Raum für Konzentration: Gesund arbeiten im Büro
Das Arbeitszimmer sollte nicht nur funktional eingerichtet sein, sondern auch gesundes Arbeiten im Büro ermöglichen. Denn Konzentration, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit entstehen nicht zufällig, sondern auch aus der Umgebung: Licht, Luft, Materialien und technische Ausstattung spielen eine wichtige Rolle. So entsteht ein Arbeitsraum, der langfristig entlastet, inspiriert und dem Anspruch an nachhaltiges Bauen gerecht wird.
In diesem Beitrag:
Wo ist der ideale Raum fürs Arbeitszimmer?
Jeder Raum bringt eigene Chancen und Risiken mit sich. Für den Arbeitsplatz bieten Zimmer mit ruhiger Umgebung, guter Beleuchtung und möglichst süd- oder westorientierten Fensterflächen günstige Voraussetzungen. Bereiche über Garagen oder mit erhöhter Luftfeuchtigkeit sind dagegen anfälliger für Klimaschwankungen und Schadstoffanreicherungen.
Bei einem Hausbau ist es möglich, von vornherein Einfluss auf den Grundriss und die konsequente Auswahl emissionsarmer Materialien zu nehmen. Sanierungen erfordern meist eine genaue Prüfung auf Schadstoffe, wie Formaldehyd, Schimmelsporen oder Holzschutzmittel.
Ein wichtiger, aber oft unterschätzter Aspekt betrifft die technische Infrastruktur. Leitungen, Steckdosen und Verteiler sollten so geplant werden, dass Elektrosmog minimiert wird. Diese Entscheidungen fallen idealerweise zu Beginn eines Bauprojekts und bestimmen später sowohl Wohnkomfort als auch das Budget.
Gesunde Innenräume mit den richtigen Materialien
Die Wandoberflächen sind ein wesentlicher Faktor für die Luftqualität. Lehm- und mineralische Putze haben in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Sie sind diffusionsoffen, regulieren Feuchtigkeit und nehmen Gerüche auf. Natur- und Lehmfarben unterstützen diese Eigenschaften und vermeiden unnötige Belastungen durch Lösemittel und Konservierungsstoffe. In diesem Beitrag erklären wir, was die Vorteile von Lehm- und Kalkputz sind »
Auch der Boden bedarf sorgfältiger Planung hinsichtlich der Materialwahl. Es gibt eine Vielzahl ökologischer Beläge, die Gesundheit und Nachhaltigkeit verbinden:
- Massivholz oder mehrschichtige Holzparkette aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern (FSC/PEFC-zertifiziert) sind biologisch abbaubar, langlebig, regulieren die Temperatur und speichern CO₂ .
- Kork hat ausgezeichnete Wärme- und Schallschutzeigenschaften. Als Naturprodukt ist Kork schadstoffarm und kann auch mikrobiell günstig wirken.
- Linoleum ist einer der traditionellsten, wohngesunden Bodenbeläge, vollständig biologisch abbaubar, resistent gegen statische Aufladung und langlebig. Varianten mit Klick- oder Modular-Systemen erleichtern das Verlegen.
- Teppiche und Läufer aus reinen Naturfasern, wie etwa Schurwolle, binden Staubpartikel und dämpfen Trittschall. Sisal und Jute sind eine robuste und nachhaltige Alternative zu synthetischen Teppichen.
- Weitere natürliche Optionen sind Böden aus Naturkautschuk. Dieser ist langlebig, elastisch und ohne Weichmacher erhältlich.
- Keramik- und Natursteinfliesen sind robust und allergikerfreundlich. Sie benötigen jedoch häufig eine sorgfältige Planung von Untergrund und Fugenmaterialien, um Schadstoffquellen zu minimieren.
Die Einrichtung: Gesundheit trifft Ergonomie und Materialqualität
Für ein wohngesundes Arbeitszimmer kommt es auch auf die passenden Möbel an und das geht weit über ein ansprechendes Design hinaus. Schadstoffemissionen aus Holzwerkstoffen, Lacken, Schäumen oder Textilien können lange in der Raumluft verbleiben und die Aufenthaltsqualität beeinträchtigen. Emissionsarme Möbelstücke sind deshalb ein zentraler Baustein baubiologisch orientierter Innenraumgestaltung.
Zertifizierungen, Labels und Prüfstandards geben Orientierung bei der Möbelwahl
Dazu gehören:
- das RAL-Gütezeichen Möbel Schadstoffgeprüft (RAL-GZ 437), das von der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e. V. vergeben wird. Es basiert auf einer strengen Emissionsprüfung und deckt verschiedene Möbelkategorien ab, darunter Tische und Büromöbel.
- FSC (Forest Stewardship Council) für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft
- Blauer Engel für Möbel aus Holz oder Holzwerkstoffen
- OEKO-TEX Standard 100 für Textil- und Lederbestandteile
Möbel aus Holz stehen baubiologisch besonders gut da. Sie enthalten in der Regel keine formaldehydhaltigen Klebstoffe wie Span- oder MDF-Platten. Wasserbasierte Öle, natürliche Wachse oder pflanzliche Finish-Öle minimieren zusätzlich Belastungen und verleihen den Oberflächen eine attraktive Optik.
Auch Metallrahmen und Elemente aus recycelten Materialen können zur Langlebigkeit und Nachhaltigkeit beitragen. Bei Polstermöbeln und Sitzflächen unterstützen natürliche Alternativen wie organischer Latex, Wolle oder Baumwolle ein wohngesundes Umfeld. Bezüge aus OEKO-TEX-zertifizierten Textilien garantieren ebenfalls Schadstofffreiheit.
Für ein gesundes Arbeiten sollten die Möbel zudem ergonomisch funktional sein. Bürostühle haben höhenverstellbare Sitzflächen, verstellbare Armlehnen und eine anpassbare Lendenstütze. Schreibtische sind ebenfalls höhenverstellbar, um Bewegungswechsel zu ermöglichen. Zudem verhindern langlebige Konstruktionen, reparaturfreundliche Details und modulare Komponenten einen frühzeitigen Austausch.
Raumklima, Technik und Akustik als funktionale Grundlage für konzentriertes Arbeiten
Ein stabiles Raumklima entsteht durch die richtige Kombination aus Temperatur, Luftfeuchte und Sauerstoffzufuhr. Eine relative Luftfeuchte zwischen 40−60 Prozent, regelmäßiger Luftaustausch oder kontrollierte Lüftungssysteme sowie geeignete Filter schaffen konstante Bedingungen und halten Schadstoffe, Pollen und Feinstaub auf einem niedrigen Niveau.
Daran anschließend beeinflusst die technische Infrastruktur das Wohlbefinden ebenso deutlich. Eine reduzierte Exposition gegenüber elektrischen und magnetischen Feldern gelingt durch strukturierte Leitungsführung, Abstand zu Stromquellen und den bevorzugten Einsatz kabelgebundener Systeme. Ergänzende Innovationen wie Light Fidelity (LiFi) statt Wlan verringern die Funkbelastung, indem sie Daten via Lichtwellen übertragen. Sie sollten jedoch von Beginn bei der Planung des Arbeitszimmers berücksichtigt werden.
Praktische Tipps: So reduzieren Sie Elektrosmog
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LiFi (Light Fidelity) als Alternative zu WLAN
Funkverbindungen über WLAN sind heutzutage kaum noch aus einem Wohnhaus wegzudenken. Dabei geht die hochfrequente elektromagnetische Strahlung mit einigen Nachteilen für die Wohngesundheit einher, die mit einem LiFi-System ausgeschlossen werden können.
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Auch Licht und Akustik wirken sich auf die Arbeitsatmosphäre aus. Tageslichtnähe und flimmerfreie Beleuchtung sorgen für eine visuelle Entlastung, während akustisch wirksame Elemente wie Absorber, Teppiche oder Wandpaneele Nachhall verringern und störende Geräusche dämpfen.
Auf diese Weise entsteht ein harmonisches Zusammenspiel, das Arbeitsqualität und Wohlbefinden im Alltag deutlich steigert.
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Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischen Holzbau wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte konsultiert.
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