Natürlich einrichten: Wohngesundheit im Kinderzimmer

Ein helles, natürlich eingerichtetes Kinderzimmer, in dem ein Mann mit ein Mann mit seiner kleinen Tochter im Puppenhaus spielt.
Foto: Pexels/Tatiana Syrikova

Die Gestaltung des Kinderzimmers ist mehr als nur eine Frage des Designs. Sie ist auch eine wesentliche Gesundheitsvorsorge. Kinder reagieren auf Schadstoffe besonders empfindlich. Ihre Wohnumgebung von Grund auf gesund zu planen, garantiert einen unbelasteten Start ins Leben.

In diesem Beitrag:

  1. Warum ist ein wohngesundes Kinderzimmer so wichtig?
  2. Die einfache Lösung: Auf natürliche Materialien setzen
  3. Schadstofffreie Wandgestaltung und Textilien
  4. Ein rundum gesundes Kinderzimmer zum Wohlfühlen

Christian Schaar
Fachautor CRADLE und Geschäftsführer der S2 GmbH

Warum ist ein wohngesundes Kinderzimmer so wichtig?

Ein Baby spielt in einem natürlich und hell eingerichtetem Kinderzimmer
Ein gesunder Start ins Leben ist besonders wichtig - dazu gehört auch die Einrichtung des Kinderzimmers.
Foto: Pexels/kol9di4

Menschen verbringen heute einen Großteil ihrer Zeit in geschlossenen Räumen. Das gilt auch für Neugeborene, Babys und Kleinkinder. Deshalb ist es umso wichtiger für die Kleinsten eine schadstofffreie Umgebung zu gestalten. Schließlich sind ihr Immun- und Nervensystem noch nicht vollständig entwickelt und ihr Stoffwechsel arbeitet im Verhältnis zur Körpergröße deutlich schneller als der eines Erwachsenen.

Eltern und Bauakteure sollten daher biologische und chemische Gifte von vornherein aus dem Kinderzimmer verbannen. Dazu gehören etwa flüchtige organische Verbindungen (VOCs) und Weichmacher, wie Phthalate, die in Farben, Klebstoffen oder Bodenbelägen enthalten sind. Auch Holzschutzmittel, die Lösungsmittel oder Terpentinöl enthalten oder Schimmelpilze stellen eine Gefahr dar und sind zu vermeiden.

In diesem Beitrag erklären wir, wie Sie sich selbst eine natürlich wohltuende Umgebung schaffen können »

Die einfache Lösung: Auf natürliche Materialien setzen

Gemütlich eingerichtetes Kinderzimmer mit viel Holz und Naturmaterialien
Gemütlich eingerichtetes Kinderzimmer mit viel Holz und Naturmaterialien
Foto: Pexels/Cottonbro

Der wichtigste Schritt zu einer gesunden Umgebung ist der Einsatz natürlicher und ökologischer Materialien. Sie fördern das Wohlbefinden durch klare Vorteile:

  • Keine Schadstoffe: Materialien wie Massivholz, Kork, Bio-Baumwolle oder Bambus sind frei von schädlichen Chemikalien. Sie minimieren mögliche Allergie- und Atemwegsprobleme. Einige Hölzer können sogar aktiv Schadstoffe wie VOCs aus der Raumluft binden.
  • Gesundes Raumklima: Naturfaser und Hölzer regulieren die Luftfeuchtigkeit. Sie nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie bei Bedarf wieder ab, was Schimmelbildung vorbeugt. Ein gutes Raumklima verbessert Konzentration und Schlafqualität.
  • Nachhaltigkeit: Naturmaterialien stammen oft aus nachwachsenden Quellen und sind meist biologisch abbaubar oder recycelbar. Holz speichert beispielsweise CO2 und entlastet die Umwelt.
  • Langlebigkeit: Hochwertige Naturmaterialien halten lange. Massivholzmöbel können über Jahre hinweg genutzt oder sogar weitervererbt werden, was den Bedarf an Ersatzteilen minimiert.

Natürliche Baustoffe und Materialien lassen sich überall im Kinderzimmer einsetzen, angefangen vom Boden über die Wände und Möbel bis hin zu den Textilien.

Der richtige Bodenbelag

Als zentrale Spielfläche muss der Boden strapazierfähig, pflegeleicht und sicher sein. Eine gute Option sind Parkett, Linoleum und PVC-freie Designböden, wie Vinyl ohne PVC. In puncto Schallschutz und Wärme sind Kork oder Teppiche aus Schafwolle ideal. Sie schlucken Geräusche und sind angenehm fußwarm. So können Kinder auch bequem barfuß spielen und herumtoben. Eine rutschfeste Oberfläche vermindert obendrein Stürze.

Sichere und nachhaltige Möbel

Ein Kleinkind kocht in einer Spielküche
Wichtig ist, dass die Kanten abgerundet sind und die Möbel stabil sind, um Verletzungen zu vermeiden.
Foto: Pexels/kol9di4

Bei der Wahl der Möbel sind gleich mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Sie sollten robust, praktisch und sicher sein. Die erste Wahl sind Tische, Stühle und Schränke aus Massivholz wie Buche, Eiche oder Kiefer, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Die Oberflächen sollten ausschließlich mit natürlichen Ölen, Wachsen und emissionsarmen Lacken behandelt sein.

Möbel, die mitwachsen, wie höhenverstellbare Tische oder flexible Betten, sparen langfristig Kosten und sind besonders nachhaltig.

Orientierung bieten Qualitätssiegel wie der „Blaue Engel“ und das FSC-Siegel. Sie garantieren, dass Möbel umweltfreundlich und schadstofffrei sind. Das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) wiederum bestätigt die Einhaltung gesetzlicher Sicherheitsanforderungen.

Schadstofffreie Wandgestaltung und Textilien

Wandfarben sollen farbenfroh, aber bitte unbedenklich sein. Statt Dispersionsfarben eignen sich mineralische Alternativen. So reguliert Silikat- oder Lehmfarbe die Feuchtigkeit, ist diffusionsoffen und beugt Schimmelbildung vor. Auch Kalk- und Kaseinfarben sind natürliche Alternativen.

Wer Tapeten mag, sollte auf Papier oder Vlies setzen. Diese sind im Gegensatz zu herkömmlichen Wandtapeten frei von Weichmachern.

Lehm- und Kalkputz haben viele Vorteile für die Wohngesundheit. In diesem Beitrag erklären wir, was die Vorteile von Lehm- und Kalkputz sind »

Kuschelige und unbedenkliche Textilien

Teppiche, Vorhänge und Bettwaren schaffen Gemütlichkeit. Als Materialien kommen hier Wolle, Sisal, Hanf, Leinen oder Bio-Baumwolle infrage. Sie sind atmungsaktiv, langlebig, frei von künstlichen Zusatzstoffen und sorgen nicht nur für gesunde Luft, sondern sind auch sanft zur Kinderhaut.

Bettwäsche und Matratzen sollten ebenfalls hautfreundlich und bio-zertifiziert sein, um unnötige Schadstoffe in der Schlafumgebung zu vermeiden. Bei Allergien sind hypoallergene Textilien eine gesunde Alternative.

Ein rundum gesundes Kinderzimmer zum Wohlfühlen

Kinderzimmer aus Holz
Ein natürliches und schadstofffrei eingerichtetes Kinderzimmer tut der Gesundheit von Kindern gut.
Foto: Unsplash/Eugenia Pan

Selbst die besten ökologischen Materialien können ihre Wirkung nur entfalten, wenn das gesamte Raumkonzept stimmt. Deshalb gilt es über die reine Bauweise hinauszudenken.

Die Qualitätssicherung ist dabei ein Muss: Verlässliche Umwelt- und Gütesiegel geben Aufschluss über die tatsächliche Unbedenklichkeit der Produkte. So stehen GOTS oder Öko-Tex für gesundheitlich einwandfreie Textilien. Bei Holzprodukten garantieren FSC- und PEFC-Siegel die Herkunft, während der „Blaue Engel“ die Schadstofffreiheit von Wandfarben bescheinigt.

Für den langfristigen Erhalt ist ebenfalls die Pflege der Naturstoffe entscheidend. Werden umweltfreundliche Reinigungsmittel verwendet, hinterlassen diese keine chemischen Rückstände in der Raumluft und schützen das Material. Auch der Luftaustausch ist unverzichtbar. Obwohl Holz und Baumwolle von Natur aus atmungsaktiv sind, ist regelmäßiges Stoßlüften wichtig. Nur so lässt sich die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent konstant halten, was Schimmelbildung effektiv vorbeugt.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.

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