Vom Mikrohaus bis zum Energiespeicher: aed neuland 2025 kürt die besten Nachwuchstalente
Vom Mikrohaus auf dem Parkplatz über schwimmende Energiespeicher bis zur gesundheitsfördernden Kita: Die Gewinner des aed neuland Wettbewerbs 2025 zeigen, wie vielseitig und visionär junge Gestaltung sein kann.
Die besten Arbeiten junger Architekten, Designer und Ingenieure wurden am 3. Juli in Stuttgart ausgezeichnet – unter 250 Einreichungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Was alle Gewinner vereint: Sie denken Gestaltung weiter – nachhaltig, sozial relevant und mit einem visionären Blick auf die Herausforderungen der Zukunft.
Der interdisziplinäre Nachwuchswettbewerb, den der aed seit 2013 auslobt, feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Das Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro stifteten renommierte Partner wie Atelier Brückner, PHOENIX oder die Werner Sobek AG.
Wir stellen die Preisträger und ihre visionären Ideen vor:
Gewinner der Kategorie Architektur + Engineering: „Parkplatzhaus“

Moritz Maier und Ruonan Wang von der National University of Singapore gewannen mit ihrem "Parkplatzhaus" den 1. Platz in der Kategorie Architektur + Engineering. Im Gegensatz zu den bisherigen Tiny Houses oder Mikrohäusern steht es nicht im ländlichen Raum, sondern mitten in der Stadt, auf einem normalen PKW-Parkplatz.
Es ist 5 x 2,5 m groß und ist autark durch Solarstrom und Wasseraufbereitung. Es könnte einzeln oder mit mehreren Einheiten als temporäre Wohnung dienen − beispielsweise für Obdachlose im Winter, Studenten zu Semesterbeginn, Besuch, Pflegekräfte, Au pairs, oder auch als Atelier, Laden, Kiosk oder Werkstatt dienen. Gelobt wurde von der Jury auch die gelungene Verbindung von Nachhaltigkeit, sozialer Relevanz und Gestaltungskompetenz.

Weitere Auszeichnungen der Kategorie Architecture + Engineering
Auszeichnung: "Butterfly"

Bei dem interdisziplinären Projekt "Umbrella" von Design und Architektur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart entwickelten Levent Ortak, Moritz Grünaug und Bastian Hau in ihrer Semesterarbeit ein Verschattungssystem, das nicht nur Schatten spendet, sondern ihn auch erlebbar macht.
Die stufenlos verschiebbare Kachelstruktur aus recyclebaren Aluverbundplatten passt sich an die Sonneneinstrahlung an und sorgt nicht nur für einen angenehmen Halbschatten, sondern auch für genügend Luftzirkulation. Butterfly kombiniert Funktionalität mit ästhetischem Anspruch und setzt neue Maßstäbe in der Gestaltung von urbanen Räumen.
Auszeichnung: "UDO" (Unkown Driving Object)
UDO ist eine CNC-optimierte Mikroarchitektur, die den wachsenden Bedarf an flexiblen, nachhaltigen und gemeinschaftlich nutzbaren Räumen aufgreift. Holzbasierte Materialien, wiederverwendbares Aluminium, eine gute Form, einfache Anpassung an unterschiedliche Nutzungsszenarien und Transportfahrzeuge machen die UDO-Einheiten in unterschiedlichen Größen vielfältig einsetzbar und addierbar – für Wohn-, Verkaufs- und Gastronomiezwecke – allzeit mobil.

Weitere Projekte wurden mit Auszeichnungen bedacht:
- „Re-Life Ukraine“ – ein Beitrag zum Wiederaufbau durch modulare Wohn- und Arbeitsräume (HFT Stuttgart)
- „The River and The Risk“ – visionärer Hochwasserschutz für das Ahrtal (UdK Berlin)
- „Sufes“ – ein schwimmendes Pumpspeicherkraftwerk für urbane Energienutzung (Uni Innsbruck)
Gewinner der Kategorie Exhibition + Interior Design: "Kita Obstgarten"

Leah Marie Backsmann (Hochschule Hannover) entwarf in ihrer Bachelorarbeit eine Konzept-Kita im denkmalgeschützten Heilig-Geist-Kindergarten Wolfsburg. Die Jury lobte besonders das große innenarchitektonische Feingefühl. Nicht nur wurde das denkmalgeschützte ikonische Bauwerk von Alvar Aalto erhalten, sondern auch mit zeitgemäßen pädagogischen Anforderungen ergänzt. Besonders das selbst entwickelte, akustisch wirksame Schallschutzmobiliar überzeugte die Jury, weil es Funktion, Gestaltung und Nachhaltigkeit beispielhaft vereint.

Weitere Projekte wurden mit Auszeichnungen bedacht:
- „Period Point" – ein moderner Ansatz zur Menstruationsaufklärung in Schulen (IU Internationale Hochschule)
- "Bäume Besetzen - Barrikadisch wohnen in Tümpeltown" (HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim)
- "Papierfabrik Zerkall: Didaktisches Orientierungs- und Ausstellungssystem" (Fachhochschule Aachen)
- Schaukelhocker (Akademie der Bildenden Künste München)
Gewinner der Kategorie Product Design: "Aquilo"

Robin Richter entwarf in seiner Bachelorarbeit ein ressourcenschonendes Kühlsystem für einkommensschwache Haushalte, das auf Verdunstungskühlung basiert – inspiriert von alten Windtürmen und moderner Körperkühlung. Aquilo nutzt ein befeuchtetes Textil und einen Lüfter, um warme Luft zu kühlen, und bietet so eine kostengünstige, umweltfreundliche Alternative im Gegensatz zu herkömmlichen Klimaanlagen, die bereits 10 % des weltweiten Stroms verbrauchen. Die Jury gefiel besonders, dass auf überzeugende und smarte Weise Nachhaltigkeit mit einem auf das Wesentliche reduzierten Produkt Design kombiniert wurde.
Weitere Projekte wurden mit Auszeichnungen bedacht:
- „Paludi" − eine Erntemaschine für eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft (Hochschule Magdeburg-Stendal)
- "OMEX" (Hochschule Magdeburg-Stendal) − ein autonomes Fahrzeugsystem, das sowohl im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als auch im Gütertransport eingesetzt werden kann.
- "Rey" (Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd) − eine aufblasbare Einsatzleuchte
- "Stroh in Form - Möbel für eine gesunde Zukunft" (Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd) − industriell formbares, kreislauffähiges Material ersetzt Kunststoff
Gewinner der Kategorie Communication Design: "Safer Seats"

Die Kampagne „#SaferSeats“ von Leonie Auer, Benjamin Branner, Tanja Bücheler, Lorena Mauz und Nicole Sauter (DHBW Ravensburg) rückt das weitgehend unsichtbare Problem sexueller Belästigung in Fahrschulen unübersehbar ins Rampenlicht. Herzstück ist das mobile „Safer Seats Car“: eine interaktive Wanderausstellung, in der echte Zitate von Fahrlehrern die Besuchern unmittelbar konfrontieren.
Weitere Projekte wurden mit Auszeichnungen bedacht:
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"Burg Is Sooo German": Internationale Studierende berichten über strukturelle Diskriminierung (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
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"Cape Town – Revisiting the Past": Die Publikation von Seda Maden nutzt ein familiäres Archiv, verbindet vielfältige historische Materialien zu einer visuellen Reise (Fachhochschule Aachen)
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"Lindemann Love Letters": Die Semesterarbeit von Hannah Makki (Hochschule Pforzheim) wertet 1.000 Fan-Kommentare („Love Letters“), eine kritische Dokumentensammlung („Lindemann Files“) und analog animiertes Video reflektieren das Kunst-Moral-Dilemma.
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"PFIN" – ein inklusives Leitsystem für Pforzheim (Hochschule Pforzheim)
Gewinner der Kategorie Interaction Design: "On Radar"

Die App «On Radar» wurde im Rahmen einer Diplomarbeit von Lukman Aščić und Audrey Lohmann (Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) für Apple Vision Pro entwickelt. Damit können junge Besucher in Museen und Ausstellungen im virtuellen Raum beobachten, entdecken und lernen, wie Forscher Radiotracer für die Lokalisierung und Behandlung von Krebs testen und herstellen. In Zusammenarbeit mit Experten aus der nuklearen Medizin, wissenschaftlicher Kommunikation und Pädagogik werden komplexe Konzepte interaktiv visualisiert, um sie den Forschern von morgen näherzubringen und erfahrbar zu machen.
Jury lobt „steigendes Niveau“

„Durch den Wettbewerb sollen herausragende junge Gestalter am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn gezielt gefördert werden. Gleichzeitig soll der breiten Öffentlichkeit durch die Präsentation der ausgezeichneten Arbeiten ein Einblick in die Breite und Vielfalt von Gestaltung gegeben werden,“ betont Silvia Olp, die Initiatorin und Organisatorin des neuland Wettbewerbes.
„Die Qualität wächst“, lautete das Fazit der Jury, der erneut renommierte Persönlichkeiten aus Architektur, Design und Ingenieurwesen angehörten. Auch Dr. Katrin Schlecht, Vorsitzende der Karl Schlecht Stiftung und langjährige Unterstützerin des Wettbewerbs, zeigte sich begeistert: „Der ‚neuland‘ Wettbewerb wird sehr professionell durchgeführt und ist in der Öffentlichkeit anerkannt.“
Mehr Informationen beim aed

Seit 2013 richtet der aed Stuttgart den Wettbewerb aus – mit dem Ziel, Gestaltungskompetenz in der Region sichtbar zu machen und den Nachwuchs gezielt zu fördern. Wie Silvia Olp, Initiatorin und Organisatorin von aed neuland, betont:
Eine Bildergalerie sowie detaillierte Projektbeschreibungen aller Preisträger gibt es unter: www.aed-neuland.de »
Alle Fotos: aed
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