Das Studio Chamanga – Design Build in Ecuador

Das Studio Chamanga ist ein Design Build Projekt der Hochschule München in Ecuador.

In diesem Artikel:

  1. Ein Kulturzentrum für Chamanga
  2. Design Build Studio Chamanga
  3. Unplanbares planen
  4. Gute Aussichten für Chamanga
  5. Eckdaten

Ein Gastbeitrag der Hochschule München.

Ein Kulturzentrum für Chamanga: Bauen lernen und etwas Sinnvolles tun

Nach einem Erdbeben fehlt es im Küstenort Chamanga in Ecuador an Orten für Kultur. Deshalb planten Studierende der Fakultäten der Architektur und des Bauingenieurswesens in einem Projekt von Professorin Ursula Hartig ein Kulturzentrum und bauten es eigenhändig vor Ort. Für Manche war dies zudem eine Erfahrung, die auch die Wahrnehmung der eigenen Kultur veränderte.

 

Zwei Räume in Beton-Ziegel-Bauweise, dazwischen eine große Halle mit Bühne. Darüber mehrere Stockwerke ganz aus Bambus gebaut – viel Platz für Kurse und ein Radiostudio. So steht das Kulturzentrum der NGO „Opción Más“ jetzt in Chamanga. Dass es in viereinhalb Wochen Bauzeit fertig wurde, ein kleines Wunder – auch für Hartig, die Initiatorin des Projekts. Sie hat bereits langjährige Erfahrung mit internationalen Bauprojekten mit Studierenden.

Bauschild des Kulturzentrums in Chamanga
Bauschild des Kulturzentrums in Chamanga

Design Build Studio Chamanga

Die Studierenden entwickelten im „DesignBuild Studio Chamanga“ zunächst den Entwurf für ein Kulturzentrum, dann machten sie sich an die Ausführungspläne: Was muss man bedenken, wenn Beton gegossen wird? Wie genau lassen sich die Bambusbauteile aus den Rohbestandteilen zuschneiden? Erfahrung im eigenhändigen Bauen hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur Wenige von ihnen. Nicht nur deshalb war ein Netzwerk von lokalen Architekten und anderen akademischen Partnern vor Ort für Hartig die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg des Projekts.

„Kati vom Dach“ – Studentin beim Schnüren der Bambusstruktur
„Kati vom Dach“ – Studentin beim Schnüren der Bambusstruktur
Zwischenzeit beim Bau des Studio Chamanga
Zwischenzeit beim Bau des Kulturzentrums in Chamanga

Unplanbares planen

Noch in Deutschland erstellten die Studierenden einen so genannten Bauzeitenplan. „Der musste alles enthalten, zum Beispiel auch, dass immer zwei Personen durch Krankheit ausfallen“, sagt Hartig. Und eben solche Eventualitäten erlebten die Studierenden schließlich: Die rostfreien Schrauben aus Italien kamen partout nicht an. Und der angelieferte Bambus war so verschlammt, dass er zwei Wochen lang geputzt werden musste.

Die Gruppenmitglieder übernahmen jeweils Verantwortung für einzelne Teile des Baus, außerdem hat eine Person die Rolle des Bauleiters übernommen. Nicht nur durch die körperliche Arbeit, sondern auch mit den eigenen Kenntnissen kamen einige Studierende an ihre Grenzen. Doch die Gruppe unterstützte sich wechselseitig.

 

Bau der "Königsstützen" des Kulturzentrums in Chamanga
Bau der "Königsstützen" des Kulturzentrums

Aus Sicht von Ferdinand Loserth, Masterstudent des Bauingenieurwesens und studierter Holzbauingenieur, hat sich auch der Bauzeitenplan bewährt: „Wir Deutschen kommen uns oft kleinkariert vor. Das sind wir auch! Aber über weite Strecken ist das notwendig für ein gewisses Niveau an Sicherheit und Qualität.“ Für ihn änderte der Aufenthalt seine Sicht auf die eigene Kultur: „Das tägliche Deja-vu, als wir abends in den Urlaubsort Mompiche kamen – völlig fertig, dreckig und hungrig – und dann die vom Surfen kommenden Urlauber. Das kam einem völlig surreal vor“.

 

Herstellung der "Bubble-Fassade" des Kulturzentrums von Chamanga. Verwendung von lokalen Materialien, wie zum Beispiel Bambus.
Verwendung von lokalen Materialien, wie zum Beispiel Bambus: Herstellung der "Bubble-Fassade"

Gute Aussichten für Chamanga

Hartig kennt diesen Effekt des Perspektivenwechsels bei ihren Studierenden in dem zugleich internationalen, interdisziplinären und praxisorientierten Lehrformat: „Da steht nicht nur das Architektonische im Mittelpunkt, sondern auch die Menschen und ihre Umgebung. Solche Projekte sind rundum sinnvoll für alle Beteiligten“.

Endlich fertig: am Abend vor der Fertigstellung des Studio Chamanga
Am Abend vor der Fertigstellung des Kulturzentrums: noch herrscht rege Betriebsamkeit

Dass das auch für die Menschen in Chamanga gilt, zeigte sich bereits kurz nach der Einweihung: “Opción Más“ hatte das Gebäude gleich in Beschlag genommen und veranstaltete am Folgetag den ersten Kurs. „Kultur hat dort einen ganz hohen Stellenwert“, sagt Hartig. Und mit dem Zentrum nun auch wieder einen festen Ort im Dorf Chamanga.

Abschließend wurde das Projekt eingeweiht: Abend der Einweihung des Kulturzentrums mit dem Deutschen Botschafter
Abschließend: Ein Einweihungsabend mit dem Deutschen Botschafter

Eckdaten Studio Chamanga

Der Bau des Kulturzentrums für die NGO „Opción Más“ in Chamanga, Ecuador, war eine Kooperation der Hochschule München (HM) mit der „Portland State University“, der “Tokyo University“ und der „Pontificia Universidad Católica del Ecuador“ sowie zwei Architekten vor Ort.

Die ProfessorInnen Christoph Dauberschmidt und Andreas Scholz sowie Ursula Schmid von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Frau Prof. Hartig von der Fakultät für Architektur betreuten das Projekt an der HM. Insgesamt konnten Mittel in Höhe von Euro 70.000 für das Projekt eingeworben werden, davon ein Großteil über das HM-Programm Qualifive.

 

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Text: Christiane Taddigs-Hirsch
Bilder: Studio Chamanga, Hochschule München