Biogasanlage für Zuhause: Lohnt sich das?
Was im großen Maßstab möglich ist, funktioniert auch im Kleinen: eine Biogasanlage für Zuhause macht’s möglich. Hier erfahren Sie, wie es möglich ist, organische Abfälle in Biogas umzuwandeln und den Garten mit hochwertigem Dünger zu versorgen.
Aber Achtung: Eine solche Mini-Biogasanlage ist nicht für jeden etwas. Hier erfahren Sie, ob und für wen sich eine solche Mini-Biogasanlage lohnt.
- Welche Mini-Biogasanlagen fürs Einfamilienhaus gibt es?
- Wie funktioniert eine Biogasanlage für Zuhause?
- Vorteile von Mini-Biogasanlagen
- Aufbau der Biogasanlage für Zuhause
- Biogasanlage für Zuhause: Für wen lohnt sich das überhaupt?
- Fazit: Biogasanlagen fürs Zuhause – eine gute Idee, aber nicht für jeden
Welche Mini-Biogasanlagen fürs Einfamilienhaus gibt es?
Wer an Biogasanlagen denkt, hat unwillkürlich gigantisch große Silos vor Augen. Aber tatsächlich kann man auch Biogas zu Hause erzeugen − mit Mini-Biogasanlagen lassen sich Lebensmittelabfälle, Tierexkremente und sogar Toilettenrückstände, die im Haushalt anfallen, in Biogas umwandeln.
So hat beispielsweise der israelische Hersteller Homebiogas ein System entwickelt, das auf relativ kleiner Fläche die Biogasproduktion im eigenen Garten nachbilden kann.
Wie funktioniert die Biogasanlage für Zuhause?
So sieht die Biogasanlage für Zuhause aus. Mittelpunkt des Ganzen ist die große Gärkammer, die zum Start mit einer Aktivierungsflüssigkeit aus Kuh- oder Pferdemist und Wasser gefüllt wird. Dadurch gelangen die notwendigen Bakterien in die Gärkammer, die fortan aus den organischen Abfällen Biogas produzieren.
Über den Fronttrichter füllen Sie täglich alle anfallenden Speisereste, tierischen oder menschlichen Exkremente ein. Das organische Material sammelt sich unten, während die Gase (nach dem Passieren eines Filters) in den oberen Teil aufsteigen.
Durch den entstehenden Druck wird das Biogas über eine Zuleitung in den mitgelieferten Gaskocher geleitet. Dieser kann entweder im Garten oder in der nahe gelegenen Küche mit dem selbst erzeugten Biogas betrieben werden.
Als Nebenprodukt entsteht ein hochwertiger Flüssigdünger, den Sie zur Düngung Ihres Gartens oder für den eigenen Obst- und Gemüseanbau verwenden können.
Vorteile von Mini-Biogasanlagen
Auch wenn die Befüllung nichts für zartbesaitete Gemüter ist: Richtig eingesetzt, ergibt sich mit der eigenen Biogasanlage ein guter Kreislauf, bei dem kaum Abfall entsteht, keine Betriebskosten anfallen und keine Energie aus fossilen Quellen benötigt wird − im privaten, kleinen Rahmen.
Organische Abfälle und Lebensmittelüberschüsse werden in Heizgas und Dünger umgewandelt. Das ist auch ein Schritt hin zu mehr Autarkie: Mit dem Dünger bauen Sie Ihr eigenes Gemüse an oder düngen Ihre Gartenpflanzen, kochen anschließend mit dem Gas aus der Biogasanlage.
Was ist besser: Biogas oder Kompostierung?
Die Deutsche Umwelthilfe hat nachgerechnet: Aus einer Tonne Bioabfall entstehen in 10−12 Wochen ...
- etwa 350 bis 450 Kilogramm Kompost. Dieser Kompost kann etwa 10 Kilogramm industriell hergestellten Kunstdünger ersetzen.
- bis zu 130 Kubikmeter Biogas, das etwa 78 Liter Heizöl ersetzt.
Warum also nicht gleich die organischen Abfälle in Dünger umwandeln?
Ganz einfach: Das entstehende Gas entweicht bei der Kompostierung in die Atmosphäre − und kann nicht zur Energiegewinnung genutzt werden. Außerdem entstehen bei der aeroben Vergärung, also unter Einwirkung von Sauerstoff, Fäulnisgerüche, die unangenehm sind. Biogas entsteht unter anaeroben Bedingungen, also unter Luftabschluss.
Aufbau der Biogasanlage für Zuhause
Der Aufbau einer solchen Biogasanlage ist relativ einfach und sollte mit zwei Erwachsenen möglich sein. Der gesamte Bausatz wird in einem großen Paket geliefert. Die Anlage sollte nur im Freien auf einem festem Untergrund an einer Stelle aufgestellt werden, an der die Biogasanlage möglichst viel Sonnenlicht abbekommt.
Um die Wärmeentwicklung zusätzlich anzutreiben, besteht die Außenhülle aus (recycelbaren) schwarzem Kunststoff. Während der untere Teil der Biogasanlage für den Hausgebrauch stabil steht, ist der obere Teil zunächst noch weich - denn hier wird sich in Zukunft das erzeugte Biogas sammeln und den oberen Teil in die Höhe treiben.
Um den Prozess in Gang zu setzen, wird je nach Größe der Anlage eine bestimmte Menge Stallmist, der im Verhältnis 1:1 mit Wasser vermischt wurde, in den Behälter gefüllt. Nach etwa vier Wochen entsteht das erste Biogas, das über den angeschlossenen Schlauch mithilfe des Eigendrucks etwa 10−18 Meter weit zur Gaskochstelle transportiert werden kann.
Biogasanlage für Zuhause: Lohnt sich das überhaupt?
Der Preis für die kleinste Anlage liegt bei etwa 900 Euro. Die Investition ist also überschaubar.
Aber: Die Rahmenbedingungen für solche Biogasanlagen in Deutschland sind eher schwierig. Biogasanlagen benötigen Temperaturen über 20 Grad Celsius −und zwar dauerhaft, sonst kommen die biologischen Abbauprozesse im Inneren zum Erliegen. In Israel mag das kein Problem sein, in Deutschland aber schon.
Da der Hersteller natürlich auch Eigenheimbesitzer in Europa und Amerika im Zielgruppen-Visier hat, hat er darauf bereits reagiert: Mit einem sogenannten Booster-Kit kann die eigentliche Biogasanlage ummantelt und damit passiv (durch Isolierung) und aktiv (durch Wärmezufuhr) beheizt werden. Dafür ist allerdings zusätzliche Energie nötig. Unter vier Grad Celsius reicht aber auch das Booster-Kit nicht mehr aus.
Immerhin: Die Bakterien im System „warten“ dann laut Hersteller einfach auf bessere Bedingungen - das System ist also bei steigenden Temperaturen schnell wieder einsatzbereit.
Perfekt für Kleinbetriebe und Gaststätten
Es gibt noch einen weiteren Punkt: Damit sich eine Biogasanlage lohnt, muss täglich eine ordentliche Menge organischer Abfälle zugeführt werden, um eine nennenswerte Gasproduktion zu erreichen.
Das sind im Idealfall:
- Speisereste: 4−12 Liter
- Tierische Exkremente: bis zu 40 Liter pro Tag, vermischt mit 80 Litern Wasser.
Die Ergebnisse:
- Im günstigsten Fall wird eine Biogasmenge produziert, mit der 2−6 Stunden täglich gekocht werden kann.
- Hinzu kommen 8−120 Liter Flüssigdünger, je nachdem, ob hauptsächlich Speisereste oder tierische Exkremente verwendet werden.
Solche Mengen werden in einer Kleinfamilie mit Katze sicher nicht erreicht. Insofern eignen sich Biogasanlagen für Zuhause vor allem für größere Familien oder Kleinbetriebe.
Ideal wären sie zum Beispiel für Gaststätten, Einzelhändler sowie landwirtschaftliche Betriebe, die ihre organischen Abfälle in Energie umwandeln wollen. Der Hersteller bietet Varianten in verschiedenen Größen an.
Fazit: Biogasanlagen fürs Zuhause – eine gute Idee, aber nicht für jeden
- Mini-Biogasanlagen verwerten Abfall optimal, ersetzen fossile Brennstoffe und sparen Heizkosten. Außerdem wird hochwertiger Flüssigdünger erzeugt. Biogasherstellung ist somit eine gute Alternative zur Kompostierung.
- Aber: Eine effiziente Nutzung erfordert eine Temperatur von durchgängig mindestens 20 Grad und größere Mengen an Bioabfällen. Für die meisten Privathaushalten lohnt sich das nicht.
- Biogasanlagen sind ideal für kleine Unternehmen, Gastronomie und landwirtschaftliche Betriebe.
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