Gemeinsam bauen – nachhaltig wohnen in der Stadt
Gemeinsam bauen spielt bei der Entwicklung besonders nachhaltiger Stadtentwicklungs- und Wohnprojekte inzwischen eine wichtige Rolle.
In diesem Artikel:
- Gemeinsam bauen in München und Wien
- wagnisART in München
- Steckbrief wagnisART
- Bikes and Rails in Wien
- Steckbrief Bikes and Rails
Ein Beitrag unserer Redaktion.
Gemeinsam bauen in München und Wien
Die lebenswerte Stadt und ihre zeitgemäßen Wohnungsangebote werden partizipativ geplant und gemeinsam genutzt. Für Baugemeinschaften schließen sich Gleichgesinnte zu einem Baupartner auf Augenhöhe der Verwaltung zusammen. Dabei entwickeln sie neue Qualitäten des Zusammenlebens. Außerdem engagieren sie sich besonders für eine ökologische Optimierung. Genossenschaften und soziale Träger verfolgen ähnlich hochwertige Ziele und entwickeln zudem ausgezeichnete Mobilitätskonzepte; wagnisART in München organisieren beispielsweise Carsharing und haben die geforderten Autos-Stellplätze reduziert. Die Wiener Gruppe Bikes and Rails ist hingegen vor allem mit Fahrrädern und der Bahn mobil.
WagnisART in München
WagnisART ist ein vielfach ausgezeichnetes, zertifiziertes Passivhaus mit 138 Wohnungen sowie vielen Gemeinschafts- und Gewerbeflächen. Eine Baubegleitung geschah durch eine Universität.

Das genossenschaftliche Wohnbauprojekt wagnisART der wagnis eG bietet ca. 300 Menschen ein nachhaltig optimiertes Zuhause. Damit die Architektur die Gemeinschaft fördert, konnten die zukünftigen Mieter die Gestaltung beeinflussen. Die realisierte Häusergruppe ist architektonisch außergewöhnlich, denn fünf vieleckige Gebäude mit lebendigen Grundrissen sind über Brücken auf verschiedenen Stockwerken miteinander verbunden. Die Innenhöfe werden vielfältig genutzt. Durch die umgrenzenden Brücken sind sie außerdem geschützte Innenbereiche und öffnen sich gleichzeitig zum Quartier mit Künstlerkolonie. Die Brücken und Flachdächer bilden eine große und vielfältige Dachgartenlandschaft, sodass ein Rückzugsort für die Bewohner entsteht.


Neue Wohnformen: gemeinsam bauen
Neben herkömmlichen 1-7-Zimmer Wohnungen gibt es auch neue Wohnformen wie Clusterwohnungen. Im Erdgeschoss bieten die Häuser eine Vielzahl an Nutzungen: Café, Veranstaltungs- sowie Toberaum, Ateliers, Werkstätten, Büros und Praxis-, Gemeinschafts- und Freiräume für die Bewohner und das gesamte Quartier.

Die Häuser sind als Passivhäuser zertifiziert, haben einen niedrigen Wärmebedarf, Photovoltaikanlagen auf drei Dächern sowie ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept. Durch Letzteres konnten die Stellplätze für Wohnen um 50% und für Gewerbe um 25% reduziert werden. Pro Stellplatz ergibt sich dadurch eine Einsparung von ungefähr 12,7 t Treibhausgasen. Solche energetischen Parameter wurden durch die wissenschaftliche Begleitung der TUM bilanziert. Danach verursachen die Gebäude insgesamt 71 Tonnen weniger CO2 pro Jahr (für Strom- und Wärmebedarf) als Referenzgebäude und sparen 615 MWh nicht erneuerbare Primärenergie im ersten Jahr. Der gewonnene Strom wird in einen Localpool eingespeist, der zudem den Verbrauchsstrom liefert.

Vielfach ausgezeichnet
Das Projekt wurde bereits vielfach ausgezeichnet: mit dem Deutschen Städtebaupreis, dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis, dem „Ehrenpreis für guten Wohnungsbau” der Stadt München und einem Preis des Deutschen Architekturmuseums sowie dem DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen“. Die Jury lobte:
„Der partizipative Planungsprozess, die städtebauliche Anordnung, die verschiedenen Wohnformen, die gemeinschaftlichen Nutzungsangebote und die nachhaltige Bauweise überzeugen von der besonderen Qualität der baulichen Anlage.“

Steckbrief WagnisART
Projektname
Genossenschaftliche Wohnanlage wagnisART
Standort
Fritz-Winter-Straße 4-16, 80807 München
Fertigstellung
2016
Bauherr
Wohnbaugenossenschaft wagnis eG, München
Architekten
Arge bogevischs buero, München und SHAG Schindler Hable, München
Wohneinheiten
138 für ca. 300 Bewohner
Nutzfläche
10.610 m² in 5 Häusern
Energiekonzept
Zertifiziertes Passivhaus, Fernwärmeversorgung, PV-Anlage Mietermodell, Regenwasserversickerung sowie Grundwasserbrunnen
Quellenangabe „Gemeinschaftlich nachhaltig bauen“
Forschungsbericht des Lehrstuhls für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen der Technischen Universität München
Bikes and Rails in Wien
Die klimaschonend mobilen Mitglieder von ‘Bikes and Rails’ haben hinter dem Wiener Hauptbahnhof ein besonders nachhaltiges Hausprojekt realisiert. Dafür plante ihnen das ökologisch ausgerichtete Architekturbüro Reinberg ein Passivhaus aus Holz mit vielen sozialen Nutzungen.

Das Sonnwendviertel Ost, zentral hinter dem Wiener Hauptbahnhof gelegen, wird aktuell fertig gestellt. Besonders konsequent unter seinen vielen Baugemeinschaften ist der Verein Bikes and Rails (B’n’R). Besonders wichtig ist den Mitgliedern eine ressourcenschonende Lebensweise. Deshalb bauten sie ein Passivhaus aus Holz mit Photovoltaik auf dem Dach.

Im Alltag sind sie mit Fahrrad und Bahn klimafreundlich unterwegs. In der Hausgemeinschaft und mit der Nachbarschaft teilen sie zudem vieles: Werkzeug, Lastenräder, Internet und Raum. Außerdem vermieten sie an den Verein ‘Flüchtlinge Willkommen’ Räume für eine WG. Und im Erdgeschoss belebt ein Fahrradcafé mit Reparaturwerkstatt den kleinen öffentlichen Platz vor ihrem Haus. „Unser Haus soll ein Treffpunkt für gelebte Nachbarschaft im Haus und in der Umgebung sein“, heißt es von den Sprechern.

Gemeinsam bauen und ‘Open-Source-Wohnen‘
B’n’R sind Teil des habiTAT, dem Mietshäuser Syndikat in Österreich, einem Verbund von etablierten Hausprojekten und neuen Projektinitiativen. Eigentum ist dabei dauerhaft sozial gebunden. Materiell und ideell ist das 1992 gegründete Mietshäuser Syndikat eine Art Dachgenossenschaft, die ehrenamtlich und nicht kommerziell weiter entwickelt wird, ähnlich wie bei Open-Source-Programmen.

Vor dem Einzug kaufte B’n’R das Passivhaus und vermietete es günstig. Die notwendigen Eigenmittel stammen von der Hausgemeinschaft sowie privaten Direktkrediten von externen Unterstützern. Vom Klimabündnis Österreich wurde es daher schon als besonders nachhaltiges Wohnprojekt ausgezeichnet.

Steckbrief Bikes and Rails
Projektname
Bikes and Rails, Verein zur Förderung gemeinschaftlichen Wohnens und nachhaltiger Mobilität
Standort
Emilie-Flöge-Weg 4, 1100 Wien
Fertigstellung
Frühjahr 2020
Wohneinheiten
18
Nutzfläche
2.181 m²
Bauträger
Familienwohnbau gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaft
Architekten
Architekturbüro Reinberg ZT, Wien
Prozessbegleitung
wohnbund:consult eG
Besonderheiten
Passivhaus, PV-Anlage, Radcafé, Radgarage, Flüchtlings-WG, Veranstaltungsraum, Loggien und Zugang im 4-geschossigen sowie ein südorientierter Wintergarten
Text: Achim Pilz

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