Digital planen, besser bauen: Was BIM für Architekten bringt
Building Information Modeling gilt als Königsdisziplin der Digitalisierung im Bauwesen und soll Entwurf, Ausführung und Nutzungsphase optimieren. Wie ist der Stand der Dinge und was leistet dieser Ansatz für den Klimaschutz? CRADLE befragte die Spezialisten von Drees & Sommer und EPEA.
Das Interview führte:
Dies ist ein (gekürzter) Beitrag aus der aktuellen Print-Ausgabe No. 6 von CRADLE.
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CRADLE: Bauwerksdatenmodellierung ist einer der Hoffnungsträger für nachhaltiges Bauen, aber auch ein sehr abstrakter Prozess. Was versteht man unter BIM?

Dirk Holzmann: BIM ist in erster Linie eine kollaborative, digitale Methodik. Sie basiert auf einer strukturierten Datenbank in Kombination mit einem virtuellen Gebäudemodell. In der BIM-Methodik geht es jedoch weniger um das Modell, als um die damit verknüpfte Information. Gemeinsam geben sie den Projektbeteiligten ein wertvolles Werkzeug an die Hand, um wichtige Entscheidungen einfacher treffen zu können und neuralgische Punkte zu visualisieren. Der Entwicklungs- und Detaillierungsgrad kann stetig gesteigert werden, bis hin zum digitalen Zwilling, der sämtliche Informationen aller Bauteile und Materialien erhält. Alle Beteiligten vom Immobilienentwickler über den Architekten bis hin zum Holzlieferanten oder den Bauarbeitern in der Fertigungsphase können in Echtzeit daran und damit arbeiten.
Das wäre aber eine unglaublich große Datenmenge?
Dirk Holzmann: In der Praxis benötigt man diese Komplexität oftmals nicht. Man hält das BIM-Modell besser schlank oder arbeitet mit verschiedenen Auszügen, die beispielsweise wöchentlich in Sitzungen der Beteiligten zusammengeführt werden. Zwischendurch können die Beteiligten dann an Varianten experimentieren, die sonst niemand zu sehen braucht.
Wie wirkt sich BIM auf Nachhaltigkeit aus?

Marcel Özer: Anhand des BIM-Modells und der erfassten Eigenschaften und Fähigkeiten der Materialien und Produkte lassen sich auch Bilanzen zu Umweltfragen auslesen. Bei unserem eigenen Gebäude OWP12, in dem wir uns gerade befinden, zeigte es sich schon in der frühen Planungsphase, dass wir dadurch bestimmte, unter anderem selbstgesetzte Ziele immer im Blick halten konnten. So stellten wir in der laufenden Planung rechtzeitig fest, dass mit Gips verputze Betonoberflächen beispielsweise einen erheblichen, negativen Einfluss auf die Recyclingfreundlichkeit des Gebäudes nehmen würden. Mit Sichtbeton hingegen erreichen wir eine deutlich höhere Qualität zur Recyclingfreundlichkeit und konnten mit diesen aus dem BIM abgeleiteten Berechnungen dann auch einfach den Bauherrn überzeugen.
Also berechnet BIM auch Umweltaspekte?
Marcel Özer: Es gibt die passenden Schnittstellen zu den entsprechenden Anbietern, Berechnungen und Systemen. Zu Madaster beispielsweise, das den Materialwert im ausgeführten Gebäude für künftiges Recycling beziffert, oder zur Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, DGNB, deren Zertifikate unter anderem die ökologische Nachhaltigkeit von Gebäude bewerten. Die BIM-Methodik hat uns erheblich bei der Nachweisführung unterstützt, indem wir den Datenfluss mit der DGNB optimieren konnten.

Ist BIM denn auch für private Einfamilienhäuser interessant? Können kleinere Architekturbüros das leisten?
Dirk Holzmann: Da wäre der Facilitymanager dann wohl zugleich der Bauherr, die perfekte Grundvoraussetzung. Aber ja, es lohnt sich auch für kleine Projekte, weil dort die gleichen Optimierungen stattfinden.
Marcel Özer: So lassen sich Gebäudeentwurf und die TGA schon vor Baubeginn abstimmen. In Kooperation mit Würth wurde ein innovatives TGA-Modul entwickelt: der architektonische Entwurf und die Module bestimmen sich gegenseitig. So war für die Module nur eine kurze Montagezeit nötig und die Abstimmung mit anderen Gewerken wurde, trotz den diversen Corona-Einschränkungen, im Vorfeld analysiert, im Anschluss kollisionsfrei vorgefertigt und zum Schluss in kürzester Zeit montiert. Hier liegt bei allen Bauten großes Einsparpotenzial.
Dirk Holzmann: Hinzu kommt, dass es viel mehr Spaß macht Türen im Modell zu verschieben, wenn man nicht ständig als Planer alle Restriktionszonen, Freihalteflächen oder sonstige Bestimmungen im Auge behalten muss, weil die Kollisionswarnung das übernimmt. Doch auch wenn einem bessere Werkzeuge zur Verfügung stehen, darf man nicht vergessen den Kopf einzuschalten. Weder KI noch BIM lösen sämtliche Probleme.

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