Smart Home - Risiken und Empfehlungen

Was ist ein Smart Home und mit welchen Risiken ist es verbunden? Wir stellen das Konzept der Hausautomation vor und zeigen Ihnen anschließend, wie Sie ein gesünderes Smart Home einrichten können.

In diesem Artikel:

  1. Das Smart Home
  2. Anwendungsbereiche und -beispiele
  3. Arten der Datenübertragung
  4. Gesundheitsrisiken durch Funk
  5. Weitere Risiken
  6. Baubiologische Empfehlungen

Ein Beitrag unserer Redaktion.

Das Smart Home

Unsere Häuser werden immer ‘smarter’ – Geräte und Installationen funken oder haben ‘smarte’ Funktionen, um sie zu kontrollieren und zu steuern. Doch wer gesundheitlich vorsorgt, reduziert so die Belastung durch Funk.

Beim Smart Home geht es um eine neue Generation der Hausautomation. Haushaltsgeräte, Multimediageräte, Beleuchtung, Installationen oder Haustechnik interagieren miteinander und können oft auch aus der Ferne gesteuert werden. Der dafür erforderliche Datenaustausch erfolgt sehr häufig per Funk, wobei Smartphones oder Tablets oft als ‘Fernbedienung’ fungieren.

es handelt sich um das Konzept der Home Automation

Es ist zudem Trend, Sendemodule in mehr oder minder jedes Gerät im Haus einzubringen. Einige Anwendungen sind praktisch und sinnvoll, zum Beispiel optimiertes oder automatisiertes Heizen oder Lüften. Vieles ist allerdings schlicht riskant und aus baubiologischer Sicht abzulehnen.

Der Begriff Smart Home umfasst sehr viele verschiedene Geräte, Systeme und Anwendungen. Von einfachen Geräten aus dem Discounter bis hin zu hoch komplexen Systemen aus dem Fachhandel ist alles dabei. Es gibt komplette Hausvernetzungen, aber auch Einzelanwendungen.

Bei Komplettsystemen ist eine Zentraleinheit nötig, welche oft Router, Zentrale oder Gateway genannt wird. Diese kann ein Dauersender sein, muss es aber nicht. Bei Einzelanwendungen hingegen gibt es häufig nur Kontakt zwischen zwei Sendern (beispielsweise zwischen Funkschalter und Lampe oder dem Smartphone und der Kaffeemaschine). Oft, aber nicht immer, ist der Kontakt nur aktionsgesteuert und damit selten funkend.

 

Smart Home Anwendungsbereiche und -beispiele

Grob zusammengefasst gibt es vier Bereiche bei Smart Home-Anwendungen mit verschiedenen Beispielen:

  • Sicherheit: z.B. Überwachung, Alarmsysteme, Warnmelder, Zugangskontrollen
  • Energie und Klima: z.B. Heizung, Belüftung, Verschattung
  • Komfort: z.B. Haushalt, Elektronikgeräte, Beleuchtung
  • Entertainment: z.B. TV, Audio, Spiele


Viele Installationen können ‘smart’ sein, von Alarmanlagen bis zu Lichtschaltern. Im Entertainment-Bereich werden mittlerweile sogar sehr viele Geräte miteinander verbunden. Selbst Haushaltsgeräte haben schon ‘smarte’ Funktionen. Schließlich gibt es noch diverse und teilweise kuriose ‘smarte’ Geräte: Spielzeuge und Spielekonsolen, Smartwatches, Hörgeräte, Kleidung mit Fitnesskontrolle, Windeln, Tampons, elektrische Zahnbürsten, Toilettensitze, Duschköpfe oder Katzen-/Hunde-Klappen und -Funkchips (im Halsband oder implantiert).

Elektrosmog im Alltag: mögliche Anwendungen in einem Smart Home
Elektrosmog im Alltag: Mögliche Strahlungsquellen im Haushalt (Bild: diagnose:funk)

Weitere ergänzende Anwendungen:

  • internetbasierte Sprachassistenten wie Alexa, Siri sowie Google Assistant, welche als Schnittstelle zu den ‘smarten’ Geräten dienen
  • Smartmeter, also ‘intelligente’ Stromzähler zur Erfassung und Weiterleitung von Strom- und anderen Hausdaten an Versorgungsunternehmen
  • Anbindungen an Cloud-Dienste

Arten der Datenübertragung

  1. Übertragung über Datenkabel. Dabei treten in der Regel keine elektromagnetischen Belastungen auf
  2. Übertragung über Stromleitungen (dLAN, Powerline). Die Strahlungsstärken sind dadurch meist geringer als bei vielen Funksystemen
  3. Übertragung per Funk

Gesundheitsrisiken durch Funk

Risiken durch Funk eines smarten Gebäudes

 

                                                                                                                                                      Risiken durch Funk sind seit Jahren bekannt, sowohl aus der baubiologischen Praxis wie auch durch diverse Studien. Auch bei einem Smart Home bestehen diese Risiken.

Die WHO hat 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder in die Gruppe 2B krebserzeugender Substanzen eingestuft. Die medizinische EUROPAEM EMF-Leitlinie forderte 2016 niedrige Werte für WLAN, DECT und Mobilfunk, die den baubiologischen Richtwerten weitgehend entsprechen. Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz mahnt: „Wo man Dauerbelastungen durch elektromagnetische Felder herabsetzen kann, da sollte man es tun.“

 

Weitere Smart Home Risiken

Neben Funkbelastungen werden des Weiteren die Themen Datenschutz und Sicherheit diskutiert – denn bei einem Smart Home besteht das Risiko, in seinen eigenen vier Wänden ‘gläsern’ zu werden.

Außerdem könnten Kriminelle Zugriff auf hausinterne Geräte und Dienste bekommen.

Auch der Stromverbrauch wird offenbar zu einem Problem: Laut einer aktuellen BUND-Studie sind europaweit langfristig 70 TWh pro Jahr für den zusätzlichen Stromverbrauch bei ‘smarten’ Küchen- und Haushaltsgeräten sowie der Beleuchtung zu erwarten – deutlich mehr als die Stromerzeugung aller deutschen Windkraftanlagen 2013.

Baubiologische Empfehlungen

  • Vor dem Kauf von ‘smarten’ Geräten oder Smart Home-Komponenten überprüfen, was diese tun, insbesondere ob und wann sie funken (Leistung, Dauer, Häufigkeit) – im Zweifel sollten Sie dies nachmessen
  • Möglichst nur leitungsgebundene Geräte und Funktionen einsetzen
  • Bei Neu- oder Umbauten Netzwerk-, BUS- oder sonstige Datenkabel verlegen
  • Funkende Geräte und Komponenten sollten nur kurz und schwach senden, also aktionsgesteuert (wie beim Einschalten eines Gerätes) beziehungsweise nur, wenn eine Aktivität im System notwendig ist und entsprechende Daten übermittelt werden müssen
  • Keinesfalls funkende Geräte und Systeme verbauen, die nicht auszuschalten sind (zum Beispiel Beleuchtungen oder Alarmsysteme)
  • Baubiologisch akzeptable Systeme scheinen hier nach aktuellem Wissenstand am ehesten mit Anbietern wie beispielsweise HomeMatic, EnOcean oder KNX-RF realisierbar
  • ‘Smarte’ Geräte, die an hauseigene WLAN- oder DECT-Netze angebunden sind, können dauerstrahlen. WLAN-Router, -Repeater und -Access Points sollten zumindest nachts bzw. immer bei Nichtgebrauch abschaltbar sein. Des Weiteren sollte deren Reichweite/Sendeleistung möglichst gering eingestellt werden

Smart Home ganz ohne Funk ist schwierig, denn viele ‘smarte’ Anwendung würden dann nicht mehr möglich sein. Smart Home ohne Dauerfunk ist aber sicher möglich, da sehr viele ‘smarte’ Steuerungen kabelgebunden bzw. mit nur kurzen Funkimpulsen umgesetzt werden können. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten und Systeme.

Text: Manfred Mierau
Bilder, wenn nicht anders gekennzeichnet: Pixabay