkabel verlegen.
  • Funkende Geräte und Komponenten sollten nur kurz und schwach senden, also aktionsgesteuert (wie beim Einschalten eines Gerätes) beziehungsweise nur, wenn eine Aktivität im System notwendig ist und entsprechende Daten übermittelt werden müssen
  • Keinesfalls funkende Geräte und Systeme verbauen, die nicht auszuschalten sind (zum Beispiel Beleuchtungen oder Alarmsysteme).
  • ‘Smarte’ Geräte, die an hauseigene WLAN- oder DECT-Netze angebunden sind, können dauerstrahlen. WLAN-Router, -Repeater und -Access Points sollten zumindest nachts bzw. immer bei Nichtgebrauch abschaltbar sein. Des Weiteren sollte deren Reichweite/Sendeleistung möglichst gering eingestellt werden
  • Baubiologisch akzeptable Systeme scheinen hier nach aktuellem Wissenstand am ehesten mit Anbietern wie beispielsweise HomeMatic, EnOcean oder KNX-RF realisierbar

Smart Home ganz ohne Funk ist schwierig, denn viele smarte Anwendung würden dann nicht mehr möglich sein. Smart Home ohne Dauerfunk ist aber sicher möglich, da sehr viele ‘smarte’ Steuerungen kabelgebunden bzw. mit nur kurzen Funkimpulsen umgesetzt werden können. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten und Systeme.

Text: Manfred Mierau
Bilder, wenn nicht anders gekennzeichnet: Pixabay