„Manche Momente vergisst man nie“ – Claudia Epple über Architekturreisen mit Tiefgang
Wie lassen sich Architektur, Reisen und persönliche Begegnungen miteinander verbinden? Claudia Epple hat ein neues Reiseformat entwickelt, das genau das möglich macht: ReiseArchitekTour.
Im Interview spricht Claudia Epple, die Inhaberin von ReiseArchitekTour, über ihren ungewöhnlichen Einstieg in die Branche und prägende Erlebnisse zwischen Kopenhagen, New York und Kyoto. Ein Gespräch über Perspektivwechsel, Austausch und den Blick auf Stadtentwicklung mit neuen Augen.
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Frau Epple, was war Ihr Antrieb, ein Reisebüro speziell für Architekturreisen zu gründen?
Wie immer, wenn man sich selbstständig macht, gehören dazu Mut und auch ein bisschen Glück. Gestartet bin ich vor ein paar Jahren mit einer kleinen Reiseagentur für Individualreisen. Gleichzeitig hatte ich einen Nebenjob beim Betonverband Baden-Württemberg. Eines Tages wollten sie eine Studienreise für Betonunternehmer nach Barcelona organisieren und fragten an, ob ich es nicht organisieren könnte. Das war meine erste Gruppenreise, die ich organisiert habe, aber sie kam gleich sehr gut an. Ein Reiseteilnehmer sprach mich an, ob ich nicht auch mal eine Studienreise für Architekten anbieten könne. Wir sind dann mit dem Fahrrad durch Berlin, um neue, moderne Architektur zu besichtigen. Tja, und nach Berlin ging’s dann richtig los.
Was unterscheidet denn Ihre Architekturreisen von klassischen Gruppenreisen oder Fachreisen?

Es ist jedenfalls keine Reise von der Stange. Jede Reise ist wirklich individuell, auch wenn es eine Wiederholerreise ist. Jede Tour wird auf die Bedürfnisse, Interessen und Themen der Reiseteilnehmer zugeschnitten. Sie haben den Anspruch, sich fortzubilden, Neues zu erfahren, mit Fachleuten zusammenzukommen, mit denen sie sich austauschen können, von denen sie neue Inspirationen bekommen. Sie sind alle interessiert an Architektur, Kultur und Kunst und möchten ihren Horizont erweitern – das unterscheidet sich sicherlich von normalen Gruppenreisen.
Von den üblichen Fachreisen unterscheiden wir uns darin, dass es bei uns sehr persönlich ist und auch die Erholung nicht zu kurz kommt. Ich möchte, dass es trotz der vielen fachlichen Infos und viel Input auch noch Entspannungsmomente gibt. Das können schon Kleinigkeiten sein. In Kopenhagen kaufe ich dann beispielsweise leckere Zimtschnecken und Espresso, während der Guide erzählt oder der Vortrag läuft. Ich weiß, das ist für die Leute wichtig.
Fazit: Wer bei mir bucht muss sich um nicht kümmern – ich organisiere alles, vom charmanten Hotel über kompetenten Fachguide bis zum exklusiven Feinschmeckerlokal und dem atmosphärischen Café: Wer bei uns bucht, bekommt das Rundumsorglospaket. Für glückliche Kunden gehe ich gerne auch die Extrameile.
Ich hätte nie gedacht, welche Bedeutung Falling Water von Frank Lloyd Wright oder Mies van der Rohe für uns Architekten und die Branche insgesamt haben. Es ist einfach Gänsehaut pur, wenn man an diesem Ort steht.
Claudia EppleWenn Sie Ihre bisherigen Reiseziele Revue passieren lassen: Was war aus Ihrer Sicht die schönste Reise, welche ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Beginnen wir mit der Berlinreise. Damals war Berlin gerade zur neuen Hauptstadt geworden, nur wenige Jahre nach der Wiedervereinigung. Es war faszinierend zu sehen, wie sich die Stadt in so kurzer Zeit verändert hatte – ein lebendiges Beispiel für Transformation und Neubeginn. Für unsere ArchitekTour mit unseren Kooperationspartnern war das definitiv das perfekte Reiseziel, um die Kraft des Wandels zu erleben.
Auch die Reise nach New York hat mich tief bewegt. Ich hätte nie gedacht, welche Bedeutung Falling Water von Frank Lloyd Wright oder Mies van der Rohe für uns Architekten und die Branche insgesamt haben. Es ist einfach Gänsehaut pur, wenn man an diesem Ort steht. Wir befanden uns in einem Waldstück, blickten auf das berühmte Haus, das wir alle nur aus Büchern kennen. Neben mir stand ein erfahrener Architekt aus München, der schon viele Projekte realisiert hat – mit Tränen in den Augen. Er nahm mich in den Arm und sagte: „Weißt du, wegen diesem Architekten habe ich damals Architektur studiert. Ich habe immer davon geträumt, Falling Water einmal live zu sehen – und jetzt stehe ich hier.“ Solche Momente zeigen, wie tief die Inspiration geht.

Eine weitere besondere Reise führte uns nach Japan – von Tokio über Kyoto bis nach Hiroshima. Mit dem Shinkansen sind wir durchs Land gefahren, und alle waren begeistert von den kleinen Bento-Boxen, die wir vorher organisiert hatten. Die Kultur ist so anders, die Architektur ebenso – eine wahre Entdeckungsreise für Geist und Sinne.
Kopenhagen ist für mich immer wieder ein Highlight unserer Klassiker-ArchitekTour. Die rasante Entwicklung dieser kleinen Metropole fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Die zukunftsweisende Stadtplanung, die grünen Freiräume und der Raum für den Menschen in der Stadt – das ist Inspiration pur. Die offene, freundliche Lebensart, die hygge-Atmosphäre an den Wasserstellen, lädt zum Verweilen und Genießen ein. Nach einer solchen Reise tragen wir alle ein Stück dänisches Herz in uns – genau das, was ich mir für unsere Kunden wünsche.
Und natürlich gibt es noch so viele weitere besondere Momente auf unseren Touren nach Oslo, Leipzig, Paris oder Venedig. Jede Reise ist eine Inspiration, die uns als Architekten bereichert und motiviert.
Wie verändert sich der Blick auf Gebäude, Städte und Landschaften, wenn man sie auf diese Weise erlebt?
Insgesamt ist es dieser andere Blickwinkel der Architektur, mit dem man hinterfragt: Warum ist hier eine Grünanlage neu entstanden? Warum sind die Gebäude so und so gebaut? Für die Architekten ist es alltägliche Arbeit, aber wie macht man das in einer anderen Stadt? Wie mutig sind die Dänen in Kopenhagen? Immer mehr kommt auch das Thema: Wie bauen wir nachhaltig? Wie können wir ressourcenschonend, kreislaufschonend bauen? Es gibt tolle Beispiele weltweit, auch in Deutschland natürlich.
Wie wählen Sie die denn Ihre Reiseziele und Programmpunkte aus? Wie gelingt der Spagat zwischen Fachlichem und Erlebnis?

Der Fokus liegt immer ganz klar auf Architektur, Stadtplanung, Stadtentwicklung. Aber nicht immer nur die große, bekannte internationale Architektur, die natürlich ein großer Bestandteil in unseren Touren ist. Sie wird aber immer ergänzt mit der noch unbekannten Architektur. Denn es gibt viele Gebäude, die noch nicht in der internationalen Architekturpresse waren, aber auch sehenswert sind. Es passiert viel im Kleinen, ob in Kopenhagen oder Paris. Es ist spannend zu sehen, welche Herausforderungen die Menschen auch in einem gut funktionierenden und nachhaltig gebauten neuem Stadtkonzept haben und wie sie sie lösen. Das Fachliche wird bei mir immer ergänzt mit dem Treffen von Menschen, die vor Ort arbeiten, von der Stadt, vom Architekturbüro, mit innovativen Leuten, die andere Ideen haben.
Architektur und Erlebnis lässt sich oft auch wunderbar verbinden. Beispielsweise wenn wir das Architekturbüro Snoehetta besuchen und anschließend auf der Terrasse der Osloer Oper, die sie gebaut haben, zum Lunch sitzen. Auf meinen Reisen gibt es fast immer eine Bootstour, weil es etwas Besonderes ist, vom Wasser aus auf die Stadt zu schauen, ob in Venedig, Rio de Janeiro, Leipzig oder anderswo.
Wie erleben Sie die Menschen, die mit ihnen reisen? Gibt es besondere Erlebnisse in der Gruppe, von denen Sie berichten können?

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie bereichernd der Austausch zwischen den Teilnehmern ist – über Landesgrenzen hinweg. Es ist inspirierend zu sehen, wie offen und neugierig die Gruppe ist, wenn sie ihre Erfahrungen teilt. Da wird über den Tellerrand geschaut: Wie läuft das bei euch in der Schweiz mit den Wettbewerbsausschreibungen? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadt in den Niederlanden, wenn es um den Wohnungsbau geht?
Besonders spannend sind auch die Begegnungen mit Menschen, die nicht direkt aus der Branche kommen. Denn letztlich bauen wir Architektur für Menschen, die keine Architekten sind, und es ist immer wieder eine bereichernde Erfahrung, wenn diese Perspektiven in den Austausch einfließen. Das erweitert den Horizont ungemein.
Gerade nach unserer letzten Tour in Kopenhagen wurde wieder deutlich, wie offen und horizonterweiternd es ist, wenn die Vielfalt der Herkunft und Branchen unserer Teilnehmer auf den offenen Touren zusammenkommt.
Das Spannende ist die Mischung: Bei uns trifft der erfahrene Architekt Ende 70 aus der Schweiz auf den jungen Studenten, der gerade den Concrete Design Award gewonnen hat. In Venedig sitzen beide am Tisch, tauschen sich aus, inspirieren sich gegenseitig. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Jungen vom Wissen und der Erfahrung der Älteren profitieren, während die Älteren vom frischen Technikwissen der Jüngeren begeistert sind.
Solche Begegnungen sind für mich das Herz unserer Touren – sie zeigen, wie wertvoll der Austausch zwischen Generationen und Branchen ist, um neue Perspektiven zu gewinnen und gemeinsam innovative Ideen zu entwickeln.
Auf Ihren Reisen sind Sie ja auch mit den Menschen vor Ort in Kontakt. Gab es hier schon mal interessante Begegnungen, die über das Geplante hinausgingen?
Ja, das passiert immer wieder. Auf einem Stopp zwischen New York und Falling Water inmitten einer Wohnsiedlung der 60er-Jahre treffen wir die Bewohner auf der Straße und im Gespräch laden sie uns spontan in ihr privates Haus ein. Nichts schöner als dass, wenn ein Architekt hinter die Kulissen direkt ins Gebäude schauen kann. Hier durften wortwörtlich den Teppich hochrollen und nach Detail und Bausubstanz schauen und fragen. Das war nicht geplant und ist für alle immer in Erinnerung. Ein Jahr später auf der nächsten Tour wurden wir am gleichen Ort ohne Voranmeldung wieder mit offenen Armen empfangen. Dafür habe ich auch immer ein paar kleine persönliche Geschenke und Grüße aus Deutschland in meinem Gepäck, was die Menschen immer überrascht und sehr freut.
Was ich auch immer wieder erlebe, etwa in Dänemark, Norwegen oder Holland: Es wird anderes gedacht, anders gebaut. Z.B. eine Reise nach Amsterdam war für alle ein unvergessliches Erlebnis. Gemeinsam mit einer großen Gruppe von Architekten, Gemeinderäten und sogar dem Bürgermeister machten wir uns auf den Weg, um die faszinierende Stadt zu erkunden. Die Exkursion war mehr als nur eine Tour – sie war eine inspirierende Reise durch innovative Stadtplanung, spannende Transformation alter Industriequartiere und zukunftsweisende Mobilitätskonzepte.
Besonders berührend war es, den Niederländern zuzuhören, wenn sie uns von ihren Erfahrungen berichten. Sie teilen offen, wie sie nach der Umsetzung ihrer Projekte auf die Ergebnisse schauen: „Wo lagen unsere Fehler? Haben wir unsere Ziele erreicht? Sind die Menschen, für die wir gebaut haben, zufrieden?“ Diese ehrlichen Fragen zeigen, wie sehr sie aus ihren Erfahrungen lernen und sich stetig verbessern wollen. Das Fazit ist klar: „Nicht alles ist perfekt gelaufen, aber das ist okay. Beim nächsten Mal machen wir es besser.“ Für die Niederländer ist Scheitern kein Grund zum Aufgeben, sondern eine Chance, mutig voranzuschreiten und Verantwortung zu übernehmen.
Genau dieses mutige Denken möchte ich auch nach Deutschland tragen. Mehr Mut zu Entscheidungen, mehr Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und Projekte umzusetzen – das ist der Weg nach vorn. Das möchte ich auch vermitteln: Mutig sein, Projekte realisieren und sich nicht von hundert Bedenken im Vorfeld aufhalten lassen. Denn nur so können wir unsere Städte nachhaltig und lebenswert gestalten.
Mehr Mut zu Entscheidungen, mehr Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und Projekte umzusetzen – das ist der Weg nach vorn.
Claudia EppleZum Schluss noch ein Ausblick in die Zukunft. Gibt es eine Reise, die Sie bisher noch nicht realisieren konnten, aber unbedingt mal anbieten möchten?
Es gibt noch so viel, was wir gemeinsam entdecken möchten. Bisher konnten wir noch nicht alle Wünsche realisieren, doch ich träume davon, auch mehr von Deutschland zu zeigen. Oft denken wir weit weg, doch gerade vor unserer Haustür gibt es faszinierende Orte, die es wert sind, erkundet zu werden. In den neuen Bundesländern, etwa in Leipzig, Dresden oder Potsdam, entstehen beeindruckende Projekte, die oft überraschend sind – sowohl in der Architektur als auch in der Stadtentwicklung. Oder im Bayerischen Wald, in Blaibach, hat ein Konzerthaus Einzug gehalten, das es unter die Top Ten der Welt geschafft hat. Hier verbinden wir moderne Architektur mit historischer Baukultur – ein Ort, der Kultur und Leben auf dem Land neu definiert.
Natürlich sind auch internationale Ziele für uns spannend: Die Westküste der USA, Südamerika, Südafrika oder Indien – Orte, die nicht nur inspirieren, sondern auch wertvolle Einblicke in unterschiedliche Kulturen und Bauweisen bieten. Für mich persönlich ist es eine Herzensangelegenheit, mit meinen Kundinnen und Kunden diese vielfältigen Perspektiven zu erkunden und daraus zu lernen.
Vielen Dank für das Interview!

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